Noch 'n Detektorempfänger - E170a (Bauart Telefunken) von ~ 1917

  • Servus an die Freunde von historischem militärischem Kommunikationsgerät,

    heute möchte ich Euch einen militärischen Zweikreis-Detektorempfänger ("Primär- / Sekundärempfänger") vorstellen, der über 100 Jahre(!) alt ist (Baujahr ~ 1916 bis 1918) und der im ersten(!) Weltkrieg für militärische Kommunikation mit Morse-Telegraphie seinen Dienst tat: Der "E170a SN: 658" (Bauart Telefunken) von den "Deutschen Telephonwerken G.m.b.H., Berlin".

    Der Frequenzbereich dieses Geräts soll von 500[kHz] (λ = 600[m]) bis 2.000[kHz] (λ = 150[m]) gehen - einige Quellen sprechen auch davon, daß das Gerät bereits bei 375[kHz] (λ = 800[m]) anfangen würde - oder gar bei 300[kHz] (λ = 1.000[m])....was bei dem hier vorhandenen Gerät wirklich der Fall ist, das werde ich durch Messungen gelegentlich noch rausfinden. Das Gerät verfügt über einen Summer - damit hat es u.a. eine Art "BFO" an Bord, um auch Telegraphie mit ungedämpften Wellen hörbar zu machen. Dadurch ist es für den CW-Empfang von Knarrfunken-, Löschfunken- und Maschinensendern sowie sehr frühen Röhrensendern gleichermaßen gerüstet.

    Für die Geräteversion E170k (also ein deutlich späteres Gerät) wird im Telefunken-Katalog von 1919/1920 auf Seite 103 (A IV 13) Folgendes aufgeführt:

    Ein Gehäuse habe ich für das Gerät nicht (da muß ich noch was passendes, stilechtes vom Schreiner anfertigen lassen, in dem dann auch die Batterie des Summers samt Steckkontaktfedern (für dessen Messer-Steckkontakte) sitzt (dazu im Technikteil mehr)).

    In einer Quelle (Funktechnikmuseum Königswusterhausen, Beschreibung in "museen-brandenburg.de") wird behauptet: "Eine richtige Rarität! Nur im Deutschen Museum existiert noch ein zweites Exemplar!". Das dürfte so nicht stimmen: Das Gerät im deutschen Museum (mit - vor ca. 40 Jahren - gebrochener (meiner Erinnerung nach grauer) Frontplatte) kenne ich - darüberhinaus gibt es noch ein Exemplar im Wehrtechnikmuseum in Röthenbach an der Pegnitz, ein Exemplar in einer privaten Sammlung bei rm.org und ein Exemplar in einer Schweizer Sammlung - zusammen mit dem Gerät hier sind das also mal mindestens(!) fünf Geräte dieses Typs, die derzeit wohl noch existieren dürften.

    Der erste Teil meiner Gerätebeschreibung (in diesem Beitrag) sind im wesentlichen Photos - in einem zweiten, eigenen Folgebeitrag werde ich dann auf technische Details eingehen und das Ganze mit etwas Literatur, einem aussagefähigen (selbstangefertigten) Schaltbild und einigen Quellen anreichern (das alles in einem einzigen Beitrag wird zuviel - da wird dieser (mit 32 Dateianhängen eh schon sehr umfangreiche) Beitrag sonst unhandlich groß).

    Nun denn: Laßt Bilder sprechen.......

    Das Hersteller- und Typenschild (Seriennummer: 658):

    Front-Teil-Schrägansichten von unten - unterer Teil:

    Front-Teil-Schrägansichten von unten - oberer Teil:

    Front-Teil-Schrägansichten von unten - oberer Teil (ohne Summerkappe):

    Schalter für Summer und Zelle (= Demodulator) im Detail:

    Ansichten des Innenlebens - Totale:

    Blick schräg auf die Buchsenseite:

    Blick schräg auf den Nockenschalter der Luftdrahtkreisseite:

    Blick schräg auf die Drehkondensatorseite:

    Blick schräg auf den Nockenschalter der Zwischenkreisseite:

    Detailansicht des "HF-Blockkondensators" über den Kopfhöreranschlüssen ("Fernhörer") - Sollkapazität 1.000[cm] = 1,113[nF]:

