Posts by Gnatz

    Ein wenig zu den FM100-Fernsehern von Blaupunkt.
    Das erste Gerät wurde Herbst 1975 auf der Internationalen Funkausstellung IAA vorgestellt. Die Besonderheiten waren, dass die Bildröhre selbstkonvergierend war, die bis dahin üblichen Konvergenzeinstellungsboards nicht mehr nötig waren. Dann sorgte ein Schaltnetzteil (der große Blechkasten unten in der Mitte des Gehäuses) dafür, dass das Chassis vom Netz getrennt war und so andere Geräte ohne aufwendige Trennschaltungen angeschlossen werden konnten. Die meist verkaufte Bildröhrengröße war 27" (67 cm) mit der Bezeichnung A67-610X. Geräte mit 22" (56 cm) Bilddiagonale A56..... wurden deutlich weniger verkauft. Abhängig von der Bildröhrengröße unterscheiden sich die Module im Netzteil, für die Horizontal- und die Vertikalablenkung und der Zeilentrafo etwas.

    Sieht man von hinten in das Gerät, so ist links das Signalteil zu sehen. Die Platte mit dem langen Metallrohr (die Verzögerungsleitung) ist das Luminanzmodul, dahinter steckt (mit der Rückseite zu Betrachter) das Chrominanzmodul (erkennbar an der grünen Verzögerungsleitung auf der Bestückungsseite). Wollte man neben den Sendern der BRD, bei denen die Farbwiedergabe nach dem PAL-Standard erfolgte, auch solche sehen, die nach SECAM codiert waren (DDR oder Frankreich), so gab es für beide Module einen Multi-Norm-Satz. Man musste nur die beiden Module austauschen. Zu beachten war, dass es für den PAL/SECAM-Satz die unterschiedlichen Varianten "OST" für DDR-Fernsehen und "WEST" für Sender aus Frankreich gab. (SECAM war also nicht gleich SECAM.)

    Die rechte Baugruppe enthält den "Kippteil" = die Ablenkeinheiten und den Zeilentrafo.

    Neu war auch eine erleichterte Diagnosemöglichkeit, die einen Schnellservice ermöglichte. Da gab es zum Einen eine ausführliche Bildschirmdiagnose. Zusätzlich waren im Netzteilkasten noch 5 und auf dem Kippteil 4 Leuchtdioden vorhanden, die eine erweiterte Diagnose ermöglichten.

    Für diese Baugruppen gab es umfangreiche frei zugängliche Service-Unterlagen, deren Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet war. Aber dann war der Nachdruck erlaubt.

    Die Geräte wurden mit verschiedenen Bedienteilen geliefert, für die deshalb eigene Kundendienstschriften verfügbar waren. Da im Beitrag oben erwähnte PS19-Bedienteil war das erste mikroprozessorgesteuerte Bedienteil überhaupt. Als Prozessor kam ein F8-Prozessor von Fairchild zum Einsatz - damals noch bestehend aus 3 Bauteilen CPU/RAM/I-O und 2 ROM/I-O-Bausteine.

    1977 wurde auf der IFA Videotext vorgestellt, wofür ein Videotextmodul an die Seitenwand des Fernsehers hinter dem Signalteil angebracht werden konnte. Damals kam auch das FM100K-Chassis heraus, bei dem Netz-, Signal- und Ablenkteil auf dem oben gezeigten "Kuchenblech" untergebracht werden konnten.

    Gruß
    Günter

    Der Rechner sieht sogar von der Gehäusebauform den Olympia RAE4 Tischrechnern sehr ähnlich. Auch die hatten einen Ringkernspeicher, Germaniumtransistoren und als Anzeige Nixie-Röhren. Eventuell ist das eine Art abgespeckter Nachbau. Von den RAE-Rechnern gibt es teilweise noch Unterlagen und bei technikum29 sind ein paar reparierte RAE zu sehen (https://technikum29.de/de/rechnertechnik/transistoren.php). Eventuell könnte da ein Erfahrungsaustausch die Instandsetzung beschleunigen.
    Gruß Günter