Grundig NF1 --- Unverständliche Beschaltung der Endröhren ELL80

  • Hallo zusammen.

    Ich beschäftige mich seid 50 Jahren mit Röhren. Und ich glaube und kann behaupten das sich einiges auf meiner

    Festplatte im Kopf gespeichert hat und ich auch fast alles erklären kann.

    Aber eins übersteigt leider mein Vorstellungsvermögen.

    Der NF1 von Grundig hat ja bekanntlich 2xELL80 und 2x ECC83 verbaut. Eine ganz normale Gegentaktschaltung.

    Im Plan ist mir allerdings aufgefallen, dass bei der ELL80 bei einem System im G1 ein 1K und im anderen System

    der Gegentaktschaltung ein 15K Gridstopper eingezeichnet ist. Ich dachte zunächst an einen Druckfehler, aber die

    Widerstände sind tatsächkich so verbaut. Normalerweise sind bei Gegentaktschaltungen im G1 der Endröhren

    gleiche Gridstopper (1K) verbaut. Warum aber bei dem NF1 an dem einen System 1k und an dem anderen System 15K?

    Ich kann es mir nicht erklären. Aber irgend etwas müssen die sich ja dabei gedacht haben, ich kann mir jedenfalls keinen Reim darauf machen.

    Vielen Dank an den der es erklären kann.


    Liebe Grüsse Dieter

  • Servus Dieter,

    nur durch Überfliegen des Schaltbilds des NF1:

    und ohne jetzt irgendwas gerechnet zu haben, wäre eine wirklich ganz wilde ad-hoc Vermutung von mir, daß der Grund der unterschiedlich großen Gridstopper-Widerstände in der Kathodyn / Concertina Phasenumkehrstufe zu suchen sein könnte. Deren unterer Ausgang (der über den 15[kΩ] Gridstopper auf das Steuergitter des unteren Systems der ELL80 geht) ist ja ein Kathodenfolgerausgang - hat also einen signifikant geringeren Innenwiderstand als die Auskopplung an der Anode der ECC83 (die mit 2 x 15[kΩ] an Anode und Kathode für eine ECC83 sowieso erstaunlich niederohmig beschaltet ist). Vielleicht war der 15[kΩ]-Gridstopper-Widerstand am unteren ELL80-System der Versuch, die Steuergitter der beiden ELL80-Systeme je einen ungefähr identischen Innenwiderstand ihrer Treiberschaltung "sehen" zu lassen?

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo Günter,

    das wäre evtl. eine Möglichkeit die ich mir auch schon so ähnlich zurecht gelegt hatte.

    Aber wieso wird das bei anderen Gegentaktschaltungen nicht gemacht. Die Umkehrstufen sind genauso niederohmig. Ich habe mir auch schon überlegt

    ob es evtl etwas mit dem Übertrager zu tun hat. Die eine Wicklung ist primär

    Ohmmäßig ungefähr 100 Ohm höher als die andere. Klar 15K in der Anode und 15K

    in der Kathode des Phasendrehers ist auch schon ungwöhnlich niederohmig.

    Gruss Dieter

  • Servus Dieter,

    Quote

    Die Umkehrstufen sind genauso niederohmig

    Bei ECC83 in aller Regel eben eher nicht (da ist der Anodenkreis schon eine hochohmigere Angelegenheit) - da kommen ja häufig Widerstandswerte >100[kΩ] vor, wie Du ja selbst schreibst:

    Quote

    Klar 15K in der Anode und 15K in der Kathode des Phasendrehers ist auch schon ungwöhnlich niederohmig

    Wenn man die Endstufe - aus welchen Gründen auch immer - schon so niederohmig anfahren möchte (die Röhrenkapazitäten der ELL80 täten dies im Audiofrequenzbereich gar nicht erfordern), dann wäre ja auch noch der Einsatz einer ECC81 für die beiden Phasenumkehrstufen und einer ECC83 für die beiden Vorverstärkerstufen eine Option gewesen. Identische Heizleistung, identischer Bauelementeaufwand, aber bei Bedarf mehr Treiberstrom (und die geringere Verstärkung der ECC81 spielt ja keine Rolle, weil die in der Phasenumkehrstufe eh nur mit einer Verstärkung von rund "1" rennt). Gut, im Einkauf mag das eine Rolle gespielt haben, ob man eine halbe Million ECC81 und eine halbe Million ECC83 eingekauft habe - oder eine ganze Million nur eines Typs: der ECC83.

