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Miniatur des PHILCO Baby Grand, USA 1931
#1
1931 war für die USA, ausgenommen weniger besonderer Ereignisse, kein Jahr, das die
Geschichtsbücher füllt.

Herbert Hoover war Präsident der 48 vereinigten Staaten von Amerika.


.jpg   B1.jpg (Größe: 85,53 KB / Downloads: 718)
Präsident Herbert Hoover  1929 - 1933

Die Prohibition neigte sich ihrem Ende zu und der berüchtigte Gangster Alphonse Capone (Al Capone)wurde wegen
Steuerhinterziehung zu 11 Jahren Haft verurteilt. Trotz vieler Kapitalverbrechen war er der Justiz immer wieder ent-
wischt. 1931 hatte ein Finanzbeamter einen famosen Einfall und prüfte seine Steuerzahlungen. Er hatte bei seinen
vielen Morden vergessen, Steuern zu bezahlen und das kostete ihn für elf Jahre die Freiheit. Die Morde blieben un-
gesühnt.

   
Al Capone mit seinem Lieblingsspielzeug, eine Thomson Maschinenpistole cal. .45

Ein ehrgeiziger junger Schauspieler namens Marion Robert Morrison spielte in einem unbedeutenden Western
mit dem Titel "The Range Feud" mit und kein Mensch traute ihm eine große Zukunft zu. Einige Jahre später
begann er unter seinem neuen Künstlernamen John Wayne eine kometenhafte Karriere als das Abbild des
raubeinigen amerikanischen Westernpioniers. Er war zu seiner Zeit der bestbezahlte Filmschauspieler.

Der große Thomas Alva Edison reichte sein letztes Patent zur Anmeldung ein und verstarb im gleichen Jahr
an den Folgen seiner Diabetes. Zu seinen Erfindungen aus dem Bereich der Elektrotechnik gehörten z.B.
die Kohlefadenglühlampe und der Kinetograph, dem Vorläufer der Filmkamera.


.jpg   B3.jpg (Größe: 61,28 KB / Downloads: 716)
Thomas Alva Edison mit seiner Glühlampe (die eigentlich aussieht wie eine Radioröhre)

1931 brachte aber auch die amerikanische Firma Philco in Philadelphia einen Super mit 6 Kreisen, AM
für 49,95 $ auf den Markt. Das Radio bekam den Namen "Philco 70A Baby Grand" und hatte die damals
moderne und beliebte Kathedralenform.

   
Das Original des PHILCO 70A, Baby Grand, Herkunft des Bildes: RM.org, Schweiz

Und genau dieses schöne Radiogerät hat mich so fasziniert, daß ich aus Ermangelung an den nötigen
finanziellen Mitteln zum Erwerb eines Originals und natürlich dem obligatorischen Platzmangel versucht
habe, eine vorbildähnliche Miniatur im Maßstab 1:3 (Gesamthöhe 11,5 cm) zu basteln. Natürlich spielbar
auf dem gesamten UKW-Bereich und mit Lautsprecher.

In den Tiefen des Internets fand ich ein ähnliches Gehäuse, das mit etwas Geschick und geeigneten
Programmen an das Original angeglichen werden konnte.

Neu gegenüber meinen bisherigen Miniaturen sollte sein:

-  Verwendung eines kleinen Receivers mit Drucktastenbedienung (von Jupp (Saarfranzose) bereits hier
   vorgestellt). Das passt für meinen Zweck wie "Faust auf Auge". Danke Jupp.

-  Audioverstärker LM386

-  Einbau eines originalähnlichen Chassis bestückt mit Dummies. Darunter verborgen die Elektronik.

Das Gehäuse mit Chassis sollte aus PLA bestehen und dieses Mal sollte das Gehäuse in einem Stück
gedruckt werden. Ein Vorsatz, der seine Folgen hatte, denn die Druckzeit betrug fast 18 Stunden. Also
mußte der Drucker eine ganze Nacht und noch einen Tag durchgehend arbeiten.