    Drehkondensatordetails:

    Detailansicht in das Innere der (zwischen 0[°] und 90[°] via des Bedienknopfes "Kopplung" drehbaren) Primärkreisspule ("Luftdrahtkreis") - verdrahtungsabgewandte Seite:

    Detailansicht in das Innere der (zwischen 0[°] und 90[°] drehbaren) Primärkreisspule ("Luftdrahtkreis") - verdrahtungszugewandte Seite:

    Wenden wir uns nun einigen Teilkomponenten zu - zunächst einmal der Detektorzelle ("Zelle"): Hier findet sich im Telefunken-Katalog von 1919/1920 auf Seite 112 (A IV 26) Folgendes (der letzte Buchstabe der Typenbezeichnung weicht ab, aber es dürfte sich auch bei dem hier abgebildeten Detektor um eine Pyrit-Zelle handeln):

    Detailbilder zu einer weiteren Teilkomponente - dem "Summer". Zieht man (nach Abnehmen der schwarzen Abdeckkappe, die eine Art Bajonett-Verriegelung hat) den Summer aus seinem Steckplatz in der Frontplatte heraus, dann sieht das so aus:

    Datailbilder zum Summer selbst (Technisches zu diesem Bauteil versuche ich, in einem Folgebeitrag zu behandeln):

    Auch ein Stecker zum Anschluß eines Kopfhörers ("Fernhörer") ist vorhanden - der Stiftabstand Mitte/Mitte ist etwas schwierig zu messen, dürfte aber im Bereich von ~ 19[mm] bis ~ 20[mm] liegen (sämtliche Doppelbuchsen auf der Gerätefrontplatte haben denselben Stiftabstand):

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Servus zusammen,

    ich bin grade noch damit beschäftigt, das Schaltbild aufzunehmen und Messungen vorzunehmen (Gleichstromwiderstände der Spulen (4-Draht Kelvin), Induktivitäten der Spulen, Güten der Spulen, Kapazitätsgrenzen der Drehkos und Verlustfaktoren der Drehkos usw.) - dabei kam zumindest schon mal raus, daß einer der beiden Drehkos ab ca. 90[°] Einstellwinkel aufwärts (in Richtung höherer Kapaziztäten) einen Kurzschluß in der Gegend ≤ 5[Ω] macht....und auch, daß zumindest einer der beiden Nockenschalter nachjustiert werden muß.

    Das alles bremst die Dokumentation, die ich hier (wie angekündigt) in einem Folgebeitrag einstellen will, ein wenig - deswegen: fühlt Euch bitte frei, den Erstbeitrag hier zu kommentieren und wartet bitte nicht auf meinen Folgebeitrag....im Folgebeitrag nehme ich dann schon in geeigneter und nachvollziehbarer Weise Bezug auf den Erstbeitrag.

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Sehr guter, detaillierter und hervorragend bebilderter Beitrag. :smiley32:

    Eine Anmerkung habe ich dazu. Der Summer dient ausschließlich zum Funktionstest des Empfängers, zum Einstellen der optimalen Empfindlichkeit des Kristalldetektors und der Abstimmung des Empfängers auf eine vorgegebene Empfangsfrequenz, um auf Empfangsbereitschaft zu sein.

    Das Gerät verfügt über einen Summer - damit hat es u.a. eine Art "BFO" an Bord, um auch Telegraphie mit ungedämpften Wellen hörbar zu machen. Dadurch ist es für den CW-Empfang von Knarrfunken-, Löschfunken- und Maschinensendern sowie sehr frühen Röhrensendern gleichermaßen gerüstet.

    Zur Erzeugung einer Schwebung zur Hörbarmachung von CW-Signalen aus Sendern mit ungedämpften Wellen ist er nicht vorgesehen und auch nicht geeignet. Es fehlt ja ein zweiter, auf Schwebung abgleichbarer Schwingkreis.
    Zu diesem Zweck gab es separate "Überlagerer" wie z.B. den EZ194, einen durchstimmbaren Röhrenoszillator, dessen Signal zusätzlich in den Detektor eingespeist wurde.

    Zu diesem Thema Auszüge aus dem Telefunken-Handbuch zum Nachfolgemodell E170g.

