Körting RB2206W, eine Instandsetzung

  • Hallo zusammen,

    im vergangenen Dezember habe ich über einen Forumskollegen

    einen Körting “Novum RB2206W“ (Baujahr 1936) erworben,

    ein Gerät, das schon länger auf meiner Suchliste stand.

    Warum?

    Nun, bestimmt nicht wegen des äußeren Erscheinungsbildes,

    denn das Gehäuse hat nichts Besonderes, ist eher “eine graue Maus“.

    Wie sagte es unser Anton vor acht Jahren so treffend:

    Irgendwie wirkt er von vorne betrachtet, wie eine Hälfte eines Telefunken,

    die die andere Hälfte verloren hat und da bekommt man schon gleich Mitleid

    Es lohnt bestimmt, sich seiner anzunehmen.“


    Ja, die wahren Werte liegen unter der Haube, also im Gehäuse,

    in der Schaltung des Empfängers.


    Da haben die Körting-Ingenieure ganz tief in die Trickkiste gegriffen

    und so alles ihrem Zwei-Kreiser verpasst, was noch eben vertretbar war

    und das mit einer minimalen Anzahl an Röhren

    (AF3, AB1, AL4 und als Gleichrichter eine AZ1).


    Der “RB2206W“ ist für den Empfang von MW und LW ausgelegt,

    ferner kann ein Plattenspieler angeschlossen werden.

    Der Eingangskreis besteht aus zwei,

    auf die jeweilige Empfangsfrequenz abstimmbare Bandfilter

    und einem nachgeschalteten HF-Verstärker (AF3).

    Die verstärkte HF erfährt danach eine HF-Gleichrichtung durch eine Röhren-Diode (AB1).

    (Wir haben es also nicht mit einem Audion zu tun)

    Die daraus gewonnene NF wird zurück auf die AF3 geleitet und verstärkt.

    >>> Reflexstufe

    Danach gelangt die NF über ein Lautstärke-Poti zur End-Röhre (AL4).


    Aber auch die AL4 hat wie die AF3 eine Doppelfunktion,

    sie verstärkt zusätzlich auch noch einmal die HF,

    die den HF-Übertragern vor der AB1 entnommen wird.

    Diese verstärkte HF erzeugt dann mittels der 2. Diode der AB1 eine Regelspannung,

    die (verzögert) dem Steuergitter der HF-Verstärker-Röhre AF3 zugeführt wird.

    Somit hat dieses Gerät auch noch eine wirkungsvolle “Schwundreglung“.


    Ferner hat Körting dem Gerät auch noch eine einstellbare Rückkopplung spendiert,

    ähnlich dem ECO-Prinzip.

    Dadurch lässt sich die Rückkopplung recht angenehm (weich) einstellen.

    Und dann gibt es tatsächlich auch noch eine “Feldstärke-Anzeige

    mittels Leuchtband (ca. 65mm) einer Glimmröhre (RR145/S).


    …es sind also jede Menge Features verbaut.


    Hier der Schaltplan des “Körting RB2206W“:

    So, und nun zu meinem Gerät:


    Wie man unschwer erkennen kann, gibt es mit dem Gehäuse doch so einiges zu tun;

    teilweise ist das Furnier lose, oder fehlt an einigen Stellen ganz,

    ferner finden sich einige Kratzer auf dem Gehäuse.

    Diese Arbeiten werden aber erst erledigt, wenn es draußen wieder wärmer ist.


    Hier ein Blick ins Gerät:


    Man sieht, dass schon mal Arbeiten vorgenommen wurden;

    so ist die auf der linken oberen Seite angeschraubte “Kapseldrossel“ nicht mehr original

    und rechts sieht man einen nachträglich eingebauten Blockkondensator.

    Ferner ist der Schalter (rechts oben) zum Ausschalten des Innenlautsprechers defekt.

    Aber das bekommt man wieder hin.


    Also mal das Chassis ausgebaut:

     

     

     


    …wie auf dem letzten Foto gut zu erkennen ist, sind schon mal reichlich “Reparaturen“

    vorgenommen worden, :smiley26:

    diese scheinen aber schon lange zurückzuliegen, ich denke mal,

    Anfang der 50er Jahre.

    Auch das bekommt man wieder hin,

    aber da werde ich mich wohl Stück für Stück durch Schaltung durcharbeiten müssen.


