Ein lauter Plopp sagt: "Ich will nicht mehr!" Kenwood KA-5040R

  • Hallo zusammen! Mein Kenwood KA-5040R hat einen kuriosen Fehler. Eigentlich sind es mehrere die ich bereits beheben konnte. Dieser Eine, der Letzte aber, treibt mich in den Wahnsinn! Folgender Fehler tritt völlig sporadisch und unerwartet auf: Mit einem lauten Plopp oder Bums schaltet sich der Verstärker ab und die Bereitschafts-LED blinkt. Nach kurzer Zeit lässt er sich wieder einschalten oder manchmal auch nicht. Klingt für mich eigentlich nach einem thermischen Problem. Hat jemand eine Idee oder ist der Fehler bekannt? Ich habe bereits 75% der maroden Caps erneuert und den den Schaltkreis für die Schutzschaltung ersetzt. Ein kompletter Schaltplan ist vorhanden und kann zur Verfügung gestellt werden. LG

    radio-bastler.de/RBF/index.php?attachment/161570/

  • Moin!

    Was ich als erstes prüfen würde:

    Geben die Endstufen eine Gleichspannung aus?

    Dazu die Spannung vor dem Lautsprecherschutzrelais messen.

    Wenn ja, wo kommt die Spannung her?

    Wenn nein, in der Schutzschaltung weitersuchen.

    Gruß Gerrit

  • Hallo,

    auf dem YouTube-Kanal 'Franks Lautsprecher Werkstatt' wurde kürzlich ein Verstärker repariert, welcher ebenfalls DC-Offset hatte.
    Dort war aber das Problem bereits in der Differenzverstärkerstufe im Eingangsbereich, wo ein Transistor total aus dem Ruder gelaufen war.

    Evtl. lohnt es sich, die beiden Folgen anzusehen.


    Viele Grüße

    Martin

  • ... Problem bereits in der Differenzverstärkerstufe im Eingangsbereich, ...

    Das vermute ich auch:

    Käme der Fehler von der Schutzschaltung, wäre kein "Plopp" im Lautsprecher zu hören.

    Wäre ein Transistor in der Endstufe defekt, würde die Gegenkopplung den komplementären Transistor entsprechend ansteuern, um die Ausgangsspannung auf dem Sollwert zu halten. Das resultiert meistens in einem irreversiblen Kurzschluss. Nur wenige Fehler in der Ansteuerung führen zum "Plopp" ohne Zerstörung andrer Bauteile

    Tritt der Fehler dagegen am Eingang des NF-Verstärkers auf, also vor oder direkt an der Gegenkopplung, dann wird er als "normales" Signal behandelt und verstärkt. Nach kurzer Zeit schaltet dann die Schutzschaltung die Lautsprecher ab und tut damit genau das, was sie soll.

    Der NF-Verstärker ist auf dem Schaltbildauszug nicht dabei. (Endstufentransistoren am linken oberen Rand, alles davor fehlt)

    Bernhard

  • Vielen Dank für euren input liebe Freunde. Ich habe schon nach einem offset Ausschau gehalten, wurde aber nicht fündig. Der Schaltplan ist komplex, sodass sich die Suche schwierig gestaltet. Das gemeine ist, dass er super läuft bis das augenblickliche Abschalten mit "Plopp" völlig konfuse Spannungswerte an den Bauteilen erzeugt. Im normalen Arbeitszustand sind die Spannungen lt. Schaltplan normal. Ich habe versucht das PDF mit 12MB hochzuladen...:smiley21:

    Ich habe den Verdacht, dass der 5V Spannungsregulator im NT eine thermische Macke hat. Der μPD75104GF-778 kontrolliert das gesamte Zusammenspiel. Als ich am Ausgang des Regulators gemessen habe, ist der beschriebene Effekt bei Berührung aufgetreten. Dumm ist nur, dass ich keinen zur Hand habe: TA7805S... Die Kiste ist voll mit 9 und 12V lol... LG André


  • Hallo André, die Ursache für zeitweise Defekte sind schwierig zu lokalisieren. Fehlersuche klappt ja nur, während der Fehler auftritt.

