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exotische ECL86 Schaltung
#1
Hallo Radiobastler,

Auf der Suche nach einer sinnvollen Verwendung meiner PCL86 Vorräte habe ich relativ günstige Platinen in diversen Schaltungsvarianten gefunden.
Neben einer SE und Gegentaktvariante habe ich auch eine Platine (und nach Lieferung auch Schaltung) zu einem "DAC Valve based Output filter with PSU" bekommen.

.png   Bildschirmfoto 2017-10-27 um 09.26.31.png (Größe: 48,41 KB / Downloads: 558)
Ich verstehe die Bezeichnung so, dass ungewollte Signalanteile eines Digital-Analogwandlers (z.B. CD Player) wirksam unterdrückt werden.

.png   Bildschirmfoto 2017-10-27 um 09.26.49.png (Größe: 33,89 KB / Downloads: 465)
.png   Bildschirmfoto 2017-10-27 um 09.27.13.png (Größe: 36,49 KB / Downloads: 451)
Dazu wird die Spannungsversorgung mit einigem Aufwand stabilisiert und gefiltert.
Mir ist aber neu, dass der Signalausgang zwischen Masse und Katodennähe abgenommen wird. Möglicherweise ist die Schaltung aber auch gar nicht als NF Verstärker zu sehen und der eigentliche Verstärker schließt sich noch an? Oder kommt der AÜ direkt an den Signalausgang? Ich kann es natürlich einfach aufbauen und ausprobieren, würde es aber auch gern verstehen.
Ich bin mal gespannt, ob mir jemand was dazu erklären kann.

Gruß Matthias
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#2
Hallo,

Die drei Grundschaltungen in der Röhrentechnik wurde uns buchstäblich eingebläut, das blieb hängen.

Hier handelt es sich um eine klassische Anodenbasisschaltung, deren Verstärkung < 1 beträgt.
Keine Phasendrehung erzeugt. Der Eingangswiderstand in etwa dem Gitterableitwiderstand entspricht, in dem Fall R 8.
Der Außenwiderstand ist in Abhängigkeit von der Steilheit zu ermitteln. Da fehlt mir aber doch einiges und nachlesen kannst Du selber.

Nach Barkhausen Röhrenformel gilt: SDRi = 1 (Ua, Ia: Anodenspannung bzw. -strom, Ug: Gitterspannung).

Ich finde eher ein NF Vorverstärker könnte das sein + Filter...


Schreibe doch mal wo genau das Teil im Einsatz ist.
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#3
Hallo Jürgen,

Die Schaltung ist (noch) nicht im Einsatz. Ich habe zur Optimierung des Versands relevante Platinen, die auf 3€ abgepreist waren einfach mitbestellt. Da die Schaltung selbst erst mit der Lieferung kam, wusste ich vorab nicht, inwieweit ich diese Platine einsetzen kann. Zum Experimentieren und Lernen ist es sicher kein Fehler.

Gruß Matthias
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#4
Absolut in Ordnung, Berichte von den Experimenten. Undecided
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#5
Hallo Matthias,

die Schaltung besteht im Wesentlichen aus zwei, rückwirkungsfrei gekoppelten, aktiven Tiefpassfiltern 2ter Ordnung. Insgesamt ein Tiefpass 4ter Ordnung mit einem Amplitudenabfall von 80dB/Dek ab Grenzfrequenz. Die obere Grenzfrequenz könnte man errechenen, wenn die R-C Bauteilwerte der Filterschaltung bekannt wären.

Die Schaltung hat, wegen 2x Katodenfolger (bzw. Anodenbasis-Schaltung), eine Gesamtverstärkung von etwas kleiner "1". Die endgültige Verstärkung ist abhängig vom Lastwiderstand am Ausgang, kann daher deutlich unter "1" absinken. Die Ausgangsimpedanz an der Katode des Pentodenteiles beträgt ungefähr 1/s // Rk. S ist bei der ECL86 mit 10mA/V angegeben - das entspräche dann einem elektronischen Ro von 100 Ohm zu welchem dann Rk (R11,R12, gegebenenfalls R14) parallel liegt. Also wäre der Ausgangswiderstand < 100 Ohm. Konkrete Werte sind aber erst möglich wenn die arbeitspunkt-bestimmenden Widerstande bekannt sind.

Also, ohne Bauteilwerte sind keine konkreten Angaben möglich.
Freundliche Grüße, Peter R.
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#6
Der Form halber kommt hier auch die Bauteilliste zum Plan.

.png   Bildschirmfoto 2017-10-27 um 19.47.54.png (Größe: 153,23 KB / Downloads: 238)
Mich würde noch interessieren, welchen Störungen ein DAC Filter entfernen soll. Ich habe bewusst noch keine Störgeräusche von einem CD Player gehört.

Gruß Matthias
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#7
Hallo Matthias,

zum Verstehen der Schaltung habe ich diese durch Entfernen der Filterkomponenten auf ihre Grundform abgemagert. Nun sollten deutlich die beiden gleichstromgekoppelten Katodenfolger erkennbar sein. So gesehen handelt es sich um einen zweistufigen Impedanzwandler mit hochohmigem Eingang und einem Lastausgang - möglicherweise 60 Ohm kompatibel.

Ohne Belastung des Ausganges ist die Verstärkung nahezu 1. Diese Schaltung ist sehr breitbandig und ist gelegentlich in Meßsendern als Ausgangsstufe zu finden. Dort dient sie zur Anpassung an die 60 Ohm Messleitung bzw. den 60 Ohm Abschwächer. Sie verhindert auch Rückwirkungen auf die Oszillatoren.

Auf jeden Fall ist die Schaltung im beschriebenen Sinn ebenso für NF- Anwendungen zu gebrauchen:

.jpg   ECL-Folger.jpg (Größe: 21,02 KB / Downloads: 259)
Freundliche Grüße, Peter R.
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#8
Hallo Matthias,

Danke für die Wertetabelle. Damit konnte ich bereits etwas Leben in die Grundschaltung bringen. Sie ist schon dafür vorgesehen etwas Power abzuliefern. Auf jeden Fall kann sie ohne Last einen Spannungshub von ca. 75Vs abliefern das entspräche 53V Sinus.

Der Ausgangswiderstand liegt bei ca. 100Ohm//3k4=97Ohm. Was die Schaltung nun genau speisen sollte ist daraus aber nicht nachvollziehbar. Wenn sie mit dem Nennwiderstand belastet wird liefert sie nur noch die halbe Spannung, wie es bei Widerstandsanpasung üblich ist.

Hier noch einmal die "belebte" Schaltung:

.jpg   ECL-Folger-.jpg (Größe: 28,04 KB / Downloads: 230)

hierbei ist es wichtig zu erkennen, dass der Gesamtarbeitspunkt von R5 (1k5) abhängig ist. Nach den Daten aus dem Röhrenbuch sollten bei Rk=1k5 ca. 0,85mA fließen - darauf beziehen sich die angegeben Spannungs- und Stromwerte. Sie können daher in der praktisch aufgebauten Schaltung etwas abweichen. R2 und R7 sind noch "Restbestände" der Filterschaltung; sie haben keinen direkten Einfluss auf die Funktion der Schaltung man kann sie jedoch als Schutzwiderstände gegen wilde UKW-Schwingungen einordnen.
Freundliche Grüße, Peter R.
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#9
Vielen Dank Peter für Deine Erklärungen.
Möglicherweise kommt die Frage auf, warum ich nicht gleich beim Anbieter die Antworten hole.
Soweit ich das erkennen kann, ist das nur ein Platinenhändler. Die Schaltbilder liefert er auf Anfrage, aber die tiefere Absicht ist wohl nicht zu erfahren. Viele der Röhrenschaltungen haben zum Ziel, P-Röhren zu verwerten. Was ja auch mein Ziel dabei war. Wenn ich nun noch erfahre, welche Störungen dieses Filter entfernt, bin ich u.U. auch in der Lage, etwas mit der Schaltung zu "spielen".

Hier ist noch der Link  zum Anbieter. Da steht wirklich nicht mehr zum Verwendungszweck.

Gruß Matthias
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#10
Hallo Matthias,

hier die in der Schaltung "versteckte" Filterschaltung mit OP's nachgebildet. Diese Darstellung sollte das Verständnis etwas vereinfachen. Jetzt kann man die Schaltung bezüglich ihrer Tiefpass-Filterwirkung auch einfach simulieren oder mit den passenden Formeln analysieren. Auf jeden Fall kann man jetzt ermitteln, was die Schaltung frequenzmäßig bewirkt.
   

C2 und C3//C4 sollten auch gleiche Werte haben; C4,C5 sind in der Wertetabelle mit * gekennzeichnet. Wahrscheinlich wurden sie wegen der nicht genau definierbaren Schaltkapazitäten entsprechend angepasst.

Nachsatz: Die angebotenen Platinen scheinen irgendwelche Restposten aus Überprduktion zu sein...
Freundliche Grüße, Peter R.
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