    …um das Chassis besser reinigen und vom Rost befreien zu können,

    mussten diverse Teile abgebaut werden:

     


    …nach der Nutzung von diversen Reinigungsmitteln und etwas “Bindulin Silbanpast“,

    konnte sich das Chassis wieder sehen lassen.


    Fortsetzung folgt….


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo Rolf

    Ich finde das Gerät überhaupt nicht hässlich und sogar sehr markant. Ich kenne nicht ein deutsches Gerät, dass mit diesem Radio Ähnlichkeit hat und das ist ein eindeutiges "Alleinstellungsmerkmal" :smiley20:

    Hier ein Prospekt:

    Herstellerprospekt von August 1936

    Nette Grüße - Alfons

  • Hallo Rolf,

    auf die Fortsetzung(en) des Berichts freue ich mich jetzt schon. :smiley32:

    Das gleiche Gerät besitze ich auch, bereits seit vielen Jahren. Ein kleiner Tipp am Rande, bevor ich's wieder vergessen habe:

    Der Antennenbuchse des Radios Aufmerksamkeit widmen. An meinem Gerät hatte ich damit Schwierigkeiten, insbesondere mit dem eingebauten Buchsenschalter. Noch heute ist es so, daß nicht jeder eingesteckte Bananenstecker den Schalter ordnungsgemäß zu betätigen vermag.

    _____________

    Gruß
    klaus


    Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
    Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.

  • Hallo Rolf,

    ja da hast Du was wirklich interessantes und auch anspruchsvolles. Dieses Gerät stand damals in meiner Stammkneipe auf der Theke. Jeden Samstag weinte ich bei der Wirtin, nun verkaufe mir doch endlich dieses Radio. Ebay gab es noch nicht. Mein Stammplatz war natürlich genau in unmittelbarer nähe des Gerätes. Nicht, dass es einer klaut. Jahre später kaufte ich mir auch so ein Radio. Das Gehäuse hatte auch Restaurationsbedarf. Soviel heute schon, wenn dieses Gerät akkurat durchrepariert ist, erschreckt man sich - positiv. Das ist nämlich kaum von einem Mittelsuper zu unterscheiden. Das mit dieser wirklich spartanischen Röhrenbestückung. Also, Rolf, ich lese hier interessiert mit. Das Gehäuse finde ich an sich sehr gelungen. Das Gerät habe ich nach so vielen Jahren immer noch.

    Es grüßt Euch aus Peine
          
    Andreas
    Nicht nur die Röhren sollen glühen.

  • Hallo Rolf , erstmal kurz und an die anderen Mitleser ein Gesundes neues Jahr.

    Oh ein sehr schönes Radio von Körting , ich verfolge gespannt mit ich mag diese Radioepoche sehr. Das Gerät durch seine Größe und Gehäuse müsste ja einen wunderschönen Klang haben und als Zweikreiser übertrifft er bestimmt seinen damaligen Erwartungen. Oh Alfons finde deine Prospekte und Werbe sowie Anleitungen immer sehr intressannt und Informativ sowie ist es eine große Hilfe bei der Restaurierung und Instandsetzung. Super. Glaube dieser "Novum" der ist bestimmt recht rar zu bekommen. Freue mich auf weitere Infos zu diesem Radio. lg.Maik (Stassfurt)

  • Glaube dieser "Novum" der ist bestimmt recht rar zu bekommen.

    Hallo Maik,

    nein - dies Modell ist zahlreich zu haben gewesen z.B. über die letzten 24 (Bucht) Jahre. Die Geschmäcker sind aber grundsätzlich verschieden, mir gefällt er nicht so. Will heißen wenn ich für den gleichen raren Stellplatz ein anderes "mehr radiotypischer aussehendes Modell haben kann" würde der rausfliegen.

    Anbei noch das Modell aus der Abele Buchreihe "Historische Radios" Bd.II von 1996.

    Das scheußlichste Körtingmodell ist aber ein Anderes......unten angehängt.

    Gruss Debo

  • Dank der von Alfons eingestellten historischen Dokumente :thumbs_up: wissen wir, daß das Radio seinerzeit offiziell als "Zweirohr-Zweikreis- Empfänger" bezeichnet wurde. Das ist nicht unüblich, da die im Radio verbaute AB1 damals als sog. "Hilfsröhre" bezeichnet und nicht mitgezählt wurde. Reflexempfänger dieser Epoche wurden werbetechnisch oft damit vermarktet, daß sie ggü. anderen Zweikreisern eine Röhre einsparten.

    Nun wäre dies keiner besonderen Erwähnung bereit, wenn wir uns nicht an dieser Stelle mal den Katalog eines der damals größten Radiohändler ansähen, der Radio-Zentrale Alex v. Prohaska aus dem Jahrgang 1936/37:
    https://www.gfgf.org/files/digenio-theme/content/Katalog/1936-37%20Prohaska%20min.pdf

    Die Zweikreis-Reflex-Empfänger dieses Jahrgangs finden sich dort nachvollziehbarerweise auf den Seiten 31-33 unter der Überschrift "2-Röhren-Zweikreis-Empfänger". Unseren Körting RB 2206 sucht man dort allerdings vergebens, er findet sich auf Katalogseite 37 unter - aufgemerkt! - den "3-Röhren-Zweikreis-Empfängern", also den Zweikreisern, denen nach damaliger Lesart eine Röhre mehr spendiert wurde.
    In dieser Kategorie sticht er dann als preiswertestes Gerät hervor, was zu seiner Beliebtheit und den damit wohl einhergehenden hohen Verkaufszahlen, auf die Debo verwies, beigetragen haben dürfte.

    _____________

    Gruß
    klaus


    Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
    Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.

  • Hallo, Rolf,

    ein sehr interessantes Gerät hast du auf den Tisch geholt. Die Schaltung bietet, wie du selbst so schön beschrieben hast viel mehr als einen einfachen Zweikreisen. Hat aber seine Tücken, ich habe nie ein Gerät gehabt, das so kritisch ist wie genau die Werte der Bauteile sind. Besonderheit sind auch die Kordellwidestände sowie der (HoWo)Kondensator von 3pF für LW. Bei meinem ersten Gerät war ich dabei zu aufgeben, sollte Andreas nicht die Drossel geprüft. Selbst die Position der Bauteile spielt seine Rolle. Aber für dich ist das nichts neues, ich genieße deinen Beitrag gern weiter.

    Übrigens, hat damals unser Dietmar (DiRu) sehr schöne Erklärung des Prinzips dieser Gerätereihe gepostet:

    Quote

    Hier sind als Beispiel sämtliche "Reflex-Kreise" des RB2207 dargestellt.

    Zur Nomenklatur: NF-Sperre läßt die HF durch ; HF-Sperre läßt die NF durch ; HF- & NF-Sperre läßt die Regelspannung durch

    Mehr zum Reflex-Empfang ist im Thread "Der Reflexempfang" zu lesen.

    Dietmar

    Gruß,
    Ivan

  • Hallo zusammen,

    ich danke euch für die tollen Unterlagen,

    vieles kannte ich zwar schon, aber einiges ist

    neu für mich :smiley32:

    Damit dürfte es, so hoffe ich, kein Problem mehr sein, den Körting zum Spielen zu bringen.

    Ich werde natürlich berichten,

    nächste Woche geht's weiter...

    Viele Grüße,

    Rolf

  • Ein Reflexempfänger, bei dem auch noch die Lautsprecherendröhre mit zur HF-Verstärkung herangezogen wird....und eine Regelung hat er auch noch......habe ich so auch noch nicht gesehen......

    Grüße vom Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo zusammen,


    ich habe natürlich zwischenzeitlich auch an meinem Körting Novum weitergewerkelt,

    sehr hilfreich waren mir dabei die folgenden Berichte:


    Radionar
    October 21, 2016 at 9:03 PM


    HoWo41
    March 26, 2022 at 5:39 PM


    klausw
    April 3, 2022 at 11:04 AM


    Das Chassis hatte ich ja wieder etwas “aufgehübscht“

    und so konnten die abgebauten Baugruppen,

    natürlich nach ihrer Reinigung und Instandsetzung,

    wieder montiert werden.


    Zunächst war der Kondensatorblock an der Reihe.


    In ihm waren drei 4uF Kondensatoren verbaut,

    die ich durch drei 10uF (MKP) /900V Kondensatoren ersetzte.

    Für die fünf Anschlussleitungen benutzte ich fünf farbige, stoffummantelte Leitungen,

    die ich von einem defekten Einbauherd zweckentfremdet hatte.


    Danach kümmerte ich mich um den Drehko und seinem Antrieb.

