...kommen wir zum Schluß zur Restaurierung des Gehäuses.
Der einfach gehaltene Holzkasten ist, anders als zunächst gedacht, an den Seiten nicht furniert, sondern in Vollholz ausgeführt, die Eckverbindung der Seiten sind solide auf Gehrung mit Lamelle ausgeführt und von unten zusätzlich genagelt. Nur die aufgesetzte Sperrholzfront hat eine Deckschicht aus gespiegeltem, geflammtem Furnier, Seiten und Deckel sind in Nußbaum-mittel gebeizt und mit Schellack poliert.
Die stärker beschädigte linke Vollholzseite wurde nach Abnehmen der Politur repariert. Das aus Linde oder ähnlichem Laubholz bestehende Seitenholz hat ein ansprechendes Schnittbild und ist nach Beizung von einem Nußbaumholz kaum zu unterscheiden. Deshalb wurden Ausrisse und tiefgehende Beschädigungen mit passenden Stückchen aus Nußbaumdickfurnier geschlossen.
Als Kleber wurde Knochenleim verwendet, da die Klebefugen Wasserbeize gut annehmen. Nach Füllen der Riefen und abschließendem Schliff ist die Seite für die Beizung vorbereitet:
In Prospektabbildungen wird die Front als durchgehendes Spiegelfurnier dargestellt. Tatsächlich wurden aber auch wohl häufiger Exemplare ausgeliefert, bei denen man am wertvollen Furnier gespart hat, indem man die Seiten am Lautsprecherausschnitt in schlichtem Nußbaum querfurniert hat, so auch bei unserem Exemplar. Der Beizton der Seiten ist auch deutlich gedeckter und dunkler als die Prospektabbildungen nahelegen.
Bei der Restaurierung wurde Wert darauf gelegt, die Patina der Edelholzfront weitestgehend zu erhalten. Deshalb wurde nur der alte Schellackrest abgenommen und der letzte Rest Schmutz mit Bimsmehl abgerieben. Die alte Klebung des dünnen Furniers ist standfest, aber wie bei einem Maserholz üblich, nicht mehr völlig eben. Eine solche Oberfläche sollte nicht kräftig angeschliffen werden, um sie eben zu machen, weil dann unberührte, verblichene Patina und frischer, durch Schleifen freigelegter Holzton ein "scheckiges" Muster bilden. Die Gebrauchsspuren im Bereich der Knöpfe bleiben bei dieser schonenden Behandlung ebenfalls weitgehend erhalten.
Man kann erkennen, daß auch ausgerissenes Furnier an den Kanten ergänzt werden mußte. An den Kanten mußte auch nachgeklebt werden.
Die Lautsprecherfront war nicht mehr stabil, der schwere Lautsprecher nicht mehr sicher zu befestigen.
Die Eckverbindungen wurden nachgeklebt und die ausgeleierten alten Bohrlöcher repariert. Anschließend wurde die Schauseite nachpoliert, nach Einbau ist das schwierig.
Nach Beizung und Anpolieren macht das Gehäuse wieder einen aufgefrischten Eindruck.
Die Nußbaum-Beizung überdeckt die reparierten Beschädigungen der linken Seite. Während die Front schon nach dem Anpolieren Glanz zeigt, muß die Politur an den neugebeizten Seiten neu aufgebaut werden.
Der einzig erhalten gebliebene, beschädigte Originalknopf wurde ergänzt und abgeformt, so daß 2 Exemplare nachgegossen werden konnten.
Links Originalknopf an der Abstimmung, Mitte der ergänzte Originalknopf, rechts ein Abguß.
Die Gehäuseunterseite erhielt neue Filzscheiben unterschiedlicher Höhe, um leichte Verspannungen auszugleichen. An den Befestigungsbohrungen sind merkwürdig erscheinende Reste roten Siegellacks:
Tatsächlich waren die Befestigungsschrauben wohl auch ursprünglich mit diesem Lack verdeckt worden. Er stellt den Berührschutz an den Stellen sicher, die beim Bewegen des (laufenden) Geräts gerne angefaßt werden. Zum Berührschutz gehörte ursprünglich auch das Verdecken der Madenschrauben an den Bedienknöpfen und das isolierte Befestigen des "Peilstrichs" aus Federdraht an der Einstellskala.
Nach der ersten Inbetriebnahme habe ich für ein Foto der Geräteinnenseite alles zusammengebaut:
Nach einigen Poliergängen und abschließendem Zusammenbau macht das Gerät wieder einen ansprechenden Eindruck:
Mir gefällt, was draus geworden ist. Es fehlte noch die leidige Rückwand. Zum Glück gibt es Fotos davon. Die vielen Bohrungen habe ich mangels Laserschneider in dünnes Siebdrucksperrholz zu einem Zeitpunkt am Bohrständer gemacht, als das Forum-Thema Rückwände noch nicht publiziert war. Das Bohrmuster habe ich aus einem Foto (rmorg) abgeleitet. Die merkwürdig nach alten Uhu-Tuben aussehenden Befestigungsösen sind tatsächlich auch beim Original vorhanden. Es wurde so oft aufgeschraubt, daß ich die Bohrungen erneuern mußte.
So, das wars erstmal. Ich hoffe, die Mitlesenden konnten etwas für ihre eigenen Restaurierungen mitnehmen.