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    ...kommen wir zum Schluß zur Restaurierung des Gehäuses.

    Der einfach gehaltene Holzkasten ist, anders als zunächst gedacht, an den Seiten nicht furniert, sondern in Vollholz ausgeführt, die Eckverbindung der Seiten sind solide auf Gehrung mit Lamelle ausgeführt und von unten zusätzlich genagelt. Nur die aufgesetzte Sperrholzfront hat eine Deckschicht aus gespiegeltem, geflammtem Furnier, Seiten und Deckel sind in Nußbaum-mittel gebeizt und mit Schellack poliert.

    Die stärker beschädigte linke Vollholzseite wurde nach Abnehmen der Politur repariert. Das aus Linde oder ähnlichem Laubholz bestehende Seitenholz hat ein ansprechendes Schnittbild und ist nach Beizung von einem Nußbaumholz kaum zu unterscheiden. Deshalb wurden Ausrisse und tiefgehende Beschädigungen mit passenden Stückchen aus Nußbaumdickfurnier geschlossen.

    Als Kleber wurde Knochenleim verwendet, da die Klebefugen Wasserbeize gut annehmen. Nach Füllen der Riefen und abschließendem Schliff ist die Seite für die Beizung vorbereitet:


    In Prospektabbildungen wird die Front als durchgehendes Spiegelfurnier dargestellt. Tatsächlich wurden aber auch wohl häufiger Exemplare ausgeliefert, bei denen man am wertvollen Furnier gespart hat, indem man die Seiten am Lautsprecherausschnitt in schlichtem Nußbaum querfurniert hat, so auch bei unserem Exemplar. Der Beizton der Seiten ist auch deutlich gedeckter und dunkler als die Prospektabbildungen nahelegen.

    Bei der Restaurierung wurde Wert darauf gelegt, die Patina der Edelholzfront weitestgehend zu erhalten. Deshalb wurde nur der alte Schellackrest abgenommen und der letzte Rest Schmutz mit Bimsmehl abgerieben. Die alte Klebung des dünnen Furniers ist standfest, aber wie bei einem Maserholz üblich, nicht mehr völlig eben. Eine solche Oberfläche sollte nicht kräftig angeschliffen werden, um sie eben zu machen, weil dann unberührte, verblichene Patina und frischer, durch Schleifen freigelegter Holzton ein "scheckiges" Muster bilden. Die Gebrauchsspuren im Bereich der Knöpfe bleiben bei dieser schonenden Behandlung ebenfalls weitgehend erhalten.

    Man kann erkennen, daß auch ausgerissenes Furnier an den Kanten ergänzt werden mußte. An den Kanten mußte auch nachgeklebt werden.

    Die Lautsprecherfront war nicht mehr stabil, der schwere Lautsprecher nicht mehr sicher zu befestigen.

    Die Eckverbindungen wurden nachgeklebt und die ausgeleierten alten Bohrlöcher repariert. Anschließend wurde die Schauseite nachpoliert, nach Einbau ist das schwierig.

    Nach Beizung und Anpolieren macht das Gehäuse wieder einen aufgefrischten Eindruck.

    Die Nußbaum-Beizung überdeckt die reparierten Beschädigungen der linken Seite. Während die Front schon nach dem Anpolieren Glanz zeigt, muß die Politur an den neugebeizten Seiten neu aufgebaut werden.

    Der einzig erhalten gebliebene, beschädigte Originalknopf wurde ergänzt und abgeformt, so daß 2 Exemplare nachgegossen werden konnten.

    Links Originalknopf an der Abstimmung, Mitte der ergänzte Originalknopf, rechts ein Abguß.

    Die Gehäuseunterseite erhielt neue Filzscheiben unterschiedlicher Höhe, um leichte Verspannungen auszugleichen. An den Befestigungsbohrungen sind merkwürdig erscheinende Reste roten Siegellacks:

    Tatsächlich waren die Befestigungsschrauben wohl auch ursprünglich mit diesem Lack verdeckt worden. Er stellt den Berührschutz an den Stellen sicher, die beim Bewegen des (laufenden) Geräts gerne angefaßt werden. Zum Berührschutz gehörte ursprünglich auch das Verdecken der Madenschrauben an den Bedienknöpfen und das isolierte Befestigen des "Peilstrichs" aus Federdraht an der Einstellskala.

