Hallo Freunde,
heute möchte ich euch ein Radio vorstellen, dessen Restauration schon wieder ein "Gemeinschaftsprojekt" war.
Das Gerät ist jetzt mittlerweile 85 jahre alt.
Es handelt sich um einen Zweikreiser in der Bandfilterausführung. Die Röhrenbestückung: RENS1284, RENS1294, RES 964 und RGN1064
Das Gerät wurde aus einzelnen Komponenten komplettiert. Hier gibt es eine lustige Geschichte.
Im letzten Jahr bat unser Ivan (NAVI) den Dietmar im schönen Siegerland, ihm doch ein Radiogehäuse aus den ebay-Kleinanzeigen zu reservieren. Hilfsbereit wie unser Dietmar ist, tat er das auch. Mittlerweile bat ihn der Ivan, das Gehäuse doch nicht für ihn zu organisieren. Nur war das Gehäuse bereits zum Dietmar gebracht worden. Er entschloß sich das Gehäuse zu behalten. Er bot es dann mir an. Ich lehnte aber auch ab. Ohne Inhalt kann man ja nichts damit anfangen.
Eine ganze Zeit später fand ich in den ebay-Versteigerungen ein OWIN-Chassis. Mensch, dachte ich, das ist doch das 62W-Chassis. Es war komplett, sogar die Knöpfe waren noch alle dran. Natürlich fehlten die Röhren. Der Preis - ja, der war schon heiß. Aber hatte unser Dietmar das Gehäuse noch? Also Anruf bei Dietmar. Ja, sagte er, ich will das gerade umbauen für einen Kumpel. Also habe ich Dietmar schnell das Gehäuse abgeschwatzt. Das Chassis wurde mit Sofort-Kauf erworben.
Irgendwann hatte ich die beiden Komponenten. Das Gehäuse vom Dietmar hat im Frontbereich leichte Lackabblätterungen. Die sind aber kaum sichtbar. Das Gehäuse benötigte reichlich Politur. Ich behandelte es erst mal mit Leinöl-Firnis.
Das Chassis reparierte ich. Es waren die üblichen Arbeiten. Kondensatortausch. Spannungskontrolle. Die beiden Netzelko's wurden ausgenommen und bekamen neue Innenleben. Unter dem Chassis befindet sich ein Kondensator-Sammelblock. Der war so gesprengt, dass das Gehäuse geplatzt war. Außerdem war nur eine Schränklasche vorhanden. Ich fragte unseren Frank (Moschti) kannst Du mir das Ding nicht mal instand setzen? Hilfsbereit, wie Frank ist, hat er das für mich gemacht. Das Gehäuse bekam auch wieder 2 neue Schränklaschen und alles war wieder in Ordnung. Ich habe auch hier den Deckel des Kondensators im Gehäuse belassen und die neuen Kondensatoren mit den einzelnen Lötstützpunkten belegt. Das Gehäuse wird dann drüber geschoben und die Haltenasen wieder zurecht gebogen.
Nun stand das Chassis wieder im Regal. Ich mußte überlegen. Ein Lautsprecher fehlte und die Halbrundskala war zerbrochen. Schrift war kaum mehr darauf zu lesen. Im Radiomuseum.org gab es einen Scan. Aber der war Grottenschlecht. Nette Forumer haben alles versucht, die Skala aufzubereiten. Schön war sie trotzdem nicht. Großes Manko, die Schrift war sehr undeutlich. Fast gar nichts war zu entziffern.
Ich entschloß mich dazu eine Anfrage hier im Forum zu starten. Dann kam der wirklich große Durchbruch: Der Rolf schrieb, ich brauche ja auch solch eine Skala. Auch meine ist schlecht. Ich staunte nicht schlecht, was der Rolf da für eine Skala gezaubert hatte. Die sieht aus, wie vor 85 Jahren. Die Schrift gestochen scharf. Mir wurde nun geraten, die Skala in matter Laminierfolie einzuschweißen. Über diesen Tip war ich sehr dankbar. Ich wußte gar nicht, dass es das Zeug auch in matt gibt. Im eingebauten Zustand sieht die Skala wirklich wie das Original aus Zelluloid aus.
