21.08.2014, 19:02
Mit Absicht habe ich diesen Beitrag zusätzlich zu dem ursprünglichen thread von Dietmar geschrieben, um einerseits die Möglichkeit eines Entwurfs (Anton hat es beschrieben) zu probieren und andererseits eine abgeschlossene Reparatur darzustellen.
Auch der Begriff Reparatur ist hier bewußt gewählt, da das Gerät allgemein in einem sehr guten Zustand war und nur spezielle Funktionen wiederherzustellen waren. Weiterhin kam mir entgegen, daß es ausschließlich um mechanische Instandsetzungen ging.
Objekt ist ein Reisegerät/Kofferradio Weekend 80 von der Firma Schaub Lorenz aus 1967/68.
Dietmar hat mir das Gerät vor kurzer Zeit zum Einkaufspreis überlassen (sogar mit 4 guten Monozellen drinnen).
Die rechte Antenne ließ sich nicht drehen und einschieben, der AM-Drehko saß fest. UKW lief bestens, toller Klang. Also aufschrauben und staunen...
Da ich vorher die DDR-Trabanten gewohnt war, machte das hier richtig Spaß. Ein kompaktes, aber aufgeräumtes Gerätchen und alles bestens erhalten. Harald hatte mir im Voraus einige wertvolle Tipps für Antenne und Drehko gegeben, also baute ich die Antenne zuerst aus. Am Antennenfuß war sie kräftig gerostet (eigentlich seltsam, es sind nur wenige Stahlteile in dem Bereich). Eine mechanische Rostentfernung brachte noch keinen Erfolg, also mußte die Chemiekeule ran, WD40.
Nach einiger Zeit konnte man sie vorsichtig bewegen. Der Rost hatte die Schlacht verloren.
Jetzt konnte sie gereinigt werden, der restliche Rost wurde entfernt und die ganze Angelegenheit mit Weißöl leicht eingeölt. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, daß der Antennenkopf weg und etwas mehr, als das obere Glied abgebrochen war. Also ran an die Drehbank und einen neuen Antennenkopf drehen und oben einpressen, fertig.
Als nächstes kam der festsitzende Drehko dran. Besonders war hierbei, daß er über ein Skalenseil bedient wurde, das über die Knopfachse, 2 Umlenkrollen und die Seilscheibe geführt war.
Harald hatte im Vorfeld auf die Tücken einer solchen Transmission hingewiesen und ich dachte auch daran, aber später im Arbeitseifer...
Aber davon später.
Zuerst wurde die Seilscheibe abgenommen und mit einem Kabelbinder "gesichert". Als nächsten Schritt sollte der Drehko ausgebaut werden, aber das erschien mir zu aufwendig (oder ich war zu faul dazu), also mußten Drehbank und Fräsmaschine wieder ran und ich fertigte mir ein
Werkzeug, das mir den Ausbau des Drehkos ersparte.
Der Seegerring wird von der Drehkoachse entfernt und die Spannhülse satt aufgesetzt und verspannt. Jetzt kann mit einer 1ml-Spritze und einer sehr feinen Nadel durch das untere Hülsenfenster Benzin auf das verharzte Drehkolager aufgeträufelt werden. An den gekonterten Muttern oben auf der Hülse kann man mit mehr oder weniger Kraft probieren, ob schon Bewegung möglich ist (besser ist natürlich weniger Kraft). Der Rest ging eigentlich recht flott. Nach ca. 15 Minuten ließ sich der Drehko wieder drehen, erst widerwillig, dann leicht. Die braune Pampe, die nun aus dem Lager ausgewaschen wird immer schön wegtupfen, solange, bis nichts mehr kommt. Etwas harzfreies Öl macht die Lagerung leichtgängig. Nun wird das Werkzeug entfernt und der Seegerring wieder eingesetzt. Seilscheibe wieder drauf und... Verdammte Pestilenz, wo ist die Seilscheibe? Ganz einfach, sie ist mir im Arbeitseifer - vom Skalenseil abgewickelt - runter gefallen und hat den Fußboden erkundet.
Bis hierher hatte mir die Arbeit Spaß gemacht, jetzt kam die dunkle Seite. Bisher hatte ich noch kein Skalenseil unter derartigen räumlichen Verhältnissen aufgelegt, jetzt durfte ich es lernen. Na gut, ich möchte hier nicht weiter die Situation schildern, es gelang mir nach einiger Zeit. Gut, wenn man in solchen Situationen allein ist.
Hier das fertige Chassis
Und hier das fertige Kofferradio
oder so
Zum Schluß meiner Ausführungen nochmals meinen Dank an Dietmar für das schöne Gerät mit dem tollen Klang und Harald für seine wertvollen Tipps. Heute Morgen habe ich mit dem Radio 4 Mittelwellensender und 3 Langwellensender in passabler Stärke empfangen (was muß da erst abends los sein).