    Nach der ersten Inbetriebnahme habe ich für ein Foto der Geräteinnenseite alles zusammengebaut:

    Nach einigen Poliergängen und abschließendem Zusammenbau macht das Gerät wieder einen ansprechenden Eindruck:

    Mir gefällt, was draus geworden ist. Es fehlte noch die leidige Rückwand. Zum Glück gibt es Fotos davon. Die vielen Bohrungen habe ich mangels Laserschneider in dünnes Siebdrucksperrholz zu einem Zeitpunkt am Bohrständer gemacht, als das Forum-Thema Rückwände noch nicht publiziert war. Das Bohrmuster habe ich aus einem Foto (rmorg) abgeleitet. Die merkwürdig nach alten Uhu-Tuben aussehenden Befestigungsösen sind tatsächlich auch beim Original vorhanden. Es wurde so oft aufgeschraubt, daß ich die Bohrungen erneuern mußte.

    So, das wars erstmal. Ich hoffe, die Mitlesenden konnten etwas für ihre eigenen Restaurierungen mitnehmen.

    Hallo Andreas,

    nochmals Danke für das Überlassen des Geräts incl. der 2 Röhren, die noch gut arbeiten. Die Endröhre hatte ich zugekauft als 1823d, die mit der 5+1-Sockelung sind kurzfristig nicht zu bekommen. Es stimmt, man muß an allen Ecken: elektrisch, mechanisch und am Holz anlangen und ganz ohne Fotos von andren Geräten ging die Rekonstruktion nicht. Die Oberfläche ist wieder gut. Ich zeige das als nächstes.

    Hallo zusammen,

    nach Monaten der Ruhe auf dieser Baustelle folgt nun eine Fortsetzung des Restaurierungsberichts, denn ich war in der Zwischenzeit nicht ganz untätig.

    Drehko

    Das Originalteil wurde beiseitegelegt und wartet auf einen passenden Rotor, nachdem eine Ersatzanfertigung nicht präzise genug gearbeitet war. Ein sehr ähnliches Stück konnte erst mal auf die Position nachrücken.

    Die Montage am Skalenantrieb mittels Masseband aus Messingdünnblech konnte beibehalten werden.

    Automatische Netzabschaltung

    Dieses Teil wurde nachgefertigt und entspricht in der Funktionsweise dem Original.

    Das Teil mit den 2 Kontaktzungen wird berührungssicher an die Rückwand angebracht, das vordere Teil gehört an die Chassisrückseite. Im geschlossenen Zustand wird damit die Netzspannung ins Gerät geleitet.

    Modif Phonoeingang

    Wie im Schaltplan und in der Originalverdrahtung nachzuvollziehen, liegt ein Pol des Phonoeingangs ohne Gleichspannungsblock an der Anode von Röhre I. Diese Schaltung wurde modifiziert, um moderne Audioeinspieler potentialfrei anschließen zu können:

    iEUMIG_633_Schema_Modif.jpg

    Damit waren die Vorbereitungen für eine erste Inbetriebnahme erst einmal getan.

    Inbetriebnahme

    Für den Betrieb des Gleichspannungsgeräts wurde dem Trenn-/Stelltrafo ein leistungsfähiger Gleichrichter nachgeschaltet, der sowohl Anoden- als auch Heizspannung zur Verfügung stellen kann.

    Die Wechselspannung wird sukzessive auf ca 165 V~ hochgefahren, so daß sich am Ausgang eine Gleichspannung unter Last von 220 V- ergibt. Der Ein-/Ausschalter des Eumig bleibt immer auf "Ein".

    Bevor man an das Einschalten mit Röhren geht, ist der Aufbau mit dieser Vorrichtung nach Leckströmen, Kurzschlüssen und Fehlkontaktierung zu untersuchen und durchzumessen.

    Zur Einstellung des Stroms im Heizkreis auf 180 mA kann man anstelle empfindlicher Röhren Röhrenfassungen als Dummies einsetzen, die an den Heizungskontakten mit jeweils 100 Ohm (Widerstand des glühenden Fadens) gebrückt sind, um den Heizkreis zu schließen.

    Als Einstellmittel wurde dem neu gewickelten Heizungsvorwiderstand eine Schelle verpaßt, das kurze Stück Restwicklung wird für die Glühbirne genutzt. Die Schaltung hat an dieser Stelle den Vorteil, dass ein Ausfall der Glühbirne nicht den Serienheizkreis vollständig ausfallen läßt.