Aber nun sollte auch noch ein Lautsprecher in das Gehäuse. Bei ebay wird ein Originallautsprecher für fast 100 Euro angeboten. Nein, bei aller Liebe zum Radio nicht!! Was mich bei diesen Konstruktionen immer stört: Die Feldspule ist da rel. hochohmig. Sie wird parallel zum Netzteil angeschlossen. Egal, bei welchen Radios aus meiner Sammlung das so ist, der Netztrafo, die Gleichrichterröhre und auch die Feldspule werden sehr heiß.
Nun kam ein befreundeter, ehemaliger Radiosammler. Er wollte einen ganzen Karton magnetische Lautsprecher auf den Wertstoffholf bringen. Na, den habe ich sofort geborgen. Was lag da drinnen? Ein von den Abmessungen her passender permanent-dynamischer Lautsprecher. Der sieht auch ganz schön alt aus. Radiofreund Detlef (Radionar) brachte mir ein Konvolut aus mehreren Körting Miros vorbei. Aus einem entnahm ich die Schallwand. Die paßt haargenau ins Gehäuse.
Einer Komplettierung stand nichts mehr im Wege. Das Chassis war noch nicht ganz fertig. Aber es war auf einem guten Weg. Nach dem Einbau der Skala erfolgte der Probebetrieb. Das Radio hatte eine so aggressive Kopplung. Was liegt da auf der Hand? Die Abschirmungen der beiden HF-Röhren war nicht gut. Ich verwendete 2 andere Exemplare. Resultat: Das Koppeln war immer noch! Ich machte mir über Stunden Gedanken. Bei einer neuerlichen Spannungsmessung, auch am Lautsprecher, verstummte plötzlich bei Berührung mit den Meßspitzen der furchtbare Krach. Tja, nun sah ich es: Zwischen Anode und Schirmgitter der RES964 hatte ich den 2500 nF- Kondensator vergessen. Sofort empfing das Gerät ordentlich. Erst, nachdem man die Rückkopplung bedient, beginnt das Gerät langsam zu pfeifen. Jetzt hat es Empfang auf LW, MW und sogar auf Kurzwelle!
Nur beim Regeln der Lautstärke fiel der Empfang öfter aus. Das Drahtpoti liegt in der Kathodenleitung der RENS1294. Die Kathode wird hier mit einem 20 Kiloohm Poti beeinflußt. Es fließt aber auch über einen 50 Kiloohm-Widerstand Spannung vom Schirmgitter über das Drahtpoti zur Masse.
Also wollte ich den großen Regler öffnen. Was sah ich, es war gar kein Drahtpoti sondern ein Kohlepoti aber mit sehr breiter Kohlebahn. Da wo der Schleifer ging, war die Kohleschicht quasi ab. Daher die Ausfälle. Ich hatte ein Drahtpoti mit passendem Ohmwert leider ohne Netzschalter. Das Drahtpoti wurde verbaut. Die Tonblende wurde auch vom Poti her ersetzt. Hier war ein nicht belegter Netzschalter, der gangbar gemacht wurde.
Es funktioniert nun alles. Das Gerät wird jetzt über die Tonblende geschaltet. Man wundert sich, was das Gerät doch in den Abendstunden für einen guten Empfang bietet. Auf LW kommen auch tagsüber einige Sender. Die Kurzwelle ist ja auch tagsüber empfangbar.
Jetzt fehlte nur noch der passenden Bespannstoff. Ich bekam vom Hennes mal ein größeres Stück von seinem Stoff. Da habe ich ein kleines Stück für das Radio verwendet. Nun ist er fertig! Ein sehr schönes Gerät.
Allen, die hier in diesem Bericht genannt wurden danke ich sehr für die Mithilfe. Hier kann man wieder einmal sehen, wie die Zusammenarbeit hier im RBF klappt. So, mal ein paar Bilder. Vielleicht hat der Dietmar (DiRu) mal wieder ein schönes Schaltbild von dem Radio, das er uns hier hochladen kann.
Sicher ist für einige die Schaltung interessant.
So sieht das Radio jetzt als Ganzes aus
Das reparierte Sammlergehäuse. Die Kondensatoren wurden vorab an die Lötleiste gebracht.
Die defekte Kohlebahn vom Poti. Ein regelrechter Kranz bildete sich da.
Hier die Frontansicht mit der tollen Skala
Das Chassis von hinten. Rost - Fehlanzeige
Das Chassis von unten
heute möchte ich euch ein Radio vorstellen, dessen Restauration schon wieder ein "Gemeinschaftsprojekt" war.
Das Gerät ist jetzt mittlerweile 85 jahre alt.
Es handelt sich um einen Zweikreiser in der Bandfilterausführung. Die Röhrenbestückung: RENS1284, RENS1294, RES 964 und RGN1064
Das Gerät wurde aus einzelnen Komponenten komplettiert. Hier gibt es eine lustige Geschichte.
Im letzten Jahr bat unser Ivan (NAVI) den Dietmar im schönen Siegerland, ihm doch ein Radiogehäuse aus den ebay-Kleinanzeigen zu reservieren. Hilfsbereit wie unser Dietmar ist, tat er das auch. Mittlerweile bat ihn der Ivan, das Gehäuse doch nicht für ihn zu organisieren. Nur war das Gehäuse bereits zum Dietmar gebracht worden. Er entschloß sich das Gehäuse zu behalten. Er bot es dann mir an. Ich lehnte aber auch ab. Ohne Inhalt kann man ja nichts damit anfangen.
Eine ganze Zeit später fand ich in den ebay-Versteigerungen ein OWIN-Chassis. Mensch, dachte ich, das ist doch das 62W-Chassis. Es war komplett, sogar die Knöpfe waren noch alle dran. Natürlich fehlten die Röhren. Der Preis - ja, der war schon heiß. Aber hatte unser Dietmar das Gehäuse noch? Also Anruf bei Dietmar. Ja, sagte er, ich will das gerade umbauen für einen Kumpel. Also habe ich Dietmar schnell das Gehäuse abgeschwatzt. Das Chassis wurde mit Sofort-Kauf erworben.
Irgendwann hatte ich die beiden Komponenten. Das Gehäuse vom Dietmar hat im Frontbereich leichte Lackabblätterungen. Die sind aber kaum sichtbar. Das Gehäuse benötigte reichlich Politur. Ich behandelte es erst mal mit Leinöl-Firnis.
Das Chassis reparierte ich. Es waren die üblichen Arbeiten. Kondensatortausch. Spannungskontrolle. Die beiden Netzelko's wurden ausgenommen und bekamen neue Innenleben. Unter dem Chassis befindet sich ein Kondensator-Sammelblock. Der war so gesprengt, dass das Gehäuse geplatzt war. Außerdem war nur eine Schränklasche vorhanden. Ich fragte unseren Frank (Moschti) kannst Du mir das Ding nicht mal instand setzen? Hilfsbereit, wie Frank ist, hat er das für mich gemacht. Das Gehäuse bekam auch wieder 2 neue Schränklaschen und alles war wieder in Ordnung. Ich habe auch hier den Deckel des Kondensators im Gehäuse belassen und die neuen Kondensatoren mit den einzelnen Lötstützpunkten belegt. Das Gehäuse wird dann drüber geschoben und die Haltenasen wieder zurecht gebogen.
Nun stand das Chassis wieder im Regal. Ich mußte überlegen. Ein Lautsprecher fehlte und die Halbrundskala war zerbrochen. Schrift war kaum mehr darauf zu lesen. Im Radiomuseum.org gab es einen Scan. Aber der war Grottenschlecht. Nette Forumer haben alles versucht, die Skala aufzubereiten. Schön war sie trotzdem nicht. Großes Manko, die Schrift war sehr undeutlich. Fast gar nichts war zu entziffern.
Ich entschloß mich dazu eine Anfrage hier im Forum zu starten. Dann kam der wirklich große Durchbruch: Der Rolf schrieb, ich brauche ja auch solch eine Skala. Auch meine ist schlecht. Ich staunte nicht schlecht, was der Rolf da für eine Skala gezaubert hatte. Die sieht aus, wie vor 85 Jahren. Die Schrift gestochen scharf. Mir wurde nun geraten, die Skala in matter Laminierfolie einzuschweißen. Über diesen Tip war ich sehr dankbar. Ich wußte gar nicht, dass es das Zeug auch in matt gibt. Im eingebauten Zustand sieht die Skala wirklich wie das Original aus Zelluloid aus.
