07.06.2019, 15:19
1931 war für die USA, ausgenommen weniger besonderer Ereignisse, kein Jahr, das die
Geschichtsbücher füllt.
Herbert Hoover war Präsident der 48 vereinigten Staaten von Amerika.
B1.jpg (Größe: 85,53 KB / Downloads: 718)
Präsident Herbert Hoover 1929 - 1933
Die Prohibition neigte sich ihrem Ende zu und der berüchtigte Gangster Alphonse Capone (Al Capone)wurde wegen
Steuerhinterziehung zu 11 Jahren Haft verurteilt. Trotz vieler Kapitalverbrechen war er der Justiz immer wieder ent-
wischt. 1931 hatte ein Finanzbeamter einen famosen Einfall und prüfte seine Steuerzahlungen. Er hatte bei seinen
vielen Morden vergessen, Steuern zu bezahlen und das kostete ihn für elf Jahre die Freiheit. Die Morde blieben un-
gesühnt.
Al Capone mit seinem Lieblingsspielzeug, eine Thomson Maschinenpistole cal. .45
Ein ehrgeiziger junger Schauspieler namens Marion Robert Morrison spielte in einem unbedeutenden Western
mit dem Titel "The Range Feud" mit und kein Mensch traute ihm eine große Zukunft zu. Einige Jahre später
begann er unter seinem neuen Künstlernamen John Wayne eine kometenhafte Karriere als das Abbild des
raubeinigen amerikanischen Westernpioniers. Er war zu seiner Zeit der bestbezahlte Filmschauspieler.
Der große Thomas Alva Edison reichte sein letztes Patent zur Anmeldung ein und verstarb im gleichen Jahr
an den Folgen seiner Diabetes. Zu seinen Erfindungen aus dem Bereich der Elektrotechnik gehörten z.B.
die Kohlefadenglühlampe und der Kinetograph, dem Vorläufer der Filmkamera.
B3.jpg (Größe: 61,28 KB / Downloads: 716)
Thomas Alva Edison mit seiner Glühlampe (die eigentlich aussieht wie eine Radioröhre)
1931 brachte aber auch die amerikanische Firma Philco in Philadelphia einen Super mit 6 Kreisen, AM
für 49,95 $ auf den Markt. Das Radio bekam den Namen "Philco 70A Baby Grand" und hatte die damals
moderne und beliebte Kathedralenform.
Das Original des PHILCO 70A, Baby Grand, Herkunft des Bildes: RM.org, Schweiz
Und genau dieses schöne Radiogerät hat mich so fasziniert, daß ich aus Ermangelung an den nötigen
finanziellen Mitteln zum Erwerb eines Originals und natürlich dem obligatorischen Platzmangel versucht
habe, eine vorbildähnliche Miniatur im Maßstab 1:3 (Gesamthöhe 11,5 cm) zu basteln. Natürlich spielbar
auf dem gesamten UKW-Bereich und mit Lautsprecher.
In den Tiefen des Internets fand ich ein ähnliches Gehäuse, das mit etwas Geschick und geeigneten
Programmen an das Original angeglichen werden konnte.
Neu gegenüber meinen bisherigen Miniaturen sollte sein:
- Verwendung eines kleinen Receivers mit Drucktastenbedienung (von Jupp (Saarfranzose) bereits hier
vorgestellt). Das passt für meinen Zweck wie "Faust auf Auge". Danke Jupp.
- Audioverstärker LM386
- Einbau eines originalähnlichen Chassis bestückt mit Dummies. Darunter verborgen die Elektronik.
Das Gehäuse mit Chassis sollte aus PLA bestehen und dieses Mal sollte das Gehäuse in einem Stück
gedruckt werden. Ein Vorsatz, der seine Folgen hatte, denn die Druckzeit betrug fast 18 Stunden. Also
mußte der Drucker eine ganze Nacht und noch einen Tag durchgehend arbeiten.
