Hallo allerseits,
es geht nun weiter. Ich habe zwischenzeitlich ein Ersatzchassis bekommen was ein großes Glück ist. Das Chassis ist ohne AÜ und Trafo bei mir angekommen was nicht schlimm ist da ich diese Teile ja habe. Dafür sieht der Rest recht unberührt aus was mit schonmal sehr gefällt.
Doch zuerst mal zum Thema Trafo - Der benötigte ja nun eine neue Wicklung 2,5V mit Mittelanzapfung. Das will ich hier mal zeigen. Eigentlich ist das so einfach, dass man die AD1 - sofern vorhanden gar nicht verheizen muss und man das Radio ohne große Bedenken auch nutzen kann. Der Umbau ist reversibel und nachher kann man beliebig eine 2A3 oder eine AD1 verwenden. die originale Beschaltung bleibt ja erhalten.
Verwendet habe ich 60er Jahre Klingeldraht mit Bindfaden gesichert. Als Zwischenlage habe ich Backpapier verwendet
. Die Heizung der 2A3 braucht 2,5V und 2,5A. Hier musste etwas probiert werden um auf die 2,5V zu kommen. Am Ende waren es 2x5,5 Windungen die nötig waren.
Hier noch der Trafo auf dem 'alten' Chassis montiert:
Fertig eingebaut (im 'neuen' Chassis) sieht das so aus:
Lediglich die Mittelanzapfung musste mit der Mittelanzapfung der 4V-Heizwicklung der AD1 verbunden werden. Die beiden Enden sind direkt am Adapter angeschlossen.
Als nächstes nun geht es um das neue Chassis. Weiter oben habe ich ja berichtet dass einer der Vorbesitzer übelst im Chassis umgebaut hat. Vermutlich mangels AD1. Das Chassis wurde im NF-Teil nahezu abgeräumt und umverdrahtet. daher hab es hier wegen der fehlenden Teile kein Zurück. Durch ein großes Glück bin ich an ein Chassis gekommen was wirklich nahezu unberührt war (abgesehen vom fehlenden Netztrafo und AÜ.
Interessanter Weise hat dieses Chassis eine schwarze Nachkriegs Skala - sogar mit 'UKW' Einteilung. Offensichtlich wurde eine UKW-Nachrüstung für ein Gerät angeboten was damals schon über 10 Jahre alt war. Heute kaum vorstellbar.
Nun das schöne hierbei war, dass nahezu alle Papierkondensatoren noch im schwarzen Glasröhrchen vorhanden waren und auch der Blockkondensator war noch an Ort und Stelle.
Nun hatte ich mal ein Gespräch mit Andreas und ich erwähnte dass ich diese alten Papierkondensatoren gerne regeneriere. Oftmals gelingt das auch. Daraufhin fragte er, ob ich das nicht mal zeigen wollte. Nun denn. Ich habe mir mal drei der Rollkondensatoren vorgenommen. Beispielhaft hier mal ein Exemplar an meinem Isolationsprüfer:
In dem Zustand absolut unbrauchbar. Die Prüfspannung beträgt 250V - allerdings liegt diese Spannung nur bei Isolationswiderstand unendlich an. D.H. hier liegt deutlich weniger Spannung an.
Zum Zerlegen benutze ich einen alten Hängeschrank in dem eine 100W Heizbirne drin hängt. Darin wird das Ganze langsam erwärmt biss der Teer zähflüssig wird:
Wichtig hierbei ist, dass die Kondensatoren an den Beinen gekennzeichnet werden. Einmal welches Bauteil das eigentlich ist und dann ist auch der Aussenbelag wichtig (der Strich). Ist das Ganze erstmal zerlegt fehlt dem Papierwickel jegliche Kennzeichnung.
Ist das Ganze warm genug kann man den Kondensatorwickel aus dem Gehäuse schieben. Schieben deshalb weil man aufpassen muss, dass man die Kontaktierung nicht aus dem Wickel zieht. Das geht recht schnell und dann ist es vorbei.
Nun wird ein kleiner Topf mit Wachs benötigt. Ideal ist noch ein Thermometer damit man das Ganze nicht überhitzt Ich versuche das Ganze immer so zwischen 150°C und 170 °C zu halten. Hier mal ein Bild wie das aussieht:
Der Schaum ist von der verdampfenden Feuchtigkeit. Je nach Kapazität dauert es kürzer oder länger bis das weniger wird. Wenn das Blubbern fast aufgehört hat, ist es fertig.
Nach dem Abkühlen kann man einen Isolationstest machen und meist ist alles wieder im Lot:
Dieser Kondensator hat eine aufgedruckte Prüfspannung von 1500V die er nun auch wieder erreicht. Ein paar Minuten hält er das ohne murren aus. Die Kapazität ist dann auch meist wieder im Soll. Manchmal passiert es das die Kapazität stark reduziert ist. Dann war der Kondensator vorher schon beschädigt oder man hat ihn zu lange gekocht.
Jetzt muss nur noch zusammen gebaut werden:
Dafür kann man die alte Vergussmasse verwenden. Mit Heissluftpistole etwas erwärmen und dann verläuft das Ganze und der Kondesator ist wieder einsatzbereit. Ordentlich wieder eingebaut sieht man davon nachher nix mehr:
Obige drei Kondensatoren wurden so behandelt und haben wieder ihre Sollwerte. Im Chassis sieht es nach der Operation nun so aus:
Wer oben richtig geschaut hat findet noch das Innenleben des Blockkondensator. Der wurde auch so behandelt - doch dazu später vielleicht noch mehr.
Nun jetzt könnt man fragen - wozu der Aufwand wo es doch die Bauteile noch zu kaufen gibt ? . Ich sage mal so - ich finde es zunächst mal interessant, dass so etwas überhaupt funktioniert. Wobei ich sagen muss, dass ein 100% Erfolg nicht immer garantiert ist. Ich habe schon Fälle erlebt wo entweder kaum noch Kapazität vorhanden war oder auch die Spannungfestigkeit nicht mehr gegeben war.
Weiterhin mag ich es einfach, wenn auch unter dem Chassis alles noch so original wie möglich bleibt und man die Geräte ohne große Sorgen einschalten kann. Das ist aber Geschmacksache - und darüber lässt sich ja bekanntlich streiten
Gruß aus der Sonne
Oliver