Servus an die Freunde von historischem militärischem Kommunikationsgerät,
heute möchte ich Euch einen militärischen Zweikreis-Detektorempfänger ("Primär- / Sekundärempfänger") vorstellen, der über 100 Jahre(!) alt ist (Baujahr ~ 1916 bis 1918) und der im ersten(!) Weltkrieg für militärische Kommunikation mit Morse-Telegraphie seinen Dienst tat: Der "E170a SN: 658" (Bauart Telefunken) von den "Deutschen Telephonwerken G.m.b.H., Berlin".
Der Frequenzbereich dieses Geräts soll von 500[kHz] (λ = 600[m]) bis 2.000[kHz] (λ = 150[m]) gehen - einige Quellen sprechen auch davon, daß das Gerät bereits bei 375[kHz] (λ = 800[m]) anfangen würde - oder gar bei 300[kHz] (λ = 1.000[m])....was bei dem hier vorhandenen Gerät wirklich der Fall ist, das werde ich durch Messungen gelegentlich noch rausfinden. Das Gerät verfügt über einen Summer - damit hat es u.a. eine Art "BFO" an Bord, um auch Telegraphie mit ungedämpften Wellen hörbar zu machen. Dadurch ist es für den CW-Empfang von Knarrfunken-, Löschfunken- und Maschinensendern sowie sehr frühen Röhrensendern gleichermaßen gerüstet.
Für die Geräteversion E170k (also ein deutlich späteres Gerät) wird im Telefunken-Katalog von 1919/1920 auf Seite 103 (A IV 13) Folgendes aufgeführt:
Ein Gehäuse habe ich für das Gerät nicht (da muß ich noch was passendes, stilechtes vom Schreiner anfertigen lassen, in dem dann auch die Batterie des Summers samt Steckkontaktfedern (für dessen Messer-Steckkontakte) sitzt (dazu im Technikteil mehr)).
In einer Quelle (Funktechnikmuseum Königswusterhausen, Beschreibung in "museen-brandenburg.de") wird behauptet: "Eine richtige Rarität! Nur im Deutschen Museum existiert noch ein zweites Exemplar!". Das dürfte so nicht stimmen: Das Gerät im deutschen Museum (mit - vor ca. 40 Jahren - gebrochener (meiner Erinnerung nach grauer) Frontplatte) kenne ich - darüberhinaus gibt es noch ein Exemplar im Wehrtechnikmuseum in Röthenbach an der Pegnitz, ein Exemplar in einer privaten Sammlung bei rm.org und ein Exemplar in einer Schweizer Sammlung - zusammen mit dem Gerät hier sind das also mal mindestens(!) fünf Geräte dieses Typs, die derzeit wohl noch existieren dürften.
Der erste Teil meiner Gerätebeschreibung (in diesem Beitrag) sind im wesentlichen Photos - in einem zweiten, eigenen Folgebeitrag werde ich dann auf technische Details eingehen und das Ganze mit etwas Literatur, einem aussagefähigen (selbstangefertigten) Schaltbild und einigen Quellen anreichern (das alles in einem einzigen Beitrag wird zuviel - da wird dieser (mit 32 Dateianhängen eh schon sehr umfangreiche) Beitrag sonst unhandlich groß).
Nun denn: Laßt Bilder sprechen.......
Das Hersteller- und Typenschild (Seriennummer: 658):
Front-Teil-Schrägansichten von unten - unterer Teil:
Front-Teil-Schrägansichten von unten - oberer Teil:
Front-Teil-Schrägansichten von unten - oberer Teil (ohne Summerkappe):
Schalter für Summer und Zelle (= Demodulator) im Detail:
Ansichten des Innenlebens - Totale:
Blick schräg auf die Buchsenseite:
Blick schräg auf den Nockenschalter der Luftdrahtkreisseite:
Blick schräg auf die Drehkondensatorseite:
Blick schräg auf den Nockenschalter der Zwischenkreisseite:
Detailansicht des "HF-Blockkondensators" über den Kopfhöreranschlüssen ("Fernhörer") - Sollkapazität 1.000[cm] = 1,113[nF]:
Drehkondensatordetails:
Detailansicht in das Innere der (zwischen 0[°] und 90[°] via des Bedienknopfes "Kopplung" drehbaren) Primärkreisspule ("Luftdrahtkreis") - verdrahtungsabgewandte Seite:
Detailansicht in das Innere der (zwischen 0[°] und 90[°] drehbaren) Primärkreisspule ("Luftdrahtkreis") - verdrahtungszugewandte Seite:
Wenden wir uns nun einigen Teilkomponenten zu - zunächst einmal der Detektorzelle ("Zelle"): Hier findet sich im Telefunken-Katalog von 1919/1920 auf Seite 112 (A IV 26) Folgendes (der letzte Buchstabe der Typenbezeichnung weicht ab, aber es dürfte sich auch bei dem hier abgebildeten Detektor um eine Pyrit-Zelle handeln):
Detailbilder zu einer weiteren Teilkomponente - dem "Summer". Zieht man (nach Abnehmen der schwarzen Abdeckkappe, die eine Art Bajonett-Verriegelung hat) den Summer aus seinem Steckplatz in der Frontplatte heraus, dann sieht das so aus:
Datailbilder zum Summer selbst (Technisches zu diesem Bauteil versuche ich, in einem Folgebeitrag zu behandeln):
Auch ein Stecker zum Anschluß eines Kopfhörers ("Fernhörer") ist vorhanden - der Stiftabstand Mitte/Mitte ist etwas schwierig zu messen, dürfte aber im Bereich von ~ 19[mm] bis ~ 20[mm] liegen (sämtliche Doppelbuchsen auf der Gerätefrontplatte haben denselben Stiftabstand):
Grüße
Günter