Das Glück war dabei, es gab keine Panne, das Filament verklemmte sich nicht auf der Rolle und das Modell
hielt gut auf dem Druckbett. So sah es aus, als es vom Druckbett herunter genommen wurde:

   
Trotz der Stützkonstruktion kann man schon die eigentliche Form erahnen

Das Supportmaterial mußte entfernt werden und etwas Nacharbeit ist immer notwendig. Hier wurde für Support
fast genau so viel Material gebraucht wie für das eigentliche Gehäuse. Das ließ sich aber nicht vermeiden,
Stützmaterial muß sein, "Siemens-Lufthaken" gibt es hier nicht.

   
Während des Drucks und so lang das Gehäuse noch nicht geschlossen ist kann man gut die innere Stützkonstruktion erkennen

Nachdem der Support und einige wenige Druckgrate entfernt war, konnte mit der Schallwand, der Senderskale und
dem Einbau des Lautsprechers begonnen werden.

Als Lautsprecher fand ein bewährtes Modell, 40 mm Durchmesser und 100 mW Leistung Verwendung. Der Lautsprecherstoff
war wieder vom türkischen Tuchhändler, der mir beim letzten Kauf energisch erklärt hatte: "Die Tuch ist für junge
Frauen und nicht für alte Radios - aber mach doch, was du willst".


Die Senderskale konnte als Rundskale mit dem Frontplattendesigner von Abacom hergestellt werden. Zur Aufnahme von
Schallwandstoff, Lautsprecher und Senderskale wurde eine spezielle Aufnahme in das Gehäuse eingepasst.

   

Das Chassis sollte, wie bereits erwähnt, visuell dem originalen Röhrenchassis ähneln und dazu noch den modernen
Receiver und den Audioverstärker beherbergen, ohne daß man die neue Technik sieht.

Also erst das Chassis und darin die neue Technik verstecken. Die Taster des Receivers wurden angezapft und vier, für
das Radiogehäuse geeignete Taster  parallel geschaltet. Receiver und Audioverstärker (LM386) passen genau unter das
Chassis. Sogar für einen Schiebeschalter ist noch Platz.

   
Chassisunterseite mit Receiver und Audioverstärker

Auch für die Stromversorgung sollte auf die sonst übliche Mogelei mit der eingebauten Batterie verzichtet werden.
Dafür wurde ein Anschlusskabel aus dem Gehäuse herausgeführt und mit einem selbst gebauten  4-poligen
Miniaturstecker versehen. Die neue Elektronik braucht zwei verschiedene Spannungen: Receiver 3 V DC und
der Verstärker 9 V DC. Da unterm Chassis absolut kein Platz mehr war, ergab sich diese Lösung.

   
vierpoliger Miniaturstecker, Rastermaß 2,54 mm

Nun konnte der Aufbau des Chassis in Angriff genommen werden. Auch hier sollte die Ansicht möglichst nah am
Original sein. Trafo, Drehkondensator, Elkos, Gleichrichter, Spulengehäuse und 7 Röhren sollten rein und etwa
so aussehen, wie die Originale.

   
Trafo im Rohzustand

Der Trafo war noch wie Spulengehäuse und Elkos eine bescheidene Konstruktion. Die Röhren wurden in transparentem
PLA ausgeführt (wird natürlich milchig). Der Drehkondensator (im Original ein gewaltiges Teil) machte dann schon
richtig Arbeit bei der Konstruktion. Er sollte die Plattenpakete schließlich richtig drehen - und es funktioniert.

   
Der Drehkondensator, maßstabsgetreu

Nachdem das Chassis fertig bestückt ist, wird es in das Gehäuse eingeschoben und gesichert.

   
Dummies und Funktionselektronik sind an ihrem Platz.

Die Rückwand ist nach altbewährter Art mit 3 Schrauben 1,4 mm angeschraubt.

Damit ist das Modell "PHILCO 70A, Baby Grand" fertig und betriebsbereit.

