Welches ist das schönste Radio ?

  • Hallo Zusammen,

    eins meiner Lieblinge an 50er Jahre Radios ist die M57 Siemens-Schatulle. Siemens hat ja bei den Schatullen eine lange Vorkriegstradition und diese in der Nachkriegszeit wieder aufgenommen. Sie endete mit der monströsen P48er Schatulle. Diese habe ich aber nicht. Dieses schöne M57 Exemplar fand auch letztes Jahr zu mir. Die war spielfähig, aber nicht 100% überarbeitet. Kritische Kondis wie Kathodenelkos aber schon. Also stellte ich sie erstmal hin und hörte Ab- und Zu doch mal ne halbe Stunde. Brummen tut sie nicht. Der Vorbesitzer hatte sie auch so in etwa benutzt. Jetzt aber zeigte sie UKW teilweisen Ausfall. Nur noch der Bereich 100Mhz runter bis 96MHz ging noch so halbwegs. Ich schaute mir mal das Chassis um die beiden EC92 an und steckte sie mal neu und reinigte die Kontakte aber die Erscheinung blieb. Die Röhren sahen mir aber schon etwas "abgefingert" aus wie wenn sie nicht von Anfang an im Gerät steckten. Auch die in der Abschirmhülse, die ja gar keine Glasbeschmutzung haben dürfte. Ich tauschte die Röhren einfach mal aus gegen gute neue wirkliche Siemens Ware aus München. Und siehe da - perfekt! Von 88,5Mhz bis oben funktioniert der gesamte Bereich wieder! :smiley58: Jetzt spiele ich die Schatulle aber nicht stundenlang, sondern erst wenn ich wirklich über die Schaltung und Chassis drübergeschaut habe. Auf dem Röhrenprüfer zeigten sich beide EC92 mit deutlichem Emissionsverlust. 3,7mA gibt Neuberger an bei 100V Anode und -1V am Gitter. 1,5 und 1,8mA zeigen die alten Röhren. Die Mischheptode/Triode ECH81 an der Triode ähnlich. Statt 5.1mA im Durchschnitt nur noch unter 2mA. Die Heptode war aber mit 5mA von 6,5mA noch ausreichend gut. Das das Triodensystem der ECH81 oft schlapp ist habe ich schon öfters gehört. Beim UKW-Teil ist mit Röhrentausch nicht unbedingt gesagt das es dann läuft. Hier aber zu meiner Freude schon. Auch achtete ich darauf Siemens Röhren zu verwenden, was bei der ECH81 nicht ganz zutrifft. Aber nun zu den Bildern:

    Beim Chassis sieht man es ist nicht unberührt. Der blaue Elko kam irgendwann vor 40-50 Jahren mal rein. 2x Tesastreifen an den Filtern sind ab, aber das kann auch durch altersmäßiges Ablösen des Tesastreifens so sein. Da muss noch keiner dran gefummelt haben. Ich bin da nur immer ganz kritisch, weil wer da fummelt sollte wissen was er macht. Ich mag keine vermurksten Kisten. Die ECH81 ist vermutlich eine Valvo auf Siemens im Ersatzteilgeschäft umgelabelt nach dem frühen Ende der Münchner Siemens Fertigung Ender der 60er Jahre? Klanglich ist der schon jetzt sehr gut. Der magische Fächer EM80 schlägt aber hier auch schon bei dem eingebauten Dipol voll aus? Weiß nicht ob das stimmig ist. Wie gesagt, das ganze Gerät gehört nochmal durchgesehen und gemessen.

  • Guten Morgen Alfons du wirfst hier eine intressante Frage in den Raum wie ist eure Erfahrung mit Qualitätsunterschieden verschiedener Hersteller von Röhren .Gibt es da große Unterschiede ? Die Frage schwirtt mir schon lange im Kopf rum. Und wenn ja was sind so die "Mercedes" unter den Röhren ? Ich selbst habe und Arbeite fast nur mit Funkwerk , da ich aus der ehemaligen DDR bin. lg.Maik (Stassfurt)

  • "Mercedes unter den Röhren": Das kommt drauf an, wen man fragt und für welchen Verwendungszweck die Dinger sind. Für "Audiophile" z.B. gibt's hier in der Regel nur eine Antwort: "Telefunken - mit Raute im Boden" (was sich dann auch in den Preisen für solche Röhren niederschlägt). Der Aufwand, der z.B. für die Herstellung von Senderöhren im Siemens Röhrenwerk Berlin (Rohrdamm 88) betrieben wurde, war schon beachtlich - und der Qualitätsanspruch, den die Mannschaft dort hatte, auch (und dieses Röhrenwerk hat meiner Kenntnis nach früher auch andere Röhren hergestellt). Dasselbe gilt für das Bildröhrenwerk in Esslingen (vormals Lorenz Röhrenwerk). Der Qualitätsanspruch bei gut beleumundeten Herstellern war also vermutlich generell hoch. Zumindest bei der Beliebtheit von Telefunken-Röhren dürfte es sich meiner Meinung nach deswegen zu großten Teilen um einen "Hype" handeln, der seriös nicht mit technischen gegenüber den Wettbewerbern herausstechenden Fakten zu belegen ist.

