Hallo Forum,
nachdem es mir gelungen ist den Verstärker V201 (siehe Reparaturbericht) wieder stabil zum Leben zu erwecken möchte ich die Empfänger-Verstärker-Kombo kurz vorstellen. Die Geräte stammen aus Familienbesitz, haben mutmaßlich einen längeren berufsbedingten Aufenthalt meiner Verwandtschaft in Mexiko mitgemacht, wanderten nach Rückkehr über das Kinderzimmer in die Wohnung meiner Cousine, deren Lebensgefährte dankenswerterweise auch kein Freund der schnellen Entsorgung ist. So überdauerte die Technik im Keller, bis sie über diverse Familientreffen und Transportservices letztes Jahr bei mir landeten.
Hersteller: Telefunken
Typ: Vollverstärker
Modell: V201
Baujahr: 1967-68
Halbleiterbestückung: 30 Transistoren, 3 Dioden, 1 Gleichrichter
Nennleistung: 2 x 25 Watt (Sinus-Dauerton)
Besonderheiten: Musikleistung 2x25 Watt = Nennleistung, da stabilisiertes Netzteil. Elektronische Sicherungen zum Schutz der Endstufen vor Überlastung.
Entzerrer-Vorverstärker eingebaut.
Verstärker entspricht den HiFi-Forderungen nach DIN 45500.
Anschlussmöglichkeiten: 2 Lautsprecher, Kopfhörer, Mikrofon, TA 1 = Magnet-Tonabnehmer, TA 2 = Kristall-Tonabnehmer, RADIO = Tuner, TB = Tonband,
Zubehör: Tuner T201, empfohlene Klangboxen: RB66, RB70, SB 86, SB 88, L645
Neupreis: ca.: 625 DM
Typ: Tuner / Empfänger
Modell: T201
Baujahr: 1967-72
Halbleiterbestückung: 12 Transistoren, 12 Dioden, 2 Gleichrichter
Wellenbereiche: U, K, M, L
Bedienelemente: Abstimmung getrennt für AM und FM; Schwungradantrieb
Besonderheiten: Der Tuner entspricht den HiFi-Forderungen nach DIN 45500.
Anschlussmöglichkeiten: UKW-Dipol, AM-Antenne, Erde, Verstärker
Zubehör: Verstärker V201
Neupreis: ?
Datenquelle(n): Handbuch des Rundfunk- und Fernseh-Großhandels 1967/68, radiomuseum.org, hifi-wiki, hifi-archiv, hifi-museum, Telefunken Hifi Broschüre 1967
Beide Geräte wurden mutmaßlich von meinem Onkel ordentlich umlackiert und tragen statt des originalen Nussbaum-Furnier nun ein mattes Schwarz, auch „Profi-Look“ genannt, was der Anlage recht gut zu Gesicht steht.
Der Tuner benötigte nach ca. 55 Jahren nur einen Satz neue Lämpchen, die elektrische Funktion war gegeben. Der Aufbau ist klassisch, das komplette Chassis lässt sich servicefreundlich herausziehen, nur der Anschluss der Anzeigeelemente an der Front zum Chassis erfordert schlanke Finger.
Im Verstärker waren eine Menge kleiner Elkos zu tauschen, wobei den größten Anteil an der „Schlechtfunktion“ ein großer Doppel-Becher-Elko mit 2x 2500µF am Ausgang der Endstufe hatte. Weitere Details dazu im Reparaturbeitrag.
Irgendwie wirkt der Verstärker noch wie ein Entwicklungsmuster mit einem Rahmen aus dem Trix-Metallbaukasten. „Durchkonstruiert“ würde ich das noch nicht bezeichnen, auch die Zugänglichkeit für den Service ist nicht überall gegeben, so musste ich das Tastenaggregat abschrauben um vernünftig an die darunter verbauten Komponenten zu gelangen.
Auch die in Anlehnung an die Dampfradiozeit abschnittsweise vorgenommene „fliegende“ Verdrahtung ist für Amateure wie mich nicht sofort nachvollziehbar, daher habe ich mir den Bestückungsplan – hier die stabilisierte Spannungsversorgung – selbst herausgearbeitet (und dabei wieder ein wenig Wissen über Farbcodes von Widerständen aufgefrischt).
Was ich – je nach Lust und Laune – vielleicht noch mache:
- Eine hellere Lampe oder LED für die Stereo-Anzeige im Tuner, die Ersatzlampe aus der Grabbelkiste ist schon sehr dunkel, selbst bei Kunstlicht im Keller.
- Eine DIN-Würfelbuchse für den Kopfhörer anstelle der 5-poligen 180° DIN-Buchse (wenn ich so etwas in der Grabbelkiste oder einem Schlachtgerät finde)
Ansonsten dient die Anlage ab sofort zur Werkstatt-Beschallung, der Thorens TD135-II ist zwar etwas überkandidelt aber solange er keinen Platz in der Wohnung findet, habe ich ein wenig „High-End“ auch beim Basteln. Und er passt zumindest optisch (auch ohne schwarze Zarge) und zeitgenössisch an die Stelle des Telefunken Drehers 210 X oder dem TW 509 studio aus der gleichen Zeit.
Aus Platzgründen – und weil ich vermeiden möchte das der Nachbar im Erdgeschoss über mir aus dem Sessel hüpft – erklingen nur kleine Boxen wie die Telefunken „Hi-Fi Klangbox L20“. Wenn es mal etwas voluminöser klingen soll stehen noch ein Paar L250 oder TL 700 im Lager.