    Da der Drehko sehr stark verschmutzt war, half nur noch ein Bad in “Bref“

    und ein anschließender Spülgang mit reichlich warmem Wasser.

    Nach der Trocknungsphase bekamen die Lager noch eine neue Schmierung

    und schon war der Drehko wieder zu gebrauchen.


    Für den Rest des Abstimmaggregates reichten Pinsel und Lappen völlig aus.

    Nur das filigrane Stoffband für die Skalenanzeige (Thermometeranzeige),

    musste ich vorsichtig in warmen Wasser auswaschen.

    Hier die einzelnen Komponenten:


    …und hier die trickreiche Feineinstellung für die Abstimmung,

    bestehend aus ein paar zusätzlichen Gelenken,

    mit dessen Hilfe sich ein gefundener Sender optimal abstimmen lässt.


    Auf dem nächsten Foto ist die Abstimmeinheit wieder zusammengebaut.

    Hinter dem schwarz abgesetzten Schlitz wird später die Glimmröhre für die Glimm-Abstimmanzeige montiert:

     


    Da das Stoffband im Laufe der vielen Jahre stark an Farbe verloren hat,

    werde ich einen Bereich des Bandes mit schwarzer Farbe nachbearbeiten,

    damit man beim Abstimmen auch einen Farbunterschied zu sehen bekommt


    Anschließend mussten nur noch die beiden Eingangs-Bandfilter,

    natürlich nach einer ausgiebigen Begutachtung,

    wieder eingebaut werden.


    Damit war die Chassis-Oberseite fast wieder komplett.

     


    Fortsetzung folgt….


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo zusammen,

    nachdem nun die Chassis-Oberseite wieder hergerichtet war, konnte ich mich dessen Unterseite, sprich der Verdrahtung, zuwenden.

    Als ich mir diesen “Kabelverhau“ etwas genauer angeschaut hatte, wurde mir leider auch klar:

    …dass ist mal nicht so eben erledigt.


    So hatte ein Vorbesitzer fast alle “Kordelwiderstände“ gegen normale Widerstände getauscht.

    Durch diese Reparaturmaßnahme waren unschöne “Fliegende Verdrahtungen“,

    mit reichlich kalten Lötstellen entstanden.

    Und dann führten auch noch mehrere Verbindungsdrähte ins Leere,

    sie waren nur einseitig angeschlossen, warum auch immer.


    Ferner konnte das Lautstärke-Poti (500k) nur noch getauscht werden,

    sein Gussgehäuse war gebrochen.

    Auch das Rückkopplungs-Poti (550 Ohm) hatte es hinter sich,

    da seine Widerstandsbahn keinerlei Durchgang mehr hatte.


    Zum Glück hatte ich noch brauchbaren Ersatz in meiner Grabbelkiste,

    dort fand ich sogar ein 500k-Poti mit angeflanschtem Zug- / Druck-Schalter.


    Positiv war immerhin, dass alle Spulen (sie trennen die HF von der NF), die man nun mal zusätzlich für einen Reflex-Empfänger benötigt,

    vorhanden und in Ordnung waren.


    Leider waren auch von den nachträglich eingebauten Widerständen einige unterbrochen

    und die Papier- Wickel-Kondensatoren wollte ich eh alle erneuern.


    Um nun das ganze Chaos auf der Unterseite wieder in einen funktionierenden und

    schaltplanentsprechenden Zustand bringen zu können, musste ich systematisch vorgehen.

    Und so arbeitete ich mich Stück für Stück, am Antenneneingang beginnend,

    bis zur Endröhre vor.

    Dabei kamen mir die vielen Unterlagen, die hier im Forum schon hochgeladen worden sind, sehr zu Gute,

    wie z.B. Stückliste und Bestückungsplan.


    Wie oben gesagt, begann ich am Antenneneingang

    und diese Doppel-Buchse (Antenne / Erde) durfte ich auch gleich erneuern,

    war sie doch an mehreren Stellen gebrochen, eine Reparatur war nicht mehr möglich.

    Ich ersetzte sie durch eine einfache Doppel-Buchse, ohne den Umschalter von

    Außenantenne auf Lichtantenne.


    Zunächst wollte ich auch die fehlenden Kordelwiderstände wieder nachbauen,

    was ich aber nach reichlicher Überlegung wieder verwarf.

    Denn mit normalen Widerständen ist die ganze Schaltung doch übersichtlicher,

    vor allem dann, wenn man sie fast komplett wieder neu aufbauen muss.


