Hallo die Runde,
nach Absprache mit meiner Frau hatte ich die Genehmigung erhalten im Wohnzimmer eine Musikbox zu stellen :-)
Da es bei einer Box bleiben wird sollte es schon mein Wunschgerät sein. Im Oktober fand ich eine geeignete Box
in 50km Entfernung, eine Rock Ola 1458, schon fertig restauriert. Der Verkäufer hatte bestimmt 10 restaurierte
Boxen übersichtlich in seiner Wohnung stehen und wollte etwas kürzer treten. Im Gespräch erwähnte er noch eine Rock Ola
Tempo 2 die er auch unrestauriert abgeben würde. Beim 2. Besuch wurden wir uns einige und haben die Box auf 2 Autos
verteilt nach Hause transportiert. Selber restaurieren ist schon was anderes, außerdem weiß man sich im Fehlerfall besser zu helfen.
Die Rock Ola Tempo 2 1478 ist Baujahr 1960 und das 25 jährige Jubiläumsmodell. Die Box biete Platz für 60 Singles, also
120 Titel. Die Betriebsspannung ist für 117V ausgelegt. Bei dieser Box war der passende Umspanntrafo eingebaut da in Deutschland
aufgestellt. Es gab aber Modelle wo der passende Netztrafo eingebaut war und meist auch ein anderer Verstärker mit europäischer
Röhrenbestückung. Diese Modelle wurden von Nova Hamburg Generalvertrieben.
Bei dieser Box ist ein Stereo Röhrenverstärker mit einer Gesamtleistung von 25W verbaut.
Bestückung 4x 6973, 2x 6AN8, 2x 6CY7, 6CG7
Die Röhren habe ich von Henning prüfen lassen, waren teilweise 50% unter Nennleistung oder deutlich drunter. Mittlerweile habe ich
alle getauscht, da kommt's dann auch nicht mehr drauf an. Die Endröhren 6973 sind kaum noch erhältlich und werden wie Goldstaub gehandelt.
Als Ersatz bietet sich die 6CZ5 an, ähnliche Werte mit etwas niedriger Andenspannung. Hierfür muss nur eine zusätzliche Verbindung an der Röhrenfassung hinzu kommen, Brücke Pin 1 und 8. Die 6973 hat diese Verbindung schon intern, weswegen die 6973 problemlos zurück getauscht werden kann. Die 6CZ5 habe ich als Militärausführung bekommen, vielleicht verträgt die Röhre die etwas erhöhte Anodenspannung besser.
Trotzdem habe ich kürzlich noch ein Quartett 6973 Endröhren in NOS bekommen, das sollte dann reichen.
gerade geholt, der Vorbau lässt sich einfach abnehmen und lag im Kleinwagen meiner Frau.
ausgeladen, von weitem sieht alles gut und vollständig aus, aber wenn man nicht dauernd rumschrauben möchte muss alles zerlegt und gereinigt werden. Die Tasten sind von einer Tempo 1 und teilweise eingebrannt von Zigarettenkippen.
ein Montagegestell für das Chassis ist unabdingbar und mit ein paar Holzlatten schnell zusammengezimmert. Erinnert mich irgendwie an einen
Käfermotor...
Das Gehäuse ist schnell leer, ebenso das Chassis abgeräumt. Wichtig ist immer genügend Fotos machen, letztendlich immer noch zu wenig.
Ich habe mir alles nacheinander vorgenommen, Chassis, Gehäuse, Vorbau, Haube. Dann schmeißt man die Teile nicht so schnell durcheinander.
Das hier ist die Kontrollbox mit Auswahlhebel Automatikbetrieb, Stop und Scan zum bestücken des Plattenkorbs. Die Relaiskontakt sind alle schwarz angelaufen und müssen zur Reinigung demontiert werden. Die hinteren beiden Relais sind mechanisch gekoppelt und haben eine bistabile Funktion, selbst bei Stromausfall.
Hier sieht man den Selector, das ist die Speichereinheit für die gewählten Titel. Der Selector enthält 120 Elektromagneten die einen kleinen Hebel nach außen kippen. Die Leseeinheit fährt kreisförmig um den Selector und stoppt wenn ein gesetzter Hebel gefunden wird. Die Platte wird abgespielt und der Hebel durch einen Elektromagneten an der Leseeinheit in Grundstellung zurück gekippt. Im inneren Bereich sind 6 Clappercoils mit je 20 Kontakten verbaut welche auch alle zerlegt und gereinigt werden müssen. Da sollte man die Baldriantropfen und ein paar Bier bereit stellen...
Das Chassis nimmt wieder Gestalt an. Den Greifer hatte ich zuerst schwarz lackiert was aber nicht gut hält. Brünieren geht nicht, da kein Stahl.
