Notradio LORENZ 2147W, Apparat 4973

  • Hallo in die Runde.

    trotz verhaltenen Interesses an den Artikeln der beiden kürzlich vorgestellten Radios aus der frühen Nachkriegsperiode (Blaupunkt 3W147K und 2GW145) folgt nun die Vorstellung eines weiteren Geräts aus dieser "Kistenholzperiode".
    Ich verspreche, diesmal weniger zu schreiben, halte es aber für wichtig, überlebende Geräte dieser Epoche zu dokumentieren. In der Zeitschrift 'Funkgeschichte' der GFGF findet sich ein guter Artikel, daneben ist die Literaturlage dürftig. Dazu unten mehr, denn diese Radiotype ist "umstritten".


    Zunächst ein Foto, mit kurzem Steckbrief:

    • Baujahr 1947
    • Einkreiser
    • Wellenbereiche : MW und LW, Automat. Umschaltung über Schalter auf dem Senderdrehko (Prinzip des DKE)
    • Sperrkreis eingebaut, fest eingestellt auf 841 KHz (Kern verklebt, 500 pF)
    • Edyn - Lautsprecher
    • Röhren: 2 Stück NF2 (entspricht der CF7)
    • Selen-Plattengleichrichter
    • Spannung: Nur 220 Volt Wechselstrom, Heiztrafo für die Röhren
    • Gehäuse: Holz
    • Chassis: Presspappe, sehr ähnlich dem DKE-Chassis
    • Knöpfe: wie VE 301 dyn
    • Skala: Blech, keine Stationen, keine Wellenbereichsangaben, nur Zahlen
    • Literatur: Regelien, Heft "1948" / Radiomuseum.org / Funkgeschichte Heft 190


    Blick auf die Blechskala:


    Als Knöpfe kommen Nachbauten der Knöpfe des VE dyn vor, sie sind bekanntermaßen etwas größer, als die des DKE. Der rechte Knopf ist nicht gerissen, es hat sich ein Faden des Deckchens ins Bild gemogelt:

    Links wird über ein Poti zu 500k die Lautstärke geregelt, mittig die Senderwahl, rechts die Rückkopplung (Papierdrehko zu 220 pF); automatische Wellenbereichumschaltung nach DKE-Manier, sobald der Zeiger den grünen Bereich (MW) rechts auf der Skala verläßt.


    Schauen wir auf Rückwand und Innenraum:

    Die werksseitigen Aufkleber weisen ein Gerät mit "dyn."-Lautsprecher aus. Die Rückwand ist tatsächlich original, Fotos im Netz belegen dies. Sie ist hat eher DKE-Maße und ist somit für dieses Gehäuse seitlich zu klein geraten, es wurde ab Werk "angesetzt". Von mir nachgerüstet ist lediglich der dort eingesetzte Papier-Drehko, der den eingebauten Sperrkreis erweitert.

    Im Innenraum sichtbar die beiden NF2 - Röhren, beide aus Wehrmachtsbeständen:

    Links die neuen Sieb- und Ladekondensatoren, die einstmals vmtl. verbauten Blockkondensatoren waren beim Kauf nicht mehr vorhanden. Rechts der Selen-Plattengleichrichter, im Hintergrund der edyn-Lautsprecher, auf dem der AÜ thront. Die Feldwicklung läßt sich mit 8,6 Kiloohm messen. Es gab auch Modelle mit DKE-Lautsprecher.

    Der Lautsprecher im Detail:



    Rechts unten der Heiztrafo für die beiden NF2:

    Links daneben ein originaler Becherelko zu 100 uF, es ist tatsächlich der Kathodenelko derjenigen NF2, die als Endstufe fungiert. Auf dem weiter oben gezeigten Foto ist dies die linke Röhre, d.h. dieser Elko sitzt in einiger Entfernung, während der zugehörige Kathodenwiderstand (500 Ohm) direkt unter der Fassung der Röhre sitzt.

    Das Chassis ist, man sieht es hier, aus Pappe und muß demzufolge mittig durch einen Metallbolzen gestützt werden. Dennoch ist es wenig verwindungssteif, der Aus- und Einbau zu Reparaturzwecken ist ein Graus. Es ähnelt stark dem DKE-Chassis, ist jedoch insbesondere dort, wo beim DKE die Spulen sitzen, beschnitten, um Platz für den Lautsprecher zu schaffen.
    Hier der Blick auf die linke Seite des Chassis:

    Der klassische DKE-Netzschalter.