    Spannungsangaben ab Werk stehen nicht zur Verfügung. Anhand der Röhrendaten kann abgeschätzt werden, ob die gefundenen Spannungen akzeptabel sind.

    Erster Versuch

    Nach sehr langer Zeit darf nun wieder Strom durch die alten Teile fliessen. Zur Kontrolle der Spannungen und Ströme wurde ein historischer Multavi-Park angeschlossen.

    Bei einer ersten Prüfung lag der vom Gleichrichter bei 220 V-gezogene Gesamtstrom bei 220 mA, die Anodenspannung an der Lautsprecherröhre bei 195 V-, die Schirmgitterspannung etwas höher. Die Anodenspannungen der ersten und zweiten Röhre lagen unter 100 V.

    Tote Hose

    Obwohl plausible Spannungen zu messen waren, zeigte sich nach ca 30 Sekunden - nichts! Der Lautsprecher war mucksmäuschenstill. Wie konnte das sein, obwohl jede Verbindung nachkontrolliert und jedes Bauteil einzeln geprüft war? Am besten zieht man sich in dieser gespannten Situation mit dem Schaltplan für eine Weile zurück. Beim hellen Morgenschein des nächsten Tages mit Lupe und Zahnarztspiegel bewaffnet habe ich mir die Lötaugen an der Endröhre von allen Seiten angeschaut und an jedem Draht geruckelt und oh! - der schön glänzende neue Lötpunkt am Kathodenwiderstand klebte nur leicht am Kontakt des Blockkondensators und gab dann ganz nach.

    Aber dieser Fehler konnte die völlige Stille nicht allein bewirken, denn der Elko war ja noch an der Kathode. Es fiel dann der Verdacht auf den Ausgangstrafo, der nach Ablöten der Zuleitungen sich aber als völlig unschuldig erwies. Die Zuleitungen zum Lautsprecher habe ich mehrmals nachgemessen, es wurde nicht besser: "0L", also die Schwingspule ist die Übeltäter*in, die bei der Vorprüfung noch Töne gehabt hat! Die Membrane ist genietet, aber nach 1 Stunde war die Schwingspule wieder angeschlossen:

    Man kann vielleicht erkennen, dass die Spule am unteren Ende mit einer Drahtschlinge "angezapft" und mit dem offenen Zuleitungsende verbunden werden konnte. Das Neuwickeln einer sonst noch gut aussehenden doppelseitigen Schwingspule kann man damit umgehen.

    Haste Töne?

    Wellenschalter steht auf Mittelwelle, Rückkopplung auf Minimum, noch ohne Antenne, Stelltrafo nochmals auf 165V hochgefahren und 20 Sek. abgewartet: Es tut sich was! Das typische, leise Rauschen zeigt an, das alle Stufen arbeiten, die MW-Antennenspule ist handempfindlich. Der Brummtest am Phonoeingang läßt den Lautsprecher voll ertönen. Alle Stufen reagieren auf den Prüfsummer. In Ruhe läßt sich leises Netzsummen nur mit dem Ohr direkt an der Membran ausmachen. Mit diesem Lautsprecher ausgestattet kann auch ein einfaches Radio wie der 633 ordentliche Töne machen und spielt in einer anderen Liga als der meistverkaufte Vorkriegs-Eumig VE301 mit Freischwinger. Nun steht noch an, die Empfangsleistungen genauer zu prüfen.

    Ich mache hier mal einen Punkt und zeige als nächstes die Gehäuserestaurierung.

    https://www.doknow.de/iSABA_455WK_maintenance.html

    Guten Morgen habe nun was gefunden hier ein link dazu , also hat Saba seine eigene Hausbezogene Ersatzteilnummern bzw. Bestückungsnummern für jegliche Bauteile verwendet. Dies ist ein Link von Karl Heinz Monshausen über einen Saba S- 455WK. Dies war mir neu. Falls euch dies Bekannt ist dann sorry für meine Unkenntniss dies war mir bis jetzt nicht bekannt. lg.Maik (Stassfurt)

    Hallo zusammen, die Ersatzteilbestellnummern sind in den SABA Kundendienstschriften enthalten. Soweit ich es überblicke, sind diese Bestellnummern nicht auf ein Gerät bezogen, aber auf eine Gerätegeneration (z.b. die 1937/38/39er Modelle). Den Auszug aus der Kundendienstschrift 9 hat Alfons L ja bereits dankenswerterweise zu Verfügung gestellt.

