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Außergewöhnlicher Eigenbau MW-Empfänger ca. 1928
#21
Inzwischen habe ich mich mal ein wenig mit dem Gehäuse beschäftigt. Das ist schwieriger als die Elektronik.

Das Gerät hatte ja in einem Schuppen gestanden, in dem es möglicherweise durchs Dach geregnet hat. Jedenfall war der größte Teil der Gehäusedeckplatte total verwittert. Nur eine Stelle ausgenommen: Dort hat in einem Regal darüber offensichtlich eine Dose mit Motorenöl gestanden, das lange Zeit heruntertropfte und dadurch die Gehäusepartie rechts vorne imprägnierte. Das Holz war dort jedenfalls viel weniger verwittert. Das merkte man sehr schön daran, dass der Holzabtrag beim Schleifen viel schwieriger von statten ging, als auf der restlichen Fläche.

Das Wasser hat natürlich auch in der Frontplatte seine Spuren hinterlassen. Das Holzchassis war ursprünglich stumpf gegen die Frontplatte genagelt worden. Nur wenige Nägel ließen sich noch herausziehen, die meisten rissen ab. Über die Jahre hat der Rost im unteren Bereich der Frontplatte das Holz verfärbt. Das ist wiederum nicht so schlimm, da diese Partie durch Zierleisten abgedeckt wird. Überhaupt wird man im Endeffekt wenig vom Holz der Frontplatte sehen, denn die großen Drehknöpfe und Zierleisten kaschieren alles.

Und was ist das nun für Holz? Frontplatte, Gehäusedeckplatte und -Seitenwände sind aus guter alter deutscher Eiche! Chassis, Gehäusebodenplatte, und seitliche Chassisstützwangen sind aus Nadelholz, die Rückwand ist aus Sperrholz.

Ich habe die Gehäusedeckplatte wirklich sehr lange geschlffen, aber das Bild ändert sich kaum. Im Verlauf des Schleifens habe ich auch mal einen mit Nitroverdünnung getränkten Lappen auf den Fleck gelegt, um eventuell vorhanden Ölreste zu entfernen. Man bekommt trotzdem keinen gleichmäßigen Farbton zustande.

So sieht das Gehäuse jetzt aus...vorher - nachher:

                   

Nun bin ich natürlich am überlegen, wie ich das Holz behandele.

Im Prinzip könnte man das ganze Gehäuse natürlich dunkel beizen und danach lackieren. Dann würden die Farbsprünge in der Gehäusedeckplatte wahrscheinlich kaum noch auffallen.
Da die verwitterte Partie aber nicht sehr hart ist und leicht zerkratzt wird, wollte ich das Ganze erst einmal mit Schnellschleifgrund fixieren, zwischenschleifen und dann mit Nitrolack lackieren. Mir gefällt die originale Eichenmaserung, und möchte sie eigentlich nicht durch abdunkeln verfälschen.

Was denkt Ihr?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#22
Hallo Harald,

naja, wenn man sich den vorherigen Zustand des Gehäuses ansieht, dann hast Du schon gute Fortschritte mit dem Gehäuse erzielt. Diese Echtholz-Gehäuse neigen dazu, sich bei langjähriger Feuchtigkeit zu verziehen. Später hat man dann ja mehrere Holzschichten entgegen gesetzt und verleimt. Der Vorteil beim Echtholz-Gehäuse ist natürlich, dass man nicht beginnen muss, die aus dem Leim gegangenen Schichten mühsam zu verleimen und das Furnier zu erneuern.

Ich hatte vor vielen Jahren auch mal vor solch einem Problem gestanden. Das Gehäuse ist ebenfalls Eiche. Die dicken Holzplatten waren teilweise schon gerissen. Ich weißt also, was das für ein enormer Aufwand ist. Schaut aber mal bitte, was das heute immer noch für ein imposantes Radio ist. Das hier im Radiomuseum.org gezeigte ist mein Gerät:
https://www.radiomuseum.org/r/ahemo_a4w_a_4_w.html

Das Problem bei ungebeizter Eiche ist, dass das Holz ursprünglich recht hell ist. Es hat im Laufe der vielen Jahre etliche Schmutzreste aufgesogen. Die erscheinen durch die helle Holzoptik als unschöne dunkle Flecken. Du wirst sicher so keine Freunde am Erscheinungsbild der Truhe haben.

Ich habe seinerzeit für meinen Ahemo und für einige andere Eichengehäuse die Farbe Nußbaum dunkel gewählt. Jetzt kommt bei Deinem Holzgehäuse natürlich der Ölfleck ins Spiel. Die heutige Holzbeize besitzt keine Lösungsmittel mehr. Die wird nur noch mit Wassr angesetzt. Also wird das Holz an besagter Stelle die Beize nicht gut oder gar nicht aufnehmen. Du hast also eine dann hellere Stelle. Für solche Fälle besorge ich mir von ebay Holzbeize zum Anmischen. Die versetze ich mit Spiritus. Die wird auch auf dem Fleck haften. Wenn Du Glück hast, dann wird man den Fleck kaum noch sehen. Allerdings dürfte jetzt z. B. nicht mit Schellack-Politur gearbeitet werden. Das Zeug würde dann natürlich den dunklen Farbton partiell aufhellen. Klarlack o. Ä. macht dagegen nichts aus.

Ich ärgere mich übrigens. Das Gerät stand ja hier einige Wochen. Ich habe überlegt, baust Du evtl. die Technik aus und versuchst Dich am Gehäuse. Ich hatte mich dann entschieden Dir erst mal das verfallene Teil zu überreichen. Auch hatte ich etwas Bedenken, die inneren Bauteile einfach zu entfernen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#23
wir hatten früher Gewehrschäfte aus, welche richtig fett mit Öl vollgesogen waren, in der Badewanne in Javelwasser eingelegt. Das hatte alles Öl rausgezogen. Ob das eine Option wäre weiß ich nicht. Aber vielleicht eine punktuelle Behandlung mit Javel?
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#24
Hier noch eine Reklame für den Ritscher-Drehko aus: "Wigge, H.: Rundfunktechnisches Handbuch, Teil 2, M.Krain, 1927" (Das Vorwort zu diesem Buch ist vom 7.Januar 1927. Der Ritscher Drehko könnte also bereits 1926 existiert haben.)

   

Dietmar
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#25
Hallo zusammen,

in diesem Zusammenhang habe ich eine Frage:

wenn man jetzt zuerst das Holz mit Nitrolack bearbeitet, also den Lack aufträgt,
anziehen läßt und den Rest mit einem Lappen aufnimmt und danach mit Schellack
weiter arbeitet.......
Dann sollte doch das Holz mit dem Nitrolack versiegelt sein ?

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#26
Ja, Hans,
So ist es. Der Schnellschliffgrund z. B.von Clou ist nichts anderes als Nitrolack. Der wird aufgetragen, füllt die Poren. Dann abgeschliffen und dann kannst Du endlackieren. Mit Nitro, Alkyd oder Schellack.
Gruß,
Ivan
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#27
Hallo Kollegen,

ich erinnere mich an die Schellack Demonstration, die uns der Andreas_P vor einigen Jahrne beim Dietmar gab. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es da bei einem Gehäuse, das vorher mit Schnellschleifgrund grundiert wurde ein Problem. Der Schellack konnte nicht mehr in die Holzoberfläche einziehen und die Oberfläche blieb klebrig.

Andreas korrigiere mich, falls ich mich irre!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#28
Hallo lieber Harald,

ich korrigiere Dich. Smile Der Dietmar hatte uns seinerzeit ein 50 er Jahre Radio mit mattem Lack untergejubelt. Hier hatten wir eine Schellack-Politur versucht. Der Schellack haftet nicht auf dem Klarlack. Deshalb bekamene wir so eine schlierige Optik.

Auf Schnellschliffgrund dagegen haftet der Schellack. Wie Ivan schon schrieb. Schön antrocknen lassen. Mit Stahlwolle nachschleifen. Dann kann Schellack drauf. Dort haftet er. Nachteil bei Schnellschliffgrund. Das Holz wirkt hinterher etwas blass.