    E170g_Handbuch.png

    Prüfkreis.png

    Prüfkreis3.png

    Die Anwendung des Summers ist auch in einem Beitrag im Radiomusum.org gut beschrieben.

  • Servus Gerald,

    da hab' ich mich wohl extrem unglücklich ausgedrückt - deswegen stand das Wort "BFO" (das ich in diesem Kontext als Gattungsbegriff für "Hörbarmachung von CW" verstanden wissen wollte) ja in Anführungszeichen (und auch das "u.a." meint, daß es für den Summer noch eine weitere Verwendung gibt).

    Natürlich fehlt für einen echten BFO der Oszillator / Mischer, das ist mir wohlbekannt - mir ging es hier aber nicht um einen "BFO" an sich (das war nur als bekannte Hilfsbezeichnung aus der Funkwelt gedacht, um die Anwendung zu skizzieren), sondern um etwas anderes: Das Hörbarmachen von Telegraphiezeichen bei ungedämpften Wellen. Und da ist es so, daß beim derzeitigen Schaltplanzeichenstand (ich bin da noch nicht fertig) der Schaltkontakt des Summers direkt am Antennenanschluß einen Teil der Pimärspule kurzschließt. Das Ergebnis ist damit dasselbe, als wenn es auf der Senderseite eine AM gäbe: Eine Amplitudenmodulation des (auf die Sekundärseite zu übertragenden) Antennensignals. Wie tief diese Modulation ist (d.h. ob sie überhaupt sinnvoll verwertbar ist) oder ob diese AM nicht durch den Oberwellenlärm / die Rauschglocke des Summers komplett übertönt wird, war bis jetzt noch nicht Gegenstand meiner Beschäftigung mit dem Gerät.

    Daß der Oberwellengartenzaun / die Rauschglocke des "Funkenradaus", den der periodische Unterbrecher des Summers erzeugt, auch noch prima als Abstimmhilfe verwendet werden kann, war mir wohl bewußt (deswegen ja auch das "u.a.") - allein, ich wußte die von Telefunken vorgesehenen Einsatzgebiete des Summers nicht sicher, weil:

    Ich selbst nicht über ein Handbuch des Geräts verfüge (insofern wäre ich an einem Scan Deines Handbuchs sehr interessiert, falls Du Dir diese Arbeit machen möchtest).

    Warum kam ich überhaupt auf diese Idee? Nun, es gab zu diesen Zeiten durchaus auch nichtelektronische Verfahren, um Telegraphiezeichen aus ungedämpften Schwingungen hörbar zu machen - z.B. das "Tonrad". Deinen o.a. Link https://www.radiomuseum.org/forum/tonsumme…l?language_id=1 des RM.org kannte ich - und genau unter diesem Link findet sich eben auch eine Beschreibung zum "Tonrad" (und ähnlichen elektromechanischen "CW-Hörbarmachungs"-Verfahren) in einem Beitrag von Prof. Rudolph:




    Wie gesagt: Mit Handbuch zum E170 wäre ich nie auf dieses Gleis "Tonrad & Co." gekommen - und auch die extrem unglückliche Begriffswahl "BFO" hätte es nicht gegeben - sorry dafür.

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

    Edited once, last by Klangschatulle (August 14, 2024 at 10:55 AM).

  • Servus zusammen,

    wie oben in Beitrag #1 schon angekündigt, geht es nun weiter mit der Technik.

    Zunächst einmal habe ich mir den Pyrit-Detektor ED149a (die "Zelle") auf dem Kennlinienschreiber angesehen. Um mir das textliche Runterbeten aller Geräteeinstellungen dieses Kennlinienschreibers zu ersparen, hier zwei Photos, die alles sagen sollten:

    Die Schleifen (getrennte Spur für Hin- und Rücklauf), die auf manchen der nachfolgenden Kennlinien-Bilder zu sehen sind, sind nicht den Prüflingen anzulasten: Beim Kennlinienschreiber sitzt der "Looping Compensation"-Drehko fest (diese Baustelle schiebe ich schon seit Jahren vor mir her).

