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Koffergerät Twenstar P6 von Rex Plastik
#1
Ein sehr seltener Vertreter der Geräte der "Teenieära" der 1960er Jahre ist diese Plattenspieler-Radiokombination: Koffergerät Twenstar P6. Genaugenommen sollte wohl die Altersgruppe ab 20 Jahren angesprochen werden, der Name "Twenstar" verrät es. Auf jeden Fall war es ein Gerät für die jungen Leute, die gerne viel unterwegs waren und überall Musik hören wollten. Sicher hat das Gerät viele Rufe von verärgerten Schwimmbadnachbarn auf der Liegewiese mitbekommen, denn seine Eigentümer mochten gerne die Beatles, Beach Boys, Cliff Richard, Fats Domino, The Four Seasons und Andere mehr, laut hören... Die "reifere" Schwimmbadgesellschaft fand das aber skandalös. Überhaupt-, die jungen Hüpfer mit ihren knappen Bikinis... Und dann noch diese Urwaldmusik.

   

   

   

   

Eine wirre Zeit, sowohl für die Älteren, als auch die Jugend (übrigens eine Zeit, in die ich hineingeboren wurde). Das Elend der beiden zurückliegenden Kriege war noch nicht vergessen, auch wenn die Moderne mit einem aufkommenden Wohlstand für ein besseres Leben sorgte. Aber nun rebellierte auf einmal die Jugend, nichts sollte mehr sein, wie es einmal war. So war beim einen Teil der Bevölkerung die Sehnsucht nach Ruhe, Sicherheit und Ordnung besonders ausgeprägt, beim anderen (-jüngeren) Teil war eben diese Ordnung verpöhnt. Man wollte experimentieren.

So auch die Hersteller. Noch bevor Asien die Märkte in Europa mit ihren Plastikschachteln erfüllte, versuchte auch ein deutscher Hersteller die gute D-Mark von der jungen Käuferschaft zu ergattern. Max Ernst baute eine kleine Reihe an sehr einfachen, transistorisierten AM-Empfängern, die wie Spielzeug aussahen, viel buntes Plastik in den gefragten Farben der Zeit. Aber auch solche Geräte wie das hier vorgestellte Twenstar, verließen das Werk der Fa. Rex Plastik. Nur rund 10 Jahre war die Fa. am Markt., mit einer sehr überschaubaren Produktpalette im Bereich der Unterhaltungsgeräte. Entsprechend Gering sind heute noch die Bestände und sämtliche Modelle sind heute gesuchte Sammlerstücke. So auch zum Beispiel das Rex "Bambino".

Hersteller: Rex-Plastik, Max Ernst KG, Nürnberg
Baujahr: ~1960
Typ: Tragbarer Radio-Plattenspieler
Modell: Twenstar P6
Transistoren: AF117 AF117 OC71 OC71 OC74 OC74 OC304
Wellenbereiche: Nur MW
Lautsprecher: 1 permanentdynamischer Lautsprecher
Tonabnehmer: Kristalltonabnehmersystem ELAC KST11, Nadel: SM11
Stromversorgung: 6V Gleichstrom: 4x 1,5V Baby Batterien, kein Netzanschluss
Gehäuseabmessungen: ca. 23 x 10 x 24 cm
Gewicht: ca. 1000 g
Bemerkungen: Plattenspieler nur für 17 cm Singleschallplatten mit großem Mittelloch bei 45 r.p.m., Verstaumöglichkeit von bis zu 6 Platten im unteren Fach, Plattenspielbetrieb auch aufrecht stehend-, und beim Tragen am Griff möglich. Der Tonabnehmer tastet die Platten von der Unterseite ab und wird mit Federdruck in der Rille gehalten. Die Platte wird dabei seitlich direkt von einem Gummirad angetrieben. Der Mittelbobby hat keinen Antrieb, dreht nur mit und hat Rasternasen, auf die die Platte aufgeklinkt wird.
Der Motor ist Transistorgeregelt, hat aber auch eine Fliehkraftregelung zur Stabilisierung.

   

   

Die nachfolgenden Bilder veranschaulichen den einfachen Aufbau des Gerätes. Leider sind die Kunststoffdeckel arg verzogen, teilweise sind auch Haltenasen abgebrochen. Insgesamt ist auch der massive Kunststoffkörper des Gerätes verzogen. Der Deckel über dem Plattenspieler lässt sich überhaupt nicht mehr verschließen, Rückdeckel geht gerade noch so. Die Bodenplatte auf der der Mittelbobby sitzt, ist auch etwas schief, wodurch die Platte im Betrieb an einer Seite leicht am Boden schleift.

Das Batteriefach und Lagerfach für Singles Schallplatten.

