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Trägerfrequenz-Messplatz
#1
Hallo,
was jetzt kommt ist kein einzelnes Messgerät, sondern mehr ein Messplatz.
Der besteht aus:
- GF 60,   dem Pegelgenerator
   

   

   

und                        
 - MV 60,  dem Pegelempfänger
   

   

   

sowie Netzkabel und Messkabel
Beide Geräte sind frequenzvariabel durchstimmbar mittels Drehkondensator und Feintrieb in einem Bereich von 250 Hz bis 650 kHz.
Beide Geräte sind bestückt mit Novalröhren für Parallelheizung, also E.. und Ziffern 80....89
Der Pegelgenerator erzeugt direkt den Träger und gibt diesen nach Pufferung und Verstärkung an den Ausgang. Die Leistung ist regelbar von -6 bis +11, dazwischen mittels Feinregler stufenlos
Angezeigt wird in Neper.
Der Pegelempfänger ist ein Superhet ohne Vorselektion. Die Empfindlichkeit ist regelbar von +3 bis -11 und dazwischen mittels Feinregler.
Was am Eingang anliegt wird gemischt mit der von 1250 bis 1880 kHz veränderlichen Oszillatorfrequenz zu einer festen Zf von 1240 kHz.
Ein eingebauter BFO macht daraus ein hörbares Ausgangssignal von ca. 1 kHz.
Wozu braucht man das?
Dazu müssen wir weiter ausholen:
Die menschliche Sprache umfasst Frequenzen von ganz tief bis ca 10kHz.
Für die Verständlichkeit reichten 300 Hz bis 3 kHz völlig aus.
Deshalb hat man in der analogen Telefonie und im Funk den Frequenzbereich eingeengt.
Auf eine herkömmliche Zweidrahtleitung kann man normal nur eine Signalquelle aufschalten. Man bedient sich eines Tricks, nimmt einen Hochfrequenzträger und moduliert den mit dem Sprachsignal in Amplitudenmodulation wie im Rundfunk bei Lang- und Mittelwelle.
Es bleibt der Träger und es entstehen 2 Seitenbänder, davon eins oberhalb und eins unterhalb des Trägers. Jedes Seitenband enthält die volle Information des Sprachsignals.
Zur Weiterverarbeitung genügt ein Seitenband.
Wenn man nun Seitenbänder erzeugt, die um diese 3 kHz und einen Sicherheitsabstand versetzt sind, dann kann man auf einer Leitung in einem Bereich von 200 kHz ca . 60 Seitenbänder unterbringen. Das würde 60 Telefongespräche gleichzeitig auf dieser Leitung bedeuten.
Und zum Abgleich der Verstärker und der Ankopplungen braucht man genau diesen Messplatz.
Die gelernten Fernmeldehandwerker mögen mich jetzt korrigieren bzw. Ergänzungen einbringen.
Im Zeitalter der Glasfasertechnik ist Trägerfrequenz überholt, Messplätze werden nicht mehr benötigt.
Aber für Amateurzwecke prima brauchbar.
Ich habe mein Gerät geändert und dem Signalausgang des Pegelgebers eine PL-Buchse verpasst.
T-Stück dran, Zählfrequenzmesser an eine Seite und Kabel mit Tastkopf an die andere. Direkt von 0,3 bis 640kHz und Oberwelle die bis fast an das Ende der Mittelwelle reicht, das ist doch schon was.
Der Pegelempfänger ist schmalbandig. CW ist prima aufzunehmen.
Ich sage da: - SAQ mit Rahmenantenne oder 20 m Langdraht
          - DCF77
In Europa gibt es drei Rundsteuersender. Einen in Mainpflingen, einen in Burg und einen in Ungarn.
Mein QTH liegt 10 km von Burg, da reichen schon 2 Meter Messschnur als Antenne und das bei Werkbank im Keller.
Impulstelegramm wie bei Zeitzeichensender. Damit werden Straßenbeleuchtungen ein oder ausgeschaltet.
Angewendet habe ich diese Technik beim Aufbau und Abgleich von Zf-Verstärkern. Geht prima.
 
Interessant bei beiden Geräten sind die Konstruktionsmerkmale.
Jeweils ein solides Gehäuse mit seitlichen Griffen für den sicheren Transport, darin ein Chassis mit der Frontplatte. Jede Stufe ist als Modul aufgebaut. Zwei Hülsenschrauben halten das Modul in Position. Betriebsspannungen werden über Steckverbindungen zugeführt. Dazu dienen Fassungen von Novalröhren und entsprechende Stecker.
Das Nutzsignal wird über Hf-Kabel geführt. Diese sind unverwechselbar an einem Modul fest verlötet und über Steck/Schraub-Verbinder am nächsten Modul befestigt.
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#2
Hallo,

tolles Teil und du weist auch um seine Wirkung.

