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Sonneberg Weimar 4910
#1
Hallo Kollegen,

hier mal etwas ganz anderes. Einige Jahre nach der Wende tauchte hier auf dem Karlsruher Flohmarkt dieses Gerät auf. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt keine anderen Geräte aus DDR Produktion in der Hand hatte als einen "Kolibri" und einen "1U11", war ich natürlich neugierig mal einen DDR Superhet von innen zu sehen und kaufte den Weimar für wenig Geld. Dann stand er 25 Jahre lang unberührt in einer Ecke. Bis letzte Woche - dann war er fällig.

Die Daten:

Hersteller: Stern Radio Sonneberg
Modell: Weimar 4910
Baujahr: 1961
Röhrenbestückung: ECC85 ECH81 EFB89 EABC80 EL84 EZ80
Stromversorgung:
110V, 127V, 220V, 240 Wechselspannung
Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
Bedienelemente: Vorderseite: links: Lautstärke und Klangregler, rechts: Senderwahl
Gehäuse: Holz
Fabrik Nr. 6 67666
Abmessungen: BHT: 52 x 28 x 22 cm
Gewicht: ca. 12 kg

Das Schaltbild mit gesonderter Stückliste:

       

Der Weimar 4910 besitzt weder ein Magisches Auge noch eine Ferritantenne, ist aber bereits auf einer gedruckten Schaltung aufgebaut. Im Schaltbild wird eine EM84 gezeigt, die aber nur in der teureren Version eingebaut war. Die restliche Schaltung war bei den verschiedenen Geräteversionen identisch.

Die Schaltung zeigt eigentlich keine Besonderheiten, aber irgendwie frage ich mich, warum man eine EBF89 in Kombination mit einer EABC80 verwendete. Wie man sieht wird nur ein Diodensystem der EBF89 verwendet - als AM-Demodulator - das andere liegt auf Masse. Ebenso liegt auch die 2. Diode des B-Systems der EABC80 auf Masse. Kennt jemand den Grund für diese "Vergeudung" von zwei Diodenstrecken?

So sieht der Weimar aus, nachdem er gründlich geputzt und das Holz mit "CLOU Fernol für helle Möbel" behandelt wurde. Hübsch, oder?

                           

Nun wird der Leser denken, dass es ja wohl nicht weiter schwierig sein kann, so ein einfaches Gerät zu reparieren.

Hier denkt der Leser falsch! Nach dem Einschalten hörte man zunächst auf allen Wellenbereichen nur sehr wenig. Nach wiederholtem Drücken der Wellenbereichstasten, und reinigen der Röhrenstifte mit feinem Schmirgelleinen (sie waren sehr korrodiert) hatte man zwar auf AM Empfang, aber auf UKW nur stark verzerrt. Nach Wechseln des toten Ratio-Elkos (Frolyt 5µF) kaum Verbesserung.

Aha, dachte ich, stimmen wir mal die ZF-Filter mit dem Wobbler nach. Ja, schon, wenn man die Spulenkerne drehen könnte. Bevor ich an irgendwelchen festsitzenden Kernen herumwürge, baue ich immer die ZF-Filter aus und schaue hinein. So sehen sie von innen aus: Links: 1. Filter, rechts: 2. Filter. Gut, dass ich nicht mit Gewalt zu Werke gegangen bin! Wie man im 2. Bild sieht, ist der eigentliche Spulenkörper mit dem anhängenden Gewindeteil nur durch einen relativ dünnen Plastiksteg verbunden (roter Pfeil).

       

Den bekommt man schon abgeschert, wenn man zu stark am Kern dreht. Also wurden die Kerne ganz vorsichtig hin-und hergedreht, bis sie aus den Spulenkörpern herausfielen. Dann wurden die Kerngewinde mit Vaseline eingefettet und die Kerne liefen wieder butterweich in ihren Gewinden.

Vor dem Wobbeln wurde dann noch für einen ersten Grobabgleich  ein 10,7Mhz Träger (Quarzoszillator) auf die ECC85 aufgeblasen. Sowie man die Kerne auch nur entfernt der Resonanzposition näherte, bekann das Gerät zu heulen und zu gluckern.