   

Gehäuse geöffnet. Dazu werden die beiden Messinghaltebolzen für den Tragriemen herausgeschraubt. Dann lässt sich die Empfänger-Verstärkereinheit herausziehen:

   

Der Plattenspieler von unten:

   

Empfänger- und Verstärkerplatine:

   

   

Naja, grundsätzliche Funktion ist aber gegeben: Das Radio spielt auf MW einwandfrei, in den Abendstunden sind über die eingebaute Ferritantenne noch einige Sender einzufangen. Der Plattenspieler läuft im Prinzip auch, jedoch leiert es ganz fürchterlich. Zum Einen wegen der mechanischen Probleme, zum Anderen könnten aber auch elektrische Probleme eine Ursache sein. Aber das soll hier jetzt nicht Thema sein, es geht mir hier nur um eine Vorstellung des Gerätes.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#2
Ein schönes Gerät und zumal nicht allzu oft anzutreffen. Damals hat man sich wohl um die Auflagekraft der Nadel wenig Gedanken gemacht. Ist aber auch gut gelaufen, denke ich.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#3
Im Grunde ist das nicht anders als beim Philips Mignon. Da wird der Tonabnehmer auch mit Federdruck in der Rille gehalten, sonste hätte das Gerät im Automobil nicht betrieben werden können. Den alten Singles macht das nix aus, solange die Nadel gut ist. Der Druck ist nun auch nicht ernorm, vermutlich nichtmal stärker, als wenn ein 50ger Jahre Tonarm von oben auf die Nadel drückt.
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#4
Hallo Anton,

immer wieder toll anzusehen, was du für Schätze hast.

Gerne mehr davon...
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#5
Da hst du wieder ein seltenes Stück Anton. Verwirren tuen mich die Bedienknöpfe mit Rec und in on out off?
Auf der Platine sind viel Vitrohm Widerstände. Deren Wirkung du ja kennst.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#6
Hallo Anton,

ein geniales Dokument der Unterhaltungstechnik aus dem Zeit des Wirtschaftswunders.
Saugut bebildert und ebenso erklärt. Wieder etwas dazu gelernt, sehr angenehm und entspannend.

Ähnliches gab es in der DDR, der Photoautomat von Zittau und z. Teil das Pouva Bändi.
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#7
(08.05.2017, 09:14)Dietmar schrieb: ...Verwirren tuen mich die Bedienknöpfe mit Rec und in on out off?
Auf der Platine sind viel Vitrohm Widerstände...
Rec steht wohl für den "Recordplayer", also Start/Stop vom Plattenspieler

In - on/Out - off: wenn gedrückt Gerät "An", wenn nicht gedrück halt "Aus".

Immer diese Vitrohm-Schimpfe... Wink
Mein Radio ist auch voll davon und läuft trotzdem wunderbar.
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#8
ein ähnliches Gerät von Metz stand in Riquewihr zum Verkauf. Da ich die Preise kenne hab ich gar nicht erst gefragt. Am Ende war ich sowieso froh das es für die Maut noch gereicht hat.

Sehr schöne Vorstellung, Anton!
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#9
(08.05.2017, 09:14)Dietmar schrieb: Verwirren tuen mich die Bedienknöpfe mit Rec und in on out off? Auf der Platine sind viel Vitrohm Widerstände. Deren Wirkung du ja kennst.
(08.05.2017, 09:42)MaxB schrieb: Rec steht wohl für den "Recordplayer", also Start/Stop vom Plattenspieler.
In - on/Out - off: wenn gedrückt Gerät "An", wenn nicht gedrück halt "Aus".
Immer diese Vitrohm-Schimpfe... Wink Mein Radio ist auch voll davon und läuft trotzdem wunderbar.

Das hatte mich zunächst auch irritiert Dietmar, aber es ist genauso wie es Martin beschrieben hat. Die Beschriftung der Tasten ist international gehalten, so dass nicht für den Export eine extra Version angefertigt werden musste. Das spart Kosten.
Die Taste "Start rec." setzt den Plattenspieler mechanisch und elektrisch in Gang. Die Taste "Stop rec." beendet den Abspielvorgang vorzeitig, die Gummirolle die die Platte antreibt, wird on der Platte weggeführt und der Tonabnehmer wandert zurück in die Ausgangsposition. "in" heisst eigentlich "Ein", da ist nur das "E" nicht mehr zu Lesen. Diese Tasten schalten den Strom Ein/Aus. Und dann erklären sich die beiden verbleibenden Tasten Phono und Radio als Betriebsartenschalter. Der runde Drehknopf regelt die Lautstärke.
Naja, die Widerstände stehen bei mir immer als Letztes auf der Prüfliste. Ich habe da eher die Elkos in Verdacht, dass die den Motor beeinflussen. Radio und Verstärker spielen ja einwandfrei. Im ungünstigsten Fall ist ein Transistor defekt, der laut Beschreibung auch für die Motorregelung zuständig ist.
Letztlich ist aber der mechanische Zustand des Gehäuse viel schwieriger. Aber wie geschrieben: Das hier soll nur eine Gerätevorstellung sein.