Das Glück war dabei, es gab keine Panne, das Filament verklemmte sich nicht auf der Rolle und das Modell
hielt gut auf dem Druckbett. So sah es aus, als es vom Druckbett herunter genommen wurde:
Trotz der Stützkonstruktion kann man schon die eigentliche Form erahnen
Das Supportmaterial mußte entfernt werden und etwas Nacharbeit ist immer notwendig. Hier wurde für Support
fast genau so viel Material gebraucht wie für das eigentliche Gehäuse. Das ließ sich aber nicht vermeiden,
Stützmaterial muß sein, "Siemens-Lufthaken" gibt es hier nicht.
Während des Drucks und so lang das Gehäuse noch nicht geschlossen ist kann man gut die innere Stützkonstruktion erkennen
Nachdem der Support und einige wenige Druckgrate entfernt war, konnte mit der Schallwand, der Senderskale und
dem Einbau des Lautsprechers begonnen werden.
Als Lautsprecher fand ein bewährtes Modell, 40 mm Durchmesser und 100 mW Leistung Verwendung. Der Lautsprecherstoff
war wieder vom türkischen Tuchhändler, der mir beim letzten Kauf energisch erklärt hatte: "Die Tuch ist für junge
Frauen und nicht für alte Radios - aber mach doch, was du willst".
Die Senderskale konnte als Rundskale mit dem Frontplattendesigner von Abacom hergestellt werden. Zur Aufnahme von
Schallwandstoff, Lautsprecher und Senderskale wurde eine spezielle Aufnahme in das Gehäuse eingepasst.
Das Chassis sollte, wie bereits erwähnt, visuell dem originalen Röhrenchassis ähneln und dazu noch den modernen
Receiver und den Audioverstärker beherbergen, ohne daß man die neue Technik sieht.
Also erst das Chassis und darin die neue Technik verstecken. Die Taster des Receivers wurden angezapft und vier, für
das Radiogehäuse geeignete Taster parallel geschaltet. Receiver und Audioverstärker (LM386) passen genau unter das
Chassis. Sogar für einen Schiebeschalter ist noch Platz.
Chassisunterseite mit Receiver und Audioverstärker
Auch für die Stromversorgung sollte auf die sonst übliche Mogelei mit der eingebauten Batterie verzichtet werden.
Dafür wurde ein Anschlusskabel aus dem Gehäuse herausgeführt und mit einem selbst gebauten 4-poligen
Miniaturstecker versehen. Die neue Elektronik braucht zwei verschiedene Spannungen: Receiver 3 V DC und
der Verstärker 9 V DC. Da unterm Chassis absolut kein Platz mehr war, ergab sich diese Lösung.
vierpoliger Miniaturstecker, Rastermaß 2,54 mm
Nun konnte der Aufbau des Chassis in Angriff genommen werden. Auch hier sollte die Ansicht möglichst nah am
Original sein. Trafo, Drehkondensator, Elkos, Gleichrichter, Spulengehäuse und 7 Röhren sollten rein und etwa
so aussehen, wie die Originale.
Trafo im Rohzustand
Der Trafo war noch wie Spulengehäuse und Elkos eine bescheidene Konstruktion. Die Röhren wurden in transparentem
PLA ausgeführt (wird natürlich milchig). Der Drehkondensator (im Original ein gewaltiges Teil) machte dann schon
richtig Arbeit bei der Konstruktion. Er sollte die Plattenpakete schließlich richtig drehen - und es funktioniert.
Der Drehkondensator, maßstabsgetreu
Nachdem das Chassis fertig bestückt ist, wird es in das Gehäuse eingeschoben und gesichert.
Dummies und Funktionselektronik sind an ihrem Platz.
Die Rückwand ist nach altbewährter Art mit 3 Schrauben 1,4 mm angeschraubt.
Damit ist das Modell "PHILCO 70A, Baby Grand" fertig und betriebsbereit.
Fertig und betriebsbereit
Schade, daß die Bastelei nun zu Ende ist
Zum Ende noch die etwas unkonventionelle Stromversorgung. Dazu ist mir hier nur eine alte
Kiste mit schweren Akkus eingefallen. Aber sie funktioniert und ist sehr wartungfreundlich.
Früher war die Powerbox noch etwas größer...
Das Typenschild ist auch etwas größer ausgefallen
So hätte man es 1931 als Reisegerät verwenden können...
Ich danke euch, wenn ihr diesen Beitrag bis hierhin gelesen habt und würde mich freuen, wenn
er gefallen hat. Danke.
