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Blitzreparatur Philips B5X43A
#1
Servus,
Wenn das Küchenradio meiner Frau Probleme macht, die nicht sofort und unmittelbar gelöst werden können, rikiere ich, das der Haussegen schief hängt!
Heute mittag kam sie mit Panik in den Augen aus der Küche gerannt: ich hörte es schon vom Arbeitszimmer aus, lautes Krachen und Knistern aus einem Lautsprecher, vor dem Ausschalten kurz das Lautsprecherpoti auf null gedreht, Krachen und Knistern bleibt unverändert laut. Also Fehler schon mal grob eingekreist: Entweder Vorstufe ECC83 oder Endstufe EL84.
Also das Radio auf den Kopf gedreht und die Ua der beiden Trioden der ECC gemessen, bei beständigen Krachen und Knistern im Lautsprecher, was aber für mich nicht mehr gefährlich war, es konnte nur hier in der Gegend sein und wurde auch sofort fündig: Ua Triode 1 80V (passt!), Ua Triode 2 14V (passt nicht), also 2 Möglichkeiten: Röhre kaputt, eher unwahrscheinlich, die ECC83 (immer noch Original Philips) von 1964 ist eine robuster Arbeitsesel, also Möglichkeit 2: Kerko 150 pf von der Anode zur Masse, flugs getauscht und es war Ruhe im Gerät, der Kondensator hatte Feinschluss, und alles werkelte so wie es sollte. Wo das Gerät schon mal auf war, sollte man auch die Röhren prüfen, der Grund dafür ist einfach: das Radio läuft 360 Tage im Jahr für mindestens 8 Stunden am Tag, also bummelig 2880 Stunden/Jahr. Die EZ81, ECH81 und ECC85 tauschte ich letztmalig 2001, die funktionieren jetzt also seit fast 49000
Betriebsstunden und Tante Funke W19s bestätigte mir, das alle drei Röhren topfit sind. Getauscht wurden vor 8 Jahren die beiden EL84 gegen 6p14p russisch, die mit der Moral völlig am Ende waren,  und die 6p14p waren nach 4 Jahren dann auch am Ende, also nach ungefähr 11500 Betriebsstunden und es wurden Neue eingebaut. Das Gerät bekam seinen letzten Austausch vor ca. 2 Jahren, die Jetzigen sind noch gut, sowie auch alle anderen Röhren: EAA91, EBF89, EF89 und ECC83 sowie die gebrauchte NOS EM80 von Philips, die russische Version der Röhre ist spätestens nach einem Jahr blind.
Moral der Geschichte: Röhren eingebaut, Rückwand montiert, Spannungswähler kontrolliert: Jawohl, steht auf 245V (ist die US Exportversion des Pallas, weil die ging von vornherein bis 108Mhz auf UKW), Heizspannung kurz kontrolliert, 6,1V und passt und ab in die Küche. Und während ich hier schreibe, läuft das Radio im Hintergrund, weil vor 20.00 wird das bestimmt nicht ausgeschaltet.
Nach der Grundüberholung im Jahre 2001 war das jetzt der 2. Eingriff, der erste betraf den Stereodecoder von Philips, die sind bekannt für ihren Standardfehler, das sich die beiden Styroflexe gegen Masse am NF Ausgang der Kanäle verabschieden, sollte man gegen Kerkos tauschen, wie ich das gemacht habe, in Meinem waren die auch schon mal vorher getauscht worden und jetzt der 2. Eingriff nach 17 Jahren: 1 Kerko 150pf. Aber wie, gesagt, das Gerät ist von 1964! Übrigens hat das Küchenradio am normalen Zimmerdipol mit seinen 3 ZF Stufen hervorragenden Stereoempfang.

   
Gruss, Volker
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#2
Hallo Volker,
das kenne ich von zu Hause auch. Schreit die "Regierung" lässt man alles stehen und liegen, um sofort die Krisensituation klären zu können
Im Eheleben gibt es kaum etwas schlimmeres, als ein nölendes Weibchen. 

Jedenfalls ist es ganz erstaunlich, wie lange diese NOS-Röhren halten. Ich glaube, die Produzenten von Telefunken, Valvo & Co, haben daran selbst
nie geglaubt oder nur zu hoffen gewagt. Auch ist es erstaunlich, warum die Röhren aus russischer Produktion so kurzatmig sind. Liegt es an den
verwendeten Materialien?
Nette Grüße