Mein Ingenieurstudium absolvierte ich an der BA des Fernmeldewerkes Leipzig, früher Körting, eine Außenstelle von der Fachhochschule Lichtenberg.

Ein Schwerpunkt der Produktion im Fernmeldewerk waren Anlagen für die TF - Technik um auf wenigen Leitungen möglichst viele Kanäle zu übertragen.

Abnehmer waren u. a. Griechenland und Teile des Ostblocks.
Daher war ein Schwerpunkt im Unterricht der Nachrichtentechnik die TF - Technik.

Mein damaliger Banknachbar war im Auslandskundendienst für diese Anlagen und daher kannte ich den Messplatz.
Dieser Unterricht hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen und ich könnte auf Anhieb die Funktion wieder abrufen.
Er hat uns den Messplatz recht nachhaltig erklärt.

Toll so ein Teil noch mal zu sehen...
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#3
Nun, da muss ich wohl noch ergänzen:
Die Geräte tragen noch den Firmennamen Clamann und Grahnert. Damit stammen sie aus der Zeit vor 1972.
Solider Aufbau und allerlei technische Raffinesse. Z.B. Ist der Generator per eingebautem Motor abstimmbar. Verstellbare Endschalter grenzen den Wobbelbereich ein. Der Generator hat Grob- und Feinabstimmung.
Der Empfänger hat nur den Grob-Bereich. Er hat Ausgabemöglichkeiten umschaltbar auf eine eingebaute Glimmlampe und Buchsen für hochohmigen Kopfhörer, Messwerk oder Bildschirm.

Spinnen wir mal: eine externe Mischstufe mit einer Oszi-Frequenz fest bei 4 MHz legt das 80-Meter-Band in den Empfangsbereich des Empfängers und macht daraus einen Doppelsuper.
Und was eine an den Ausgang des Pegelgenerators gelegte Modulator- und Endstufe machen könnte will ich hier nicht mal denken.
Beide Geräte stehen jedenfalls nicht im Regal, sondern müssen arbeiten, wenn auch nur im Hobbybereich.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#4
Natürlich wurde auch die Fa. C &  G verstaatlicht.
Denbnoch blieben sie führend in der Messtechnik. 


So einen Messplatz hatte mein Banknachbar im Barkas dabei


Was machst Du eigentlich mit dem Teil?
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#5
Hallo Jürgen,
den Gerätesatz habe ich vor 25 Jahren aus dem Container gezogen.
Da wurde eine Hobbyeinrichtung eines ehemaligen Lehrlingswohnheims entrümpelt.
Hat wohl auch einen starken Bezug zur GST gehabt.
Ich habe Kontakte gereinigt und eine EF 80 ersetzt. Und den Motorantrieb für den Wobbler des GF 60 angelötet.
Es ist sicher nicht der normale Weg, aber Signalgenerator für Langwelle und ZF-Bereich war der Anwendungsbereich.
Und seit einigen Jahren stehen beide Teile im Regal.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#6
Schön dass der Messplatz auch ab und arbeitet.

Die GST sollte so hochwertiges Gerät benutzt haben- der Messplatz war hauptsächlich in der TF-Technik im Einsatz, egal, schönes Teil.
Noch schöner, dass Du ihn hier vorstellst.
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#7
Hallo Jürgen,
ich werte die Situation so: Dieser Gerätesatz stammt aus der Zeit vor 1972.
Und auch Funk- und Fernmeldeanlagenbau Berlin hat nicht im Wald gewohnt. Der technische Fortschritt hat da sicher auch Einzug gehalten und es sind Nachfolgemodelle, transistorisiert, zum Einsatz gelangt.
Was liegt da näher als daß die ausgesonderten Geräte verwendet wurden um in einer Hobbywerkstatt als Signalgenerator oder Signalverfolger zu dienen.
Standard-ZF bei 455 kHz bis 468 kHz, mechanische Filter bei 200 kHz, was liegt da näher?
Und man kann damit auch schön Funkbetriebsdienst üben! Empfänger auf einen Sender abstimmen und solche Sachen.
Eine EF 80 bringt da ja nicht so viel Leistung. Und mit einer verkürzten Antenne ist das nicht viel anders als die hier vorgestellten MW-Modulatoren.
Habe nun beide Geräte auf dem Tisch für Reinigung und Pflege. Danach wieder ab ins Regal.
Heute baue ich nicht mehr so viel, aber ab und zu ein ausgewähltes Objekt, da ist funktionierende Technik schon nützlich.
Allerdings nachteilig sind die Abmessungen: 550 x 250 x 200 mm
und auch das Gewicht mit 18 kg je Gerät.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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