    Es gibt von mir noch einen Reparaturbericht zum 357WKH. Den zu lesen würde ich empfehlen, wenn es um den Ausbau und Kondensatortausch des an der Chassisunterseite verbauten sog. 3-Band-Filters geht.

    Beim 357WKH waren die Kerne gut eingewachst und ließen sich durch Anwärmen beweglich machen. Nach meinen Erfahrungen mit den Hohlkernen würde ich nicht empfehlen, diese beweglich zu machen, das Bruchrisiko beim Freidrehen ist einfach zu groß.

    Unsere Miele von 1989 hat 35-jähriges Dienstjubiläum, wäscht immer noch jede Woche und war über die ganze Zeit ohne jede Reparatur.

    Damit hat sie 2 Gerätegenerationen der Art wie sie Klangschatulle richtig beschreibt, überlebt. Es ist klar, dass eine solche hohe Qualität für den Hersteller zwar Reputation, aber keinen Umsatz einbringt.

    Hallo Wolfgang,

    auf der Rückwand müßte als Typ SABA Sabine-L angegeben sein, stimmt das? (Es wäre dann ein Gerät ohne Netztrennung. Arbeiten am laufenden Chassis mit Trenntrafo). Den Check von Jupp kann man erst mal bei kaltem Gerät machen.

    Hallo Fabian,,

    interessantes Gerät. Ausbau: Vielleicht ist die Zwischenachse mit dem Vierkant nur aufgesteckt. Schon mal dran gezogen und geruckelt? Die oben links sichtbare Verschraubung hält nur das Seitenblech. Von oben und seitlich kommt man nicht an die Achse. Zum Schwenken kein Platz. Was bleibt dann noch?

    Viel Erfolg, ich bleibe dran und lese mit.

    Hallo zusammen,

    in der Zwischenzeit hat sich auf einigen Baustellen was getan, ich will es kurz zeigen.

    Der Netzschalter wurde als Drehschalter geringer Bautiefe realisiert (dahinter ist wenig Platz) und mit Schraublager zum Festschrauben am Chassis vorn rechts versehen. Eine Abbildung, wie der Schalter im Original ausgesehen hat, gibt es nicht. Bei Gleichstrom sollte ein Wippschalter verwendet werden, der beim Ausschalten den Lichtbogen schnell löscht und somit standfest ist. Ich habe einen Vorkriegstyp für Gleich- und Wechselstrom gewählt, der sollte geeignet sein.

    Der MW-Sperrkreis ist ebenfalls fertig. Ob hier ein Luft- oder Flachdrehko im Original eingesetzt wurde, läßt sich nicht bestimmen. Auf den Fotos zu existierenden Exemplaren sind beide Typen zu sehen. Da dies ein Gerätetyp der niedrigen Preisklasse war, habe ich mich für einen Flachdrehko 9 ... 470 pF entschieden und schon mal auf Bandmitte vorabgeglichen. Die Spule hat bestimmt anders ausgesehen (ohne Kern). Wegen der Anzapfung suche ich noch.

    Nicht rund lief es mit der Neubewicklung des Heizwiderstands. Der originale schwarze Widerstandsdraht mit dünnerem Querschnitt war kurzfristig nicht beschaffbar. Mit dem nächstgrößeren Drahtquerschnitt paßte die Heizwicklung genau auf das Keramikrohr, der 90-Ohm-Vorwiderstand für die Glübirne mußte aber separat gewickelt werden. Somit konnten die originalen Rohrhalter weiterverwendet werden. Die angekokelte Hartpapierplatte mußte ersetzt werden, da nicht mehr stabil.

    Der Heizkreis ist somit vorbereitet für den ersten Test der Stromaufnahme.

    Bleibt noch die Frage, wie nehme ich überhaupt ein Gleichstromradio in Betrieb?

    Ich habe mir hinter das Stell-/Trenntrafo als Schnellschuß eine Graetzbrücke aus Leistungsdioden gebaut und dahinter eine Kombination aus Ladeelko und Vorwiderstand zur Kurzschluss-Strombegrenzung. Die Anordnung bietet 1 A, vom Gerät gefordert werden ca 250 mA. Damit kann ich erstmal die Probleme zu hoher Richtspannung am Gleichrichter bei 230 V~ und den Einschaltstromstoß außer acht lassen und auf ca 160 V~ langsam hochdrehen, bis 220V- bzw. 180 mA Heizstrom erreicht sind.