Sollte jemand von Euch das Werkzeug einmal benötigen, leihe ich es gerne aus.
Gruß
Wilhelm
Auch der Begriff Reparatur ist hier bewußt gewählt, da das Gerät allgemein in einem sehr guten Zustand war und nur spezielle Funktionen wiederherzustellen waren. Weiterhin kam mir entgegen, daß es ausschließlich um mechanische Instandsetzungen ging.
Objekt ist ein Reisegerät/Kofferradio Weekend 80 von der Firma Schaub Lorenz aus 1967/68.
Dietmar hat mir das Gerät vor kurzer Zeit zum Einkaufspreis überlassen (sogar mit 4 guten Monozellen drinnen).
Die rechte Antenne ließ sich nicht drehen und einschieben, der AM-Drehko saß fest. UKW lief bestens, toller Klang. Also aufschrauben und staunen...
Da ich vorher die DDR-Trabanten gewohnt war, machte das hier richtig Spaß. Ein kompaktes, aber aufgeräumtes Gerätchen und alles bestens erhalten. Harald hatte mir im Voraus einige wertvolle Tipps für Antenne und Drehko gegeben, also baute ich die Antenne zuerst aus. Am Antennenfuß war sie kräftig gerostet (eigentlich seltsam, es sind nur wenige Stahlteile in dem Bereich). Eine mechanische Rostentfernung brachte noch keinen Erfolg, also mußte die Chemiekeule ran, WD40.
Nach einiger Zeit konnte man sie vorsichtig bewegen. Der Rost hatte die Schlacht verloren.
Jetzt konnte sie gereinigt werden, der restliche Rost wurde entfernt und die ganze Angelegenheit mit Weißöl leicht eingeölt. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, daß der Antennenkopf weg und etwas mehr, als das obere Glied abgebrochen war. Also ran an die Drehbank und einen neuen Antennenkopf drehen und oben einpressen, fertig.
Als nächstes kam der festsitzende Drehko dran. Besonders war hierbei, daß er über ein Skalenseil bedient wurde, das über die Knopfachse, 2 Umlenkrollen und die Seilscheibe geführt war.
Harald hatte im Vorfeld auf die Tücken einer solchen Transmission hingewiesen und ich dachte auch daran, aber später im Arbeitseifer...
Aber davon später.
Zuerst wurde die Seilscheibe abgenommen und mit einem Kabelbinder "gesichert". Als nächsten Schritt sollte der Drehko ausgebaut werden, aber das erschien mir zu aufwendig (oder ich war zu faul dazu), also mußten Drehbank und Fräsmaschine wieder ran und ich fertigte mir ein
Werkzeug, das mir den Ausbau des Drehkos ersparte.
Der Seegerring wird von der Drehkoachse entfernt und die Spannhülse satt aufgesetzt und verspannt. Jetzt kann mit einer 1ml-Spritze und einer sehr feinen Nadel durch das untere Hülsenfenster Benzin auf das verharzte Drehkolager aufgeträufelt werden. An den gekonterten Muttern oben auf der Hülse kann man mit mehr oder weniger Kraft probieren, ob schon Bewegung möglich ist (besser ist natürlich weniger Kraft). Der Rest ging eigentlich recht flott. Nach ca. 15 Minuten ließ sich der Drehko wieder drehen, erst widerwillig, dann leicht. Die braune Pampe, die nun aus dem Lager ausgewaschen wird immer schön wegtupfen, solange, bis nichts mehr kommt. Etwas harzfreies Öl macht die Lagerung leichtgängig. Nun wird das Werkzeug entfernt und der Seegerring wieder eingesetzt. Seilscheibe wieder drauf und... Verdammte Pestilenz, wo ist die Seilscheibe? Ganz einfach, sie ist mir im Arbeitseifer - vom Skalenseil abgewickelt - runter gefallen und hat den Fußboden erkundet.
Bis hierher hatte mir die Arbeit Spaß gemacht, jetzt kam die dunkle Seite. Bisher hatte ich noch kein Skalenseil unter derartigen räumlichen Verhältnissen aufgelegt, jetzt durfte ich es lernen. Na gut, ich möchte hier nicht weiter die Situation schildern, es gelang mir nach einiger Zeit. Gut, wenn man in solchen Situationen allein ist.
Hier das fertige Chassis
Und hier das fertige Kofferradio
oder so
Zum Schluß meiner Ausführungen nochmals meinen Dank an Dietmar für das schöne Gerät mit dem tollen Klang und Harald für seine wertvollen Tipps. Heute Morgen habe ich mit dem Radio 4 Mittelwellensender und 3 Langwellensender in passabler Stärke empfangen (was muß da erst abends los sein).
Sollte jemand von Euch das Werkzeug einmal benötigen, leihe ich es gerne aus.
Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben