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Philips Saturn 54, Reparaturimpressionen
#21
Alle Achtung! Höchsten Respekt für desen Beitrag!
Ich sehe Philips nunmehr mit anderen Augen!
Beste Grüße
Klaus
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#22
Hallo in die Runde.

Hier geht's weiter mit einer OP am offenen Herzen.
Ich hatte ja geschrieben, dass 2 Kerne in 2 FM-ZF-Bandfiltern vermurkst sind, leider einer je Bandfilter. Die beiden in Frage stehenden Spulenkörper sind S43 und S47:

   

Die Bandfilter enthalten je 2 nebeneinander stehende Spulenkörper in Philips-typischer Kleinbauweise. Die Demontage ist vergleichbar einfach, da die Spulenkörper, wie auch bei anderen Philips - Baureihen (z.B. Philetta), durch einen Drahtbügel am Chassis gehalten werden, der sich gut abstreifen lässt. Löten man nun am unteren Ende das Gesamtfilter frei, so hat man das Bauteil schnell demontiert.

Nachteilig bei diesen Filtern sind 2 Dinge:

- der Gewindegang dieser Spulenkerne unterscheidet sich von den gewohnten Dimensionen: Die Steigung ist größer, die Gewindegänge sind zudem abgeflacht.
- man kommt von unten praktisch nicht ran, da am unteren Ende der Spule der Plastikkörper mit Lötösen sitzt, d.h. kein zweiter Kern, der dem Reparateur Zugang zum defekten Kern gestatten könnte. Zudem besitzen die Spulenkerne von unten keinen Schlitz, so dass ein Ausdrehen eines oben zerbrochenen Kerns von unten entfällt.

Im Saturn 54 tragen die beiden betroffenen Doppelspulen-Filter S42/S43 und S47/S48 gleiche Bauteilbedruckungen, scheinen also identisch. Sagt  -zumindest augenscheinlich-  auch der Schaltplan. Jeder der 4 Spulen ist im Inneren ein C von 56pF parallel geschaltet.
Soweit die Faktenlage.

Das Radio spielte ja gut, Empfangsleistung auf UKW war in Ordnung, die zerbrochenen Kerne schienen somit nicht allzu weit vom Maximum entfernt. Dennoch scheiterte jeder Ausdrehversuch, und da ich keinen Originalersatz hatte, wollte ich nicht mit unbotmäßiger Gewalt vorgehen.

Allerdings hatte ich das im Bestand:

   

Fiel wohl mal von einer 59er Philetta de luxe ab. Trägt natürlich andere Bauteilenummern. Ob da trotzdem was geht ? Ich bin ja nicht umsonst Mitglied in einem Radiobastlerforum. Versuch macht kluch, allerdings schon mit etwas innerer Anspannung, denn bei einem Philips habe ich diese Operation noch nie vorgenommen; und so ganz identisch war es ja im Filtergehäuse nicht zwingend, das hatten meine Studien des Schaltplans der Spenderphiletta ergeben.

Also wurden zunächst bei den vorhandenen Ersatz-Doppelspulenfiltern, die FM zuzuordnen waren, alle Kerne vorsichtigst gangbar gemacht. Dazu wurden diese zuerst von Fett befreit, das im Spulenkörper über ihnen lagerte. Das Zeug ist nach über 60 Jahren zumeist extrem zäh. Dünnes Öl weichte 1 Tag ein, danach wurde ein möglichst passender Schraubenzieher genommen und mit dem Lötkolben tüchtig heiß gemacht. Einführen in den Kernschlitz, kurzen Moment warten, dann klappt's zumeist.

Nun wurden die Filter geöffnet und hinsichtlich bautechnischer Ähnlichkeit mit dem Schaltplan zu den Original-Saturn-Filtern begutachtet. eins davon gefiel auf Anhieb, bestückt allerdings mit Parallel-Kondensatoren von 15pF und 10pF. Andererseits, so der Gedanke des bastelnden Amateurs, werden diese Filter ja vorliegend auf 10,7 Mhz abgeglichen, sowohl bei der Spender-Philetta, wie beim Saturn.

Gedachtes Vorgehen: Probe aufs Exempel. Heißt, schadenfreie Demontage des Filters S42/S43, da lötösenseitig am besten zugänglich. Sodann Spenderorgan einsetzen:

   

Es ist das Filter links neben der EF41, mit der Nummer 121.0 . Noch waren ja die beiden Kerne verstimmt, da zwecks Gangbarmachung völlig verdreht.

Anlöten und Radio einschalten. Kurzzeitig war gar kein FM-Empfang vorhanden, das lag aber an einer durch mich zu behutsam ausgeführten Lötstelle. Danach konnte der UKW- 'Ortssender' bereits am gewohnten Ort gefunden werden. 
Selbst Abgleich nach Gehör brachte ein ausgezeichnetes Empfangsergebnis Smiley58  . Tatsächlich schloß sich die EM34 bei gleicher Postionierung des Radios auf der Werkbank und gleicher Antenne sodann bei meinem Testsender HR4, die hier etwas schwächer einfällt, etwas mehr, als zuvor mit dem nicht mehr abgleichbaren Defektfilter.