Gruß
Wilhelm
Geschichtsbücher füllt.
Herbert Hoover war Präsident der 48 vereinigten Staaten von Amerika.
B1.jpg (Größe: 85,53 KB / Downloads: 718)
Präsident Herbert Hoover 1929 - 1933
Die Prohibition neigte sich ihrem Ende zu und der berüchtigte Gangster Alphonse Capone (Al Capone)wurde wegen
Steuerhinterziehung zu 11 Jahren Haft verurteilt. Trotz vieler Kapitalverbrechen war er der Justiz immer wieder ent-
wischt. 1931 hatte ein Finanzbeamter einen famosen Einfall und prüfte seine Steuerzahlungen. Er hatte bei seinen
vielen Morden vergessen, Steuern zu bezahlen und das kostete ihn für elf Jahre die Freiheit. Die Morde blieben un-
gesühnt.
Al Capone mit seinem Lieblingsspielzeug, eine Thomson Maschinenpistole cal. .45
Ein ehrgeiziger junger Schauspieler namens Marion Robert Morrison spielte in einem unbedeutenden Western
mit dem Titel "The Range Feud" mit und kein Mensch traute ihm eine große Zukunft zu. Einige Jahre später
begann er unter seinem neuen Künstlernamen John Wayne eine kometenhafte Karriere als das Abbild des
raubeinigen amerikanischen Westernpioniers. Er war zu seiner Zeit der bestbezahlte Filmschauspieler.
Der große Thomas Alva Edison reichte sein letztes Patent zur Anmeldung ein und verstarb im gleichen Jahr
an den Folgen seiner Diabetes. Zu seinen Erfindungen aus dem Bereich der Elektrotechnik gehörten z.B.
die Kohlefadenglühlampe und der Kinetograph, dem Vorläufer der Filmkamera.
B3.jpg (Größe: 61,28 KB / Downloads: 716)
Thomas Alva Edison mit seiner Glühlampe (die eigentlich aussieht wie eine Radioröhre)
1931 brachte aber auch die amerikanische Firma Philco in Philadelphia einen Super mit 6 Kreisen, AM
für 49,95 $ auf den Markt. Das Radio bekam den Namen "Philco 70A Baby Grand" und hatte die damals
moderne und beliebte Kathedralenform.
Das Original des PHILCO 70A, Baby Grand, Herkunft des Bildes: RM.org, Schweiz
Und genau dieses schöne Radiogerät hat mich so fasziniert, daß ich aus Ermangelung an den nötigen
finanziellen Mitteln zum Erwerb eines Originals und natürlich dem obligatorischen Platzmangel versucht
habe, eine vorbildähnliche Miniatur im Maßstab 1:3 (Gesamthöhe 11,5 cm) zu basteln. Natürlich spielbar
auf dem gesamten UKW-Bereich und mit Lautsprecher.
In den Tiefen des Internets fand ich ein ähnliches Gehäuse, das mit etwas Geschick und geeigneten
Programmen an das Original angeglichen werden konnte.
Neu gegenüber meinen bisherigen Miniaturen sollte sein:
- Verwendung eines kleinen Receivers mit Drucktastenbedienung (von Jupp (Saarfranzose) bereits hier
vorgestellt). Das passt für meinen Zweck wie "Faust auf Auge". Danke Jupp.
- Audioverstärker LM386
- Einbau eines originalähnlichen Chassis bestückt mit Dummies. Darunter verborgen die Elektronik.
Das Gehäuse mit Chassis sollte aus PLA bestehen und dieses Mal sollte das Gehäuse in einem Stück
gedruckt werden. Ein Vorsatz, der seine Folgen hatte, denn die Druckzeit betrug fast 18 Stunden. Also
mußte der Drucker eine ganze Nacht und noch einen Tag durchgehend arbeiten.
Das Glück war dabei, es gab keine Panne, das Filament verklemmte sich nicht auf der Rolle und das Modell
hielt gut auf dem Druckbett. So sah es aus, als es vom Druckbett herunter genommen wurde:
Trotz der Stützkonstruktion kann man schon die eigentliche Form erahnen
Das Supportmaterial mußte entfernt werden und etwas Nacharbeit ist immer notwendig. Hier wurde für Support
fast genau so viel Material gebraucht wie für das eigentliche Gehäuse. Das ließ sich aber nicht vermeiden,
Stützmaterial muß sein, "Siemens-Lufthaken" gibt es hier nicht.