Aha, fehlende Schirmgitterneutralisation an der EBF89... dachte ich. Also C40 und C41 ausgetauscht (beide 5nF). Es heulte und gluckerte immer noch. Nun habe ich die Tastenkontakte doch einmal sehr gründlich mit Kontakt 600 Tunerspray gereinigt... und siehe da: es hatte sich ausgeheult, und man konnte mit dem Wobbler eine vernünftige ZF - Durchlasskurve und Demodulator-S-Kurve einstellen.

Danach noch ein paar lecke Rollenkondensatoren getauscht und die Arbeit war fast fertig. Beim Tauschen der Rollenkondensatoren am Lautstärkeregler fiel mir auf, dass eine der Hohlnieten, die die Widerstandsbahn halten, ihr Köpfchen verloren hatte (irgendwie verfolgen mich diese Hohlnieten). Habe ich gerade noch rechtzeitig bemerkt. Wenn man hier beim Tauschen der Kondensatoren zu ungestüm vorgeht, bricht man das Ende der Widerstandsbahn ab. Auch am Klangregler war so eine defekten Hohlniete. Da ich keine Lust hatte das Doppelpoti auszubauen, und wieder alles mit kleinen Schräubchen zu reparieren, habe ich die Enden der Widerstandsbahn mit Sekundenkleber fixiert. Funktioniert prima!

Ein Fehler, der mich einige Zeit beschäftigt hat, war der Ausschalter. Man konnte ihn zwar drücken, aber die Wellenbereichstasten sprangen nicht heraus. Als auch sorfältiges Fetten des ganzen Gestänges nichts fruchtete, habe ich bemerkt, dass das Gestänge des AUS-Schalters einen kleinen Hebel hat, der die Sperrwippe beim Ausschalten etwas anheben soll. Dieser Hebel war etwas zur Seite gebogen, wodurch die Wippe nicht mehr genug angehoben wurde  und die Tasten nicht mehr in ihre Ruheposition zurückspringen konnten. Der Hebel wurde mit einer schlanken Flachzange, die gerade so durch das Gestänge passte,  zurückgebogen, und die AUS-Taste verrichtete wieder ihren Dienst.

Die Röhrenprüfung ergab, dass die meisten Röhren noch ausreichende Emission hatten - nur die ECC85 lag bei dünnen 50%. Nun sollte man sich hüten, diese Röhre gegen irgendeine andere zu tauschen! Wenn man Pech hat, wandert die UKW-Abstimmung von diesem Tag an schlimmer als zuvor! Ich hatte ja mal vor einiger Zeit etwas über die Tunerdrift geschrieben und wie man sie in manchen Fällen beheben kann: Tausch der ECC85 gegen ein anderes Fabrikat oder Austausch der frequenzbestimmenden Kondensatoren im UKW- Oszillator gegen solche mit passenderem Temperaturkoeffizienten.

https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=1682

https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=2637

Letzteres setzt aber voraus, dass die betreffenden Komponenten zugänglich sind, ohne dass man mehr Schaden anrichtet als die Sache wert ist. Natürlich hat mich die Neugierde nicht ruhen lassen, und ich habe das UKW-Kästchen geöffnet. Da geht es so eng zu wie in einer Sardinendose! Also hier etwas umzubauen, spare ich mir lieber!


       

Frank hatte mir zum vorletzten Sammlertreffen (Königswusterhausen) mal ein paar ECC85 aus DDR-Produktion mitgebracht. Die werde ich mal ausmessen und versuchsweise im Weimar einsetzen.

Das war's! Da das Gerät nicht so recht in meine Sammlung passen will, bringe ich es mit zum Sammlertreffen bei Dietmar. Vielleicht findet sich ja jemand, der es haben möchte. Kann ich ja auch nochmal in dem entsprechenden Thread anbieten.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Hallo Harald,

saubere Arbeit, vorbildlich dokumentiert! Klasse.

