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Nachbau des Grundig Stereoverstärkers NF1325
#1
Servus,
Nachbau Grundig NF1325 bzw. Graetz NF1225
 
Ich habe diesen Verstärker aus historischen Gründen nachgebaut. Ausserdem ist die Schaltung mit Platine einfach aufzubauen und man kann normale Radio-Schlachtteile verwenden. Hier eine kurze Liste:
Netztrafo aus Tannhäuser 59 Nordmende Nr. 52106223, Leistung lt. Schaltplan 80VA, der Kern lässt max. 90VA zu mit den ca. Abmessungen 82x79x44 mm. Die gemessene und über Stunden erprobte Leistung liegt bei 6,3V und 3 A, sowie 235V und 150mA. Dabei erwärmt sich der Trafo auf 28 Grad. Danke noch einmal an „Nordmender“ für den Trafo!
Ausgangsübertrager vermutlich aus einem Imperial J864 Radio mit Blechkern ca. 60x55x20 oder aus einer ähnlichen Musiktruhe, die Sekundärwicklungen lassen sich auf 4,5 Ohm bzw. 9 Ohm einstellen, Primär sind sie vorgesehen für ECLL800.
Die Platine ist ein Originalnachbau der Grundigplatine NF1325 und wurde aufgeteilt in eine Hauptplatine und eine kleine Platine für die Gegenkopplung und den 1nF Kondensatoren parallel zu den Primärwicklungen der Aü. Die Platinen stellte Ralf Daubenspeck (Obelix) her, auch an Obi ein grosses Dankeschön. Ihm verdanke ich auch den Namen des Verstärkers: Neo-Mäxchen!
Vermutlich aufgrund der Tatsache, das die verwendeten Aü sehr ähnlich den Originalen von Grundig sind, gab es im Gk Zweig keine Änderungen an den Werten, Proben ergaben lediglich eine Verschlechterung des Klangeindruckes im Kopfhörer. Deswegen verblieben die Originalwerte.
Um die inzwischen doch etwas raren und teuren Endröhren zu schonen, habe ich die Werte der Ua und G2 auf schonende Spannungen umgestellt, anstatt 290V Ua sind es jetzt 248V, das G2 werkelt mit 244V. Ich muss diesen Verstärker leistungsmässig nicht ausreizen.
Soweit zu der Einstellwerten, kommen wir zu wichtigeren Sachen, die eine evt. Nachbau betreffen, hier insbesondere Netzteil und Masseführungen und Betrieb. Unsinnig ist jedwede moderne Elektronik in dem Verstärker, die Röhren heizen mit 6,3V  Wechselspannung, wer einen Verstärker damit nicht brummfrei bekommt, sollte evt. die Finger vom Bau von Röhrenverstärkern lassen, eingebaut wurde ein Entbrummer Poti 100 Ohm von Dralowid, das im Kopfhörer sehr feinfühlig auf den Brumm Nullpunkt eingestellt werden kann, er liegt fast einseitig an Masse, aber eben nur fast. Die Netzteilplatine verwendet leider einen Si Gleichrichter, da ich keinen passenden Selen- GL mehr hatte. Dafür kann man dann die Elkos grösser dimensionieren, Ladeelko ist ein 220uf, dann kommt der 680 Ohm Anpassungswiderstand für die Ua und ein Siebelko vom 150uf, alle anderen Siebelko sind für die G2 2x33uf und für die Vorstufe 33uf, Lade- und erster Siebelko reichen für den Bassbums in den Boxen aus, eh nur wichtig, wenn es am Ende von Kl. A (Ia =konstant)in A/B (Ia nicht konstant bei Spitzen, das müssen dann die Elkos liefern) übergeht. Dem Ladeelko liegt ein MKT Ko 0,15uf 630V parallel. Soweit zum Netzteil, nichts Aufregendes, lediglich den alten Netztrafo auf schonende 220V primär anpassen, bei mir werkelt da ein 47Ohm Vorwiderstand der 10 V vernichtet. Interessant wird es bei der Masseführung und der Erdung des Verstärkers. Der Netztrafo ist mit eloxierten Winkeln auf dem Chassis montiert. Eloxiertes Aluminium ist kein Leiter, deswegen wurde die Erdung noch einmal vom zentralen Chassis Masse- und Erdungspunkt direkt zum Trafo geführt. Ich habe in 25 Jahren Fassadenbau genug Alu-Konstruktionen gesehen, an denen man richtig eine geschossen bekam, vor allem bei Gewitter, weil man bei den Erdanschlüssen das Eloxal nicht richtig oder gar nicht weggekratzt hatte. Was die Masseführung angeht, ist bei Platinen nicht immer konsequent die sternförmige Masse möglich, Platinen