Hallo Günther,
aus der Theorie in die Praxis, ich habe das Teil mal eben rausgesucht, aufgeschraubt und an 15V angeschlossen.
Die Stromaufnahme mit knapp 0,1A kommt laut Labornetzteilanzeige hin, nach ein paar Minuten Warmlaufzeit habe ich unten an den Transistorenden knapp 60°C bei ca. 21°C Raumtemperatur gemessen.
Bei geschlossenem Gehäusedeckel wären das sicher schnell ein paar Grad mehr.
Insofern gibt Dir die Praxis Recht, die Kühlkörper sind hier zwangsläufig erforderlich.
Relevante Kühlflächen im Platinenlayout halte ich für unwahrscheinlich, man kann die Leiterbahnen bei genauem Hinsehen durch die Platine erahnen. Es ist nichts großflächiges um die Transistoren herum erkennbar.
Den KT610B hat man vermutlich deshalb genommen, weil der dem 2N5109 nicht unähnlich ist, der damals ja das Standard-"Arbeitspferd" für solche Verstärkerschaltungen im Westen war. Ich meine in der DDR-Amateurfunkliteratur (Zeitschrift Funkamateur, Buch "Kurzwellenempfänger" von Detlev Lechner etc.) wurde der meist als Substitut für den 2N5109 empfohlen.
Ein Nachbau des Verstärkers wäre sicher möglich, das eigentlich interessante an diesem Preselektor ist meines Erachtens aber viel mehr die Selektion selber.
Die soll ja so hervorragend sein, das in den 1990ern die für ihre Empfänger-Modifikationen bekannte Firma Pühler-Elektronik daraus im eigenen Gehäuse einen "nadelspitzen Preselektor" gefertigt hat (siehe Zeitschrift Funk 7/1993). Damals schrieb der bekannte Empfängertestspezialist Nils Schiffhauer dort: "Dieses nadelspitze Vorfilter dürfte die Empfangseigenschaften aller Empfänger bis zu einer Preisklasse um 40.000DM verbessern und ist bedauerlicherweise ein Unikat."
Gruß
Arne