    So lernte ich auf der Unterseite jede Lötstelle, jedes Bauteil und jedes Drähtchen kennen,

    ebenso jede Stelle im Schaltplan.


    Nach und nach füllte sich die Unterseite wieder.

    Hier ist die Unterseite wieder komplett:


    Auch den “Koppelkondensator“ (ca.5pF) zwischen den beiden Eingangsbandfiltern,

    den der damalige Reparateur wohl vergessen hatte, habe ich wieder eingebaut,

    genauer gesagt “eingewickelt

     


    Nach all diesen Prozeduren konnte auch das Skalenglas wieder montiert werden


    und die Anzeigeröhre, genauer gesagt, der “Glimmstab RR145


    Da der Glimmstab etwas wackelig in seiner Fassung steckte, musste ich ihn noch vorsichtig,

    damit er auch in der richtigen Position blieb, an seinem oberen Ende fixieren.


    Nach all diesen Arbeiten konnte ich den ersten kleinen Test starten,

    indem ich eine externe Anodenspannung anlegte.

    Anhand der sich einstellenden Stromaufnahme kann man leicht einschätzen,

    ob sich irgendwo in der Schaltung ein Kurzschluss eingeschlichen hat.


    …Sehr gut, die Stromaufnahme war plausibel und nur dem Spannungsteiler

    über der AF7 geschuldet.

    Was auch erfreulich war, der Glimmstab, den ich vorher nicht getestet hatte,

    leuchtete im unteren Bereich.

    Er dürfte also in Ordnung sein.

    Schauen wir mal, wie es aussieht, wenn ich das Gerät mit Röhren in Betrieb nehme.


    Fortsetzung folgt….


    Ach so,

    ich habe hier noch etwas Lektüre,

    unser Anton hatte mich darauf aufmerksam gemacht, nochmals vielen Dank dafür:

     

     


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo zusammen,

    nachdem nun das Chassis den ersten Test erfolgreich absolviert hatte,

    konnte es auf Funktion getestet werden.


    Dazu musste nur noch die originale Lautsprechereinheit (mit Feldspule und Übertrager),

     

    und die “Kapseldrossel“ angeschlossen werden.


    Apropos “Kapseldrossel“:

    diese wurde auch schon mal vor Jahren, durch eine normale Netzdrossel ersetzt.


    Da fiel mir aber ein, dass ich in meinem Fundus eine Drossel gesehen hatte,

    die genau wie die originale aussah.

    Diese schloss ich dann auch kurzer Hand an,

    zumal ihr hoher Gleichstromwiderstand, von etwa 8200 Ohm,

    der originalen Spule bestimmt recht nah kommen würde.


    Die vier Röhren überprüfte ich auf meinem Funke W19,

    bei allen ging der Zeiger noch weit in den Gut-Bereich, toll.


    Jedenfalls funktionierte das Novum-Chassis, alle Spannungen lagen im plausiblen Bereich.

    Nur empfindlich war der Empfänger nun wirklich nicht.

    Und da alle Spannungsmessungen in Ordnung waren,

    nahm ich zunächst einmal einen Abgleich, man könnte schon sagen, einen Neuabgleich vor.

    Eine gute Abgleichanweisung hatte ich ja vorliegen (siehe oben #6).

    Auch unser Detlef (Radionar), hatte diesen Vorgang schon mal sehr ausführlich,

    in seinem Thread

    Radionar
    October 21, 2016 at 9:03 PM

    #17, beschrieben.

    Ich muss schon sagen, diese Arbeit hatte sich dann auch wirklich gelohnt.

    Auf einmal war die Kiste richtig empfindlich geworden

    und das im Prinzip mit nur zwei Röhren.

    Sogar die Glimmanzeige funktionierte so, wie sie sollte.

    Den Arbeitspunkt dieser Feldstärkeanzeige kann man recht gut mit einem Poti (befindet sich auf der Chassis-Rückseite) einstellen.

    Das Novum-Chassis funktionierte also wieder

     


    und hätte somit ins Gehäuse gekonnt,

    aber dieses Gehäuse schrie ebenfalls nach einer Instandsetzung.

    Wie ich weiter ober schon angeführt hatte,

    war doch so einiges mit der Behausung im Argen:

    An gefühlt über 100 Stellen hatte sich das Furnier gelöst

    und muss mühsam wieder angeklebt werden.

    Teilweise fehlen Teile des Furniers und diese Stellen müssen mit Ersatz-Furnier retuschiert werden.

    Ferner ist die Oberfläche übersäht mit Kratzern,

    die aber zum Glück nicht zu tief sind und sich fast alle,

    durch Abschleifen der oberen Lackschicht, entfernen lassen.

     

     


    Und da ich ja einige Stellen mit neuem Furnier ausbessern muss,

    ist eh ein Abschliff angesagt.


    Jetzt mal eine Frage an die Holzexperten unter euch:


    „Wie bekomme ich den Farbton von neuem zum alten Furnier etwas angeglichen?

    Denn das originale Furnier wird immer etwas dunkler sein (auch wenn es gut geschliffen worden ist)

    als das neue Furnier.

    Ich möchte später die gesamte Oberfläche zunächst mit “Hartöl“ und dann mit “Schellack“ bearbeiten.

    Hier zum Beispiel, eine so ausgebesserte Stelle,

    die alte Farbe ist aber noch nicht abgeschliffen, sondern nur partiell,

    um mal den Unterschied zu verdeutlichen:


    Fortsetzung folgt…


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo Rolf,

    das ist natürlich schonmal eine tolle Arbeit. Ja, das Gerät empfängt, gut abgestimmt, fast wie ein Super. Ich bin von dem Radio sehr begeistert.

    Rolf, ich würde lieber den Altlack mit Aceton oder Nitro-Verdünnung runter waschen. Gut, es spricht etwas dagegen, da das Furnier partiell lose ist.

    Wie gleicht man nun das neuere Furnier dem originalen an? Ich mache sowas mit dem Retuschierstift. Ist die Farbgebung zu dunkel, kann man nachträglich mit feiner Stahlwolle die Färbung aufhellen. Man kann auch die Linien im originalen Furnier mit einem dunkleren Stift nachziehen. Hinterher fällt solch eine Reparatur kaum auf. Wenn die Reparaturstelle minimal dunkler ist, sieht das Auge das nicht so, als wenn die Stelle zu hell ist.

    Es grüßt Euch aus Peine
          
    Andreas
    Nicht nur die Röhren sollen glühen.

  • Hallo Andreas,

    danke für die Tipps. :smiley20:

    So ähnliche Gedanken hatte ich auch schon.

    Mal schauen, wie es weitergeht, dazu muss es aber zunächst mal wärmer werden,

    da ich diese Arbeiten nur draußen erledigen kann.

    Aber das lose Furnier wieder ankleben und die Fehlstellen reparieren, kann ich jetzt schon...

    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo zusammen,

    …hatten wir in den vergangenen Tagen nicht ein tolles Wetter?


    Das habe ich mir dann auch gleich zu Nutze gemacht,

    um das Novum-Gehäuse wieder herzurichten.

    Denn, wie man es ja auf den oberen Fotos gut erkennen kann,

    war an der Holzkiste doch so einiges zu tun.


    Zunächst besserte ich alle Fehlstellen mit neuem Furnier aus,

    als Kleber benutzte ich Fischleim.

    Ich muss schon sagen, das Arbeiten mit Fischleim funktionierte wider Erwarten erstaunlich gut.


    Dann ging es an die frische Luft, um das Gehäuse abzuschleifen.

    Mit Verdünnung wollte ich nicht arbeiten, weil ich Angst hatte,

    dass sich meine gerade erst aufgeklebten Furnierstücke wieder ablösten.

      


    Den Schleifstaub habe ich dann mit Spiritus abgewischt und danach das Gehäuse

    mit Hartöl eingerieben.

      


    Da ich mich auch einmal mit dem Auftragen von Schellack versuchen wollte,

    stellte das “Novum-Gehäuse“ das richtige Übungsobjekt dar.


    So war es ein paar Tage später dann soweit,

    wieder bei bestem Sonnenschein bekam das Gehäuse seine wahrscheinlich erste Schellackbehandlung.

      


    Nach etwa fünf Schellackaufträgen sah die Kiste dann so aus:

      


    …schon fast zu viel des Guten.


    Danach konnten auch die vier Schallwand-Leisten wieder ihren angestammten Platz einnehmen:


    Ein Problem gab es dann aber doch noch,

    der Schallwandstoff:

    Obwohl ich den stark verschmutzten Stoff nur mit kaltem Wasser und etwas Waschmittel gewaschen hatte,

    war er doch tatsächlich etwas eingelaufen.

