Lampe 17 der Kaiserlichen Armee - Signallampe der Elektromechanischen Industrie GmbH

  • Hallo zusammen,

    heute möchte ich etwas besonderes vorstellen.


    i.) Die Vorgeschichte
    Es war Anfang Dezember, als ich diese Lampe auf Ebay Kleinanzeigen entdeckte - der mittlere zweistellige Preis war verlockend. Ich hab das Angebot einem guten Kumpel gezeigt, was später noch wichtig wird. Ein, zwei Bedenktage verstrichen, bis ich den Anbieter angeschrieben habe. Nach ein paar Stunden folgte die Antwort. "Soeben verkauft". Mist. Es verging die Zeit bis Weihnachten, die Lampe hatte ich schon wieder halb vergessen. Als ich die Geschenke meiner Freundin ausgepackt habe, hielt ich plötzlich die Lampe in den Händen. Was war passiert? Mein Kumpel und meine Freundin hatten ohne mein Wissen einen Plan ausgeheckt und meine Freundin kaufte sie mir direkt vor der Nase weg. Da braucht man keine Feinde mehr :rolleyes:


    ii.) Die Lampe
    Nun will ich euch nicht Länger auf die Folter spannen, das hier ist die Lampe:

    Unten links am Schalter wird die Lampe angeschaltet, über die Taster oben können die einzelnen Lampen getastet, beziehungsweise auf Dauerlicht geschaltet werden.

    Was weiß ich über die Lampe? tl;dr Nicht viel.

    Das Olivgrün lässt mich auf militärische Anwendung schließen - auch wenn die Lampe als Bahnlampe eingestellt war. Wahrscheinlich war sie deswegen auch noch nicht verkauft - Militariasammler haben meist einen lockereren Geldbeutel als Eisenbahner.

    Die Konstruktion - siehe Bilder und Beschreibung unten - lässt mich auf die Zeit des ersten Weltkrieges schließen. Das bestätigen auch folgende Rechercheergebnisse. Die Lampe taucht ab und zu in Auktionshäusern als "Imperial German Artillery Lamp" von verschiedenen Herstellern auf.

    Hersteller Georg Pöschmann zu Dresden:
    http://dbgmilitaria.co.uk/shop/index.php…roducts_id=3656
    https://www.invaluable.com/auction-lot/ra…30-c-5a14f2db02

    Hersteller Bernhard Rogge Berlin:
    https://www.militariahunter.com/militariahunter-detail-1140.html
    https://www.ratisbons.com/33rd-Contempor…ignal-lamp.html
    https://www.catawiki.com/en/l/41281425-…ignal-lamp-1917

    Hier taucht eine sehr ähnliche Lampe auf, Herstelller unbekannt. Das Gehäuse ist gleich, nur die Front anders. Passende Batterie ist wohl eine 3R20-2, in diesem Angebot von Leclanche.
    https://www.ricardo.ch/de/a/armee-tas…ntik-1061193254

    Hier ein Link zur Batterie: https://www.radiomuseum.org/r/leclanch_aln_6135_265_1453.html

    Das sind bisher alle Informationen, die ich aufgetan habe. Ich bin auf der Suche nach Informationen zum Hersteller, zu der Lampe an Sich und zum Verwendungszweck.


    iii.) Zerlegen und Aufarbeiten
    Zuallererst hängen wir die Tür an der Vorderseite aus und schauen uns die Misere mal an. Die Kontakte für die Batterie sind auf der Rückseite, leider total gammelig. Einer war gar nicht zu retten, der andere nur mit viel Hass zu demontieren, alles extrem zusammengekrustet. Die schwarze Montageplatte ist aus schwarz gestrichenem Holz, mit Stahlschrauben eine im Korossionsfall sehr stabile Verbindung.

    Nehmen wir die schwarze, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogene Isolierpappe ab, sehen wir die Kontaktstreifen und die Schaltermimik. Interessant: Die beiden äußeren sind aus Messing, die Mittlere ist aus Stahlblech (wie man sieht, leider).

    Drehen wir das ganze um, finden wir vorn die Reflektoren und die Taster vor, die Ebenfalls unter schwarzer Isolierpappe versteckt sind.


    Wie gehts weiter? Aktuell habe ich schon einige Teile nachgefertigt, wie Beispielsweise die Kontaktbleche für die Batterie. Ebenfalls sind neue DIN 96 und 97 Schrauben unterwegs, da die alten Korossionsbedingt nur noch als Kehricht dienen.

    Viele Grüße, Mark

    Radioten aller Länder, vereinigt euch!

    Edited once, last by MIRAG (January 31, 2022 at 8:32 PM).

