Der Pseudo Chromat 1060 (1976 DDR Farbfernseher)

  • Hallo zusammen,

    ich muss schon sagen, das wird immer spannender, was hier so gebaut wird.
    Das Wort 'gebaut' wähle ich mit Absicht, denn mit basteln hat das nichts mehr zu tun, das ist schon eine andere Liga!

    Ich lese gespannt mit, auch wenn Fernseher so ganz und gar nicht mein Gebiet sind.


    Viele Grüße

    Martin

  • Mache ich schon seit langer Zeit ohne irgend welchen Probleme. Leider gibt es den verwendeten nur bis 19 mm Breite. Für normale Trafos geht Paketklebeband braun bis 50 mm ebenfalls. Wichtig ist nur, dass die Windungen rechts und links am Wickelkörper nicht "runterfallen". Deshalb den Zuschnitt immer 1 - 2mm breiter wählen!

  • Und noch mal was zum "1060"

    Chromat 1060, kein Bild

    Es wird sicherlich einige unter den Sammlerkollegen geben, die möchten ihren aus DDR-Zeiten geretteten Farbfernseher vom Typ Chromat 1060 aus dem FSGW Staßfurt mal wieder einschalten und Interessenten vorführen, um sich der Anfangszeit des Farbfernsehens in der DDR zu erinnern. Die Realität sieht dann meistens traurig aus – der Fernseher bleibt seit dem letzten Ausschalten dunkel, der Ton ist aber da! Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Hochspannungstrafo ausgestiegen. Typisch dafür ist der gerissene Hochspannungswickel, die defekte Sicherung für diese Baugruppe und der charakteristische Essig-Geruch, den der heiß gewordene Hochspannungswickel von sich gibt. Schuld ist die verwendete Vergussmasse, die für höhere Spannungen völlig ungeeignet ist. Als Fernsehmechaniker habe ich selbst in den 70iger und 80iger Jahren hunderte solcher defekter Zeilentrafos in S/W - als auch in Farbfernsehern gewechselt.

    Doch nun ein paar Worte zur Funktion. Einen Zeilentrafo im herkömmlichen Sinne gibt es in der Chromatserie nicht. Der hier verwendete Hochspannungstrafo wird primärseitig von 2 npn-Leistungstransistoren KT808AM im Gegentakt mit einer fast sinusförmigen und zeilensynchronen Wechselspannung betrieben. Sekundärseitig werden 3 Spannungen für den Betrieb der Lochmaskenbildröhre erzeugt und gleichgerichtet:

    • 160 V= (durch Spannungsverdopplung) für den Betrieb der Videoendstufen
    • 600 V= für die 3 Schirmgitter (R, G, B) der Bildröhre
    • 24 kV= für die Anodenspannung durch 5-fach-Kaskadierung

    Die höchste erzeugte Sekundärspannung am Trafo ist ca. 4,5 kV ~. Diese Spannung ist durch Luftisolation und durch geeignete Folienisolation gut beherrschbar. Daher habe ich mich entschlossen, einen solchen Wickel selbst herzustellen. Wie der genau aussieht und gewickelt wird steht auf der Modellseite des HT 102.

    Mit dem Trafowechsel ist die Arbeit aber noch nicht getan. Folgende Punkte müssen unbedingt noch beachtet werden:

    • Mit Sicherheit hat zumindest einer der beiden KT808AM Schluss und muss gewechselt werden
    • Die Sicherungsfassungen am Netzteil sind meistens oxydiert und müssen gereinigt werden

    • Diese Elkotypen sollten unbedingt durch neue ersetzt werde


    • Die Trimmpotis für die Spannungen 30V, 12,5V und 600V gegen neue austauschen, da die Nietverbindungen sehr kritisch sind
    • Der Hochspannungsteiler muss genau untersucht und die 2-Watt-Widerstände mit verkohlten Wendeln gewechselt werden

    Bei nachfolgender Inbetriebsetzung des Gerätes sollte über einen Trennstelltrafo die Netzspannung langsam hochgefahren werden. Dabei ist die Sicherung für die Hochspannung (Si 9002) noch nicht eingesetzt. Jetzt werden die 3 Betriebsspannungen 30 V= (mit R 5033), 20V= und 12,5V= (mit R 5052) kontrolliert. Davon müssen sich die 30V und die 12,5V mit den entsprechenden Reglern regeln lassen. Die 20 V sind fest eingestellt und lassen sich somit nicht regeln!

    Danach wird bei langsamen „Hochfahren“ des Gerätes mit einem Strommesser die Stromaufnahme der Hochspannungsendstufe gemessen. Sie wird über die Sicherungsfassung (Si 9002) gemessen und darf nicht größer als 750 mA werden.Ist das nicht der Fall, muss die Fehlersuche im Hochspannungsteil fortgesetzt werden. Mit dem Regler R 5234wird nun die 600V-Spannung eingestellt.

    Mein so restaurierter Chromat 1060 läuft nun schon seit längerer Zeit nach jedem Einschalten ohne Probleme.

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