Gruß
Stefan
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#3
Hallo Harald,

Das Chassis sieht ja fast Baugleich mit dem Saalburg aus.
Man meint, das das Weimar das "erwachsenere" Radio darstellt, warum man da die EM eingespart hat?


Viele Grüße,

Axel  Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#4
Hallo Harald,

ich finde es immer schön - egal, was Du für ein Radio machst, Du hälst es in Ehren und gibst immer alles. Ich war vor ca. 20 Jahren auch skeptisch gegenüber den Radios aus der ehemaligen DDR. Das liegt aber an unseren Lehrmeistern, die damals zu den Geräten unserer östlichen Nachbarn eine eher ablehnende Meinung hatten.

Als wir damals in Dresden zusammen kamen ging es wieder um diese Radios. Ein damaliger Radiofreund aus Dresden drückte mir ein DDR-Schwergewicht in die Arme. Einen Stassfurt Globus. Der erfreut mich heute noch. Leider nur in der Küche. Klar, mit ihren Gehäuseformen imponierten mir diese Radios sowieso. Aber als ich an diesen geschenkten Globus ging, hatte ich sofort eine gute Meinung von diesen Geräten. So grundsolide aufgebaute Radios. Es wurde nicht mit Lautsprechern gespart. Wenn ich diese Riesen Magneten sehe. Oder womöglich noch die guten elektrodynamischen Lautsprecher. Dann die großen Tontrafos und die überdimensionierten Netztrafos.

Dann die teilweise verwendete UKW-Fern-Taste mit zuschaltbarer UKW Vorstufe. Und die wirkt wirklich. Leider gab es für mich in der Vergangenheit auch mal Kandidaten (Stern Radio) bei denen ich die UKW-Tuner nicht so schön fand. Das sind wahre Wanderer! Trotzdem mag ich die DDR-Geräte heute sehr. Nicht nur die Gehäuseformen.

Ja, Harald, und Du fragst Dich dasselbe, was mich auch gestern wieder beschäftigte. Warum wurde im z. B. Stern Radio Erfurt eine EBF80 und dann folgend eine EABC80 verbaut? Mal sehen, ob es dafür eine Erklärung gibt.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
@ Axel:

Stimmt, die gedruckten Schaltungen von Weimar und Saalburg sehen sich sehr ähnlich, bloß die Netzteile sind unterschiedlich positioniert: beim Saalburg vertikal, beim Weimar horizontal.

Beim Weimar ist die Position des Ausgangstrafos gegenüber dem Netztrafo in Hinblick auf die Streufeldkopplung übrigens viel besser gelöst -> je weiter weg, umso besser!

Sehr stark unterscheidet sich die Mechanik der induktiv abgestimmten UKW-Tuner. Beim Saalburg erfolgt die Verschiebung der Spulenkerne über eine Wippenmechanik, im Weimar durch einen Fahrstuhl, den man auf meinen letzten beiden Bildern sehr schön erkennt... übrigens, wie ich finde, eine sehr schöne mechanische Lösung.

Die Lösung mit der Wippe fand ich nicht so besonders geglückt. Wie hier schon mal früher berichtet, gelang es mir einfach nicht, bei diesem Tunertyp die Senderdrift in der Anwärmphase in den Griff zu bekommen. Selbst die Verwendung von ECC85 Röhren unterschiedlicher Hersteller und Einbau von keramischen Kondensatoren mit ausgesuchten TK im Oszillator wollte die Drift einfach nicht zufiedenstellend reduzieren... das ist bis heute ein Rätsel!

Gestern habe ich mal damit begonnen, die Senderdrift meines Weimar bei Einsatz verschiedener ECC85 Fabrikate zu testen - so auch die von Frank erhaltenen Röhren aus DDR Produktion: Funkwerk Erfurt. Im Prinzip funktionierten Franks Röhren fast alle noch mit sehr ordentlicher Emission, aber die Anfangsdrift war wirklich schlimm.