Letztendlich habe ich alles mit Ilaflon beschichten lassen. Die Schichtstärke beträgt nur 0.025mm und ist äußerst widerstandsfähig, wird auch viel
bei Waffen und Bratpfannen verwendet.
Auch der Vorbau wurde komplett zerlegt, entrostet und neu lackiert. Das Lautsprechergitter hatte an den Auflagestellen auch etwas Flugrost.
Nach dem entrosten schwarz lackiert, die kleinen Kreuze mit dem Dremel wieder blank gebürstet und zum Schluss alles mit Klarlack versiegelt.
Die Verstärkerabteilung läuft auch wieder. Da mir die Höhenwiedergabe etwas zu gering war habe ich noch ein paar zusätzliche Hochtöner vor die Basslautsprecher gebaut. Zwar nicht mehr original, klingt für mich jetzt super und ist auch problemlos rückbaubar.
Die Crediteinheit speichert die Anzahl der Spiele durch den Münzeinwurf, alles elektromechanisch. Der Münzprüfer ist für DM ausgelegt
und auch vollmechanisch, geprüft wird Gewicht und Größe. Für Euro gibt es keine mechanischen Münzprüfer mehr, ein Umbau kommt für mich
nicht in Frage.
und fertig
Der Zeitaufwand hielt sich mit gut 4 Monaten in Grenzen, große Lackierarbeiten waren nicht nötig, bzw. darf man die 60 Jahre auch sehen.
Der Korpus hatte zwar einige Macken was ich aber recht gut kaschieren konnte.
Glücklicherweise stellen die Stamanns https://www.jukebox-world.de/ eine riesige Anzahl an Ersatzteilen bzw. Repros für Musikboxen bereit.
Ohne diese Ersatzteile wäre eine Restauration in der Form nur schwer zu realisieren. z.B entsprechen die Tasten praktisch dem Original, die Zahlen
sind aus schwarzem Kunststoff eingespritzt und nicht nur aufgedruckt.
Manche Singles hatte nur ein kleines Loch in der Mitte, hierfür habe ich mir ein Spezialwerkzeug gedruckt. Die Klingen stammen von einem
kleinen Cuttermesser und sind nur eingesteckt. Die Platte lege ich auf einen Plattenteller, mit dem Werkzeug ein paar Umdrehungen von beiden Seiten
einritzen und schon lässt sich der Deckel raus drücken.
Danke wer bis hierhin durchgehalten hat.
Gruß Frank
nach Absprache mit meiner Frau hatte ich die Genehmigung erhalten im Wohnzimmer eine Musikbox zu stellen :-)
Da es bei einer Box bleiben wird sollte es schon mein Wunschgerät sein. Im Oktober fand ich eine geeignete Box
in 50km Entfernung, eine Rock Ola 1458, schon fertig restauriert. Der Verkäufer hatte bestimmt 10 restaurierte
Boxen übersichtlich in seiner Wohnung stehen und wollte etwas kürzer treten. Im Gespräch erwähnte er noch eine Rock Ola
Tempo 2 die er auch unrestauriert abgeben würde. Beim 2. Besuch wurden wir uns einige und haben die Box auf 2 Autos
verteilt nach Hause transportiert. Selber restaurieren ist schon was anderes, außerdem weiß man sich im Fehlerfall besser zu helfen.
Die Rock Ola Tempo 2 1478 ist Baujahr 1960 und das 25 jährige Jubiläumsmodell. Die Box biete Platz für 60 Singles, also
120 Titel. Die Betriebsspannung ist für 117V ausgelegt. Bei dieser Box war der passende Umspanntrafo eingebaut da in Deutschland
aufgestellt. Es gab aber Modelle wo der passende Netztrafo eingebaut war und meist auch ein anderer Verstärker mit europäischer
Röhrenbestückung. Diese Modelle wurden von Nova Hamburg Generalvertrieben.
Bei dieser Box ist ein Stereo Röhrenverstärker mit einer Gesamtleistung von 25W verbaut.
Bestückung 4x 6973, 2x 6AN8, 2x 6CY7, 6CG7
Die Röhren habe ich von Henning prüfen lassen, waren teilweise 50% unter Nennleistung oder deutlich drunter. Mittlerweile habe ich
alle getauscht, da kommt's dann auch nicht mehr drauf an. Die Endröhren 6973 sind kaum noch erhältlich und werden wie Goldstaub gehandelt.
Als Ersatz bietet sich die 6CZ5 an, ähnliche Werte mit etwas niedriger Andenspannung. Hierfür muss nur eine zusätzliche Verbindung an der Röhrenfassung hinzu kommen, Brücke Pin 1 und 8. Die 6973 hat diese Verbindung schon intern, weswegen die 6973 problemlos zurück getauscht werden kann. Die 6CZ5 habe ich als Militärausführung bekommen, vielleicht verträgt die Röhre die etwas erhöhte Anodenspannung besser.