    So steckte der Detektor im Test-Fixture:

    Die Kennlinie des Pyrit-Detektors "Telefunken ED149a SN: 93171" im Originalzustand (d.h. vor irgendwelchen Justageversuchen meinerseits) - 0[mV]/0[µA] ist bei allen nachfolgenden Kennlinienbildern in der Bildschirmmitte:

    Das Bild täuscht etwas: Die Kennlinie stand nicht ganz ruhig und zappelte ein wenig - wie halt so ein Wackelkontakt an der Kontaktstelle zum Pyrit-Kristall wohl zappelt (und: klopfempfindlich ist das Teil auch noch).

    Wegen dieser etwas demotivierenden Ergebnisse habe ich versucht, den Detektor an seiner Justageschraube auf ein Optimum zu justieren (um an die Justageschraube ranzukommen, mußte ich den Detektor um 180[°] drehen, d.h. verpolt stecken - deswegen stehen die nachfolgenden Pyrit-Detektorkennlinien auf dem Kopf):

    Das vorstehende Bild zeigt das Optimum der Justage, welches mir mit der "Stocherschraube" möglich war - an der Zappelei und der Klopfempfindlichkeit hat sich nichts geändert.

    Um nun irgendwelche Meßfehler durch das Setup selbst auszuschließen, habe ich als Vergleich eine AAZ15 Germaniumdiode AAZ15.pdf in exakt derselben Geräteeinstellung vermessen (das ist zwar sicher keine ideale Demodulatordiode, aber eine recht niederohmige, professionelle Golddrahtdiode, die ich vor Jahrzehnten bei speziellen industriellen Entwicklungen eingesetzt habe):

    Diese AAZ15 Messung mit einer feineren Spannungsauflösung:

    Um nun strommäßig mehr in einen realistischen Pegelbereich von Detektorempfänger-Eingangssignalen zu kommen, wurden die Kennlinienmessungen nochmal mit 10[µA/Div] und 100[mV/Div] wiederholt. Mit der AAZ15 sah das dann so aus:

    Und mit dem Pyrit-Detektor ED149a sah das dann so aus:

    Mein Fazit zu diesem Pyrit-Detektor ED149a SN:93171 bis hierher: Als Demodulatordiode für Empfangsversuche ist der (auch bei einem nachgeschalteten, empfindlichen NF-Verstärker) auch nach Justage auf ein ungefähres, wackliges Optimum unbrauchbar - für Empfangsversuche werde ich am Steckplatz "Zelle" eine Germaniumdiode stecken.

    Im nächsten Folgebeitrag zur Technik des E170a wird es um das Schaltbild sowie um Meßergebnisse an den einzelnen Komponenten des Empfängers gehen.

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Pyrit,

    vulgo "Katzengold" (FeS²) wird im laufe der Zeit

    oxidiert. Es bildet sich dadurch eine Schicht

    aus (FeSO4?) jedenfalls als Gleichrichter unwirksam.

    Ich würde den Kristall zuerst mit einem Leder

    abreiben, dann mal "kratzen" und endlich mit

    Korn 800 anschleifen (loses Korn auf Leder),

    bis er wieder was tut.

    Was ist die Gegenelektrode ? Metallspitze oder

    ein anderer Kristall?

  • So genau habe ich mir den Detektor noch nicht angesehen (und ihn auch noch nicht weiter zerlegt, als das, was auf obigen Bildern zu sehen ist). Wenn ich mit allen anderen Themen der Bestandsaufnahme und technischen Beschreibung des E170a durch bin, werde ich mich mal im Detail dem Detektor (der "Zelle") zuwenden.

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Meine Detektorversuche bestätigen aber was anderes. Pyrit war immer etwas besser wie eine feste GE Diode.

    Ja gut, bei meinen ist die Spitze einstellbar und jederzeit auf maximum zu stellen. Dazu wird die Spitze auf dem Kristall an verschiedenen Stellen auf der Oberfläche bewegt, bis das lauteste zu hören ist.

    Was Protos schreibt ist wahrscheinlich die Ursache, das es schlechter ist wie eine GE-Diode.

    Wichtig auch, das die kleine Spitze sauber und klein sein muss.

    Leider kannst du deine Spitze nicht auf dem Kristall bewegen, sondern nur an den Kristall mit der Feder andrücken.

    Nimm einfach mal den Kristall rau und drehe ihn irgend wie in eine andere Position, sodass die Spitze auch eine andere stelle auf der Oberfläche berührt.

    Ansonsten ein gutes Stück, das kannte ich so noch nicht. ist direkt mal was zum nachbauen und Experimentieren.

    Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. :)

    Grüße Frank, der Moschti

  • Servus zusammen,

    Quote from Klangschatulle (Beitrag #7 am 14.08.2024)

    Im nächsten Folgebeitrag zur Technik des E170a wird es um das Schaltbild sowie um Meßergebnisse an den einzelnen Komponenten des Empfängers gehen.

    Manche Dinge dauern leider deutlich länger, als man geplant hat - aber: Bei einem derart seltenen, historischen Gerät in einem so guten Erhaltungszustand wie der des Gerätes hier ist der Aufwand aus meiner Sicht durchaus gerechtfertigt. Jetzt ist es fertig, das aus dem Originalgerät herausgezeichnete und herausgemessene Schaltbild des Gerätes (E170a / SN:658) hier (nach allem, was ich bisher weiß, weicht der Schaltplan der "a"-Version speziell im Bereich des Zwischenkreises von den Folgeversionen zum Teil deutlich ab - die "a"-Version hat z.B. nur drei Schalterstellungen für den Zwischenkreis-Nockenschalter (manche Folgeversionen haben an dieser Stelle fünf (oder mehr?) Schalterstellungen)):

    Die meßtechnische Aufnahme der Bauelementewerte war echt eine aufwendige Angelegenheit (ich wollte das Gerät ja nicht zerlegen) - durch "strategisches" Abklemmen eines Spulenanschlusses (Zwischenkreisspule am Anschluß "12") und eines Drehkoanschlusses (Rotor des Zwischenkreisdrehkos) gepaart mit den richtigen Schalterstellungen aller Schalter haben sich die Bauelemente eingebaut im Empfänger letzendlich so messen lassen, also ob sie solo vor einem auf dem Tisch liegen würden. In dem Gerät sind unorthodoxe Schrauben und Muttern verbaut: Die Mutter zum Rotoranschluß des Zwischenkreisdrehkos hat z.B. Schlüsselweite 5,0[mm] (statt 5,5[mm] für M3).......

    Die Induktivitätsmessungen zeitigten zunächst einmal für den Zwischenkreis inkonsistente, unplausible Ergebnisse - deswegen wurde alle Induktivitäten, die digital mit einem Hand-1-Port-VNWA ("DER LCR-Meter EE-5000") gemessen wurden, auch nochmal mit einem Veteranen - einem mindestens 60 Jahre alten "L-Meßgerät Rohde & Schwarz LARU 610" - nachgemessen. Die "LARU"-Messungen führten schlußendlich zum Erfolg - ich hatte einen digitalen Meßwert falsch ins Schaltbild übertragen (es gibt also nach wie vor gute Gründe, auch bei ambitionierten Sachen im Bedarfsfall so steinalte, nichtdigitale Meßtechnik einzusetzen). Das ist der Grund, warum für jede Induktivität zwei Meßwerte im Schaltbild stehen: Ein mit dem DER EE-5000 (vektorielles VNWA-Meßverfahren) bei einer festen Meßfrequenz von 100[kHz] gemessener und ein mit dem R&S LARU (skalares Resonanz-Meßverfahren) bei variabler Meßfrequenz gemessener. Das schadet aber nicht: Im Schaltbild sollten jetzt auf jeden Fall genügend reale Meßwerte drin stehen, um damit (bei Bedarf) auch eine halbwegs seriöse Simulation füttern zu können.

    Für die Aufnahme der Meßwerte wurde am Gerät eingestellt:

    • Beide Drehkos auf minimale Kapazität.
    • Minimale Spulenkopplung.
    • Summertaster auf "Aus".
    • Zellenschalter auf "Aus".
    • Zelle abgesteckt.
    • Zwischenkreisschalter auf "Prim.".
    • Luftdrahtkreisschalter auf "200/300".

