Philips CD 104 mit geschredderter Dick-Film-Unit

  • Hallo zusammen,
    Da ich ein wenig unvorsichtig bei der Revision meines Philips CD 104 war, habe ich da eine "Thick film unit" geschreddert.
    Da sind die Kontakte von der Platine weggebrochen, weil ich diese "gerichtet" hatte.
    Beim Tausch der Elko's muss ich die wohl verbogen haben.

    Da ich keine Beschaltung von dieser Unit im SM vom Player finde, kann ich meine Überlegung das Teilchen "diskret" aufzubauen, voll knicken.
    Da die "Platine" nicht über Kupferbahnen verfügt, ist es mit Löten leider weit gefehlt.
    Diese Unit habe ich auf eine "Hilfsplatine" geklebt und versucht da etwas zu improvisieren.

    Ich habe mir einen "leitfähigen silberhaltigen Kleber" besorgt um die Leiterbahnen zu reparieren, ob das klappt, sei dahin gestellt.


    Vielleicht hat ja jemand eine Lösung oder ein passendes Ersatzteil?

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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    "Zwei Strich achterlicher als querab ist auch schräg"

  • Servus Uwe,

    das ist eine CO2-lasergeritzte, auf Aluminiumoxydkeramik (Al2O3) aufgebaute Dickschichtschaltung (die haben häufig nur eine Leiterlage - zumindest sehe ich auf Deinem Bild keine sich via Isolationsschicht kreuzenden Leiterbahnen):

    • Die drei mit "1K" bezeichneten Bauelemente sind Transistoren BC848 (bedrahtetes Äquivalent: BC548).
    • Die zwei mit "3K" bezeichneten Bauelemente sind Transistoren BC858 (bedrahtetes Äquivalent: BC558).
    • Die acht "Grabstein"-Bauelemente sind keramische Kondensatoren - aus deren Baugröße kann man zumindest schon mal sehr grob auf deren Kapazität schließen.
    • Die 18 schwarzen Film-Rechtecke sind Nd:YAG lasergetrimmte Widerstände (der Lasertrimmschnitt ist das auf diesen Dingern zu sehende, aus sehr dünnen Strichen bestehende "L" (der sog. "L-Cut")).
    • Die vier silbernen kleinen Quadratflächen in unmittelbarer Nähe von Bauelementeanschlüssen sind sogenannte "Landing Pads" für die Kontaktnadeln des Probers, an denen die Meßgeräte des Testsystems angeschlossen sind. Der Laserabgleich solcher Schaltungen erfolgt in aller Regel auf bestimmte Funktionsparameter unter Betriebsbedingungen (sog. "Funktionsabgleich") - d.h. es wird gleichzeitig gemessen und solange gelasert, bis die Eigenschaften der gesamten Schaltung in ihrem vorbestimmten Toleranzfenster landen. Der lange Strich des "L" wird hierbei mit einer größeren Laserspurbreite gelasert, um zu einer schnellen Wertänderung in den Bereich des finalen Ergebnisfensters zu kommen. Ist das Ergebnisfenster erreicht, wird der um 90[°] gedrehte, kleinere Strich des "L" gelasert und der Feinabgleich mit einer geringeren Laserspurbreite (und deutlich langsamerer Galvogeschwindigkeit der Strahlablenkung des Laserstrahls) durchgeführt.


    Mit diesen Informationen sollte es zumindest mal möglich sein, die prinzipielle Schaltung rauszuzeichnen. Die Widerstände und Kondensatoren kann man versuchen rauszumessen, indem man DC- und AC Meßgeräte mit sehr geringen Meßpegeln (< 100[mVss]) verwendet, um die Halbleiter nicht in den Leitbereich auszusteuern. Mit etwas Gehirnschmalz sollte man bei den allermeisten Widerständen aus den gemessenen Widerstandswerten die Effekte der gegenseitigen Beeinflussung der Widerstandswerte durch die Schaltungsverbindungen rausrechnen können. Für die Messung der Kapazitätswerte braucht man ein Meßgerät, was auch mit Verlusten (durch die parallel liegenden Widerstände) klarkommt, ohne das Kapazitäts-Meßergebnis zu versemmeln.