Man kann auch die Poren leicht mit Hartöl versiegeln. Nach jedem Auftrag nach einigen Minuten die Überstände entfernen. Sonst wird das klebrig! Anschließend kann man auch mit schellack-Politur weiter machen. Aber keinesfalls!!! mit Klarlack.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#29
Danke Andreas, ich wusste nur noch dass es irgendein Problem mit dem Lackuntergrund gab.

Ich habe hier seit Urzeiten Flachen mit CLUE Holzbeize "Eiche - mittel" und "Eiche - dunkel" zu stehen. Das ist noch die alte Beize, die ekelerregend riecht, wenn man die Flaschen öffnet. Da ich noch ein anderes bisher total unbehandeltes Eigenbauradio (ebenfalls aus den zwanziger Jahren) aus Eichenholz in der Sammlung zu stehen habe, dachte ich daran, eine der beiden Beizen für beide Geräte zu verwenden. Hier das andere Radio:

       

Wenn das Holz dann sehr dunkel wird, würde mich das eigentlich nicht so sehr stören - Hauptsache, der unschöne Farbsprung of der Oberseite wird kaschiert.

Jubb's Vorschlag mit dem Eau de Javel habe ich mal probiert, aber keinen erkennbaren Unterschied festgestellt. Nach wiederholter Behandlung des Flecks mit Benzin und Nitro perlt übrigens Wasser darauf nicht mehr ab. Im Prinzip könnte man also auch anstatt meiner alten Eiche-Beizen eine der modernen wasserbasierten Beizen verwenden. Hattest du einen besonderen Grund dafür, für Deine Geräte "Nussbaum - dunkel" - Beize zu verwenden?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#30
Hallo Harald,

Nussbaum wurde für die meisten Hölzer verwendet. Es ist aauch nicht so dunkel, wie Eiche. Trotzdem, wenn es so säuerlich stinkt, ist das Deine erste Wahl. Damit kannst Du das machen. Und keine Angst, den Holzfleck sieht man hinterher kaum. Diese alte Beize läßt sich übrigens nicht so gut verdünnen. Trotzddem kann man die Intensität beeinflussen. Soll es richtig dunkel werden, nimm einen weichen Pinsel. Soll es nicht ganz so dunkel werden gib etwas von der Beize in ein weiches Tuch und reibe damit das oder die Gehäuse ab. Alles problemlos!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#31
Hallo Harald,

den Knöpfen nach zu urteilen kommt das Gerät aus Frankreich.
Dort gab es die Überlagerungsempfänger mit einer A441 oder
vergleichbarer Doppelgitterröhre.
Liege ich da richtig ?

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#32
Hallo Hans,

Volltreffer! Das ist ein französischer Eigenbau-Superhet mit einer U409D im Mischer.

https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_u409d_5pin.html

Die kleinen knubbeligen Röhren in der 55kHz ZF sind die berühmten "Radio-Micro".

https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_radio-micro.html

Die gab's mit Metall- und Kunststoffsockel.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#33
Hallo Harald,

ist das Gerät vollständig ?
Ich habe hier noch ein paar Filter, steckbar.
Allerdings kann ich nichts über die Resonanzfrequenz sagen,
da müsste man den eingebauten Kondensator auf Grund des
Alters warscheinlich sowieso totlegen ....
Ich habe in meinem Franzosen die A441 mit 5 Pin und die A409
im ZF-Teil .

Gruß,
Hans
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#34
Ja, Hans, das Gerät ist vollständig und funktioniert prima... mit einer umschaltbaren MW-LW-Rahmenantenne. Die meistgenutzte ZF in französischen Superhets der zwanziger Jahre war 55 kHz. Darüber habe ich in RMorg einen ausführlichen Artikel geschrieben:

https://www.radiomuseum.org/forum/aufbau...ilter.html

Verwendet wurden meist Glimmer-Kondensatoren. Da brauchte ich noch nie etwas auszutauschen. Nur die in den Pathé - Geräten verwendeten Wickelkondensatoren haben inzwischen Phantasiewerte.

Weitere Bilder meines "homebrew"-Gerätes findet man hier:

https://www.radiomuseum.org/r/homebrew_o..._19_4.html
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#35
Hallo Harald,

vielen Dank für die Links, sehr interessant !
Wenn ich malFragen habe, dann melde ich
mich bei Dir !!!!


Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#36
Ja Hans, da stehe ich gerne mit Rat zur Verfügung.

Inzwischen habe ich mich weiter mit dem Gehäuse beschäftigt.

Zunächst wurde das geschliffene Holz mit CLOU Eiche-dunkel gebeizt, um die unschönen Farbsprünge zu verbergen. Nussbaum-dunkel, wie von Andreas empfohlen, hatte ich leider nicht in meinen alten Vorräten.

   

Dann wurde mit CLOU Schnellschleifgrund grundiert:

   

Nach Zwischenschliff wurde mit Jansen Bootslack pinsellackiert. Trotz der herrschenden Hitze verlief der Lack sehr schön bevor er anzog. Ich habe diesen Lack auch schon verwendet um die Treppe in unserem Haus zu lackieren. Wunderbar kratzfest. Das Holz des Gehäuses war auf der Oberseite schon sehr verwittert und ich wollte es gerne mit dem Lack etwas stabilisieren. Natürlich glänzt der Lack anfangs noch sehr intensiv, aber das lässt mit der Zeit etwas nach.

       

Nun wurden versuchsweise die noch nicht gereinigten Drehknöpfe, Kantenleisten  und Zierleisten aufgelegt, nur um zu sehen, wie sich das Ganze präsentiert.

   

Die Zierleisten sind alle ein wenig schief und krumm, aber das kann alles gerichtet werden - kein Problem. Das Problem ist das hier:

   

Die obere Zierleiste auf der linken Seite fehlt. Sie ist nicht auf dem Transport verloren gegangen, sondern fehlte von vornherein, wie man auf Bernd's erstem Bild sah.

   

So sehen die Leisten in Nahaufnahme aus.

   

An der dicksten Stelle (oben in den Bildern) sind die Leisten 10 mm stark, an der dünnsten Stelle ca. 2 mm. Wer kann solche Leisten mit der schön geschwungenen Jugendstil - Girlande wohl nachfertigen? Keine Ahnung! Andere Zierleisten möchte ich auf keinen Fall verwenden. 

Abschließend frage ich mich noch, wie ich die alten Farbreste von den Zierleisten herunter bekomme, ohne das Dekor zu beschädigen. Mit Abbeize, oder sanft mit dem Glasperlenstrahler drübergehen?

Auch ist mir noch nicht ganz kar, ob ich die Zier-und Kantenleisten auf den gleichen Ton wie das Gehäuse beizen soll, oder heller, oder dunkler?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#37
Hallo Harald!

Evtl. kann man die Leiste mit Flüssigholz nachgiessen. Das Zeug hat Andreas hier mal vorgestellt.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#38
Hallo Harald,

habe ich das nicht prophezeit? Das Gehäuse ist nach dem Beizvorgang und der weiteren Behandlung sehr schön geworden. Das hast Du gut hin bekommen. Ich hätte selbst nie gedacht, dass das Radio wieder so toll wird. Für mich ist das eine richtige Augenweide!

Die Zierleisten behandelst Du so: In Küchentuch wickeln. Dann verwendest Du Nitro-Verdünnung und tränkst damit das komplette Papiertuch. Das saugt sich nämlich voll mit der Verdünnung. Nun in Alu-Folie fest einwickeln. Warte 20 Minuten. Dann nimmst Du das Küchentuch ab. Das alte Lackzeug hängt im Papier, oder Du kannst es problemlos abwischen. Porentief!
Danach etwas Reinigung mit Stahlwolle 000. Nun arbeitest Du so, wie an dem Gehäuse weiter.

Ein Geheimtipp zur Leiste schreibe ich Dir gleich noch privat. Ich weiß nicht, ob ich das hier öffentlich erwähnen darf.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#39
Hallo Andreas,

vielen Dank für Deine positive Rückmeldung! Ich hatte schon befürchtet, dass Dir der Hochglanzlack nicht so zusagt. Aber es ist der stabilste, den ich gefunden habe.