    An der Frontplatte sah das dann so aus:

    Die Leitungsverfolgung der Schaltermuster zumindest des Nockenschalters für die Zwischenkreisabstimmung erzeugt "Knoten im Hirn". Deswegen habe ich für die drei Schaltstellungen dieses Schalters das jeweilige Ersatzschaltbild pro Schalterstellung mit ins Schaltbild aufgenommen - das macht das Verständnis einfacher. In der Schalterstellung "Prim." wird mit einer recht hochinduktiven Wicklung auf die Sekundärseite gekoppelt - der Zwischenkreisdrehko ist in dieser Schalterstellung nicht in Betrieb (es wird also in diesem Modus ausschließlich mit dem Luftdrahtkreisdrehko abgestimmt).

    Es gibt (aus meiner Sicht) immer noch eine kleine Inkonsistenz - und das betrifft den "gestuften" Induktivitätsverlauf der Zwischenkreisspulen L7 bis L10, deren Induktivitätswerte von oben nach unten von Spule zu Spule abnehmen. Das paßt soweit auch - bis auf L8, die nicht in diese Reihe paßt. Allerdings deuten alle Messungen an L8 (die Güte stimmt) nicht daraufhin, daß es sich hier um eine Spule mit Teilwicklungsschluß oder einem anderen Defekt handelt.

    Bei der ganzen Beschäftigung mit all den Geräteeinstellungen bin ich noch auf ein merkwürdiges Detail gestoßen, für welches ich derzeit keine Erklärung habe - den eigenartigen Plattenschnitt des Rotors des Luftdrahtkreisdrehkos:

    Bei der intensiven meßtechnischen Beschäftigung mit dem Gerät zeigte er sich deutlich - der Reparaturbedarf. Folgende Fehler wurden bis jetzt festgestellt (na gut - das Gerät ist ja auch deutlich älter als 100 Jahre):

    • Die hintere Schaltebene des Zellenschalters hat im "EIN"-Betriebsfall höchst schwankende Kontaktwiderstände im Bereich von ≈ 40[Ω] bis ≈ 1[kΩ] - an diese Kontakte ranzukommen, ist ein Alptraum, wenn man eine weitgehende Gerätezerlegung vermeiden möchte.
    • Der Summerschalter hat im "EIN"-Betriebsfall höchst schwankende Kontaktwiderstände im Bereich von ≈ 40[kΩ] bis ≈ 80[kΩ] - auch an diese Kontakte ranzukommen, ist ein Alptraum, wenn man eine weitgehende Gerätezerlegung vermeiden möchte.
    • Der Luftdrahtkreisdrehko macht ab ≈ 85[°] Drehwinkel bis zum Drehwinkel der Maximalkapazität einen recht niederohmigen Kurzschluß in der Gegend von ≈ 3[Ω] bis ≈ 5[Ω] - mehr als eine Maximalkapazität von ≈ 510[pF] ist mit diesem Drehko derzeit nicht drin. Die Zerlegung dieses Drehkos und dessen Fehlerbeseitigung dürfte ebenfalls in die Kategorie "Alptraum" gehören.
    • Bei einigen Kontaktfedern beider Nockenschalter ist die Federbronze erlahmt - die müssen nachgebogen werden, damit sie wieder eine Federwirkung entfalten. Wie es um die Kontaktgabe dieser Nockenschalter insgesamt bestellt ist, wurde momentan noch nicht untersucht.
    • Die Pyrit-Zelle selbst (siehe auch mein Beitrag #8 weiter oben) ist derzeit für empfindliche Demodulationszwecke nicht zu gebrauchen - aber da kann man ja ggf. auch Germanium-Dioden einsetzen.
    • Den Summer - der festsitzt - wieder absteckbar machen. Den Grund dafür (die gebrochene Lamellenkontaktfeder, deren Bruchstelle sich jetzt in der Buchse verhakt hat) kann man auf diesem Bild sehen:

    Zu einem möglichen Reparaturansinnen ist zu sagen, daß die gesamte Innenverdrahtung des Geräts aus (teilweise bunt lackiertem) Starrdraht ausgeführt ist - und wenn ich "starr" sage, dann meine ich starr. Dazu kommt, daß viele der Lötstellen so aussehen, als seien sie hartgelötet......

    Ich habe schon vor, das Gerät wieder instandzusetzen - ich lege üblicherweise Wert darauf, daß die historischen Geräte, die sich in meinem Besitz befinden, auch funktionieren. Nur: Das "wann?" - darüber breiten wir derzeit mal lieber den Mantel des Schweigens.......

    Mein Inbetriebnahmeziel ist, das Gerät mit Germanium-Diodengleichrichter sowie nachgeschaltetem NF-Verstärker (mit Mikrofonempfindlichkeit) samt digitaler Aufnahmemöglichkeit soweit in Betrieb zu nehmen, daß man im Winter zu Nachtstunden den einen oder anderen Mittelwellensender aus ferneren Ländern hören kann - idealerweise in Anwesenheit von interessierten jungen Leuten. Bei einer oberen Frequenzgrenze von 2[MHz] wäre natürlich theoretisch auch Morsetelegraphie-Empfang im 160[m] Amateurfunkband möglich, wenn man den nötigen Hilfsträger zur Demodulation mit einspeist.......

    Ich hab's ja weiter oben schon erwähnt - eine Literaturquelle zum E170 (das Buch dürfte seit langem vergriffen sein): "Fritz Trenkle - Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945 - Band 1 'Die ersten 40 Jahre'; Telefunken Systemtechnik GmbH, 7900 Ulm, 1989", Seite 67 bis Seite 71. Hier die relevanten Passagen aus meinem Exemplar (hier wird bei der "b"-Version des E170 interessanterweise davon gesprochen, daß der erst bei 500[kHz] anfängt (die "a"-Version fängt bei 375[kHz] an)):

    Wo ich leider zu diesem Gerät überhaupt nichts gefunden habe, obwohl es die (schwergewichtige - 400 Seiten) Chronologie der Hersteller- / Entwicklerfirma (aus dem Jahr 2003) ist: "Telefunken nach 100 Jahren - das Erbe einer Weltmarke" https://www.amazon.de/Telefunken-nac…n/dp/3875849612

    Quote from Klangschatulle (Beitrag #1) am 13.08.2024

    In einer Quelle (Funktechnikmuseum Königswusterhausen, Beschreibung in "museen-brandenburg.de") wird behauptet: "Eine richtige Rarität! Nur im Deutschen Museum existiert noch ein zweites Exemplar!". Das dürfte so nicht stimmen: Das Gerät im deutschen Museum (mit - vor ca. 40 Jahren - gebrochener (meiner Erinnerung nach grauer) Frontplatte) kenne ich - darüberhinaus gibt es noch ein Exemplar im Wehrtechnikmuseum in Röthenbach an der Pegnitz, ein Exemplar in einer privaten Sammlung bei rm.org und ein Exemplar in einer Schweizer Sammlung - zusammen mit dem Gerät hier sind das also mal mindestens(!) fünf Geräte dieses Typs, die derzeit wohl noch existieren dürften.

    Diese Aussage muß ich korrigieren: Nach meinen derzeitigen Kenntnisstand dürften da noch mindestens(!) um die zehn Geräte existieren:

    • Ein E170 (Version unbekannt) im Funktechnikmuseum Königswusterhausen.
    • Ein E170 (Version unbekannt) in der Sammlung des Deutschen Museums in München.
    • Ein E170 (Version unbekannt) im Wehrtechnikmuseum Röthenbach (Pegnitz).
    • Ein E170b, Stiftung HamFu Schweiz.
    • Ein E170c bei einem RBF-Forenmitglied.
    • Möglicherweise ein E170g, der sich in der Sammlung eines holländischen Sammlers befinden könnte.
    • Zwei E170i, die bei einer chinesisch anmutenden Auktion beim "Auction Team Breker" aufgetaucht sind (25.03.2023).
    • Ein E170k in der Sammlung eines RM.org Mitglieds.
    • Der E170a (SN:658), der sich hier bei mir befindet.

    Das sind zusammen schon mal zehn Geräte - und es ist absolut zu erwarten, daß hier noch der eine oder andere in einer Sammlung "schlummert". Was allerdings sein könnte: Daß Geräte der Version "a" (mit niedriger Seriennummer) - also die ganz frühen und vermutlich allerältesten Kisten (wie hier vorhanden) - in gutem Zustand echt rar sind.....

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Hallo Günter,

    das Technikmuseum Berlin besitzt auch einen E170c sogar noch mit dem originalen Gehäuse.
    Die meisten von den aufgezählten Geräten wurden nach dem Krieg aus den feldtauglichen Gehäusen entnommen und in neutrale Eigenbau-Kisten eingesetzt und somit "entmilitarisiert".

