Hameg 604: Ein einfacher Fehler wird ggf. zum Totalschaden?

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  • Hallo, Zusammen,

    von einem Forenkollegen erhielt ich ein defektes Hameg Oszilloskop, ein HM604.

    Da ich schon zahlreiche Oszilloskope verschiedenster Hersteller erfolgreich repariert hatte, und auch über die notwendigen Geräte zur Überprüfung der Meßgenauigkeit verfüge, hatte ich auch hier angeboten, die Reparatur durchzuführen.

    Die Fehlersuche ergab , daß die Triggerung nicht arbeitet, weder im Automatikmodus, noch manuell. Recherchen ergaben, das das bei diesem Gerät ein häufiges Problem ist. In vielen Foren, auch in englischen, findet man zahlreich Hinweise . Nach dem Öffnen des Gerätes und einer Sichtkontrolle mit guter Beleuchtung sah ich das Problem: Die ganze Timebaseplatine hat an Bauteildrähten und blanken Drahtbrücken einen grünlichen zähen Belag, wie das viele von zuvor mit Kontakt60 behandelten ( und nicht nachgereingten ) Umschaltkontakten kennen dürften.

    Bei weiteren Recherchen stieß ich auf eine Aussage :Dieser Belag ist leitend, evtl Elektrolyt von Elkos ( die gibt es da über die ganze Platine verteilt ), und dieses Zeug dringt auch in das poröse Platinenmaterial ein, stellt unerwünschte Strompfade her, die in hochohmigen Schaltungsteilen Funktionsstörungen hervorrufen.

    Eine Anzahl von Berichten weisen auf Reinigungsversuche hin, die jedoch allesamt erfolglos waren.

    Ich werde noch Fotos von dem Desaster nachreichen.

    VG Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
    Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.

  • Wenn du die Platine ausbauen kannst,

    Dann im Ultraschall Bad 5 Minuten in 30 Grad warmen Wasser mit 2% Haushalt soda

    Dann Wasser dest oder entionisiert, 5 Minuten Ultraschall , dann Wasser wechseln

    Dann nochmal mit 5 Minuten Ultraschall.


    Platine 24h bei 35grad trockenen

    Gruss Andreas

  • Ich bin durchaus ein Freund des Ultraschallbades, aber: Was sagen da die Elkos dazu?

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Hallo, Andreas,

    danke für den Tipp. Ausbau der Platine ist möglich ( wurde ja auch irgendwann mal eingebaut ) aber aufwendig. Das ganz große Problem bei Hameg Geräten aus dieser Zeit ist der spröde gewordene Kunststoff. Und die Kipphebel für die Schaltstangen zu den Schaltern weiter hinten auf der Platine sind mit Rastnasen in die Aluplatte hinter der Kunststoffront eingesetzt. Wenn da irgendwas brechen sollte, ist das auch tragisch. Und von der Frontplatte ist eine Befestigung sowieso schon gebrochen.

    VG Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
    Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.

  • Zu der Frage mit den Elkos: wenn ich an mehr als einem Elektrolytaustritt feststelle, werden die eben vor dem Ultraschallbad alle ausgebaut, und nach der Prozedur alle durch neue ersetzt.

    Ebenso werde ich vsl. mit den gesockelten IC's verfahren

    VG Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
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  • Ah, verstanden, Henning!

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

  • Elkos setze ich auch immer erst nach einem intensiven Chemiebad mit Wärme und Ultraschall wieder ein.

    Folienelkos entfernen ich aus Erfahrung auch vorsichtshalber, deren Folie kann bei Flüssigkeitseintritt zwischen den Lagen Schaden nehmen beim Ultraschall.

    Kann. Muss nicht.

    Les gens sont à la merci des nains de l'internet qui ramènent à leur niveau des gens qui sont excellents dans leur domaine. Ils diminuent la flamme de quelqu'un pour rendre la leur plus brillante. :saint::whistling:

  • Hallo, Martin,

    in einem englischen Forum hat jemand versucht, mit allen möglichen Mitteln die Platinen zu reinigen. Aber erst, als hochohmige Schaltungsteile freiverdrahtet und freischwebend aufgebaut wurden, hat das Ding wieder einwandfrei funktioniert. Leider sind die Fotos dazu auf dem Server nicht mehr verfügbar.

    VG Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
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  • Chemie von jemand ders nicht gelernt hat:

    Batteriesäuren sind sauer.
    Reiniger sind sogut wie immer seifig, basisch
    Kommen beide zusammen neutralisieren sie sich wobei ein Salz entsteht.
    Dessen Metallische Komponente leitet, zB in Verbindung mit Wasser sehr gut.