Während des Drucks und so lang das Gehäuse noch nicht geschlossen ist kann man gut die innere Stützkonstruktion erkennen
Nachdem der Support und einige wenige Druckgrate entfernt war, konnte mit der Schallwand, der Senderskale und
dem Einbau des Lautsprechers begonnen werden.
Als Lautsprecher fand ein bewährtes Modell, 40 mm Durchmesser und 100 mW Leistung Verwendung. Der Lautsprecherstoff
war wieder vom türkischen Tuchhändler, der mir beim letzten Kauf energisch erklärt hatte: "Die Tuch ist für junge
Frauen und nicht für alte Radios - aber mach doch, was du willst".
Die Senderskale konnte als Rundskale mit dem Frontplattendesigner von Abacom hergestellt werden. Zur Aufnahme von
Schallwandstoff, Lautsprecher und Senderskale wurde eine spezielle Aufnahme in das Gehäuse eingepasst.
Das Chassis sollte, wie bereits erwähnt, visuell dem originalen Röhrenchassis ähneln und dazu noch den modernen
Receiver und den Audioverstärker beherbergen, ohne daß man die neue Technik sieht.
Also erst das Chassis und darin die neue Technik verstecken. Die Taster des Receivers wurden angezapft und vier, für
das Radiogehäuse geeignete Taster parallel geschaltet. Receiver und Audioverstärker (LM386) passen genau unter das
Chassis. Sogar für einen Schiebeschalter ist noch Platz.
Chassisunterseite mit Receiver und Audioverstärker
Auch für die Stromversorgung sollte auf die sonst übliche Mogelei mit der eingebauten Batterie verzichtet werden.
Dafür wurde ein Anschlusskabel aus dem Gehäuse herausgeführt und mit einem selbst gebauten 4-poligen
Miniaturstecker versehen. Die neue Elektronik braucht zwei verschiedene Spannungen: Receiver 3 V DC und
der Verstärker 9 V DC. Da unterm Chassis absolut kein Platz mehr war, ergab sich diese Lösung.
vierpoliger Miniaturstecker, Rastermaß 2,54 mm
Nun konnte der Aufbau des Chassis in Angriff genommen werden. Auch hier sollte die Ansicht möglichst nah am
Original sein. Trafo, Drehkondensator, Elkos, Gleichrichter, Spulengehäuse und 7 Röhren sollten rein und etwa
so aussehen, wie die Originale.
Trafo im Rohzustand
Der Trafo war noch wie Spulengehäuse und Elkos eine bescheidene Konstruktion. Die Röhren wurden in transparentem
PLA ausgeführt (wird natürlich milchig). Der Drehkondensator (im Original ein gewaltiges Teil) machte dann schon
richtig Arbeit bei der Konstruktion. Er sollte die Plattenpakete schließlich richtig drehen - und es funktioniert.
Der Drehkondensator, maßstabsgetreu
Nachdem das Chassis fertig bestückt ist, wird es in das Gehäuse eingeschoben und gesichert.
Dummies und Funktionselektronik sind an ihrem Platz.
Die Rückwand ist nach altbewährter Art mit 3 Schrauben 1,4 mm angeschraubt.
Damit ist das Modell "PHILCO 70A, Baby Grand" fertig und betriebsbereit.
Fertig und betriebsbereit
Schade, daß die Bastelei nun zu Ende ist
Zum Ende noch die etwas unkonventionelle Stromversorgung. Dazu ist mir hier nur eine alte
Kiste mit schweren Akkus eingefallen. Aber sie funktioniert und ist sehr wartungfreundlich.
Früher war die Powerbox noch etwas größer...
Das Typenschild ist auch etwas größer ausgefallen
So hätte man es 1931 als Reisegerät verwenden können...
Ich danke euch, wenn ihr diesen Beitrag bis hierhin gelesen habt und würde mich freuen, wenn
er gefallen hat. Danke.
Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben