Einhell Luftentfeuchter LEF 200M mit dubioser Elektronik

  • Mein Sohn brachte mir seinen Einhell LEF200M Luftentfeucher dessen Kompressor nicht mehr abschaltete. Es stellte sich heraus, dass das Relais für die Stromzuführung des Kompressors dauerhaft angezogen war. Kein Problem, dachte ich, das kann doch nur an der Temperaturregelung liegen. Ich erwartete zu diesem Zweck einen einfachen Schellwertschalter mittels, z.B., eines Operationsverstäkers. Als ich mir dann die Platine näher ansah, konnte ich dort keinen OP, sondern nur einen Prozessorbaustein vom Typ EM78P153SP finden. Dazu fand ich sogar auch ein Datenblatt. Auf der Platine waren alle relevanten Daten-Pins des µP nicht belegt. So verfolgte ich die Beschaltung und kam so zu folgendem Schaltbild:

    Leider konnte -und kann- sich mir trotzdem die Funktion dieser Schaltung nicht erschliessen. Soweit ich erkennen kann, wurden hier nur die 'analogen' Funktionen des Bausteines genutzt. Da stellt sich mir die Frage, weshalb hier ein Prozessorbaustein eingesetzt wurde, um einen einfachen Schwellwertschalter zu realisieren. (Ich denke ein OP wäre da eine wirtschaftlichere Lösung gewesen)

    Vielleicht ist ja einer unserer Experten in der Lage die Funktion dieser 'platinierten' Baugruppe zu erkennen und zu beschreiben. Ich bin jetzt nach wie vor ratlos und überlege die Sache jetzt in der Tat mit einem einfachen OP zu realisieren. Nur findet man nirgends Hiweise, bei welchen Temperaturen die Schaltpunkte vorgesehen sind.

    Freundliche Grüße, Peter R.

  • vielleicht gibt es ja für ein ähnliches Modell eine weitere Ausbaustufe, die hier noch nicht bestückt ist?

    Gruß,
    Jupp
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    Sauce Hollandaise ist das WD-40 unter den Soßen. Damit schmecken auch Tischbeine.

    (Motzklotz)

  • a.)Da stellt sich mir die Frage, weshalb hier ein Prozessorbaustein eingesetzt wurde, um einen einfachen Schwellwertschalter zu realisieren. (Ich denke ein OP wäre da eine wirtschaftlichere Lösung gewesen)

    b.) Nur findet man nirgends Hiweise, bei welchen Temperaturen die Schaltpunkte vorgesehen sind.

    zu a.) als SOP-14 OTP, DIP Version nur etwas teurer

    Vielleicht war die analoge Lösung $0.01/Unit teurer...


    b.) Wird man nur über die Firmware rankommen, aber ob der OTP auslesbar oder geschützt ist und dann muss man das ausgelesene auch analysieren können

    Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung.
    Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")

  • Lieber Jupp,

    Danke für deinen Beitrag. Dein Gedankengang ist durchaus nachvollziehbar, jedoch kann ich mir auf der vorhandenen Platine keine weiteren Optionen vorstellen. Siehe folgendes Foto:

    Die rot markierten Pins sind die ungenutzen 'Datenbeine' des µP's.


    Hallo Bernhard,

    vielen Dank auch für deine Antwort. Vielleicht hatten die Brüder ja einen kleinen Container dieser Chips bevorratet. Zur technischen Seite glaube ich, dass in dem Prozessor gar keine Software aktiviert ist. Sie haben wohl nur die, ich sage mal, logischen Funktionen der Oszillator Umgebung genutzt. Der Oszillator wird nicht wirklich in seiner eigentlichen Funktion betrieben. Somit fehlt auch der Takt, welcher für die Funktion als Prozessor notwendig wäre.

    Freundliche Grüße, Peter R.

  • Zur technischen Seite glaube ich, dass in dem Prozessor gar keine Software aktiviert ist. Sie haben wohl nur die, ich sage mal, logischen Funktionen der Oszillator Umgebung genutzt. Der Oszillator wird nicht wirklich in seiner eigentlichen Funktion betrieben. Somit fehlt auch der Takt, welcher für die Funktion als Prozessor notwendig wäre.

    Wenn ich nicht beim Datenblatt danebengegriffen habe, dann braucht der Prozessor keinen externen Oszillator an den Pins 5/6, er kann bequem durch seinen internen Oszillator getaktet werden und Software abarbeiten. Ein extra Oszillator würde nur wieder ein paar Cent mehr kosten, das wollte man bestimmt nicht.

    Die Pins stehen dann alternativ für I/O zur Verfügung.

    Vermutung zur Funktion: Man wird über den NTC / C ein Rechteck vom Prozessor schicken und mangels eines ADC schauen, wann ein Eingang kippt. Dann hätte man über einen Counter eine temperaturabhängige Auswertung.

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    Edited once, last by Bernhard45 (April 29, 2025 at 3:12 PM).

  • Wenn so ein Controller mal eingeführt ist und damit die Entwicklungswerkzeuge vorhanden sind, wird der für fast alles verwendet, auch in Toastern usw.
    Programmierer findet man leichter als Hardware-Entwickler und per Software kann man schneller ändern und ausprobieren, bis die Schaltung das tut, was sie soll.

    Kleiner Nebeneffekt: Andere können die Schaltung nicht so einfach kopieren, weil sie den Programmcode nicht haben.

    Wie mein Namensvetter schon geschrieben hat, besitzt der EM78P153s einen internen Oszillator, den kann man man per Software einstellen auf 8 MHz, 4 MHz, 1 MHz oder 455 kHz.

    Mit den externen RC-Bauteilen wird vermutlich auch ein Oszillator aufgebaut und intern werden dann über einen Zähler die beiden Frequenzen verglichen. Je nach erreichtem Zählerstand wird dann der Ausgang auf High oder Low gesetzt. Und wenn man die Zählerschwelle ändert mit dem Zustand des Ausgangs, erhält man eine Hysterese.

    Die Anschlüsse 6, 8, 9 und 10 werden als externer RC-Oszillator verwendet werden. Wie das intern genau realisiert wurde, kann man aber nicht erkennen. An allen vier Anschlüssen müsste eine Schwingung sein, an mindestens einem mit knapp 5 V Amplitude.
    Anschluss 5 ist als Ausgang definiert. 0 V: Relais AUS, ca. 4,5 V: Relais EIN.

    Bernhard

  • Vermutung zur Funktion: Man wird über den NTC / C ein Rechteck vom Prozessor schicken und mangels eines ADC schauen, wann ein Eingang kippt. Dann hätte man über einen Counter eine temperaturabhängige Auswertung.

    Vielleicht nochmal ausführlicher. Wenn man keinen ADC im Controller hat, muss man das über Zählerwerte/Counter realisieren.

    Vermutlicher Ablauf im Programm:

    - Zähler = 0, Zähler stop

    - Zähler startet, Pin 9 auf HIGH damit wird über NTC der CC2 geladen

    - nach einer Zeit xxx kippt über R8 der Pin10 auf H und löst einen Interrupt aus, dieser stopt den Zähler

    - Zählerwert dient als Entscheidung ob Pin5 auf H gesetzt wird und Q1 schaltet.

    - danach kann man den CC2 über die Pins auch wieder entladen und das Spiel wiederholen bzw. mit dem Zähler den Entladevorgang messen.

    Eine Googlesuche nach Beispielen mit Code

    Measuring analog values on a Raspberry Pi without ADC
    Contrary to the ESP8266 or the Arduino, the Raspberry Pi has no analog ports. In order to measure analog values, you can add an ADC. These usually are driven…
    arduinodiy.wordpress.com

    https://www.mdpi.com/2673-4591/82/1/12


    Die Sache lässt sich im Prinzip sehr schnell auf einen anderen 08/15 Controller umsetzen wenn man die Tabellenwerte kennt, wann Q1 geschaltet werden soll und wenn der Controller im Gerät wirklich schuld ist!

    Man könnte ja mal mit einem Oszi schauen obs die Temperaturauswertung überhaupt noch macht, spricht ob Pin8 auslöst.

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  • Stimmt, Bernhard45, so kann man das machen und ist tatsächlich nicht viel Programmieraufwand.

    Ein paar Dinge sind mir inzwischen noch eingefallen:

    R8 = 14 kOhm ist kein Wert aus der Reihe E24. Vielleicht dient der als Abgleich für den Schaltpunkt.
    Per Software kann man das bei OTP-Controllern nachträglich nicht machen.
    Ist der Wert von R8 aufgedruckt, oder wurde er nachträglich getrimmt?

    MC1 = 680 nF. Bei 230 V und 50 Hz fließt durch MC1 ca. 50 mA. Das ist ziemlich viel.
    Etwa die Hälfte fließt ausgeschaltet auch durch R4 = 2,4 kOhm.
    (20 mA)² * 2,4 kOhm = 1 W. R4 muss relativ groß sein.

    20 mA * 2,4 kOhm = 48 V
    -> ausgeschaltet liegt ca. 50 V an EC1 (100 µF; 35 V)
    -> ausgeschaltet liegt ca. 50 V zwischen Kollektor und Emitter von Q1 (HE8050)
    Aus dem HE8050-Datenblatt: Ucbo max = 40 V.

    -> Sowohl EC1 als auch Q1 erhalten zu hohe Spannung. Vielleicht ist Q1 (HE8050) kurzschließend ausgefallen oder klemmt ausgeschaltet Uce auf ca. 45 V und dadurch wird der Haltestrom des Relais nicht mehr unterschritten.
    -> Oder fehlt im Schaltbild eine Z-Diode (22...27 V) parallel zu ZD1? (dann heizt auch R4 deutlich weniger)

    Bernhard

  • Noch einen Hinweis zur Verwendung eines Microcontrollers anstelle einer Analogschaltung: Eine Kalibrierung der Temperaturmessung lässt sich ohne Trimmer bewerkstelligen (vor dem Programmieren im Test-Jig bei definierter Temperatur die Spannung am NTC messen, Proportionalitätsfaktor errechnen, Code entsprechend anpassen, OTP flashen -- das lässt sich ohne weiteres automatisieren). Zudem lassen sich Funktionen implementieren, die auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt erforderlich, aber doch vorteilhaft sind. Eine Hysterese bei der Temperaturmessung wäre ein Beispiel, zudem erfordern die üblichen Klima- bzw. Kühlschrankkompressoren bei Start einen erhöhten Anlaufstrom, was heutzutage meist über einen (Leistungs-) PTC gelöst ist (früher Stromstoßrelais). Dieser erfordert aber zum "Neustart" eine gewisse Zeit, bis er wieder abgekühlt ist. Genau dieses Delay zwischen zwei Anläufen des Kompressors erhält man mit einem Microcontroller praktisch nebenbei, während eine Analogschltung dann schon wieder ein weiteres bauteil erfordert hätte (ggf. mit zusätzlichem Abgleich usw.).

    Manchmal macht es selbst für Hobbybastler Sinn, für einfachste Funktionen eine kleine MCU zu verwenden, insbesondere, wenn man an der Funktionsweise nachträglich noch Änderungen vornehmen können möchte.

    Zur Betriebsspannungserzeugung: Vielleicht ist auch D3 eine Z-Diode, um die Relaisspannung zu begrenzen. Das findet man häufig in solchen billigst-Kondensatornetzteilen.

    LG,
    Thomas

  • Herzlichen Dank den Experten. So wie sich die Sachlage darstellt beruht die Funktion des Schwellwertschalters auf der Programmierung des µP. Das ist bei µP's ja ohnehin der Fall und die Grundlage der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Das bedeutet natürlich auch, dass ein Austausch des 'blanken' µP-IC's keinen Sinn ergibt.

    Mit dem Oszilloskop ist, obwohl die Betriebsspannung vorhanden ist, an keinem der Pin's ein Lebenszeichen festzustellen. So bleibt mir wohl nur die Möglichkeit den µP durch einen zweckentsprechend beschalteten OP zu ersetzen. Denn es ist mehr als unwahrscheinlich einen fertig 'programmierten' Ersatz-Prozessor vom Hersteller zu bekommen, ebensowenig wie eine komplette Platine...

    Dank eurer Hilfe habe ich jetzt einiges dazu gelernt und festgestellt, dass meine µP Kenntnisse gegen null gehen - habe leider den 'Anschluss' zur Programmiertechnik versäumt. Und nun, als alter Rentner schaffe ich dies auch nicht mehr - bin somit zum ewigen 'Analog Fossil' verurteilt.

    Trotzdem werde ich berichten, wenn ich das Problem, wie gelöst habe. - Jetzt ist aber erst ein (hoffentlicher) Kurzurlaub im Krankenhaus angesagt.

    Freundliche Grüße, Peter R.

  • Hallo Peter, ich bin zufällig auf deinen Beitrag gestoßen. Der LEF200 ist ja ein Luftentfeuchter, so habe ich mich darüber gewundert, dass in deiner Steuerung kein Feuchtigkeits-Sensor verbaut ist. Ich besitze selbst auch einen LEF200M, dessen Steuerung ich ausgebaut habe, und statt dessen Sonoff-Komponenten eingebaut, damit ich ihn per WLan fernsteuern kann.

    Die ausgebaute, originale Steuerung habe ich nun fotografiert, und sie hat nichts mit dem zu tun, was auf deinem Foto zu sehen ist.

    Die Unterschiede sind unübersehbar, und eigentlich auch nicht mit fortschreitender Produkteentwicklung zu erklären. Deine Platine mit dem NTC scheint mir auf den ersten Blick zur Steuerung einer Heizung oder einer Kühlung geeignet, mangels Feuchtigkeitssensors jedoch nicht zur Luftentfeuchtung. Das bringt mich zu der mutigen Frage, ob die von dir untersuchte Platine da überhaupt hinein gehört..

    Gruß Richard

    Gruß, Richard

    Elektrische Bauteile funktionieren nur, weil in ihnen Rauch eingeschlossen ist. Beweis: Tritt der Rauch aus, funktionieren sie nicht mehr. Versuche, sie wieder mit frischem Rauch zu befüllen, sind bisher erfolglos geblieben.

  • Das habe ich mich auch schon gefragt Richard, schaut man im Netz auf Seiten verschiedener Ersatzteillieferanten erkennt man, das es den LEF 200M auch in mehreren (mindestens 3) Varianten gab, in den Listen tauchen dann auf:

    Steuerplatine 1

    Steuerplatine 2 (neue Version)

    Bedieneinheit PCB

    Kompressorsteuerung ...

    Temperatursensoren

    Feuchtigkeitssensoren (mit/ohne Board)

    Leider sind nicht alle Ersatzteile mit Bild abgebildet und das Spiel wiederholt sich für LEF 200 (ohne M).

    Bei den Produktbildern sieht man das es Geräte mit Bedieneinheit mit LED (dein Bild zeigt eine Steuerplatine (V1, V2, ???) und die Bedieneinheit mit LED) und Bedieneinheit ohne LED-Anzeige gab. Ich denke Peters kleine Platine ist nur ein Teil des Ganzen (muss es ja sein). Unter Umständen hat es halt nur die Aufgabe zu schauen ob das Gerät oder ein Geräteteil in einem bestimmten Temperaturfenster ist und gibt dann eine Versorgungsspannung frei. Somit ist sein "Fehlerbild" Es stellte sich heraus, dass das Relais für die Stromzuführung des Kompressors dauerhaft angezogen war. vielleicht sogar kein Fehler, sondern der Normalzustand?

    Mit dem Oszilloskop ist, obwohl die Betriebsspannung vorhanden ist, an keinem der Pin's ein Lebenszeichen festzustellen. So bleibt mir wohl nur die Möglichkeit den µP durch einen zweckentsprechend beschalteten OP zu ersetzen.

    Und auch das bedeutet nur, dass im Moment der Prüfung keine Messung durch den Controller durchgeführt wurde und alle Pins auf einem Zustand (wahrscheinlich LOW / entladen) gehalten wurden. Wie oft muss das Gerät schauen ob ein bestimmtes Temperaturfenster vorliegt? Nur beim Einschalten, jede Minute, alle 2 Minuten, alle 5 Minuten? Wenn keine schnelle Temperaturänderung zu erwarten ist, reicht das ja da aus und man hat andere Messabstände, als zum Beispiel die Temperaturüberwachung eines Triebwerks, eines Kernreaktors, oder irgendetwas worauf man schnell reagieren sollte.

    Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung.
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  • Hallo allerseits,

    ich freue mich über die vielen Gedankenanregungen und Hinweise, bezüglich des Entfeuchters. Die von Richard gezeigte Elektronik stammt von einer Weiterentwicklung (Update) des mir vorliegenden Modells. Bei meinem Entfeuchter wird die Feuchtigkeit mit einem mechanish einstellbarem 'Humidistat' überwacht, an welchem man auch den Grad der angestebten Entfeuchtung kontinuierlich einstellen kann. Er schaltet feuchtigkeitsbedingt das gesamte Gerät Ein/Aus.

    Die kleine Platine, um welche es geht, erfühlt über den NTC die Temperatur der 'Kühlschlange' und schaltet nur den Kompressor Ein/Aus. Zur Verdeutlichung das folgende Bild:

    Freundliche Grüße, Peter R.

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