Trotzdem habe ich kürzlich noch ein Quartett 6973 Endröhren in NOS bekommen, das sollte dann reichen.
gerade geholt, der Vorbau lässt sich einfach abnehmen und lag im Kleinwagen meiner Frau.
ausgeladen, von weitem sieht alles gut und vollständig aus, aber wenn man nicht dauernd rumschrauben möchte muss alles zerlegt und gereinigt werden. Die Tasten sind von einer Tempo 1 und teilweise eingebrannt von Zigarettenkippen.
ein Montagegestell für das Chassis ist unabdingbar und mit ein paar Holzlatten schnell zusammengezimmert. Erinnert mich irgendwie an einen
Käfermotor...
Das Gehäuse ist schnell leer, ebenso das Chassis abgeräumt. Wichtig ist immer genügend Fotos machen, letztendlich immer noch zu wenig.
Ich habe mir alles nacheinander vorgenommen, Chassis, Gehäuse, Vorbau, Haube. Dann schmeißt man die Teile nicht so schnell durcheinander.
Das hier ist die Kontrollbox mit Auswahlhebel Automatikbetrieb, Stop und Scan zum bestücken des Plattenkorbs. Die Relaiskontakt sind alle schwarz angelaufen und müssen zur Reinigung demontiert werden. Die hinteren beiden Relais sind mechanisch gekoppelt und haben eine bistabile Funktion, selbst bei Stromausfall.
Hier sieht man den Selector, das ist die Speichereinheit für die gewählten Titel. Der Selector enthält 120 Elektromagneten die einen kleinen Hebel nach außen kippen. Die Leseeinheit fährt kreisförmig um den Selector und stoppt wenn ein gesetzter Hebel gefunden wird. Die Platte wird abgespielt und der Hebel durch einen Elektromagneten an der Leseeinheit in Grundstellung zurück gekippt. Im inneren Bereich sind 6 Clappercoils mit je 20 Kontakten verbaut welche auch alle zerlegt und gereinigt werden müssen. Da sollte man die Baldriantropfen und ein paar Bier bereit stellen...
Das Chassis nimmt wieder Gestalt an. Den Greifer hatte ich zuerst schwarz lackiert was aber nicht gut hält. Brünieren geht nicht, da kein Stahl.
Letztendlich habe ich alles mit Ilaflon beschichten lassen. Die Schichtstärke beträgt nur 0.025mm und ist äußerst widerstandsfähig, wird auch viel
bei Waffen und Bratpfannen verwendet.
Auch der Vorbau wurde komplett zerlegt, entrostet und neu lackiert. Das Lautsprechergitter hatte an den Auflagestellen auch etwas Flugrost.
Nach dem entrosten schwarz lackiert, die kleinen Kreuze mit dem Dremel wieder blank gebürstet und zum Schluss alles mit Klarlack versiegelt.
Die Verstärkerabteilung läuft auch wieder. Da mir die Höhenwiedergabe etwas zu gering war habe ich noch ein paar zusätzliche Hochtöner vor die Basslautsprecher gebaut. Zwar nicht mehr original, klingt für mich jetzt super und ist auch problemlos rückbaubar.
Die Crediteinheit speichert die Anzahl der Spiele durch den Münzeinwurf, alles elektromechanisch. Der Münzprüfer ist für DM ausgelegt
und auch vollmechanisch, geprüft wird Gewicht und Größe. Für Euro gibt es keine mechanischen Münzprüfer mehr, ein Umbau kommt für mich
nicht in Frage.
und fertig
Der Zeitaufwand hielt sich mit gut 4 Monaten in Grenzen, große Lackierarbeiten waren nicht nötig, bzw. darf man die 60 Jahre auch sehen.
Der Korpus hatte zwar einige Macken was ich aber recht gut kaschieren konnte.
Glücklicherweise stellen die Stamanns https://www.jukebox-world.de/ eine riesige Anzahl an Ersatzteilen bzw. Repros für Musikboxen bereit.
Ohne diese Ersatzteile wäre eine Restauration in der Form nur schwer zu realisieren. z.B entsprechen die Tasten praktisch dem Original, die Zahlen
sind aus schwarzem Kunststoff eingespritzt und nicht nur aufgedruckt.
Manche Singles hatte nur ein kleines Loch in der Mitte, hierfür habe ich mir ein Spezialwerkzeug gedruckt. Die Klingen stammen von einem
kleinen Cuttermesser und sind nur eingesteckt. Die Platte lege ich auf einen Plattenteller, mit dem Werkzeug ein paar Umdrehungen von beiden Seiten
einritzen und schon lässt sich der Deckel raus drücken.
Danke wer bis hierhin durchgehalten hat.
Gruß Frank
sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit