Hallo in die Runde.
trotz verhaltenen Interesses an den Artikeln der beiden kürzlich vorgestellten Radios aus der frühen Nachkriegsperiode (Blaupunkt 3W147K und 2GW145) folgt nun die Vorstellung eines weiteren Geräts aus dieser "Kistenholzperiode".
Ich verspreche, diesmal weniger zu schreiben, halte es aber für wichtig, überlebende Geräte dieser Epoche zu dokumentieren. In der Zeitschrift 'Funkgeschichte' der GFGF findet sich ein guter Artikel, daneben ist die Literaturlage dürftig. Dazu unten mehr, denn diese Radiotype ist "umstritten".
Zunächst ein Foto, mit kurzem Steckbrief:
- Baujahr 1947
- Einkreiser
- Wellenbereiche : MW und LW, Automat. Umschaltung über Schalter auf dem Senderdrehko (Prinzip des DKE)
- Sperrkreis eingebaut, fest eingestellt auf 841 KHz (Kern verklebt, 500 pF)
- Edyn - Lautsprecher
- Röhren: 2 Stück NF2 (entspricht der CF7)
- Selen-Plattengleichrichter
- Spannung: Nur 220 Volt Wechselstrom, Heiztrafo für die Röhren
- Gehäuse: Holz
- Chassis: Presspappe, sehr ähnlich dem DKE-Chassis
- Knöpfe: wie VE 301 dyn
- Skala: Blech, keine Stationen, keine Wellenbereichsangaben, nur Zahlen
- Literatur: Regelien, Heft "1948" / Radiomuseum.org / Funkgeschichte Heft 190
Blick auf die Blechskala:
Als Knöpfe kommen Nachbauten der Knöpfe des VE dyn vor, sie sind bekanntermaßen etwas größer, als die des DKE. Der rechte Knopf ist nicht gerissen, es hat sich ein Faden des Deckchens ins Bild gemogelt:
Links wird über ein Poti zu 500k die Lautstärke geregelt, mittig die Senderwahl, rechts die Rückkopplung (Papierdrehko zu 220 pF); automatische Wellenbereichumschaltung nach DKE-Manier, sobald der Zeiger den grünen Bereich (MW) rechts auf der Skala verläßt.
Schauen wir auf Rückwand und Innenraum:
Die werksseitigen Aufkleber weisen ein Gerät mit "dyn."-Lautsprecher aus. Die Rückwand ist tatsächlich original, Fotos im Netz belegen dies. Sie ist hat eher DKE-Maße und ist somit für dieses Gehäuse seitlich zu klein geraten, es wurde ab Werk "angesetzt". Von mir nachgerüstet ist lediglich der dort eingesetzte Papier-Drehko, der den eingebauten Sperrkreis erweitert.
Im Innenraum sichtbar die beiden NF2 - Röhren, beide aus Wehrmachtsbeständen:
Links die neuen Sieb- und Ladekondensatoren, die einstmals vmtl. verbauten Blockkondensatoren waren beim Kauf nicht mehr vorhanden. Rechts der Selen-Plattengleichrichter, im Hintergrund der edyn-Lautsprecher, auf dem der AÜ thront. Die Feldwicklung läßt sich mit 8,6 Kiloohm messen. Es gab auch Modelle mit DKE-Lautsprecher.
Der Lautsprecher im Detail:
Rechts unten der Heiztrafo für die beiden NF2:
Links daneben ein originaler Becherelko zu 100 uF, es ist tatsächlich der Kathodenelko derjenigen NF2, die als Endstufe fungiert. Auf dem weiter oben gezeigten Foto ist dies die linke Röhre, d.h. dieser Elko sitzt in einiger Entfernung, während der zugehörige Kathodenwiderstand (500 Ohm) direkt unter der Fassung der Röhre sitzt.
Das Chassis ist, man sieht es hier, aus Pappe und muß demzufolge mittig durch einen Metallbolzen gestützt werden. Dennoch ist es wenig verwindungssteif, der Aus- und Einbau zu Reparaturzwecken ist ein Graus. Es ähnelt stark dem DKE-Chassis, ist jedoch insbesondere dort, wo beim DKE die Spulen sitzen, beschnitten, um Platz für den Lautsprecher zu schaffen.
Hier der Blick auf die linke Seite des Chassis:
Der klassische DKE-Netzschalter.
Weitere Hinweise zum Radio finden sich in einem sehr guten Artikel der GFGF Funkgeschichte, Heft 190, Seite 61 ff.
Hier der link: https://www.radiomuseum.org/lf/dwl/7939/fg_190_rm.pdf
Dort abgebildet ist ein Gerät mit DKE-Freischwinger, sowie ein Schaltplan dazu. Zu meinem Gerät fand ich keinen passenden Schaltplan, der im Regelien ist für ein technisch komplett anderes Radio mit 3 Wellenbereichen.
Kommen wir zum Typ 2147 W im Allgemeinen. Ich schrieb oben, das Gerät sei "umstritten". Tatsächlich wurden verschiedenste Varianten dieses Modells gebaut, wohl den Zeitumständen und der einhergehenden Materiallage geschuldet. Das spiegelt sich in der Gehäuseform, der Zahl der Wellenbereiche, der Materialwahl des Chassis, der Rückwandbedruckung, der Skala und nicht zuletzt des eingebauten Lsp. wider, wobei nicht einmal dokumentiert ist, ob z.B. auch DKE-Spulensätze Verwendung fanden.
Interessant hierzu ist eine schon ältere Diskussion bei Radiomuseum.org:
lorenz: 2147W; Fragen und Interessantes zum 2147W |Radiomuseum.org
Manche Geräte des Typs sind (bislang) dort unter ihrer aufgedruckten Nummer gelistet, nicht jedoch unter der Typenbezeichnung "2147" . Das hier von mir gezeigte Radio entspricht von Form und Technik her am ehesten dem dort gezeigten und als eigenständiger Typ "5683" angelegten Radio.
Kurzum: Ich schließe mich der in der Diskussion schon geäußerten Sichtweise an, daß es sich bei allen gezeigten Geräten um Ausführungen des Typs 2147 W handelt, Lorenz jedoch nur bei den frühen Exemplaren dies so auf der Rückwand vermerkt hat. In Folge wurde nur noch -vmtl. auf Grund der produktionsbedingten deutlichen Unterschiedlichkeiten- die Produktionsnummer des Radios aufgedruckt, beim hier vorgestellten Radio eben die Nummer "4973" , einmal auf der Rückwand, einmal auf dem Chassis:
Das "A." könnte für "Apparat" stehen.
Wir hätten somit mit dieser Gerätevorstellung des "4973" ein weiteres Exemplar für die bei rm.org angelegten Exemplare dieser Type.
(Ich bin dort aber nicht Mitglied und werde somit nicht die verlinkte Diskussion fortsetzen.)