    Tja, wir werden es vermutlich nicht mehr erfahren - es sei denn, Hans (User "mike jordan" https://www.radio-bastler.de/RBF/index.php?…e-jordan/#about) weiß da mehr.......

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo Dieter und Günter,

    als ich diese Beiträge las, erinnerte ich mich grob an irgendeine Erläuterung zu diesem Thema. Die Fundstelle habe ich jetzt. Sie ist in dem Büchlein "Stereotechnik" (1961) von Heinrich Brauns zu finden. Herr Brauns war Ingenieur bei der Fa. Grundig.

    Danach sind die ungleichen Widerstände gewählt worden, um Unsymmetrien zu vermeiden, erklärt am Verstärkerteil des Grundig 6199:

    Grundig hat u.a. auch bei dem größeren Baustein-Endverstärker NF2 das Prinzip beibehalten.

    Es wäre einmal interessant festzustellen, ob sich die unterschiedlichen Gitterwiderstände klanglich irgendwie positiv auswirken.

    Grüße

    Frank

  • Servus zusammen,

    Quote from Heinrich Brauns - in Stereotechnik (1961)

    Quote from Klangschatulle - in Beitrag #2

    ohne jetzt irgendwas gerechnet zu haben, wäre eine wirklich ganz wilde ad-hoc Vermutung von mir, daß der Grund der unterschiedlich großen Gridstopper-Widerstände in der Kathodyn / Concertina Phasenumkehrstufe zu suchen sein könnte. Deren unterer Ausgang (der über den 15[kΩ] Gridstopper auf das Steuergitter des unteren Systems der ELL80 geht) ist ja ein Kathodenfolgerausgang - hat also einen signifikant geringeren Innenwiderstand als die Auskopplung an der Anode der ECC83 (die mit 2 x 15[kΩ] an Anode und Kathode für eine ECC83 sowieso erstaunlich niederohmig beschaltet ist). Vielleicht war der 15[kΩ]-Gridstopper-Widerstand am unteren ELL80-System der Versuch, die Steuergitter der beiden ELL80-Systeme je einen ungefähr identischen Innenwiderstand ihrer Treiberschaltung "sehen" zu lassen?

    Na, dann sind der Herr Brauns und ich uns doch einig - genau DIESEN Symmetrie-Grund hatte ich vermutet.

    Davon abgesehen hat Grundig für die ECC83 der Kathodyn-Phasenumkehrstufe des 6199 mit je 33[kΩ] etwas "ECC83-artgerechtere" Anoden- und Kathodenwiderstandswerte verwendet als im NF1 (wo diese Widerstände aus der Sicht einer ECC83 mit je 15[kΩ] ja schon eher "sakrisch" niederohmig sind). Die ECC83 ist mit ihrer Anodenverlustleistungs-Absolutgrenze von 1[W] und ihrem maximal zulässigen Kathodenstrom von 8[mA]) (beides versteht sich pro System) sowie ihrem Innenwiderstand von ≈ 62,5[kΩ] bis ≈ 80[kΩ] ja eher ein hochohmiger "Feingeist" und kein solch niederohmiger, strompotenter und robuster "Geselle" wie eine ECC81 (Ri ≈ 11[kΩ] bis ≈ 16,5[kΩ]), ECC82 (Ri ≈ 6,25[kΩ] bis ≈ 7,7[kΩ]), ECC85 (Ri ≈ 8,3[kΩ] bis ≈ 18[kΩ]) oder gar eine ECC88 (Ri ≈ 2,64[kΩ]).

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
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  • Servus zusammen,

    im Rahmen einer völlig anderen Literaturrecherche bin ich hier drüber gefallen - das Beispiel liegt so nahe am hier diskutierten NF1, daß es die hier diskutierte unsymmetrische Innenwiderstandsthematik der Phasenumkehrstufe praktisch vollständig bestätigt:



    Quelle: Dr. Ing. Heinrich Schröder - Elektrische Nachrichtentechnik - Band II - Seite 242 bis Seite 244 - 1963/1974 Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik GmbH, Berlin.

    Grüße

    Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
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