    Oft sind es Lötstellen, die mit der Zeit unterbrechen, besonders solche, die warm werden. Manchmal auch Bonddrähte innerhalb von Halbleiter-Gehäusen.

    Oft hilft einfaches "Wackeln" an einzelnen Bauteilen bei der Fehlerfindung. Lose Lötstellen merkt man dann durch Geräusche im Lautsprecher. Auch optisch kann man nach matten Lötstellen suchen oder nach ringförmigen Rissen um Bauteildrähte.

    Bei Halbleitern merkt man Fehler manchmal bei Erwärmen oder Abkühlen. Aber das darf man nicht planlos machen, so kann beispielsweise beim Kühlen eines Temperatursensors (z. B. hier D7) ein anderer Schaltungsteil (hier: alle vier Transistoren der Endstufe) defekt werden.

    Messen der Versorgungsspannungen ist üblicherweise der erste Schritt bei der Fehlersuche. Wenn du Glück hast, ist nur eine Lötstelle des Spannungsreglers defekt.

    Bernhard

  • Hallo André,

    der TA7805S scheint ein normaler 7805 Spannungsregler zu sein, allerdings in einem vollständig isolierten Gehäuse.
    Evtl. hast Du ja die Möglichkeit, mal einen normalen 7805 so in die Schaltung zu basteln, dass es keine 'Feindberührung' gibt.

    Bei einem Reparaturfall für unser Reparaturcafé hatte ich vor einiger Zeit mal den Fall, dass die Konstrukteure in unmittelbarer Nähe zu den heiß werdenden Spannungsreglern Elektrolytkondensatoren plaziert hatten.
    Die hatten nicht mal mehr die Hälfte ihrer Nennkapazität.
    Also sowas auch mal nachsehen.


    Viele Grüße

    Martin

  • Hallo Martin, die Caps rund um den Regler musste ich bereits tauschen. Ich habe mir den normalen 7805 im Datenblatt angesehen. Scheint mit dem Verbauten identisch zu sein. Ich vermute, dass der μPD75104GF-778 mit einem Abfall der 5V Spannung zu kämpfen hat. Über ihn läuft die Schutzschaltung und Signalerkennung. LG

  • Hallo André,

    sollte tatsächlich die 5V-Versorgung am Mikrocontroller abfallen (messen!!), so müsste die Ursache hierfür ergründet werden.
    So ein 7805 kann immerhin 1A Strom liefern, und der 'verdunstet' ja nicht.

    Davon ab, ich hatte mal einen DENON-Receiver in Arbeit, der hat mich fast an den Rand des Wahnsinns getrieben, bis ich den Fehler hatte.
    Solche Kisten mit ihren gefühlt 392 Mikrocontrollern können ganz schön hartnäckig sein.


    Viel Erfolg

    Martin

  • du hast die 9 volt version vorhanden . Ich weis das man diese 78 regler mit einem widerstand am mittleren pin (welcher normalerweise nach masse geht) in einem gewissen bereich regeln kann.

    Versuch es einfach mal mit einem trimmer.

    Viele Grüße, Juan
    Printed on recycled Data

  • Uff! Geschafft. Reparatur erfolgreich abgeschlossen.:smiley47: Meine Frau hat sich schon lustig über mich gemacht. :smiley26: Ich solle den Amp doch in ein Repair-Café bringen wenn ich keine davon Ahnung habe. :smiley39: Das ging klar unter die Gürtellinie. Ich habe nochmal Alles nachgemessen- in Funktion und im Fehlermodus. Alle relevanten Spannungen habe ich gegenübergestellt. Und siehe da, am OVP 4565D gab es an den Ausgängen eine signifikante Abweichung, die im Normalbetrieb nicht annähernd diesen Wert erreichte. Die follow up Transistoren Q56+Q57 haben das natürlich übernommen und die Schutzschaltung ausgelöst. Beide Transistoren hatten sich selbst ausgelötet und saßen mit den legs in kalten Lötstellen. Einfach neu eingelötet- das wars! Fragt nicht was das für eine Arbeit war! Ich habe das Gerät fast vollständig zerlegen müssen um Nachzulöten.

    Ich habe das dokumentiert, falls jemand mit dem gleichen Problem zu kämpfen hat. LG, André

  • Uff! Geschafft. Reparatur erfolgreich abgeschlossen.:smiley47: Meine Frau hat sich schon lustig über mich gemacht. :smiley26: Ich solle den Amp doch in ein Repair-Café bringen wenn ich keine davon Ahnung habe. :smiley39: Das ging klar unter die Gürtellinie.

    Retourkutsche: Schenke ihr zum Geburtstag ein Buch "Richtig kochen" :D

    ~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
    Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
    Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht :D

    Mitglied im Rundfunkmuseum e. V. (Cham), Radiomuseum.org, GFGF (Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e. V.)

  • Was mich jedoch wundert, die beiden Längsregler werden richtig warm. Der Amp ist nach meiner Auffassung hochwertig und clever konzipiert. Die Bauteile sind guter Standard, die Platine samt Schwalllötung hochwertig (jedenfalls besser als Technics, Sony, Pioneer o.ä.) und die gesamte Verarbeitung 1A.

    Warum hat man am Kühlblech für die Regler gespart??? Ein Mod erschien mir hier sinnvoll. Ein kleines Kupferblech als heat sink führt die Wärme nun zuverlässig ab. Vielleicht ein Vorstoß um Langlebigkeit zu verhindern. Ich habe auch in der Vorstufe einen Elko entdeckt, der falsch richtig eingelötet war. Zur Erklärung: Platinen-Aufdruck falsch herum, Elko dem Aufdruck folgend. Laut Aufdruck geht Plus auf Masse. Resultat: Der Elko hat sein Elektrolyt ausgeschwitzt und gleich zwei Nachbarn mit zerstört. Nun ist Alles richtig und heile. Die Geräte wurden von JVC gebaut für Kenwood. Nur so zur Info. LG André

  • Bei steigender Anzahl von Aufdrucken und Bauteilen steigt statistisch die Chance, dass Fehler auftreten. Ich nehme an, dass die Konstruktion aus den den späten ´80igern stammt. CAD steckte in den Kinderschuhen und Simulationen am PC waren Zukunftsmusik. Es ist erstaunlich, dass der Amp überhaupt solange seine Funktion behielt. Schau mal in die aktuellen Geräte rein- wie lange werden die funktionieren??? Bestimmt keine 35 Jahre.

    Nachhaltigkeit ist bei mir Trumpf. In den alten Geräten wechselst du ab und an mal ein diskretes Bauteil oder reinigst Potis. Wenn sie nicht im Staub thermisch ersticken oder dem Korrosionstod zum Opfer fallen, sind sie theoretisch unkaputtbar. Bis auf die Caps halt. :clock:

  • Im Schaltplanausschnitt von oben scheint nicht nur C112 falsch gepolt zu sein, auch die beiden Z-Dioden D31 und D48 müssten umgedreht werden, wenn sie als Z-Dioden arbeiten sollen.

    Von Kenwood bin ich eigentlich bessere Qualität gewohnt.

    Bernhard

  • Hallo Bernhard! Gut erkannt Adlerauge! Ich bin zum Anfang auch darüber gestolpert und hatte vergessen das zu erwähnen. Hier ist der Schaltplan falsch aber die Bestückung stimmt. Da sind noch einige Fehler die ich gefunden habe und die ich im Zuge des Recap-Jobs ausgemerzt habe.

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