Dann habe ich mal versuchsweise eine ECC85 von PHILIPS Herleen eingesetzt und die Drift wurde wirklich geringer. Diese Röhren mit dem "schrägen DELTA" - Zeichen im Ätz-Code sind häufig die beste Lösung (nicht so beim NORA Boston von Norbert).

Hier ein Ausschnitt aus den Ätz-Codes der ELCOMA Röhren:

   

Was mich überrascht hat, sind die auf der Skalenglasseite angeknabberten Tastenköpfe. Komisch, dass die Plastik so empfindlich war, wo doch die DDR viel Mühe in die Entwicklung stabiler Plastiktypen gesteckt hatte. Nun könnte man die Mausezähnchen natürlich mit Epoxy ausgießen. Mal sehen, ob ich mich dazu durchringe. 

@ Andreas:

Ja, das sehe ich auch so. In der DDR gab es in der Radiotechnik - und nicht nur dort - sehr schöne technische Lösungen. Man muss ja immer sehen, dass häufig die Materialverfügbarkeit ein Problem darstellte. Im Westen war es eben - wie der Hans Knoll ja schon mehrfach schrieb - eher der Druck der Kalkulationsabteilung. Aber da saßen hüben wie drüben pfiffige Entwickler, die mit den Rahmenbedingungen zurechtkommen mussten und trotz aller Hindernisse erstaunliche Produkte auf den Markt brachten.

Ich hatte ja so im Stillen gehofft, dass der Hans die Geschichte mit der EBF89 / EABC80 Kombination kommentieren würde. Er weiß doch bestimmt den Grund....
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#6
(21.06.2018, 10:23)radioljub01 schrieb: @ Axel:


Ich hatte ja so im Stillen gehofft, dass der Hans die Geschichte mit der EBF89 / EABC80 Kombination kommentieren würde. Er weiß doch bestimmt den Grund....

Lieber Harald.
Der hans hirnt noch immer warum?
hans
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#7
Lieber Hans,

Danke für's mitknobeln.

Vielleicht ist der Grund ja ganz einfach. Überproduktion der EBF89. Ich habe jetzt nicht so den Überblick, aber vielleicht war die EBF89 ja eine in der DDR viel verwendete Röhre, die im Funkwerk Dresden in großen Stückzahlen hergestellt wurde. So hat man die auch in Geräten eingesetzt, wo eigentlich eine EF89 gereicht hätte. Trotzdem hätte man ja dann beide "B" Dioden auf Masse legen können und die EABC80 voll auslasten.

Hmmmm?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#8
Hallo Freunde,

… den trau ich doch glatt eine Überproduktion EBF 89 und Mangel an EF89 zu.

Grüße von Andreas

Harald war schneller
lass mich, ich kann das,
... oh kaputt.
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#9
Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (kurz RGW)

War sicher nicht nur mit Parteileuten besetzt.

Ich wohn(t)e nicht in Leipzig Dodgy sehe einige  Leute dort, aber als Kollegen an.
Die Kollegen in der damaligen DDR, konnten auch rechnen.
Dass eine EBF89 teuerer kommt als einen EF89, war denen  nicht unbekannt.

Leider finde ich den Text nicht mehr der besagt, dass die EF89 ab sofort (in der DDR / RGW) mit der EBF89 ersetzt wird, deren Daten ja identisch sind.(seien)
 
Zur Zeit des Weimar 4910, um 1961, gab es, m.W.  nur noch den REMA 2001 mit 2xEF89.

Daher ist das wie schon vermutet, eine wirtschaftliche Aktion.


EDIT, das folgende ist ein Irrtum von mir, habe die Frage von Harald falsch benutzt.