   
Fertig und betriebsbereit

   
Schade, daß die Bastelei nun zu Ende ist

Zum Ende noch die etwas unkonventionelle Stromversorgung. Dazu ist mir hier nur eine alte
Kiste mit schweren Akkus eingefallen. Aber sie funktioniert und ist sehr wartungfreundlich.

   
Früher war die Powerbox noch etwas größer...

   
Das Typenschild ist auch etwas größer ausgefallen

   
So hätte man es 1931 als Reisegerät verwenden können...

Ich danke euch, wenn ihr diesen Beitrag bis hierhin gelesen habt und würde mich freuen, wenn
er gefallen hat. Danke.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#2
Super gemacht. Der Innenraum geht schon fast ohne Support zu drucken. 60° geht gerade noch so, auch gibt es bei manchen Softwareversionen die Bridgeing Funktion um geringe Abstände im einer bestimmten Geschwindigkeit und Flowrate zu überbrücken.
Für die Röhren hast du bestimmt noch ein paar LEDs übrig.

Gruß Frank
sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit
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#3
eine wunderschöne Arbeit, Wilhelm! Vor allem das Attrappenchassis gefällt mir sehr gut!

Ich bin auch der Ansicht das man das Stützmaterial im Inneren weglassen kann. Die Röhrendome drucke ich mit Füllfaktor 0% und ganz ohne Stützmaterial, und die Decke ist flacher als das Philco-Gehäuse.

siehe Bild des Tages 2019 - Juni post #9

bezgl. Spannungsversorgung hab ich Datenblätter geschaut. Der LM386 kann ab 4V betrieben werden.

Der HEX3653 Baustein dagegen mit 1,8-3,6V

Die laufen also grad so knapp aneinander vorbei. Mein Vorschlag wäre ein USB-Ladenetzteil, und so ein Minimodul für 3V3 das ich hier in post #5 vorgestellt hatte:

FMBerry für Andreas

Gerne steck ich dir eins in einen Briefumschlag und sende es zu.

Statt Ladenetzteil geht natürlich auch eine Akku-Versorgung, z.B. mit einer 18650-Zelle und einer Ladeelektronik, die auch nicht größer ist als das 3V3 Modul (KEINE Powerbank). Auf die Art schaffe ich bei mir eine Art Standard-Versorgung. Sieht man bei all meinen letzten Eigenbauten.

Warum bevorzugst du PLA? Wegen Wäremspannungsrissen? Welche Bett-Temperatur stellst du ein?

Soweit mal meine Ideen zu deiner Miniatur.
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#4
Wilhelm,
das hast Du Klasse gemacht, das Mini-Philco ist ein Hingucker geworden!
Grüße aus Wassenberg,
Norbert.
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#5
Hallo, Wilhelm,
Das hast Du sehr schön gemacht. Prima! Und Dein Report auch sehr interessant.
Gruß,
Ivan
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#6
@ Frank, Ivan, Jupp und Norbert

Vielen Dank für Eure anerkennenden Zeilen. Das ist doppelte Belohnung, denn die Bastelarbeit
war schon die erste Freude.

Die nächste Bastelei ist schon im Kopf gelandet und wird in naher Zukunft realisiert.

@ Frank und Jupp

Die nächsten Röhrenattrappen werden sicher glühen.

Es hätte mir sehr viel Druckzeit und Material erspart, wenn ich ohne Stützen gedruckt hätte. Wenn
mir aber nach vielen Stunden die letzten Bahnen abgesackt wären, hätte ich eventuell zur Axt gegriffen...
Kurzum, ich habe mich nicht getraut.

Jetzt, wo das Modell im Regal steht, werde ich eventuell nochmal ein Gehäuse ohne Support drucken und
die oberen Bahnen mit niedriger Geschwindigkeit fahren. Probiern geht über ...