    Andreas_P, wolltest Du nicht noch Deine Lösung vorstellen?

    Die drei Röhren habe ich inzwischen einzeln auf ihre Heizstromaufnahme geprüft. Da sie alle nicht mit "S" (Serie) spezifiziert sind, war zu erwarten, daß ihre Stromaufnahme stärker streut. Die Endröhre (ohne Aufdruck) mußte gleich aussortiert werden, da sie sich mit 1,5A bei 3 Volt Gleichstrom als etwas anderes als RENS1823 entpuppte, ich werde sie als ihr 4-Volt Wechselstrom-Pendant RENS 1374 B5+1 erstmal zum prüfen beiseite legen. Schade, der Sockel hätte gepaßt... Als Ersatz gab es leider nicht die seltenere 1823 B5+1 sondern nur eine gängigere 1823u (Sockelschraube). Somit muß ein Schirmgitterdraht nach oben gezogen werden. Die Heizstromaufnahme der drei Röhren streut tatsächlich signifikant, das zeigte sich schon an den Unterschieden im ohmschen Widerstand der Heizfäden. Diese liegen zwischen 16 und 18 Ohm im kalten Zustand. Die Fäden wirken als Kaltleiter, bei 20 Volt Heizspannung und Gelbrotglühen liegt ihr Widerstand bei etwa 100 Ohm. Beim Einschalten werden die Röhren also kurzzeitig mit dem mehrfachen der Soll-Stromaufnahme belastet und anscheinend können sie das ab. In der vorliegenden Verschaltung erhält die Heizung der Endröhre zusätzlich zum Heizstrom noch die Anodenströme der vorangehenden Stufe. Von Telefunken gibt es einen Hinweis, der die Gegebenheiten bei Serienschaltung verdeutlicht:

    Beim Einsatz von nicht selektierten Röhren in Serienschaltung wäre also zu prüfen, ob Anpassungen an Vorwiderständen oder shunts notwendig werden. Dieser Schritt wäre auf dieser Baustelle als nächstes zu tun.

    Bei der nächsten Baustelle bin ich noch nicht sicher, was am besten zu tun ist:

    Eventuell reicht es, den Einriß mit einem Stück Celluloid zu unterkleben. Die Skala ist durch einfaches Putzen und Abreiben (Radiergummi) wieder gut sauber geworden. Ich werde sie so, wie sie ist erhalten.


    Nächste Baustelle: Beschädigte, fehlende Bedienknöpfe und zerbrochenes Skalenschild.

    Der kleine Abstimmknopf ist definitiv original. Von den zwei anderen Frontknöpfen ist nur dieser beschädigte erhalten und nach Fotos zu urteilen, ist das ein Originalknopf. Ich denke, da wird man eine Form für Vollguß machen können.

    Die Restaurierung des Skalenschilds ist eine Herausforderung und erfordert zunächst eine 3-D-Modellierung des Gießbetts für die Angußteile - gleich zu Beginn das Schwierige. Ich werde die Ausformung im ersten Versuch mit Fimo professional probieren. Die gesamte Ausführung ist klassisches Art Deco, das Schild unbedingt erhaltungswürdig.

    Die Achse der Abstimmung ragt schräg heraus und wird durch einen ebenso schräg aus dem Schild herausragenden Anbau gestützt. Es gibt zu diesem Detail brauchbare Fotos. . Der Umriß zeigt schon mal die Fehlstellen und den Austrittspunkt der Achse. Der Preßstoff des Schilds besteht aus einer dunkelschokoladenbraunen Masse - zum Anbeißen. Der kleine Abstimmknopf ist dagegen schwarz.

    Was ich demnächst zeige ist die parallel laufende Restaurierung am Gehäuse. Ja: und hoffentlich den Drehko mit repariertem Rotorteil.

    Hallo Klaus,

    das Gehäuse ist rettbar. Das Deckfurnier ist nach den Bildern zu urteilen ja noch fast komplett erhalten. Es scheint ein Streifen zu fehlen, den man mit Limba-Furnier ergänzen könnte. Die welligen Schichten lassen sich glätten und neu verleimen. Vermutlich war auch in der Plattenfertigung Notzeit und man hat den Leim sehr gestreckt.