Danke auch für Deinen Tipp bezüglich der Nachfertigung der seitlichen Zierleiste. Ich kann's ja zunächst mal mit einem Abguss probieren wie der Thorsten vorschlägt.

Das kommt dann aber alles erst ab Ende August, da ich als nächstes im Urlaub, bzw. aus anderen weniger erfreulichen Gründen aus dem Verkehr gezogen bin.

Sendepause ....
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#40
Hallo Kollegen,

der eine oder andere wird schon gedacht haben, dass ich die wertvollen TeKaDe - Röhren verkauft und den Rest auf den Wertstoffhof gebracht habe....

Mitnichten!

Die Restaurationsarbeiten an dem Radio haben dann doch mehr Zeit gekostet als gedacht.
Das Gehäuse hatte ich ja schon fertiggestellt, die Zierleisten mit dem schönen Girlandendekor bereiteten mir aber noch Kopfschmerzen. Diese waren nämlich ursprünglich ans Gehäuse angenagelt. Durch Feuchtigkeitseinfluß waren die kleinen Nägel und das umgebende Holz weggerottet. Als ich die Leisten dann vor der Aufarbeitung des Gehäuses entfernte, zerbröselten sie einfach so unter meinen Händen. Um sie von den noch vorhandenen Farbresten zu befreien, wurden sie in Abbeize gelegt und danach vorsichtig gebürstet und gewaschen. Alleine das Büsten sorgte dafür, dass die schöne Dekorprägung der Leisten noch flacher wurde. Also habe ich es mal dabei bewenden lassen und die Leisten ans Gehäuse geleimt. Da sie teilweise stark verzogen waren, war das garnicht so einfach. Danach wurden sie zwecks besseren Kontrasts auf einen etwas dunkleren Farbton als das Gehäuse gebeizt und mit Bootslack lackiert. So sieht das Ergebnis aus:

       

Man sieht, dass die unteren Zierleisten mehrfach gebrochen waren und nicht besonders gerade verlaufen. Stört mich nicht - ich wollte kein neues Gehäuse bauen, sondern ein Zeitdokument retten.

Was mich noch beschäftigt, sind die ehemals weißen Farbeinlagen der Knöpfe. Ich erinnere mich daran, dass ich früher einmal Tippex verwendet habe, um die Prägungen wieder auszufüllen. Das Tippex hatte aber auch jeden kleinen Kratzer in der Oberfläche aufgefüllt und es war eine langwierige Arbeit, das wieder wegzuputzen. Kennt da jemand bessere Tricks?

Und so sieht das Chassis aus, wenn man es aus dem Gehäuse zieht:

       

Auf die Achsen der Heizungsregler habe ich kleine Knöpfchen gesetzt (links oben im Bild) - so kann man sich besser die Position merken.

Den originalen NF-Übertrager zwischen Audionstufe und NF-Vorverstärker habe ich noch nicht neu gewickelt, sondern durch einen passenden intakten Trafo aus französischer Produktion ersetzt. Im Moment betreibe ich das Gerät an einem englichen CELESTION - Lautsprecher.

   

Es funktioniert einwandfrei, wenn auch die Spannungsversorgung etwas aufwendig ist. Man benötigt ja für alle 3 Röhren individuelle Anodenspannungen und für die NF-Röhren individuelle Gitterspannungen. Für die Spannungsversorgung verwende ich - wie immer bei solchen Geräten meine Batteriebox, die mir 3 einstellbare Gitterspannungen zwischen 0 und -18V, 3 Heizspannungen von 1,5V, 2V und 4V, sowie Anodenspannungen im Bereich  0 - 125V in Stufen von 9V  liefert.

       

Was fehlt noch? Die oberen seitlichen Zierleisten. Eine war ja noch vorhanden, die andere fehlte. Die noch vorhandene liegt jetzt als Vorlage bei einem unserer immer hilfreichen Kollegen, der sich Gedanken über eine Kopie machen will.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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