Jupp, vielen Dank für Dein Angebot mit dem Laderegler. Ich habe soeben beim Chinesen bestellt und werde
die Teile künftig auch verwenden. Wenn ich ganz schnell welche bräuchte, piepe ich Dich an.
PLA verwende ich, weil ich damit die meiste Erfahrung und Vorrat habe. ABS ist noch immer nicht mein
Freund und PET ist mir zu transparent. Gibt's da was neues, interessantes? PLA drucke ich mit einer Betttemperatur
von 60 - 75 °C

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#7
Hallo,

eine tolle Bastelarbeit und noch so genial hier uns vorgeführt.

100 Punkte mindestens .


Das Absetzen der Taster ist auch originell.
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#8
Hallo Wilhelm,
das gefällt mir es ist sehr schön geworden.
Gruß Franz
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#9
Servus Wilhelm,
Das hast du sehr gut gemacht, ich könnte das nicht, Kompliment!
Gruss, Volker
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#10
@Franz, Jürgen und Volker

ich freue mich über Eure anerkennenden Worte

@ Franz

siehst Du, in meinem Alter kommt das verspielte Kind wieder zum Vorschein.
Bzw., ich hole vermutlich das nach, was ich als Kind in den besch... Nachkriegsjahren nicht konnte.

@ Jürgen

wo und für was kann ich die 100 Punkte einlösen? Big Grin

@ Volker

Das, was ich von Dir schon gesehen habe sagt mir, daß Du das auch kannst - wenn Du es willst...


Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#11
Aber Wilhelm, wir waren in diesen Jahren sehr phantasievoll und inovativ. Das prägt uns bis heute
Gruß Franz
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#12
Danke Franz und Kompliment, besser kann man es nicht ausdrücken

Schöne Feiertage
Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#13
Hallo Wilhelm,

wow, richtig schön !
Das Du dir mit dem Innenleben auch so viel Mühe gegeben hast verdient hohen Respekt.
Wie groß sind denn die Röhren geworden ? (Höhe)
Ich hatte mal für einen VE301B in halber Größe die kleinen Lampen von Paulmann verwendet
und diese von innen lackiert.

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#14
Hallo Wilhelm,
das nenne ich mal eine innovative Arbeit,
wie ich sehe, hast Du den 3D-Drucker voll im Griff...

Viele Grüße,
Rolf
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#15
@ Hans und Rolf

Vielen Dank für eure Anerkennung

@ Hans

die RENS 1374d hat bei dem Modell 22 mm Höhe incl. Sockel

@ Rolf

Ja, der Drucker kommt ganz gut mit mir aus Big Grin

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#16
Lieber Wilhelm  Smile

Es hat mir echt Spaß gemacht, Deinen Bericht zu lesen, incl. kleinem geschichtlichen Abriß  Maus
Ich finde es ganz toll, wie Du das historische Radio in Miniatur so schön rekonstruiert hast => RESPEKT  Thumbs_up  Thumbs_up

Beste Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#17
Hallo Peter,
danke für Deine Anerkennung.
Jetzt ist erst mal vorbei mit der Bastelei, der Garten ruft.
Die Kirschen sind fast reif und die Leiter steht schon bereit.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#18
Coronazeit ist auch Bastelzeit.
Und da mir zur Zeit die Videotechnik viel Spaß macht, habe ich aus meinem Bericht von 2019
über die Miniatur des PHILCO Baby Grand ein kleines YouTube-Filmchen gemacht.

Dazu muss ich auch sagen: Aller Anfang ist schwer, aber der Lernwille ist vorhanden.



Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#19
Spitze! Wie kommt man an diese Stimme?
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#20
(29.05.2020, 15:25)saarfranzose schrieb: Spitze! Wie kommt man an diese Stimme?

Hallo Jupp, schreibe einen beliebigen Text einfach mal in Notepad und starte die Vorlesefunktion von Win 10. Die Stimme kann man variieren. Und schon hörst du Deinen Text gesprochen. Ich finde die Stimme und die Wiedergabe recht realistisch. Es gibt natürlich auch andere Programme.

Chris
Ehrlichkeit verschafft dir vielleicht nicht viele Freunde, dafür aber die Richtigen.
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