    Dazu kommt (das dürfte ja hier den allermeisten bekannt sein), daß (zumindest in der Endzeit der Röhrenära) viele westliche, klangvolle Röhrennamen auch in der DDR produzieren ließen - und zwar mit ihrem eigenen Firmenstempel (d.h. in der Röhre war nicht mehr das drin, was drauf stand).

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo Alfons,

    theoretisch ist das ja egal welcher Hersteller. Praktisch- zumindest in den standardisierten Radiogeräten auch. Zum Zeitpunkt der Entstehung der EC92 werden sich vermutlich auch die Rundfunkapparatebauer zusammengesetzt haben und über Röhrenprobleme in der Schaltung gesprochen haben. Eine EC92 Bauvorschrift ist sicher entstanden und wenn alle sich daran halten und die Standardschaltung gewissen Toleranzen akzeptiert, ist der Hersteller egal. Inwieweit das bei den UKW-Teilen der M57 so ist, kann ich nicht beurteilen. Dafür kenne ich mich zuwenig aus. Allgemein für Geräte die ich in Betrieb hatte, hatten die eigentlich wenig Probleme. Ich denke mal an das Hörensagen von anderen Röhrenradiofreunden: "Ich tauschte 6x neue ECC85 und nur eine funktionierte" und so weiter. Probleme gesehen hatte ich auch mehr mit den Geräte aus der Vorzeit. Also die EF80/EC92 Varianten wie bei Loewe-Opta. Ich hatte mich gewundert das die Funktion der M57 über den unteren Frequenzbereich so abnahm über die Zeit (Oszillator setzt aus). Dachte an Bauteilealterung/Veränderung, die aber nicht temperaturabhängig (frisch eingeschaltet) war. Da die beiden EC92 wie gesagt augenscheinlich nicht die Originalbestückung waren, wurde ich hier gleichmal tätig und mit Supererfolg! Die Röhren waren ja auch nachmeßlich verschliessen! Und was liegt näher genau die Mitte zu treffen als mit original Siemens EC92 Röhren. Mit diesen bestückt würde das Gerät ja auch entwickelt und in seinen Eigenschaften gesamt betrachtet. Das ist leider jetzt eher Bla-Bla jetzt mehr kann ich leider nicht zu sagen.

    Gruss Debo

  • Der Audiophilenhype der TFK Röhren ist zumindest aus physiologischer Sicht vollkommener Blödsinn. Technisch wohl auch, da für den guten Klang in erster Linie die LS verantwortlich sind.

    Bei den UKW Tunerröhren liegt es sicherlich auch am Design der UKW Boxen, dass manche nicht 100%ig funktionieren.

    Beste Grüsse

    Thorsten


    "Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

    (Die fabelhafte Welt der Amelie)

  • Nicht nur Telefunkenröhren sind am Boden schön, es gibt auch ganze, schöne, am schönsten Telefunken-Radios. Es müssen noch nichtmal Hunde, Katzen oder Schickimickimäuse drauf sein.


    Die Form des Concerto 1956 ist vom US-Exportgerät Opus 7 Armstrong Hifi abgeleitet, dessen Design nach amerikanischem Geschmack entworfen wurde, vermutlich in US - ich kanns nicht mit Bestimmtheit sagen - für einen deutschen Entwurf viel zu schmissig.

    Eines der schönsten deutschen Wohnzimmerradios der 'modernen Linie'. Es klingt und empfängt auch sehr gut.

    Der 'Concerto' erschien für Deutschland als Experiment, ob das der Käufer schon nimmt. Es ist innen gleich wie die bekannte und beliebte Concertino-Barockkutsche No.7. Das verkaufte sich, amerikanischer Modernism nicht. Schon einmal, 1949, war der Stilistik (zeitgenössische Bezeichnung für Design) Telefunkens ein solches Experiment missglückt. Die nachfolgenden Concertos blieben ein bisschen 'modern' wurden aber dem konservativen Erscheinungsbild ihrer Verwandschaft aus Gelsenkirchen angeglichen. Moderne Linie, dann auch noch in hell,setzte sich erst um 1960 durch.

    Bevor gemosert wird:

    Ich habe den Concerto noch verschönert durch ein nicht originales Firmenschild. Das originale (fehlende) hat einen braunen Fond, den fand ich nicht so schön wie das schöne große ' T E L E F U N K E N ' in elfenbein.