    Hallo zusammen,

    kürzlich habe ich dieses 90 Jahre alte Gerät hier vorgestellt: Eumig 633 – Gleichstromempfänger von 1934/35 Wer etwas über das Gerät und den Hintergrund und den Zustand erfahren will, kann zunächst dort nachschauen.

    In diesem Beitrag soll es um die Wiederherstellung gehen. Ausgangspunkt ist

    • Holzgehäuse mit diversen Schäden an Furnier und Unterbau. Der Holzrahmen der Schallwand ist aus dem Leim, Die Rückwand fehlt.
    • Ein komplettes, inzwischen weitgehend ausgeräumtes Chassis.

    Alle Chassisteile, die separat aufgearbeitet werden müssen, finden sich in dieser Übersicht wieder:

    Inzwischen konnten einige der defekten Komponenten wieder funktionstüchtig gemacht werden:

    Beim Mitkopplungs-Drehko wurde die Achse eingerenkt, mit der Trägerplatte verklebt und alle Lamellen neu ausgerichtet, so daß die Drehung im vollen Winkel kurzschlußfrei und die Kapazität von 25 … 220 pF verstellbar ist.

    Der Wellenschalter erhielt einen neuen Betätigungshebel, Kontakte wurden gerichtet und gereinigt und das an dessen Einbaustelle verbogene Chassis gerichtet.

    Das L/M-Spulenaggregrat wurde ausgebaut, für Schaltschema und Verdrahtungsplan dokumentiert und genauer nach Schäden untersucht. Der ausgerissene Befestigungswinkel wurde neu montiert und mehrere abgerissene Spulenenden neu kontaktiert. Die MW-Spule ist zwar durch Kratzer lädiert, da aber noch durchgängig, wurde sie erstmal so belassen.

    In der folgenden Zeichnung sind Position und Induktivität der Spulen wiedergegeben.

    Die Bezeichnungen findet man im noch folgenden Schaltschema wieder.

    Als aufwendig erwiesen sich die Schäden am Hauptdrehko und dessen Antrieb.

    Friktionsantrieb

    Beim Richten der verbogenen Antriebswelle für den Friktionstrieb ist leider ein Malheur passiert. Die Sprödigkeit des Altmaterials unterschätzend brach ich das dünnere Wellenende kurz vor dem Ziel ab. Ich lerne daraus, daß man so altes Messing vor dem Zurückbiegen tempern sollte!


    Statt ein Drehteil komplett neu anzufertigen habe ich die alte Welle durch Hartlöten wieder flott bekommen.

    Das Bild zeigt den Friktionsantrieb nach dem Zusammenbau. Ich habe dafür nur einen Weg gefunden: Erst Messingwelle und Federgehäuse zusammenbauen und Feder mit Stift kontern, schmalen Halter durch das Friktionsrad führen, die Welle einstecken und die Radachse in die Bohrungen des U-förmigen Halters einklicken lassen. Friktionswelle vorn fixieren und den Halter nach hinten ziehen und leicht um die Welle drehen, so daß das Friktionsrad von der Welle eingeklemmt wird. Dann den kleinen Halter verschrauben.

    Baustelle: Rotor. Die Rotorlamellen konnten aus dem bröckeligen Gußteil unversehrt gerettet werden. Die Zinnpest hat netzartig feinste Risse gebildet, wodurch sich der marode Gußkörper leichter von den Lamellen trennen ließ. Für eine Ersatzlösung sind Zwischenringe angedacht, wie sie auch an alten Drehkos anzutreffen sind. Aus Zinnblech herausgearbeitet und auf ein Alurohr als Träger werden die Ringe abwechselnd mit einer Lamelle aufgeschoben, exakt ausgerichtet und zusammengepreßt. Im ausgerichteten und gepreßten Zustand wird das Paket dann zusammengelötet und auf der Originalwelle durch 2 Madenschrauben wie im Original fixiert. Der Stator ist noch in Ordnung. Die weitere Inbetriebnahme soll aber davon nicht aufgehalten werden. Mit einem x-beliebigen Ersatzdrehko kann begonnen werden.

    Baustelle: Der Heizungs-Vorwiderstand wurde ausgebaut und zerlegt. Der Restdraht ist mehrfach gerissen und reicht nur für ca 350 Ohm. Ein Teil konnte wieder mit dem originalen Drahtrest gewickelt werden, muß noch mit neuem Draht ergänzt werden. Leider ist der passende Widerstandsdraht (xxx Ohm/m) ohne Oxydschicht, so daß nicht Draht an Draht gewickelt werden kann. Eventuell brauche ich wegen Platzmangels auf dem Wickel ein Altteil zum Schlachten. Die Widerstandswerte sollten um 90 bzw. 800 Ohm liegen.

