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Dictograph B20-das stille Radio
#1
Servus,
Es gab nichts, was es in USA nicht gab, und das schon 1937. Dictograph B20- The silent radio! Die Marketing Idee war, ein Radio auf den Markt zu bringen, bei dem man den internen Lautsprecher abschalten konnte und stattdessen einen sogenannten "pillow speaker", also einen Lautsprecher anzuschliessen, der unter das Kopfkissen geschoben wurde. Er hiess Acousticon Mystic Ear und war eine kleine Bakelitschachtel, in der eine Art Freischwingersystem arbeitete, welches die Schachtel zum vibrieren anregte und dann per Körperschall durch das Kissen die "Musikke" übertrug. Das Radio hatte frontseitig einen Umschalter, der es ermöglichte: 1-Nur interner Lautsprecher, 2- Interner Lautsprecher und Acousticon, 3- Nur Acousticon.
Der Vorteil war, man konnte gemütlich auf dem Diwan liegen, Radio hören und störte niemanden in der Umgebung, gleichzeitig drückte aber auch kein ungemütlicher Kopfhörer auf den Ohren. Die Firma Dictograph Products in Newyork stellte Hörhilfen her und erfand dieses Acousticon Mystic Ear System. Allerdings baute sie keine Radios und kaufte daher die fertig montierten Chassis von der in Long Island ansässigen Fada Radio Company. Auch das sehr schöne geradezu edle Holzgehäuse mit unterer, seitlicher und oberer Korkbeschichtung sowie einer Front Schiebetür war natürlich für damalige Verhältnisse aussergewöhnlich und ein Blickfang im Schaufenster des Radiohändlers. Es war ebenfalls ein Zukaufteil. Die Abmessungen waren auch klein: circa 370x210x170 mm, es passte also auf jedes kleine Beistelltischchen im Wohnzimmer. das eingebaute Chassis war natürlich ein Allströmer (der Einbau eines Trafo-Netzteiles in ein Einfach-Radio in den USA hätte die Kündigung des Entwicklers zur Folge gehabt, niemand wäre auf diese absurde Idee gekommen!) und empfing wie üblich lediglich die Mittelwelle, also Broadcast.  Von der Firma Fada wurden die Einfachst-Chassis der Serien 91166 und 91175 zugekauft, diese hatten nicht einmal einen Diodengleichrichter sondern benutzen eine 76-Triode als Detektor! Der Simpel Superhet war bestückt mit 6A7, 6D6, 76, 43 und 25Z5. Dafür besass die kleine Skala den Luxus mit einer Beleuchtung durch 2(!) Skalenlämpchen, die durch eine sogenannte "Ballast Tube" kontrolliert wurden. Das war nichts weiter als ein dicker Widerstand mit mehreren Abgriffen (siehe Schaltplan).
Wie auch immer, das Radio funktionierte und für Orts- bzw Bezirksempfang war es ausreichend und trennscharf.
Die Marketing-Idee aber funktionierte, 1937 wurden circa 5000 Stück B20 verkauft und das auf einem sehr heiss umkämpften Markt gerade für Einfach-Superhets!
Ich habe meinem B20 unter dem Chassis einen 6,8uf MP-Kondensator spendiert, damit funktioniert der auch auf 230V.
Leider habe ich nicht den Acousticon Kopfkissen Lautsprecher. Aber selbst das kleine Radio ist schon eine Show für sich.

   

   

Schaltbild und Röhrenbestückung des B20


.jpg   silentra.jpg (Größe: 62,55 KB / Downloads: 169)

Werbung für das Dictograph Acousticon System


.jpg   acousticonmysticL.jpg (Größe: 113,11 KB / Downloads: 166)

Der kleine Kopfkissen Lautsprecher im Bakelit Gehäuse


.jpg   acousticonmysticvibL.jpg (Größe: 123,28 KB / Downloads: 166)

Innenansicht des Vibrator- Teiles

Einige Bilder von meinem hübschen B20

   

   

Der rechte Drehknopf ist der Lautsprecherumschalter!

   

Die beiden kleinen Pins sind für den Anschluss des Kopfkissen Lautsprechers.

   

Typenschild auf der Rückseite
Gruss, Volker
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