    Lasergetrimmte Dickschicht-Widerstände wurden / werden in aller Regel verwendet, wenn man "krumme" Widerstandswerte mit hoher Genauigkeit und geringem Temperaturkoeffizienten gebraucht hat / braucht, die es als Einzelbauelemente nicht zu kaufen gab / gibt. Außerdem kann man damit prima etwas höher belastbare Widerstände abbilden (die Größe des Widerstandsrechtecks gibt eine erste Orientierung über die Belastbarkeit), da die Keramikträgerfläche eine prima Wärmeabfuhr sicherstellt.

    Aluminiumoxydkeramik ist sehr spröde und bricht leicht (besonders die Ritzkanten am Rand - das sind die "Mäusezähne" am Umfang - sind empfindlich) - also Vorsicht mit mechanischer Belastung und abrupten, lokalen Temperaturschocks (z.B. durch Lötversuche).

    [EDIT]: Hier hat sich übrigens schon jemand im Detail mit dieser Schaltung beschäftigt und auch eine Ersatzleiterplatte entwickelt: https://www.bramjacobse.nl/wordpress/?p=4668

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

    Edited once, last by Klangschatulle (May 8, 2024 at 12:08 PM).

  • Hallo Günter,
    mein "lieber Herr Gesangsverein"...
    Vielen lieben Dank für die umfangreiche Erläuterung und Deine Hinweise bzgl. Nachbau.
    Ich werde mich damit mal ganz in Ruhe beschäftigen und anschließend hier berichten.

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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  • Ich bin dem LINK von "Klangschatulle"(Günter) nach Holland gefolgt und habe einen netten Herrn Bram Jacobse kontaktiert.
    Der baut "Ersatzplatinen" dieser CDA-1 nach und verkauft diese für 20€ / Stück, komplett bestückt und getestet.


    Was für ein Stück Glück
    :smiley58:
    Habe soeben gepaypalt und warte mal ab bis das Teilchen angekommen ist.

    Wenn alles so funktioniert wie es soll, werde ich hier einen Beitrag über meine Modifizierung und Reversion des Philips CD-104 einstellen.

    An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Klangschatulle(Günter) für die Umfangreiche Erläuterung und für den LINK :smiley14:

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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  • Hallo Uwe,

    ich habe kürzlich mal ein Video über eine Reparatur an einem solchen Gerät gesehen, finde aber leider den Beitrag nicht mehr.

    Der Reparateur hatte umfangreiche Messungen vorgenommen, im Netzteil war ein Spannungsregler (5V für den Prozessor) defekt, bei dem wanderte die Ausgangsspannung hin und her, glücklicherweise hatte es der Prozessor überlebt.
    Weiterhin waren auf der Steuerplatine viele Elko's außerhalb der Toleranz.

    Also wenn Du das Gerät schon geöffnet hast, kritischen Blick auf die Elko's werfen.

    Nebenbei bezeichnet der genannte Reparateur das Philips CDM01-Laufwerk als eines der besten, welche je gebaut wurden.
    Interessanterweise sind die auch in den REVOX CD-Spielern verbaut.

    Das ganze Procedere steht mir auch noch bevor, ich habe den älteren Bruder, den CD 100.


    Viele Grüße

    Martin

  • Quote from "Radiobastler" pid="276005" dateline="1715632937"


    Nebenbei bezeichnet der genannte Reparateur das Philips CDM01-Laufwerk als eines der besten, welche je gebaut wurden.
    Interessanterweise sind die auch in den REVOX CD-Spielern verbaut.

    Ich hab' so einen Revox CD-Spieler (B226) mit diesem Laufwerk und kann das bestätigen.

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Ich habe den Beitrag wieder gefunden:

    External Content www.youtube.com
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    Im Beitrag geht es zwar um den CD-304, dieser hat aber das gleiche Laufwerk.


    Viele Grüße

    Martin

  • Hallo miteinander und frohe Pfingsten,
    vielen Dank für die guten Ratschläge.
    Meine Revision ist schon ein wenig fortgeschritten was den Tausch der Elko's angeht.
    Auch die Netzplatine wurde schon betrachtet und bearbeitet, allerdings gibt es da irgendwie Probleme.
    ...ich werde darüber noch näher berichten, gehe aber nochmals an die Fehlersuche, denn der Player "schweigt" komplett.