    Jetzt fehlten zur Montage nur ein paar Millimeter, wie ärgerlich!


    So war ich gezwungen, einen ähnlichen Stoff aus meinem Fundus zu verwenden.

    Auch der Einbau gestaltete sich nicht so einfach, da der Stoff an allen vier Seiten,

    mittels einer Leiste geklemmt und zusätzlich verklebt wird.

    Zusätzlich muss man natürlich auch darauf achten,

    dass das Muster zum Schluss noch waagerecht, bzw. senkrecht verläuft.

    Ein Konstrukt aus Klemmen und Leisten half mir dabei…

      


    Na ja, es hatte dann doch geklappt


    Anschließend kamen Lautsprecher und Kapseldrossel wieder an ihrem Platz:

      

    …jetzt konnte auch das Chassis wieder eingebaut werden


    …und zum Schluss die Rückwand


    Hier ein Blick von vorn, auf den eingeschalteten Empfänger,

    gut zu sehen am rechten Rand der Skala, das Leuchtband der Abstimmanzeige:


    Hier noch ein paar Abschlussfotos vom wieder auferstandenem “Körting Novum RB2206W“:

      


    Ich muss schon sagen:

    die Wiederherstellung des Körtings hat mir richtig Spaß gemacht.

    Zwar waren mache Arbeiten nicht gerade einfach,

    aber am Ende wurde ich durch ein tolles Gerät belohnt,

    das nahezu empfängt, wie ein Kleinsuper

    und das mit nur zwei verstärkenden Röhren.


    Viele Grüße,

    Rolf

  • Hallo Rolf,

    Mann, ist der schön. Rolf, alles gut gemacht. Zum Gehäuse: Du hast den richtigen Leim verwendet. Fischleim istviel leichter zu verarbeiten als Knochenleim. Benötigt der Knochenleim schon höhere Themperaturen in der Umgebung (gerne bis zu 30 Grad) , so kann man Fischleim kompfortabler verarbeiten. Während Knochenleim in einem Gefäß auf so ca. 40-50 Grad erhitzt werden muss, kann der Fischleim einfach "aus der Flasche" mit einem weichen Pinsel aufgetragen werden. Hier punktet allerdings der Knochenleim. Solange der warm ist und nicht geliert!! bindet dieser Leim gut ab. Sobald er abkühlt, wird die Verleimung sehr fest. Beim Fischleim sollte man mit Zwingen schon ca. 24 Stunden pressen. Die verleimung mit Fischleim ist extrem fest. Also zur Verarbeitung bei niedrigeren Themperaturen sehr gut geeignet. Rolf, ich entlacke die gehäuse erst, dann verleime ich Furnier. Um die Farbe auszuwählen einfach das verbliebene Furnier mit Verdünnung benetzen.

    Die Vorbehandlung mit hartöl habe ich mir auch zueigen gemacht. Zunächst kommen einige aufträge mit Hartöl auf das Holz. Dann erfolgt die Schellack-Politur. Diese auf blankem Holz anzuwenden ist nicht ganz ohne. Man muss zunächst Aufträge in Verbindung mit Bimsmehl tätigen. Erst so erhält man einen gut versiegelten Grund und erst dann kann mit dem eigentlichen Schellack-Auftrag begonnen werden. Diese Prozedur dauert schon länger. Schaut man auf den Glanz deines Gehäuses, so wäre es nach einigen Monaten wieder stumpfer. Ein nachpolieren mit Schellack wird dann erforderlich. Erklärung: Die Schellack Politur "sinkt" in die Holzporen ein. Durch die Verwendung von Hartöl oder auch Grundieröl werden die Holzporen dauerhaft versiegelt. Fazit, dieses Verfahren funktioniert einfacher. Einer kommt noch: Durch die Verwendung vvon Grundieöl oder Hartöl wird die Holzfläche farblich schön angefeuert.

    Zur Technik von dem Gerät: Wie Rolf das schon schreibt, das Gerät arbeitet wirklich faszinierend gut. Mancher Kleinsuper funktioniert auch nicht besser.

    Also, Rolf, sehr, sehr gute Arbeit, wie immer ein sehr schöner Bericht!

    Es grüßt Euch aus Peine
          
    Andreas
    Nicht nur die Röhren sollen glühen.

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