    Rainer

  • Was, sehr zu meinem Erstaunen, hier noch gar nicht gezeigt wurde sind Geräte wie dieses hier

    Quelle: Grundig-Reisesuper-1969

    oder so was...

    Globetrotter 808 . Quelle: unbekannt, Werbung aus Zeitschrift ca. 1977/78 das ich vor Jahren mal ausgeschnitten habe...

    ..und das auf einer ganzen Doppelseite !!!

    Das waren nicht nur tolle Geräte, die sahen auch noch ziemlich cool aus...

    Nette Grüße - Alfons

  • einen Drehknopf an der Geräteseite halte ich bei schweren Portables für einen Konstruktionsfehler.

    Und was den Satellit anbelangt, den Vorgänger hab ich gestern entsorgt, er sieht innen aus wie das Ergebnis jahrelanger planloser Rumschusterei mit Kreuzunduerverkabelung.

    lG Martin

    wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop

  • Hallo Martin,

    einen Drehknopf an der Geräteseite halte ich bei schweren Portables für einen Konstruktionsfehler

    Das ist anders aber auch schwierig zu lösen bei einem Trommelkanalwähler mit Skalen.
    Wenn man da noch ein Winkelgetriebe einbaut, wird es teuer und störanfällig.

    Alfons,

    Das klare Design vom Globetrotter gefällt mir sehr. Danke fürs zeigen.


    Viele Grüße,
    Axel :)

    Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
    ...Na mit einem Fjord Siesta! ;)

  • hallo Nad

    ich meinte eigentlich den Grundig.
    Die Firma hat sich mit ordentlichen Dingen erst später profiliert, frühe Geräte seht oft richtig schlimm aus innen.
    Was ich von denen schätze sind zB die Fernseher, da klappte das besser. Bei der Messtechnik (ich men jetzt die die sie selbst gebaut haben) wars auch besser.

    lG Martin

    wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop

  • Servus zusammen,

    Quote from Alfons_L

    die sahen auch noch ziemlich cool aus...

    Wenn "cool" auch "leicht spacig" oder "leicht enterprisig" meinen könnte, hätte ich da auch noch was aus deutscher Produktion - den Blaupunkt "Derby Commander":

    Das Gerät funktioniert einwandfrei, klingt recht gut, kann recht laut aufspielen und wird wegen seines sehr empfindlichen UKW-Teils (< 2[µV] / 11 FM-Kreise; und wenn's in Deutschland nur noch DAB+ geben sollte: Der ORF ist hier auf UKW gut zu empfangen) und der riesigen Batterien (6 Monozellen) hier als Notradio vorgehalten.

    Zeitgenössische Reklame von 1975 zu diesem Gerät:

    Besonders klasse finde ich persönlich den Marketing Spruch gleich in der ersten Zeile: "Das Koffer-Reise-Heim-Auto-Freizeitradio mit futuristischer Technik....": "Futuristische Technik"? Im Jahr 1975: Germaniumbestückung mit sensibler Germanium-Komplementär-Endstufe (AC176K / AC153K) und nur zwei Alibi-Siliziumtransistoren im NF-Teil....:smiley57:....wahrscheinlich lagen die Germaniumtransistoren in Hildesheim am Lager und mußten weg.....das war nicht überall bei Blaupunkt so: Bei Autoradios fingen die Hildesheimer in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre mit Dickschichtschaltungen (samt Laserabgleich) an.

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo zusammen,

    der Favorit in meinen kleinen Bestand ist gleichzeitig eines der einfachsten Röhrenradios, die ich besitze: Das "Mende Super 300-9" von Nordmende, das lt. radiomuseum.org 1952-53 gebaut wurde.

    Zum einen mag ich das Design (kantig mit abgerundeten Ecken), das noch an die 1940er erinnert - UKW in diesem Design zu hören, kam mir bis zu diesem Gerät selten unter.

    Zum anderen mag ich den Klang: Für das bisschen Technik kommt da erstaunlich viel raus!

    Und es erinnert noch an die Vorkriegsmarke "Mende": Vorne steht noch "Mende" mit dem schönen abgerundeten Buchstaben "M" - erst auf der Rückwand erfährt man, dass es sich eigentlich doch schon um "NordMende Bremen" handelt.

    Außerdem mag ich die streng mittige Anordnung des magischen Auges. Im Original ist dort natürlich eine EM34 zu sehen. Da es derzeit mein absolutes Lieblingsgerät ist und daher den Ehrenplatz in der Wohnküche zur täglichen Nutzung erhalten hat, hat es auch das einzige Exemplar meines EM34-Ersatzes mit VALVO-Schriftzug verpasst bekommen.

    Viele Grüße, Rainer

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