    Baustelle: Sperrkreis. Aus einem Drehkondensator und einer Mittelwellenspule mit Anzapfung kann ein Sperrkreis nach Fotovorlagen angefertigt werden. Er wird rechts an der Seitenwand angebracht und durch eine Steckverbindung mit einem der Mittelwellen-Antennenbuchsen verbunden. Die Drehkowelle ragt aus der Rückwand.

    Baustelle: Automatische Netzabschaltung. Bei Entnahme der Rückwand wird das Gerät stromlos. Bewirkt wird dies durch zwei Steckstifte an der Rückwand, die beim Abziehen zwei Federkontakte an der Chassishinterseite öffnen. Diese Funktion wurde durch Einbau eines Einschalters in die Pertinaxplatte aufgehoben. In der Platte sind Nietreste noch vorhanden, die eine Rekonstruktion der Kontaktfedern erlauben.

    Baustelle: Einschalter. Der einpolige Drehschalter soll wieder an die Front ziehen und die abgebildete Atrappe ablösen.

    Erstellung Verdrahtungsplan

    Bei der Überprüfung der Chassisunterseite mußte ich bei dem in der Gerätevorstellung gezeigten Schaltplan Ungereimtheiten im Schaltung und Dimensionierung feststellen. Die Wellenschalter sind so gezeichnet, dass z.B. Langwellenempfang so nicht funktionieren kann. Auch sind Kondensatoren falsch verbunden und Bauteilwerte anders angegeben. Der Sperrkreis ist unvollständig wiedergegeben, u.s.w..

    Da bei diesem Gerät die Verdrahtung der Chassisunterseite mit Ausnahme des Netzeingangs unberührt ist, besteht eine verläßliche Basis für die Erstellung eines Verdrahtungsplans.

    Schaltplan

    Für das Wechselstrommodell 923 dieses Einkreisers existiert ein EUMIG Schaltschema, aus dem der Hochfrequenzteil übernommen werden kann. Beide Typen verwenden den gleichen Spulensatz und Wellenschalter. Die Schaltung des Niederfrequenzteils konnte aus dem Verdrahtungsplan des 633 abgeleitet werden. In der folgenden Abbildung ist das angepaßte Schaltschema für den Typ 633 wiedergegeben.

    Eumig versah die Komponenten im Schaltschema nicht mit Dimensionierungsangaben. Auch dazu wurde die Verdrahtung inspiziert.

    Komponenten

    An den verbauten Komponenten dieses Geräts kann man erkennen, daß vor allem Hersteller aus der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn als Zulieferer Berücksichtigung fanden: Die Originalröhren stammen von Philips Österreich (bzw. Tungsram-Sator), die Widerstände und die Papier-Rollkondensatoren tragen den Herstelleraufdruck „SATOR Austria“, der Becherelko ist noch ein Original von DITMAR (Hersteller: R. Ditmar, Gebr. Brünner AG, Wien X). Dieser seltene 8 µF-Elko hat noch 6,5 µF Restkapazität und wird so belassen. Die Ditmar AG war Quereinsteiger im Radiogeschäft mit ihrer Kondensator-Produktion, sonst führender Hersteller für Petroleumlampen und später Ausrüster für elektrische Laternen. Die Elko-Produktion dürfte um 1934 neu ins Programm gekommen sein.

    Röhren

    Bei den Röhren wird der seltene Sockeltyp Europa 5+1 (EuU) verwendet. Auch die Fassungen für die 5-Stift-Trioden sind von diesem Typ. Die Röhrenvarianten mit seitlicher Sockelschraube sind also nicht ohne weiteres nutzbar. Als Ersatzröhren wurden für dieses Gerät die besser verfügbaren Telefunken REN(S)-Röhren eingesetzt. Alle tragen keinen Zusatz „Serie“ für die Eignung in Serienheizung im Aufdruck, deren tatsächlich benötigter Heizstrom bei 20 Volt wäre also noch zu prüfen.

    Bei Fortschritten an den Baustellen folgt ein Update dieses Berichts. Außerdem stelle ich die Aufarbeitung des Gehäuses vor, die parallel läuft.

    Bis dann,