• Ich sehe an der 12V-Schiene keinen Abzweig, der zum Empfangsteil geht.
    Und so wie das gezeichnet ist, hängt die Zenerdiode 9787 (rechts neben AD161) nur nutzlos in der Gegend herum.
    Fehlt hier eine Verbindung?

    Hallo Martin,

    manche Grundig-Schaltpläne sind schwer zu verstehen, das ist einer davon.

    Die Z-Diode 9787 hast du schon gefunden. Die wird über R617 bestromt und die Kathode liegt auf Chassis-Potential. Chassis ist der Minuspol.

    Von der 9787 geht der RC-Tiefpass R617 mit C611 ab. Dazwischen ist ein Massesymbol:

    Massepotential ist der Pluspol für das gesamte Empfangsteil. Der Minuspol ist Chassispotential.

    Leider weiß ich nicht, welche Spannung an er 9787 bzw. an C611 anliegen soll, ich schätze 8...10 V.

    Bernhard

    Ergänzung: Die Z-Diode 9787 stammt vermutlich von der Firma Eberle & Co. aus Nürnberg (ECO). Deren Z-Dioden sind nach meiner Erfahrung öfters defekt: Z-Spannung zu niedrig oder Kurzschluss. Das findet man aber leicht heraus.

  • Hallo Bernhard W

    wenn ich dich auch nur als den Profi der Theorie kenne und auch Schätze, frage ich mich, was ich hier in diesem Beitrag, als reiner Hobbyist, mit dem aus den Fachbüchern oft gelesenem, hier falsch interpretiert habe ?

    M.f.G.
    harry


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    Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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  • > Leider weiß ich nicht, welche Spannung an er 9787 bzw. an C611 anliegen soll, ...

    Ah, jetzt ja:

    Im UKW-HF-Teil steht beim BC185 am Kollektor 7,2 V. Der Kollektor ist gleichstrommäßig über die Vorkreisspulen mit Masse verbunden und dort liegt keine hohe Signalspannung, die die Messung verfälschen könnte.

    -> Zwischen Masse und Chassis liegt 7,2 V.
    Das ist dann auch die Spannung an C611 und damit die Versorgungsspannung des gesamten HF-Teils.

    Das gesamte HF-Teil nimmt grob geschätzt 6,5 mA auf. Dieser Strom fließt durch R618 (47 Ω).
    Über R618 steht damit die Spannung 6,5 mA * 47 Ω = 0,3 V.

    -> An der Z-Diode 9787 liegt die Spannung 7,5 V.

    Durch die Z-Diode fließt ca. 50 mA. Das wird eine Z-Diode sein, deren Spannung bei höherem Strom als 5 mA spezifiziert ist, z. B. ähnlich ZD7,5 oder ZPY7,5 statt ZPD7,5.

    Bernhard

  • Hallo zusammen,

    so, das Radio spielt wieder!

    Bernhard hat mich auf die richtige Fährte geführt!
    Betrachtet man den Schaltplan g a n z genau, sieht man neben dem zweiten Massesymbol ein winzig klein gedrucktes +-Zeichen!
    Also was sich Grundig dabei gedacht hat:?:

    Also habe ich heute Nachmittag zunächst am Knotenpunkt R617-Zenerdiode-R618 den ohm'schen Widerstand gegen Chassis gemessen, der betrug 45 Ohm, solle C611 einen 'kurzen' haben?
    Nein, es war die Z-Diode!
    Die Zenerspannung betrug noch 0,9V, damit läuft kein Empfangsteil.
    Ausgebaut, eine ZD7,5 eingelötet, Radio spielt!
    Das Radio hat sehr gute Empfangsleistungen, selbst mit einer Behelfsantenne (ca. 0,5 mtr. Draht an einem Antennenstecker) liegt auf UKW ein Sender am anderen.
    Die ZD7,5 hat eine Belastbarkeit von 1,3W, das sollte also bei einem Querstrom von 50mA ausreichend sein.
    Auch nach längerem Betrieb kann die Z-Diode noch angefasst werden, ohne sich die Finger zu verbrennen.

    Bernhard, Dir vielen Dank für die Hilfe!


    Viele Grüße

    Martin

  • Hallo Martin,

    schön, wenn das Radio wieder funktioniert. Die Empfängerschaltungen von Grundig waren immer ziemlich gut.

    Hast du mal R617 (120 Ω) überprüft, denn der war während der kurzgeschlossen Z-Diode überlastet?
    Die Z-Dioden von Eberle & Co. (ECO), später hieß die Firma Nortron (NT), waren oft nicht langzeitstabil.

    Ich vermute, die Schaltungsentwickler oder Zeichner waren noch aus der "Germaniumzeit", als pnp-Transistoren üblich waren, gewohnt, den Pluspol als Masse auszuführen.

    Viele Grüße, Bernhard

  • Hallo Bernhard,

    den 120 Ohm Widerstand habe ich nicht explizit geprüft, er zeigt jedoch keine Verfärbungen und die neue Z-Diode wird auch nicht übermäßig heiß, sie ließ sich gestern bei einer Umgebungstemperatur von rund 30°C in meiner Bastelbude auch nach rund zweistündigem Probebetrieb noch anfassen ohne sich die Finger zu verbrennen.
    Auch ist die Stromaufnahme des Gerätes bemerkenswert gering, bei Zimmerlautstärke zieht das Gerät gerade mal etwa 180mA bei 14V Versorgungsspannung.

    Interessante Nebenbemerkung: Im Datenblatt von VISHAY zu den 1,3W Zenerdioden gibt es eine Kennlinie, welche die Wärmeableitung der Anschlussdrähte in Abhängigkeit von deren Länge darstellt.
    Sowas hab' ich noch nie gesehen in Datenblättern.

    So habe ich die Diode eingebaut:

    So sah die Leiterbahn vor der Reparatur aus:

    Und so habe ich die Leiterbahn repariert:

    Einige angerissene Lötstellen mussten auch noch nachgearbeitet werden.


    Viele Grüße

    Martin

  • Hallo Martin,

    die Stromaufnahme passt (ca. Werte, gerundet auf volle mA):

    FunktionBauteilStrom
    EmpfängerR617 (120 Ω)54 mA
    NF-VorstufeBC108C1 mA
    NF-TreiberBC181A28 mA
    NF-EndstufeAD161/16210 mA
    BeleuchtungLampe 1,2 W90 mA
    Summe-183 mA

    Die ZPY-Serie von ITT (heute Vishay) ist Nachfolge der ZD-Serie (mit größerem Gehäuse) mit sehr ähnlichen Eigenschaften. Der Hauptkühlweg der kleinen ZPY sind die Anschlussdrähte, die entsprechend dick sind. Und weil das eingeschmolzene Chip im Glasgehäuse höhere Temperatur verträgt, kann die ZPY auch bis 1,3 W belastet werden, wenn die Drähte entsprechend gekühlt werden. Im Emden III E sind's nur 360 mW, das ist auch bei höherer Umgebungstemperatur und längeren Drähten völlig unkritisch.

    Die BZX85-Serie von diversen Herstellern ist übrigens weitgehend baugleich, nur nach etwas anderen Kriterien selektiert und bedruckt. ITT und Vishay (in älteren Datenblättern) hatte in deren Datenblatt das identische Diagramm.

    Viel Erfolg bei den letzten Nacharbeiten, dass das Gerät wieder lange Zeit zuverlässig funktioniert.

    Bernhard

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