    Weitere Hinweise zum Radio finden sich in einem sehr guten Artikel der GFGF Funkgeschichte, Heft 190, Seite 61 ff.
    Hier der link: https://www.radiomuseum.org/lf/dwl/7939/fg_190_rm.pdf
    Dort abgebildet ist ein Gerät mit DKE-Freischwinger, sowie ein Schaltplan dazu. Zu meinem Gerät fand ich keinen passenden Schaltplan, der im Regelien ist für ein technisch komplett anderes Radio mit 3 Wellenbereichen.


    Kommen wir zum Typ 2147 W im Allgemeinen. Ich schrieb oben, das Gerät sei "umstritten". Tatsächlich wurden verschiedenste Varianten dieses Modells gebaut, wohl den Zeitumständen und der einhergehenden Materiallage geschuldet. Das spiegelt sich in der Gehäuseform, der Zahl der Wellenbereiche, der Materialwahl des Chassis, der Rückwandbedruckung, der Skala und nicht zuletzt des eingebauten Lsp. wider, wobei nicht einmal dokumentiert ist, ob z.B. auch DKE-Spulensätze Verwendung fanden.
    Interessant hierzu ist eine schon ältere Diskussion bei Radiomuseum.org:
    lorenz: 2147W; Fragen und Interessantes zum 2147W |Radiomuseum.org

    Manche Geräte des Typs sind (bislang) dort unter ihrer aufgedruckten Nummer gelistet, nicht jedoch unter der Typenbezeichnung "2147" . Das hier von mir gezeigte Radio entspricht von Form und Technik her am ehesten dem dort gezeigten und als eigenständiger Typ "5683" angelegten Radio.

    Kurzum: Ich schließe mich der in der Diskussion schon geäußerten Sichtweise an, daß es sich bei allen gezeigten Geräten um Ausführungen des Typs 2147 W handelt, Lorenz jedoch nur bei den frühen Exemplaren dies so auf der Rückwand vermerkt hat. In Folge wurde nur noch -vmtl. auf Grund der produktionsbedingten deutlichen Unterschiedlichkeiten- die Produktionsnummer des Radios aufgedruckt, beim hier vorgestellten Radio eben die Nummer "4973" , einmal auf der Rückwand, einmal auf dem Chassis:

    Das "A." könnte für "Apparat" stehen.
    Wir hätten somit mit dieser Gerätevorstellung des "4973" ein weiteres Exemplar für die bei rm.org angelegten Exemplare dieser Type.

    (Ich bin dort aber nicht Mitglied und werde somit nicht die verlinkte Diskussion fortsetzen.)

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    Gruß
    klaus


    1) Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden. Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.
    2) Wer ohne Tippfehler ist, der werfe den ersten Buchstaben.

  • Täuscht nicht, Andy. Das Pappchassis ist nicht verwindungssteif, zumal es nur an einigen Punkten aufliegt und zudem serienmäßig große Lochbohrungen hat.

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    Gruß
    klaus


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  • Es geht weiter. Da der Beitrag in der Rubrik "Reparaturen" steht, eine technische Frage, die mich beschäftigt.

    Im nachstehenden Schaltbild (das zumindest im NF-Bereich meinem Gerät weitestgehend entspricht), habe ich einen Widerstand markiert:

    2147_Widerstand.png

    Dieser Widerstand ist in meinem Gerät als Poti (500k) ausgeführt. Das Poti scheint bereits werkseitig, indes ist fraglich, ob die Schaltungsumgebung des Potis noch original ist, da das Radio wohl schon einigen Reparaturen in seinem Leben unterzogen wurde. Das Poti ist so geschaltet, daß es in diesem Signalweg den Widerstandswert von 500k auf 0 Ohm regelt, d.h. sein Schleifer ist mit einem Ende der Widerstandbahn verbunden.

    Ich habe nun mal irgendwo (Diefenbach?) gelesen, daß man einen Widerstand an dieser Stelle in der Schaltung mit mindestens 300k bemessen müsse, was bei einem Poti naturgemäß nicht der Fall ist, wenn es gegen "Null" regelt.

    Frage: Muß ich die Schaltung verändern, und falls ja: wie?

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    Gruß
    klaus


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  • Danke, Wolfgang. Habe ich bereits umgesetzt.

    Das Radio hat, wie der kürzlich vorgestellte Blaupunkt 2GW145, bislang eher ein Mauerblümchendasein geführt. Daher widme ich mich dem Gerät jetzt in technischer Hinsicht etwas intensiver.