Warum die beiden Diode der EBF89  nicht voll zu Endlastung der EABC80 eingesetzt wurden, ist technisch begründet.
Die Diode d3 (FM) welche auf die gleiche Katode wie d1 (AM) arbeitet,
kann ja nicht als Ratiodiode verwendet werden.
Die Kennlinien sind nicht identisch zu einander und d2 und d3 müssen quasi gepaart „sein“ um einen Ratio zu bilden.
!951 gab es bei Blaupunkt und Schaub solche seltsamen Paarungen
„heise und „kalte„  Dioden im Demodulator.

https://www.radiomuseum.org/r/schaub_ukw..._5230.html

https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_...21_up.html

gruss hans

Warum nun die D1 der EABC nicht als AM-Demod benutzt wurde, kann mit vielen Worten auf dem Print erklärt werden. Die Abstahlung auf den UKW Eingang der Oberwelle von 10,7 MHz bei 96,3MHz ist ein riesen Problem der Entwickler. So wie sich das mir der EBF89 Diode ergibt, erscheint mir logischer, aber anders auch nicht unlösbar zu sein.  

"Schiller" die Bürgschaft!
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#10
(21.06.2018, 11:56)radioljub01 schrieb: Vielleicht ist der Grund ja ganz einfach. Überproduktion der EBF89. Ich habe jetzt nicht so den Überblick, aber vielleicht war die EBF89 ja eine in der DDR viel verwendete Röhre, die im Funkwerk Dresden in großen Stückzahlen hergestellt wurde. So hat man die auch in Geräten eingesetzt, wo eigentlich eine EF89 gereicht hätte.....

Da stimme ich Dir zu. Engpass oder Überproduktion - für den Gedanken spricht einiges, wenn man sich z.B. diesen Burschen ansieht:

https://www.radiomuseum.org/r/stern_sonn...#threadTop

Dort gehört eigentlich eine UBF80 rein, dennoch wurden nicht wenige Geräte (auch meins) mit einer zweiten UCH81 anstelle der UBF ausgerüstet.
Vielleicht lässt sich dieses Vorgehen auch auf den vorliegenden Fall übertragen.



k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#11
Hallo Harald,
danke für den interessanten und lückemlos dokumentierten Bericht,
viele Grüße,
Rolf
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#12
Zitat:Letzteres setzt aber voraus, dass die betreffenden Komponenten zugänglich sind, ohne dass man mehr Schaden anrichtet als die Sache wert ist. Natürlich hat mich die Neugierde nicht ruhen lassen, und ich habe das UKW-Kästchen geöffnet. Da geht es so eng zu wie in einer Sardinendose! Also

Dieser Hinweis ist absolut richtig

 

Hallo,
in der Tat ist der Bericht genial erstellt und hilfreich zugleich, vermittelt er doch die persönliche Einstellung des Autors zum Hobby.
Wenn das Thema Radiotechnik in der DDR dabei angerissen wird, umso besser.
 
 
Von 1964 - 67 habe ich als Lehrling einen Querschnitt der recht vielen Geräte kennen  und reparieren lernen dürfen.
 
Diese Substitute bzw. Verwendung von "Überproduktion" hatten echt wirtschaftliche Gründe.
Es war eben Volkswirtschaft und noch der RGW. Die auch zunächst auch unpopuläre Entscheidung traf
Wie z. B. RFT Werk Zwönitz mit Heimgeräten Magnetaufzeichnung usw.
 
An die EBF 89 Aktion wies uns ein Fachlehrer, ehemaliger Entwickler aus dem Funkwerk Neustadt- Glewe, ehemals Nordmende, in Krakow hin.
Die Erklärung konnte ich im Hirn nicht mehr abrufen, aber hier wurde sie mir wieder deutlich gemacht, danke auch dafür.
 
 
 
 
 
 
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#13
Liebe Kollegen,

vielen Dank für Eure interessanten Beiträge. Schade dass es heute - zumindest in unserem Forum - niemand mehr gibt, der damals an den Schaltstellen der DDR Elektronikwirtschaft saß und uns ein wenig mehr über die Hintergründe mancher Entscheidungen erzählen könnte!