Aber nun sollte auch noch ein Lautsprecher in das Gehäuse. Bei ebay wird ein Originallautsprecher für fast 100 Euro angeboten. Nein, bei aller Liebe zum Radio nicht!! Was mich bei diesen Konstruktionen immer stört: Die Feldspule ist da rel. hochohmig. Sie wird parallel zum Netzteil angeschlossen. Egal, bei welchen Radios aus meiner Sammlung das so ist, der Netztrafo, die Gleichrichterröhre und auch die Feldspule werden sehr heiß.
Nun kam ein befreundeter, ehemaliger Radiosammler. Er wollte einen ganzen Karton magnetische Lautsprecher auf den Wertstoffholf bringen. Na, den habe ich sofort geborgen. Was lag da drinnen? Ein von den Abmessungen her passender permanent-dynamischer Lautsprecher. Der sieht auch ganz schön alt aus. Radiofreund Detlef (Radionar) brachte mir ein Konvolut aus mehreren Körting Miros vorbei. Aus einem entnahm ich die Schallwand. Die paßt haargenau ins Gehäuse.
Einer Komplettierung stand nichts mehr im Wege. Das Chassis war noch nicht ganz fertig. Aber es war auf einem guten Weg. Nach dem Einbau der Skala erfolgte der Probebetrieb. Das Radio hatte eine so aggressive Kopplung. Was liegt da auf der Hand? Die Abschirmungen der beiden HF-Röhren war nicht gut. Ich verwendete 2 andere Exemplare. Resultat: Das Koppeln war immer noch! Ich machte mir über Stunden Gedanken. Bei einer neuerlichen Spannungsmessung, auch am Lautsprecher, verstummte plötzlich bei Berührung mit den Meßspitzen der furchtbare Krach. Tja, nun sah ich es: Zwischen Anode und Schirmgitter der RES964 hatte ich den 2500 nF- Kondensator vergessen. Sofort empfing das Gerät ordentlich. Erst, nachdem man die Rückkopplung bedient, beginnt das Gerät langsam zu pfeifen. Jetzt hat es Empfang auf LW, MW und sogar auf Kurzwelle!
Nur beim Regeln der Lautstärke fiel der Empfang öfter aus. Das Drahtpoti liegt in der Kathodenleitung der RENS1294. Die Kathode wird hier mit einem 20 Kiloohm Poti beeinflußt. Es fließt aber auch über einen 50 Kiloohm-Widerstand Spannung vom Schirmgitter über das Drahtpoti zur Masse.
Also wollte ich den großen Regler öffnen. Was sah ich, es war gar kein Drahtpoti sondern ein Kohlepoti aber mit sehr breiter Kohlebahn. Da wo der Schleifer ging, war die Kohleschicht quasi ab. Daher die Ausfälle. Ich hatte ein Drahtpoti mit passendem Ohmwert leider ohne Netzschalter. Das Drahtpoti wurde verbaut. Die Tonblende wurde auch vom Poti her ersetzt. Hier war ein nicht belegter Netzschalter, der gangbar gemacht wurde.
Es funktioniert nun alles. Das Gerät wird jetzt über die Tonblende geschaltet. Man wundert sich, was das Gerät doch in den Abendstunden für einen guten Empfang bietet. Auf LW kommen auch tagsüber einige Sender. Die Kurzwelle ist ja auch tagsüber empfangbar.
Jetzt fehlte nur noch der passenden Bespannstoff. Ich bekam vom Hennes mal ein größeres Stück von seinem Stoff. Da habe ich ein kleines Stück für das Radio verwendet. Nun ist er fertig! Ein sehr schönes Gerät.
Allen, die hier in diesem Bericht genannt wurden danke ich sehr für die Mithilfe. Hier kann man wieder einmal sehen, wie die Zusammenarbeit hier im RBF klappt. So, mal ein paar Bilder. Vielleicht hat der Dietmar (DiRu) mal wieder ein schönes Schaltbild von dem Radio, das er uns hier hochladen kann.
Sicher ist für einige die Schaltung interessant.
So sieht das Radio jetzt als Ganzes aus
Das reparierte Sammlergehäuse. Die Kondensatoren wurden vorab an die Lötleiste gebracht.
Die defekte Kohlebahn vom Poti. Ein regelrechter Kranz bildete sich da.
Hier die Frontansicht mit der tollen Skala
Das Chassis von hinten. Rost - Fehlanzeige
Das Chassis von unten
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.