    Es kann sehr arg bis unmöglich sein das Salz da rauszukriegen, stimm ich dir zu.
    Das Einfräsen mit <1mm durchgehend stellt die Isolation wieder her (siehe div. Fersehplatinen da macht man es wegen HV), Verguss ist erlaubt.

    Aus der Multimetertechnik kenn ich noch aufgeklebte Lötinseln aus Keramik. Hier dürften selbstgemachte aus Epoxy gut funktionieren.
    Die werden übrigends im Werk schon verwendet, bei den Gittern der Eingangs-Fet.


    Das alles kann ein ziemliches Gefummel werden wenn viele Teilchen betroffen sind.

    lG Martin

    wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop

  • Hallo, Martin, der Ausbau der Leiterplatte(n) ist sehr zeitaufwendig. Auf den Leiterplatten sind (unzählige!) Bauelemente vorhanden.

    Zudem sind mit Schubstangen betätigte Schiebeschalter vorhanden, deren Trägerplatte Pertinax ist, und die sehr dicht auf der Platine sitzen.

    Sobald ich Zeit habe, werde ich da weitermachen...

    VG Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
    Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.

  • Hallo, Zusammen,

    ich wollte Euch noch ein paar Fotos nachreichen, damit ihr sehen könnt, wie die Platinen aussehen. Das Bild mit den Reinigungsstäbchen zeigt die Menge von ca 5cm².

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
    Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.

  • ohja, Grünspan (Kupfersulfat).

    Ich würde jetzt zuerst mit Fensterreiniger von Edeka (gut+günstig weil ich den geprüft habe er läßt nichts leitendes zurück und verdunstet schnell) reichlich einsprühen und dann mit Minidremel und rotierender Putzbürste alles mal abfahren (nass!), dann nachsprühen damit der Dreck runtertropft auf den Putzlappen, trocknen TEST :) Trafos abdecken erst.

    wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop

  • Nabend,

    das Platinenmaterial sieht zumindest nach CEVAUSIT aus, also weniger problembehaftet als Pertinax..., mit Spiritus/Isopropanol sollte sich ein Großteil des leitenden Schmodders ebenfalls runterwaschen lassen, oder wie Martin empfielt.. Es gibt doch auch diesen Platinenreiniger von KONTAKT ? Der müßte auch gut gehen.

    Ich möchte bezweifeln, daß diese Art Platinenmaterial schädlich dauerleitfähig wird durch Aufnahme von Salz "im Volumen", ausschließen kan mans nicht.

    Gruß Ingo

  • moin zusammen.

    Zwei Leute ein Gedanke :)
    Das teure Kontakt WL macht nur dasselbe, mein Tip kommt aus vielen Jahren guter Erfahrung.
    Der Fensterreiniger "Gut und günstig" nterscheidet sich von anderen Produkten nur dadurch dass ich ihn in langen Versuchsreihen darauf getestet habe ob er was kaputtmacht oder leitende Rückstände hinterläßt, wobei ich 100M noch als leitend bezeichne. Er verdunstet recht schnell, nur kurze Wartezeit nötig. Die Kombination mit maschinellem Bürsten ist ein echter Problemlöser. Solche Dinge wie Netztrafos sprüht Henning eh nicht ein er ist ein Kenner dieser Dinge. Ansonsten gilt: Viel hilft viel, wenn die Suppe unten aus dem Gerät lüft ist das genau richtig ! Da ist Wanne + Lappen.
    Für Die Front: Dasselbe Produkt. Für versiffte Gehäuseschallen: Ebenso, jetzt kommt aber die große Bürste im Akkuschrauber dazu, anschließend wird trocken nachpoliert, die Oldies glänzen dann vor Freude :) Mit dem feuchten Lappen von der Aktion putzen wir zuletzt noch das Netzkabel, voi la .Der Reiniger enthält auch alkoholische Sachen und kann theoretisch Beschriftungen anlösen, ansonsten, bin gespannt, das wird eine Schicht auf der Platinenoberfläche sein die sich zusammen mit dem Kupfersulfat als lästig entwickelt hat.

    Ich schreib hier aber nicht weiter weil ich mir sicher bin dass Henning das kennt und keine Hilfe benötigt, ich kenn ihn schjon ewig, der ist selbstständig lötend :O)

    lG Martin

    wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop

  • Ich schreite etwas ein: Schmeiß nicht Elektronik ins Ultraschallreiniger, wenn ELektronik Halbleiter enthält.
    Halbleiter möge (besonders Bondverbindung) nicht wirklich Ultraschall.

    Platine mit ausgelaufene Elko reinige ich einfach mit Backofenspray und Duschbrause . Danach ist Platine fast immer sauber genug.