    1) Im Bild ist auch eine Gegenkopplung zu sehen, 2MOhm + 20 pF an der Anode der NF-Röhre, ähnlich dem früheren DKE 1938. Diese fehlt bei meinem Gerät, vielleicht fiel sie einer früheren Reparatur zum Opfer. Ich habe dies mal nachgebaut:
    Der Klang wird deutlich fülliger, allerdings auch deutlich dunkler, und die GK frisst auch richtig Lautstärke; die NF2 als Endröhre hat davon nicht sonderlich viel. Ich werde mal etwas mit den Werten der beiden Bauteile jonglieren.

    2) Ebenfalls bezogen auf den obigen Schaltbildausschnitt: Auffällig ist die Gittervorspannung von nur -1,2 Volt, die über den 150 Ohm - Widerstand abfällt (halbautomatische Gitterspannungserzeugung). In einem anderen Schaltplan (Regelien 1948) ist dieser Wert explizit vermerkt. Mein Gerät hat vollautomatische Gitterspannungserzeugung, siehe oben den 100 µF- Becherkondensator, verbaut waren aber ebenfalls nur 170 Ohm (jüngeres Bauteil aus späterer Reparatur).
    Das Gerät aus der Funkgeschichte Nr. 190 -> https://www.radiomuseum.org/lf/dwl/7939/fg_190_rm.pdf hat die Kathodenkombi 100 µF + 500 Ohm. Damit stellt sich eine Spannung von rund -5 Volt ein und es läßt sich hörbar mehr Lautstärke erzielen.

    Worin liegt der Sinn dieser sehr niedrig gewählten Spannung? Radios aus dieser Periode, die in der Endstufe mit der (der NF 2 sehr ähnlichen) Röhre RV12P2000 auskommen müssen, verwenden i.d.R. einen Widerstandswert von 400 - 600 Ohm.

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    Gruß
    klaus


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  • Worin liegt der Sinn dieser sehr niedrig gewählten Spannung? Radios aus dieser Periode, die in der Endstufe mit der (der NF 2 sehr ähnlichen) Röhre RV12P2000 auskommen müssen, verwenden i.d.R. einen Widerstandswert von 400 - 600 Ohm.

    Hallo Klaus

    Habe die Endstufenschaltung mit der CF7 = NF2 erprobt und auf optimale Lautstärke, bei geringen Verzerrungen, eingestellt.

    Ub = 200V, Ia = 6mA.
    Ug1 = 1,5V!

    Wichtig ist die Ug2. Die darf maximal nur 125V betragen.
    Dazu wird ein Rg2 von 39k mit 0,5µF nach Masse eingefügt.
    Bei deiner Schaltung liegt g2 an 198V! Das ist zu viel, bringt wohl etwas(!) mehr Lautstärke, geht jedoch auf die Lebensdauer der Birne. :smiley64:

    Aber in Notzeiten -nach dem verlorenen Krieg- war das scheinbar nicht so wichtig...

    Gruß, Wolfgang

  • Prima, danke für die Info, Wolfgang. Erstaunlicherweise sind die beiden NF2, die vor vielen Jahren beim Kauf schon im Radio saßen, noch gut bei Puste.

    Derzeit läuft das Radio mit 500 Ohm Kathodenwiderstand, wie im Schaltplan gezeigt, der in der Funkgeschichte Nr. 190 veröffentlicht ist.
    Die Feldwicklung von 8,6 KOhm fungiert als Siebwiderstand, anstelle des im Schaltplan gezeichneten 5k. Damit messe ich derzeit an der Endröhre: Spannung G2 bei ca. 205 Volt, Anodenspannung bei 188 Volt, Kathodenspannung ca. 4,5 Volt.

    Deinem obigen Rat werde ich folgen.

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    Nachtrag: Habe die Schaltung jetzt so umgesetzt. Rk jetzt 170 Ohm, ein Widerstand von 30 k vor G2 (mit C 0,6 µF an Masse) sorgt für ziemlich genau 124 - 126 Volt an G2 der Endröhre, die Kathodenspannung liegt bei ca. 1,4 Volt. Das sind noch keine Langzeitmessungen!
    Erster Eindruck: Die Lautstärke ist völlig ausreichend, allerdings habe ich die Gegenkopplung stillgelegt.
    werde das beobachten.

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    Gruß
    klaus


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