In diesem Thread geht es um Konstruktion und Herstellung zweier Rückwände: Lorenz Stuttgart und VE301 dyn. Wir starten mit dem Lorenz Stuttgart.
Rückwand Lorenz Stuttgart
Hier beschreibe ich die Schritte, wie ich die Rückwand des Lorenz Stuttgart (von Andreas_P) nachgezeichnet habe.
Leider hatte ich keine Originalrückwand, das wäre am einfachsten gewesen. Immerhin konnte Andreas am Radio einige Maße abnehmen.
Vorlage erstellen
Brauchbares Foto aussuchen
Im WWW gab es mehrere Fotografien von entsprechenden Rückwänden, die meisten von der Modellseite bei radiomuseum.org. Man sollte sich ein möglichst unverzerrtes und scharfes Foto aussuchen.
Praktisch alle Fotos sind verzerrt. Zum einen perspektivisch: Die Rückwand / das Radio wird nicht mittig fotografiert, so daß die entfernten Ecken/Kanten kleiner erscheinen. Und selbst wenn die Kamera mittig vor der Rückwand plaziert ist, hat das Bild meist eine bemerkbare Tonnenverzerrung, weil die Bildmitte näher an der Kamera ist und deshalb größer erscheint als die Ecken.
Ich nahm das folgende Foto (natürlich in Originalgröße) als Vorlage. Die Rückwand ist offenbar etwas wellig; man sieht es in der linken Hälfte, wo sich das Licht stärker spiegelt. Ansonsten ist die Qualität gut.
Bild entzerren
Die erste Aufgabe ist, das Bild zu entzerren
Zuerst prüfte ich die Tonnenverzerrung: Diese läßt sich z.B. mit der Freeware JPG-Illuminator (mit deutscher Anleitung) beheben. Typisches Merkmal sind tonnenförmig verbogene Kanten. Bei dieser Rückwand kann man das wunderbar an der Verzerrung der oberen Lochreihe sehen, wenn man testweise einen gerade Linie dranzeichnet.
Ich erkannte keine Abweichung von der Geraden, also war die Tonnenverzerrung so klein, daß hier nichts gemacht werden mußte.
Daß es eine perspektivische Verzerrung gibt, erkennt man am Zusammenlaufen der senkrechten Lochreihen zum unteren Bildrand hin. Auch diese Verzerrung läßt sich mit vielen Programmen (dabei verwende ich nur Freeware) korrigieren. Beim JPG-Illuminator öffnet sich mit Ctrl-A ein Fenster, bei dem sich gar mannigfaltige Optionen für ein auf das Bild projiziertes Gitternetz einstellen lassen. Hier sollte man darauf achten, daß man sich NUR an der Oberseite der Rückwand ausrichtet! Dann klickt man auf "Bild ausrichten" und kann das korrigierte Bild abspeichern.
(Da ich mir nicht sicher war, ob die Genauigkeit ausreicht, verwendete ich eine etwas aufwendigere Methode. Die kann ich gerne später beschreiben.)
Hier das Bild mit der jetzt symmetrischen Rückwand. Für die weitere Bearbeitung habe ich den Kontrast etwas vergrößert:
Abmessungen festlegen
Zunächst wird die Grafik beschnitten (z.B. Photo Filtre oder IrfanView), so daß die Rückwand-Ränder an den Bildrändern anliegen. Wichtig ist hier - genau wie beim Entzerren - , daß man sich ausschließlich an der Rückwand-Oberseite orientiert, sonst können schnell ein paar Millimeter Fehler entstehen. Einzeln ist das nicht viel, aber es kann sich zusammenläppern.
Andreas hatte mir die Innenmaße der Aussparung für die Rückwand durchgegeben. Hier empfiehlt sich übrigens ein Metallbandmaß; ich habe festgestellt, daß viele Platik- und Holzlineale ungenau sind.
Lichte Höhe 190 mm und lichte Breite 302 mm. Ich rechnete jeweils 6 mm Spiel runter und paßte die Abmessungen der beschnittenen Grafik auf diesen Wert an. Auch das geht mit IrfanView sehr gut. Zuerst nach Druck auf Taste "I" die Auflösung auf z.B. 300 x 300 DPI ändern (Wichtig: Auf "Ändern" klicken!). Dann Ctrl-R; im aufpoppenden Dialogfeld das Häkchen bei "Proportional" entfernen, dann "Neue Größe" und Einheit "cm" wählen. Jetzt bei "Breite" 29,6 und bei "Höhe" 18,4 eingeben, dann "OK" klicken und das Bild als JPG speichern, mit mindestens 80% Qualität.
Nachzeichnen mit Inkscape
Mit Inkscape zeichnete ich Umriß und Ausschnitte der Rückwand nach. Ich hatte es hier mal unter "Schriftzug nachzeichnen" beschrieben. Bei der Rückwand kann man noch weitere Funktionen von Inkscape nutzen; z.B. das Erstellen einfacher geometrischer Körper und das Ausrichten und gleichmäßige Verteilen von Objekten wie den Lüftungslöchern.
Ergebnis
Das Ergebnis ist eine SVG-Grafik, die Jens mit seinem Laserschneider verarbeiten kann.
Man kann sich die Grafik aber auch selber ausdrucken, auf Pappe kleben und ausschneiden, wenn man die Konstruktion erstmal überprüfen will. Das würde ich nach dem Nachzeichnen sowieso empfehlen, um sicherzustellen, daß alles paßt.
Dazu drückt man in Inkscape Ctrl-Shift-E (PNG-Bild exportieren), stellt sicher, daß die DPIs denen in IrfanView entsprechen (im Beispiel 300 dpi) und klickt dann auf "Exportieren". Das Ergebnis sah bei dieser Rückwand so aus:
Ich hatte mit mindestens einer Korrektur gerechnet. Es freut mich umso mehr, daß es bei Andreas auf Anhieb gepaßt hat.
Ausdruck
Die Zeichnung für den Lorenz Stuttgart kann man gerade noch auf einem DIN-A-4-Drucker ausgeben. Bei IrfanView stellt man dazu vorher im Drucken-Dialog die "Druck-Größe" auf "Originalgröße aus Bild-DPIs".
Für viele Rückwände braucht man allerdings zwei oder mehrere Seiten. Viele Drucker unterstützen für diesen Zweck "Posterdruck". Es gibt auch Programme wie Easy Poster Printer. Will man das alles nicht nutzen, so kann man mit IrfanView auch die Grafik in mehrere kleinere Zeichnungen aufteilen, diese dann einzeln ausdrucken und auf der Pappe zusammenkleben.