(08.05.2017, 12:07)saarfranzose schrieb: ein ähnliches Gerät von Metz stand in Riquewihr zum Verkauf. Da ich die Preise kenne hab ich gar nicht erst gefragt. Am Ende war ich sowieso froh das es für die Maut noch gereicht hat. Sehr schöne Vorstellung, Anton!

Ja, leider sind die Preise für diese Geräte meist eher im dreistelligen Eurobereich. Ich hatte Glück ein Gerät für 40 Euro via Sofortkauf erstehen zu können. Auch nicht billig, aber im Vergleich zu den sonstigen Preisen schon. Allerdings muss man auch den eher schlechten Zustand des Gerätes sehen. Das Tonabnehmersystem, was sonst auch mit 70 Euro zu Buche schlägt (wenn man es denn überhaupt noch findet), fehlte auch und wurde von mir, aus eigenem Bestand, erst eingesetzt.

Danke Euch für Euren Zuspruch und Euer Interesse. Dann macht so ein Bericht doch gleich viel mehr Freude.
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#10
Hobby´s kosten halt Geld,
schönes interessantes Gerät Anton. Danke für die interessante Vorstellung.
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#11
Hallo,

(08.05.2017, 12:57)Anton schrieb: "in" heisst eigentlich "Ein", da ist nur das "E" nicht mehr zu Lesen.

das glaube ich gar nicht mal, schaul mal genau hin.
Wenn das "Ein" heißen sollte müsste es folgerichtig darunter auch "Aus" heißen und nicht "out".
Ich gehe davon aus dass die Position des Knopfes gemeint ist. Die innere Position des Knopfes (in) und die äußere Position (out).

Nicht dass du noch auf die Idee kommst, ein "E" nachzumalen, wo es gar keins geben sollte... Wink
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#12
(08.05.2017, 17:58)MaxB schrieb: Wenn das "Ein" heißen sollte müsste es folgerichtig darunter auch "Aus" heißen und nicht "out".
Ich gehe davon aus dass die Position des Knopfes gemeint ist. Die innere Position des Knopfes (in) und die äußere Position (out). Nicht dass du noch auf die Idee kommst, ein "E" nachzumalen, wo es gar keins geben sollte... Wink

Mist, jetzt muss ich das "Edding E" wieder abkratzen  Smile
Du hast Recht, ich habs mir nochmal angesehen. Da ist tatsächlich "gedrückt/nicht gedrückt" gemeint, also in/out.
Danke fürs aufmerksame Hinsehen. Aber Ihr schaut die Bilder gut an, das gefällt mir  Wink
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#13
(08.05.2017, 12:07)saarfranzose schrieb: ein ähnliches Gerät von Metz stand in Riquewihr zum Verkauf. Da ich die Preise kenne hab ich gar nicht erst gefragt.

Mist, jetzt ärgere ich mich noch mehr!
Metz, das wird ein Babyphon gewesen sein? Damit liebäugle ich schon länger Sad
Gruß,
Uli
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#14
Wird wohl so ein Gerät gewesen sein (gibts mehrere Modelle im fast gleichen Gehäuse):
http://www.radiomuseum.org/r/metz_babyphon_102_alt.html
Leider meist auch unerschwinglich...
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#15
ja, genauso sah es aus, Anton. Vielleicht hatte Meikel nach dem Preis gefragt? Aber ist ja auch egal. Man kann nicht alles kaufen.
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#16
Nein Jupp, ich hatte nicht gefragt. Im Vorbeigehen hatte ich einige Preise mitbekommen, die der Verkäufer genannt hat, da war mir nicht mehr nach Preisanfragen. Wie immer gab es 2 Parteien, Aussteller und Leute, die was verkaufen wollten.
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#17
Schad. Aber jetzt wissen Jupp UND Michel Bescheid, kann nicht mehr lange dauern, bis jmd so ne Kiste für mich findet Wink
[Anspruch] PS: Die UKW Version bitte! [/Anspruch]
Gruß,
Uli
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#18
Das ist ein schönes Gerät Anton!
Mir war das Modell auch immer zu teuer. Bei dem verzogenen Gehäuse könnte ich mir vorstellen das sich das mit Wärme richten lässt. Es müsste ja ein Thermoplast sein. Bei dem Motor könnte auch der Fliehkraftregler verharzt sein. Da ist Vorsicht geboten. Ich habe einen Philips Mignon Batterie deshalb kaputt repariert. :-(
Gruß aus Bremen

Enno
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