  • Ist ja alles steckbar - da wird also nix irreversibel verändert. Wenn man da SMD-Siliziumdioden reinstecken würde, dann könnte man mit Fug und Recht schon sagen: "weiche, Beelzebub". Aber bedrahtetes Germanium geht ja zur Not vielleicht noch irgendwie als halbwegs stilecht durch - da gab's ja auch schon vor dem zweiten Weltkrieg einige Dioden (o.k. leider nur in USA).... ;) ....und wenn dann immer noch der Beelzebub rumlungern sollte, dann nehm' ich halt einen Sirutor (dann stimmt der Stil wenigstens halbwegs - auch wenn der Empfänger dann stocktaub ist... ;) ...):

    https://www.nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/article-hell-detector-sirutor.pdf

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Quote

    dann nehm' ich halt einen Sirutor (dann stimmt der Stil wenigstens halbwegs - auch wenn der Empfänger dann stocktaub ist.

    So alte Kupferoxydulgleichrichter

    sind meist "hin" nach meiner Erfahrung.

    Mit Pyritkristallen habe ich keine Erfahrung, evtl ist

    es wie bei den Bleiglänzen, nur solche aus bestimmten

    Fundorten sind gut. (Synthetischer Bleiglanz ist sehr gut)

    Man müsste es mal versuchen.

    Edited once, last by Protos (August 18, 2024 at 9:42 PM).

  • Kauf dir einen kleinen Pyrit, den macht du passend und rein damit in die Halterung.

    Sowas bekommst du bei E-Bay für unter 10 €.


    Ich habe mir davon ein Stück abgebrochen, funktioniert ohne Probleme sehr gut.

    Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. :)

    Grüße Frank, der Moschti

  • Servus Frank,

    danke für den Tip. Ich hab' jetzt mal bei eBay bei dieser Quelle:

    https://www.ebay.de/itm/285833086396?_nkw=pyrit&itmmeta=01J5JGBB1N2EF0FXY9K98PA1SD&hash=item428cfac5bc:g:jUwAAOSwzr5l8BR2&itmprp=enc%3AAQAJAAAA4HoV3kP08IDx%2BKZ9MfhVJKlYd6ZI0cgjzvVofgBmHEz8y4ICfpYUOGZmAuRI%2BK9%2BhqO3Q%2Bd4M%2F%2BQticqB6JrzRyTwuCkYigfLFGnpba95UYYXCkvo9VLgCgZeSbe21zDq1mkN%2Bx%2FIJG06jXIAP9JOD9Akl14K%2BbnauGLS9FNwRYPhjzaxuvOZVDR1Z3SYHzSbSvMHh58HCPsoBoBpkkXPx1vO8HIDq5pFuRPiDBlc%2FWiiYk9t1u1FH9O5FYtid381%2BRo8%2BarO7qsVh9%2Bd%2B%2BrIcURos7URE4v1gZe%2FcRq5wHb%7Ctkp%3ABFBMhrGt0Kxk

    einen 3 bis 6cm Pyrit gekauft - bin gespannt, was da kommt.

    Quote

    den macht du passend und rein damit in die Halterung

    Kannst Du mir da bitte ein paar Verarbeitungshinweise geben, damit ich die Fehlschlags-Lernkurve nicht von Anfang an machen muß?

    Grüße

    Günter

    100[MHz]? Für Mikrowellenleute leicht welliger Gleichstrom.... :D

  • Das ist nicht so einfach. Bei den EDXXX Detektoren ist der Kristall winzig klein und mit Woodschem Metall (Schmelzpunkt 70°C) in einen kleinen Napf eingelötet.

    Ich würde die Oberfläche des vorhandenen Kristalls einfach mit einem Cuttermesser etwas ankratzen und dann nochmal testen. Mein ED mit Pyrit ist sehr empfindlich.

  • Das hatte ich auch schon mal versucht, hatte aber nicht geklappt.

    Es lässt sich aber auch das Lot erwärmen und dann den Kristall tauchen. Nur eben aufpassen, das es nicht zu heiß wird.

    Ich muss sowas auch mal nachbauen.

    Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. :)

    Grüße Frank, der Moschti

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