Norbert
                        ______________________________


Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. 
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#3
Servus,
Nun, um mich vorsichtig auszudrücken, die EL84 sind die hauptbelasteten Röhren im Gerät, unterliegen also der grössten Abnutzung, und 11000 Stunden Betrieb für eine Endröhre sind schon sehr viel. Enttäuschend ist allerdings die Haltbarkeit des Leuchtschirmes der russischen EM80, die sind nach ca.2000 Betriebsstunden fast völlig blind, hingegen selbst gebrauchte NOS Röhren leben wesentlich länger, die jetzige montierte gebrauchte Philips leuchtet auch nach 8000 Betriebstunden immer noch gut. Von daher kann ich einen Qualitätsmangel bei der russischen Röhre nicht ausschliessen, ich habe 4 Stück von denen aus verschiedenen Chargen in dem Gerät verheizt trotz erniedrigter Leuchtschirmspannung auf 200V.
Ja und das mit den Ehefrauen ist auch klar. Wie man in Italien sagt: 2 Dinge lassen sich nicht kontrollieren/beeinflussen:
Das Wetter und die Ehefrauen.
Gruss, Volker
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#4
Servus,

Ich habe eine superseltene NOS Lorenz EM 85 in ein Grundig verbaut, leuchtete wunderbar. Allerdings die Anodenspannung nicht extra abgesenkt. Nach ca. 400 h hat sich die Leuchtkraft (Helligkeit) inzwischen etwa halbiert. NOS kann also auch Mist sein.

Gruß
Stefan
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#5
Nachtrag,

aber Volker, dein Philips ist natürlich ein tolles Beispiel dafür, wie robust Röhrenradios tatsächlich sind.

Gruß
Stefan
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#6
Servus Stefan,
Ja, in der Regel sind Röhrenradios sehr robust, man muss halt wie beim Auto regelmässig die Verschleissteile erneuern, vor allem Papierkondensatoren, Kerkos sind eher unauffällig.
Interessant ist (das habe ich schon bei mehreren Philips und Grundig Kutschen gefunden), das in Export Radios sehr viele Kerkos (auch bis 22nf) verbaut wurden anstatt Papierkondensatoren. Man traute denen wohl doch nicht so recht, für den heimischen Markt waren die wohl ok, aber für den Export ging man wohl einen sichereren Weg. In dem Philips Küchenradio sind ansonsten nur Philips Mustard Kondensatoren verbaut bis 125V Spannung.
Komischerweise sind auch die Kohle Massewiderstände  (alle 5%) bis heute perfekt werthaltig, haben die dort auch bessere Ware verwendet? Ausserdem hat das Gerät eine aussenliegende Thermosicherung am enormen Netztrafo und weitere drei Feinsicherungen: 10A (Heizung 6x32), 200mA und 80mA, einstellbar ist der Trafo bis 245V netzseitig, auch die primärseitigen Kondensatoren (die ich sonst immer so verteufele) sind Kerkos mit 10KV (!!!) Spannungsfestigkeit zusätzlich in schwarzen Schutzschlauch! Insgesamt muss ich immer wieder feststellen, das Exportradios viel aufwendiger gebaut und abgesichert wurden, da sparte man wirklich nicht an Qualität und Material.
Das kann natürlich auch daran liegen, das wenn die Geräte durch Fehler vor allem in den USA Schaden verursachten, die Firmen einem enormen Risiko bzgl. Schadensersatz ausgesetzt waren. Man schlug sich also vorsorglich auf die sichere Seite.
Gruss, Volker
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#7
Hallo Volker,

das mit der "sicheren Seite" könnte natürlich sein, obwohl die Firmen ja in den Exportländern auch Auslandsvertretungen hatten, im einfachsten Fall die importierenden Vertragshändler.
Exportgeräte in feuchtwarme Länder wurden "tropensicher", so der damalige Begriff, ausgeführt. Darin gab es dann überhaupt keine primitiven Papierkondensatoren wie bei uns, sondern entweder eben keramsiche oder hochwertig gekapselte Kondensatoren (die es ja auch in den 50ern schon gab, nur eben teuer!).
Warum allerdings dein USA-Modell so ausgestattet ist, wer weiß? Vielleicht dachte man an Florida mit seinem beinahe tropischen Klima, vielleicht meinte man es besonders gut, schließlich waren die Geräte drüben teurer als bei uns, da war also mehr Spielraum in der Kalkulation.

Gruß
Stefan
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#8
Servus,
Auffallend ist, das selbst italienische Hersteller, die sonst extrem primitiv bauten, Exportradios sehr viel aufwendiger und mit sicheren Kondensatoren ausstatteten.
Berühmt sind in Italien die sogenannten Trockenelkos im Netzteil. Die waren in kleinen rechteckigen Pappschachteln eingebaut und unter dem Chassis mit einem Bügel gehalten, die waren nach 1-2 Jahren schon so f...rztrocken, das ihre Siebung gleich null war. Ich hatte mal Einen, der anstatt 8uf noch 0,1uf hatte, aber spannungsmässig völlig ok war.
Interessant, das Loch für die Montage eines guten Becherelkos war vorhanden, aber verdeckt durch den dadrunter liegenden Pappelko, in Exportgeräten montierten die dann vernünftige Elkos.
Gruss, Volker
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