Ja, Jürgen, es geht mir i.a. nicht darum ein Radio zu reparieren, sondern - soweit wie mir das möglich ist - die Technik zu durchdringen. Und gerade die Details der DDR - Radiogerätetechnik sind eben nicht jedem so geläufig... mir jedenfalls nicht. Schaut man in die Radioforen - auch in RMorg - so findet man zwar hervorragend fundierte Artikel über Vorkriegsgeräte und Nachkriegsgeräte aus westdeutscher Produktion. Aber wer nach gleichermaßen tiefgehenden Untersuchungen an DDR Geräten sucht, wird da nicht so viel finden. Oder habe ich nur nicht genau genug geschaut?

So habe ich mich eben mal über den unscheinbaren "Weimar" hergemacht ... und siehe da: Selbst hier lernt man neue Dinge dazu. Wie z.B. die Verwendung der EBF89 und einer EABC80, obwohl doch "alle Welt" mit nur einer EABC80 zurecht kam... und man sich schon so daran gewöhnt hatte.

Glücklicherweise gibt es den Hans Knoll (mike jordan), der natürlich als ehemaliger GRUNDIG Entwickler den Überblick hat. Darauf, dass die 9. Oberwelle von 10,7Mhz - also 96,3 Mhz - in Empfangsgebieten, wo es auf dieser Frequenz einen Sender gibt, zu unangenehmen Interferenzproblemen führen kann - darauf muss man erst einmal kommen. In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob dieses Problem eher bei Radios mit gedruckter Schaltung auftrat (kapazitives Übersprechen von einer Leiterbahn zur nächsten) als bei frei verdrahteten Geräten?

Inzwischen habe ich auch mal genauer auf das Driftproblem des UKW Empfangs geschaut. Auch bei Verwendung einer VALVO Röhre aus Herleen ist das immer noch sehr störend. Der Oszillator läuft während der ersten halben Stunde stark nach unten; ähnlich dem damals untersuchten induktiv abgestimmten UKW-Tuner aus DDR-Produktion, den mir Andreas zum testen überlassen hatte; genaue Daten liefere ich noch nach. Hier eine Grafik, die ich damals gezeigt hatte.

   

Die geringste Drift hatte ich damals bei Verwendung einer RWN Röhre beobachtet. Aber auch dann liegt die Frequenzverwerfung über der Zeit noch erheblich über der des kapazitiv abgestimmten UKW-Tuners aus dem NORA Boston von Norbert_W.  (grüne Kurve)

Im Anschluss an die schon im RBF beschriebenen Untersuchungen hatte ich noch mit Oszillatorkondensatoren mit unterschiedlichem TK experimentiert, aber auch ohne großen Erfolg.

Nun könnte man auf den Gedanken kommen, dass das Driftproblem des UKW-Oszillators einzig der in der DDR gerne verwendeten induktiven Abstimmung geschuldet ist. Dem ist aber entgegen zu halten, dass es auch im Westen Geräte mit induktiv abgestimmtem UKW-Baustein gab - und die zeigten kein Drift Problem... wenn ich mich richtig erinnere.

Anscheinend muss ich die ganze Geschichte noch einmal systematisch aufrollen... das lässt mir doch keine Ruhe.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#14
Hallo zusammen,

diese Drift des UKW-Tuners liegt vermutlich daran, dass man keine speziell auf die Temperaturdrift angepassten Bauteile verwendet hat. Das hat nicht viel mit der ECC85 zu tun, sondern an den Kondensatoren und Spulen.
Die Entwickler werden das Problem sicher gelöst haben, aber konnten das anscheinend nicht in die Produktionsebene bringen.

Bei frühen UKW-Tunern in Geraten aus westdeutscher Produktion ist auch eine starke Temperaturdrift vorhanden. Ich habe einen Nordmende 186WUV (1951-1952), dessen Tuner erst nach ca. 20-30 Minuten stabil steht. Beim meinem Nordmende 200-9 (1952-1953) habe ich das nicht mehr so stark festgestellt.

Wir hatten mal einen analogen Transistortuner von ca 1980, der nach der einer Reparatur in einem Fachbetrieb ebenfalls eine erhebliche Temperaturdrift in den ersten 30 Minuten hatte.

Freundliche Grüße,
Arnold
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