können da manchmal ziemlich „zickig“ sein. Bewährt hat sich bei mir immer: Vom zentralen Masse-Erdungspunkt des Chassis geht einmal ein dicker Draht (ich verwende dazu Silberdraht von 1 bis 1,5mm) zu einem einzigen Punkt (Pin) der Platinenmasse, vorzugsweise bei den Kathodenelkos der Endröhren. Von dort aus zog ich dann 2 Silberdrähte zu den Pins der Eingänge der ECC 83. An dieser Masse wurden dann die Schirmungen der Eingangsleitungen angeschlossen, die über das Poti bis zur Eingangsbuchse gingen. Ich verwendete reinen Silberdraht, den mir damals eine befreundete Goldschmiedin schenkte. Damit wurde der Verstärker absolut ruhig. Im Verstärker gibt es keine „Voodoo“ Bauteile, teilweise stammen die verwendeten Bauteile noch aus der Auflösung eines Rundfunkstudios in Hamburg von 1998. Die Elkos sind Restbestände eines Magazins in Mailand von 1998, Koppelkondensatoren sind Cent Ware aus China für 630V. Röhren sind ECC83 (NOS-RSD) und 2 x ECLL800 (Gebraucht-Lorenz). Auf dem Hitzeschirmblech sind auch die beiden Widerstände 47 Ohm 50W und 680 Ohm 25W montiert. Damit erleiden die Elkos keinen schnellen Hitzetod durch die Strahlungswärme der Endröhren, die beiden kleinen Kathodenelkos liegen im Strahlungsschatten der Endröhren und werden kaum warm, das war zwar so nicht geplant, halt Glück gehabt! Der Chassisrahmen ist eine Sambaleiste 30 mm hoch, in der von oben und von unten die verzinkten Bleche 1,5mm eingelegt und verschraubt wurden. Die Betriebsleuchte ist eine Glimmlampe 60V mit 680K Vorwiderstand. Die Abmessungen des Verstärkers sind 340 x 140 mm, die Bauhöhe wird mit der Lochblechhaube 145 mm. Dadurch sind die Aüs vom Netztrafo am Weitesten entfernt und es gibt keine Magnetfeld Kopplungen. Natürlich kommt jetzt wieder die obligatorische Frage nach den Messwerten. Für die Daten Freaks hier einige Angaben:
Im Uni E-Labor hier in Trient auf die Schnelle  gemessen: bei plus minus 1,5 db ist der Frequenzgang 40 Hz bis 16,5 Khz bei 7,8W Leistung und 5% Gesamtklirrgrad, und kleiner 1% bei 4W Ausgangsleistung. Bei -3db ist das Ergebnis natürlich besser, hier erreichen die Trafo Winzlinge erstaunliche 35Hz bis ca.17,5 Khz. Unter 30Hz und oberhalb 17Khz ca. fällt die Kurve dann aber ziemlich steil ab. Immerhin sind das Radio-Aüs aus den 1960-iger Jahren, man konnte aber damals schon hervorragend wickeln! Interessiert mich aber herzlich wenig, mir gefällt was meine Ohren hören.
Damit wurde eine exzellente Schaltung von Max Grundig wieder zum Leben erweckt, zum Nachbau freigegeben.
Und die Schwiegertochter freut sich inzwischen über diesen kleinen Verstärker!

   

   

   

Die beiden Aü aus dem Imperial auf einem Probebrett

   

Der Netztrafo aus dem Tannhäuser Radio mit provisorischen Primär-Vorwiderstand

   

Das kleine Chassis in der Bauphase

   

Unter dem Chassis ist wenig zu verdrahten

   

Und hier natürlich der Schaltplan für die Bastler







Gruss, Volker
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#2
Hallo Volker,
ein aufschussreicher Bericht und ein interessanter Nachbau.
Währe es, vom Aufbau her, nicht besser gewesen, wenn man die Leiterplatte um 180° gedreht hätte?
Dann gäbe es kurze Verbindungen, von den Endröhren zum AÜ...
Viele Grüße,
Rolf
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#3
Servus,
Habe ich vorher probiert, die ECC83 kam dann zu nahe an den Netztrafo und da diese einen hochempfindlichen Eingang hat, nahm sie Reste der magnetischen Feldeinstreuung auf. Die Anodenleitungen der Endröhren sind da unempfindlicher.
Ich habe da vorher viele Versuche gemacht, bevor ich den Verstärker endgültig zusammengelötet habe.
Gruss, Volker
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#4
...danke, dann ist alles klar,
viele Grüße,
Rolf
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