    Ich repariere inzwischend viele Gerät mit ausgelaufene Elektrolyte (TDS540 von Tektronix und Computer-Platine/Messtechnik aus frühe 1990er )

    Grüß
    Matt

  • Hallo, Zusammen,

    nachdem der Verdacht im Raum stand, irgendwelche leitfähige Verschmutzungen könnten den Fehler verursachen, gibt es ja 2 Möglichkeiten: Erstens reinigen, und hoffen, das es danach funktioniert, und ebenfalls hoffen, daß leitfähiger Schmutz ( sofern vorhanden ) nicht an unerreichbare Stellen ( z.B. in Schalter ) eindringt, und alles nur noch schlimmer macht.

    Zweitens Fehler meßtechnisch suchen, um sicherzustellen, daß nicht doch irgendein Bauteilfehler vorliegt, und um ggf. den zu reinigenden Bereich möglichst klein zu halten, und damit auch das Risiko für Folgeschäden möglichst klein zu halten.

    Auf diesem Wege bin ich jetzt an der Stelle, daß die Triggerkopplung auf DC relativ gut funktioniert, auf AC jedoch garnicht. ( Signal Rechteck 0,2Vss, 1khz, Tastkopf 10:1, Signalhöhe 1Div ss. )

    Und im Triggersignalverstärker, komplett gleichspannungsgekoppelt, wird mit Signalen von 50mV ss bei 1 Div Signalhöhe gearbeitet, allerdings habe ich da einen Offset von teilweise 80mV drauf, und damit triggert es dann nicht mehr

    Ich bin weiterhin dabei, das einzukreisen, aber es ist halt langwierig. Alle Meßgeräte müssen erst warmlaufen, bevor Messungen beginnen, und der Offset wandert dann auch irgendwann.

    Ich werde weiter berichten.

    VG aus Berlin, Henning

    Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
    Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.

    Edited once, last by hoeberlin: Rechtschreibung korrigiert (June 26, 2025 at 1:24 PM).

  • Hallo, Martin,

    . Leider sind die Fotos dazu auf dem Server nicht mehr verfügbar.

    VG Henning

    Meine Worte!

    Es wird zunehmend zum Problem, wenn Fotos auf kostenlosen Fotoseiten verlinkt werden, weil die Forensoftware zu kompliziert ist oder kein Hochladen erlaubt.

    Ich kann an dieser Stelle nur mit Nachdruck empfehlen, sich rechtzeitig entsprechende Texte und Bilder auf PAPIER auszudrucken und in Prospekthüllen nach Thema sortiert abzuheften!:smiley59:

    Das ist oft schwierig, manchmal muß man sich mit dem kostenlosen "Greenshot" bedienen, weil Bilder eben nicht kopiert werden sollen.:smiley7:

    Gerade wie jetzt hier, in dem vom Henning geschilderten Fall, könnten erklärende Bilder auch noch "folgenden Generationen" eine gute Hilfe:present: sein!

    Gruß,

    Fernseheumel:bat:

  • Ebendrum erlaubt das Forum nur Bilder, die über die Forensoftware hochgeladen werden und dann hier sicher verwahrt werden und keine Verlinkungen zu Bilderservern. Zudem gibt es immer Sicherungskopien vom Forum, falls mal ein Supergau eintreten sollte. Hier sind die Bilder sicher für die Zukunft verwahrt.

    ~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
    Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
    Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht :D

    Mitglied im Rundfunkmuseum e. V. (Cham), Radiomuseum.org, GFGF (Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e. V.)

  • ....womit wir (leider) wieder mal bei der leidigen (und nicht mehr ganz zeitgemäßen) 2[MByte]-Grenze der Forensoftware wären, die wirklich knackscharfen / hochauflösenden - und damit auch im Detail aussagefähigen - Fotos sehr irdische Grenzen setzt......jedes Billigst-Smartphone liefert heutzutage auch als JPG größere Bilder ab......Folge: Für's Forum muß ich Bilder zeitaufwendig nachbearbeiten, damit sie die 2[MByte]-Grenze nicht reißen.....beim externen Bilderhoster schmeiß' ich sie einfach 1:1 rein......

    Nur um nicht mißverstanden zu werden: Ich bin sehr dafür, daß Bilder (wie auch PDFs etc.) hier im forumskontrollierbaren Bereich bleiben (und nicht extern gehostet werden) - aber: man sollte es den Leuten durch echt richtig arbeitszeitaufwendige Hürden auch nicht unnötig schwer machen (und damit verleiden).

    Grüße vom Günter

    "Mit einem Fischerbuben von neun Jahren ist besser über den Rhein fahren als mit einem Doktor von siebzig." (Simrock, 1846)
    "Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein." (Ernest Rutherford, 1871 - 1937)

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