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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  • ...das Projekt stagniert. Ich fahre jetzt erstmal in den Urlaub und danach sehe ich weiter...

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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  • Tadaaaa...

    Da bin ich wieder und kann von vollem Erfolg berichten.

    Wie schon kurz vorher berichtet war die Revision vom CD-104 schon etwas weiter fortgeschritten.

    Aber mal von Anfang an:

    nachdem ich hier von meiner Revision eines Thorens TD 126 - MK III Elektronik berichtet habe, folgt nun die Revision und Modifikation meines ERSTEN CD-Player aus 1983 und zwar ein Philips CD 104.

    Dieser fristete bislang ein stiefmütterliches Dasein und schlummerte im Dornröschenschlaf, teils im Keller, teils in der Garage.

    Also, dachte ich, mal ran ans Werk.
    Player komplett zerlegt und Fotostrecke angelegt, um später alles wieder an seinen Platz zu bringen.

    Es wurde eine Teileliste anhand des Service-Manual angelegt und die zum Tausch bestimmten Bauteile bestellt.
    Es wurden alle verbauten (blauen) Elko's ersetzt.
    Das Netzteil wurde komplett revidiert und die vorhandene Siebkapazität mehr als verdoppelt!
    Alle Dioden wurden ersetzt und die vorhandenen Festspannungsregler sowie alle Folienkondensatoren getauscht.
    Somit erhält der Player neuen Saft.

    Dann ging es ans Laufwerk.
    Da die Schublade, wie bei fast allen Philips (oder anderer Hersteller) Geräten mit "Radiallaufwerk CDM-1", das komplette Schließen nach einer Weile verweigerte und immer ein kleiner Anschubs nötig war, wurde hier ordentlich bis penibel gereinigt und alle beweglichen Teile gesäubert, gefettet, geschmiert und geölt, dann neu justiert und der Schubladenriemen erneuert.

    Am "Design" wurde auch gefeilt. Die "fest" verbundene Netzzuleitung und das "fixe" Audiokabel wurden entfernt. Das Gehäuse bekam eine "Kleingerätebuchse" mit "L" Kennzeichnung, die Netzsicherung wurde nach außen platziert und neue vergoldete audiophile Cinchbuchsen wurden eingebaut. Damit ist der Einsatz variabler.

    Der Signalweg zu den Cinchbuchsen wurde mit KRELL Silberkern und -schirmung Kabel neu erstellt.


    Wie schon anfänglich berichtet: #4

    Da ich ein wenig unvorsichtig bei der Revision meines Philips CD 104 war,
    habe ich die "Thick Film Unit" CDA geschreddert.
    Da sind die Kontakte von der Platine weggebrochen, weil ich diese "gerichtet" hatte.
    Beim Tausch der Elko's muss ich die wohl verbogen haben.

    Mittlerweile habe ich, durch Günter's (Klangschatulle) Hilfe, Ersatz bei einem sehr freundlichen Niederländer bekommen.

    Nachdem ich dann alles soweit wieder zusammengebaut hatte und einen Probelauf vornehmen wollte, oh Schreck, der Player verweigerte nun komplett seinen Dienst.

    Da war ich bei meiner "Löterei" echt stümperhaft unterwegs weil ich, beim Ersetzen der Festspannungsregler, nicht die Länge der Beinchen beachtet hatte. Ich habe einfach vergessen, diese nach dem Einsetzen und Verlöten entsprechend auf der Rückseite der Platine zu kürzen!

    Somit gab es, nach dem Einbau der Netzteilplatine, mit einigen dieser Beinchen vollen Kontakt zum Gehäuse. Also gegen Masse und damit einen Kurzschluss! Boing...daher schwieg der Player.

    Nach entsprechendem Einkürzen der Anschlussbeinchen und nochmaligem Testen ist jetzt "Gott sei Dank" alles Bestens.

    Der Player läuft super und klingt sehr gut!

    Ich habe da noch eine AKAI GX-646 Bandmaschine, die wartet jetzt auch auf eine Behandlung...

    Viele Grüße aussem Pott (Bochum)
    Uwe
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    "Zwei Strich achterlicher als querab ist auch schräg"

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