  • Hallo Mark
    Das war eine tolle Idee von Deiner Freundin.
    Ich hätte gerne Dein verblüfftes Gesicht beim Auspacken gesehen.
    Viel Spaß mit dem Teil.

    Grüße aus Bornheim (Rheinland)
    Werner

  • In der Tat ein interessantes Stück Historie. Sehr gut gefällt mir aber auch Deine Schritt-für-Schritt Dokumentation der Restaurierung. Am Ende wird das vielleicht eine Ampel für die Schlafzimmertür: 1. Bitte betreten, 2. Betreten nur nach Voranmeldung durch Klopfen, 3. Aufgarkeinenfallundunterkeinenumständen betreten

    :D

    ~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
    Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
    Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht :D

  • Schöne Bastelei. So etwas macht mir auch Spaß, alte Teile aufarbeiten
    und ihnen neues Leben einhauchen.

    Außerdem: Mir der Freundin brauchst Du Dir um den Fortbestand des
    Hobbys keine Gedanken zu machen.

    Gruß
    Wilhelm

    Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
    so ist es gut, so ist es recht
    von Fallersleben

  • iv.) Zusammenbau

    Liebe Leser, die Lampe ist wieder zusammengebaut.

    Nachdem die erforderlichen Teile nachgebaut waren, habe ich die Grundplatte aus Holz aufgearbeitet. Am aufwändigsten war es, die abgerissenen Schrauben auszubohren. Hierzu, leider gibt es keine entsprechende fotographische Dokumentation, wurde vorsichtig mit verschiedenen Bohrerdurchmessern der Schraubenrest freigelegt, um dann eine finale Bohrung mit 5 mm im Durchmesser zu schaffen, in welche ich kleine Zuschnitte von Buchenrundholz eingepasst und -geklebt habe. Anschließend wurden diese ausgebesserten stellen noch geschwärzt und sind jetzt zwar nicht unsichtbar, jedoch wieder ansehnlich und funktional - es soll ja auch eine Schraube darin halten.

    Für den restlichen Zusammenbau benötigte ich neue Schrauben, auf Ebay wurde ich fündig:

    • DIN 96 3 x 16 mm Edelstahl - für die Frontplatte
    • DIN 97 2 x 10 mm - Montage der Grundplatte
    • DIN 96 2 x 8 mm - Montage des Reflektorhalters auf der Grundplatte

    Zum Teil musste ich hier noch kürzen, das brauche ich glaube nicht beschreiben, jeder weiß, wie ein Bolzenschneider bedient wird. :smiley47:

    Die letzten beiden Schraubentypen sind galvanisch verzinkt gewesen - geht natürlich gar nicht. Diese Galvanisierung lässt sich mit Essigessenz gut entfernen. Danach gut spülen und einölen, sonst rostet es wieder.

    Die Durchkontaktierungen fanden mittels Nickelblechlein statt, Schlussendlich sieht es jetzt wieder so aus:

    (Dass ich mich für das erfolgreiche Entsilbern der Reflektoren ärgere, brauche ich euch nicht sagen)


    Anschließend mit Lämpchen ausgestattet und auf gehts:


    Ausstehend ist jetzt noch eine abschließende Bilderdokumentation und ein Selbstbau einer Batterie.

    Viele Grüße, Mark

    Radioten aller Länder, vereinigt euch!

  • Hallo Mark,

    tolle Arbeit, wenn du dich über die entsiberten Reflektoren ärgerst. Hast du schon mal über Chromspray nachgedacht?

    Grüße
    Andy

    Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.
    Zitat von Sir Isaac Newton

  • Da würde ich dann lieber vernickeln. Silber läuft doch total schnell an, für Reflektoren keine gute Wahl.
    Auf jeden Fall muss erst mal hochglanz poliert werden.

    Gruß,
    Achim

  • Und noch ein neuer Hersteller: https://www.bellamysmilitaria.co.uk/en-GB/ww1-and-…34#.Y8eGp2u1KyM

    H. A. Köhlers Söhne Altenburg.

    Hier ein Auszug aus der Firmengeschichte: https://geo.viaregia.org/testbed/pool/e…ma.Koehler.html

    Viele Grüße, Mark

    Radioten aller Länder, vereinigt euch!

    Edited once, last by MIRAG (January 18, 2023 at 6:47 AM).

  • Und mittlerweile habe ich noch eine dritte Lampe gefunden. Alle drei sind von der Elektromechanischen Industrie GmbH. Nur die dritte ist für eine kleinere Batterie. Die war auch ein Glücksfund bei Kleinanzeigen. Könnte noch als NOS durchgehen.

    ... angeregt durch die anderen Posts zu Lämpchen.

    Viele Grüße, Mark

    Radioten aller Länder, vereinigt euch!

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