Sieht nach Erfolg aus, schaunwermal.
Längerer Probelauf folgt. Mal sehen, ob das Spenderorgan vom Radio angenommen wird. 

Hier abschließend die schadhafte Originalspule:


   

   

Ähnlich wie bei manchen Vorkriegsradios besitzt der Spulenkörper keine Gewindegänge, sondern die (zerbrochene) weiße Scheibe greift in die Gewindegänge des Kerns und führt diesen.
Man sieht auf den Fotos einen nach unten geklappten grünen Kondensator: das ist der Bandfilterkondensator in der Spule (56pF), hier weggeklappt, weil......ja, der Plastikkörper, der Spule und Lötösen trägt, hat tatsächlich hier unter dem Spulenkörper ein winziges Loch von ca. 1 mm Durchmesser. Somit konnte, da die Gewindeführung ohnehin zerbröselt war, der Kern mittels eines sehr dünnen Schraubenziehers nach oben geschoben werden. Er ist auf den Fotos sichtbar.

Im Optimalfall müsste ich nun die Gewindeführung reparieren und einen Kern von einem Spenderfilter einsetzen. Somit könnte das ehemalige S42/S43 das defekte Filter S47/S48 ersetzen, da beide ja baugleich sind, wie ich oben schrieb. Mal schauen, ob das geht.

Ich hoffe, der Bericht war nicht zu lang, aber ich denke, es sollte mal irgendwo dokumentiert sein.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#23
Weiteres zur Reparatur von Philips Micro-Bandfiltern siehe "Micro-Bandfilter".

Reparatur des Eingangs-Bandfilters beim A5X93A/01.

Weiterhin viel Erfolg!

Dietmar
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#24
(03.01.2020, 14:20)DiRu schrieb: Weiteres zur Reparatur von Philips Micro-Bandfiltern siehe "Micro-Bandfilter".

Reparatur des Eingangs-Bandfilters beim A5X93A/01.

Weiterhin viel Erfolg!

Dietmar

Vielen Dank, Dietmar ! Sehr interessant.
Ich hab's eben mal überflogen, muss mir das aber "in Ruhe" durchlesen und verinnerlichen. Es wurden dort, soweit ich bei kursorischem Lesen feststellte, keine UKW-ZF-Filter von Philips repariert, die sich im Aufbau von den AM-ZF-Filtern unterscheiden. Insoweit könnte mein Beitrag eine sinnvolle Ergänzung für den interessierten Leser darstellen, d.h. mit Deinen beiden links hätte der Leser hier das Gesamtspektrum der Philips Spulenfilter vor dem geistigen Auge.

Ich bin mittlerweile ein Stück weiter. Das zweite defekte Filter wurde ebenfalls wieder gangbar gemacht. War zuerst daran gedacht, den defekten Teil des Filters S42/S43 zu reparieren und dieses Gesamtfilter dann einfach gegen das Filter S47/S48 auszutauschen, so ging ich den zeitlich kürzeren Weg. Es war ja in beiden Filtern nur jeweils eine Hälfte defekt. Da S42/S43 in toto durch ein Philetta-Filter ersetzt worden war, blieb also eine intakte Spulenseite verfügbar. Diese entnahm ich und ersetzte damit den defekten Part von S47/S48.
Dieses Filter war allerdings von unten mehr 'zugebaut', so dass hier erst einmal freigelegt werden musste, bevor das Gesamtfilter entnommen werden, geöffnet werden und der Teiletausch vonstatten gehen konnte. Hat dennoch überraschend gut geklappt.

Einziger Wermutstropfen (mehr ein Wermutsmikrotröpflein): Eine wahrnehmbare Empfangssteigerung konnte hier nicht mehr registriert werden, d.h. der defekte, nicht mehr bewegbare Kern stand in seiner Optimalstellung.

Die ausgebauten, defekten Spulen harren nun ihrer Reparatur, das hat Zeit.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#25
Ich habe da noch ein Datenblatt zu den Philips Bandfiltern gefunden, das in diesem Zusammenhang interessant sein könnte.

   

Und hier noch die Meßwerte zu einem 460 kHz AM Bandfilter.

   

Gruß,
Dietmar
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#26
Zwischenzeitlich sind einige Tage vergangen, in denen der Saturn 54 im heimischen Wohnzimmer Platz nehmen durfte und im Alltagsbetrieb getestet werden konnte. Das 'neue' Bandfilter hat sich bestens bewährt.

Vorerst abschließende Arbeiten waren:
Die Heizspannung lag mir mit rund 6,9 Volt etwas zu hoch. Ein Vorwiderstand im Trafo-Eingang von 30 Ohm reduzierte auf moderate 6,65 Volt, was mir besser gefällt. Der Gerätetrafo hat keine 240 Volt-Stellung, sondern eine 245 Volt-Stellung. Das wäre etwas zu viel des Guten, da man ja auch die Anodenspannung im Blick halten muss..

Ferner war da noch das MA, die sehr matt gewordene EM34. Ein erster Versuch zu mehr Leben bestand darin, dem Schirm die Spannung vom Ladeelko zuzuführen, also ca. 270 Volt. Das sorgte für leichte Besserung, konnte indes keine Wunder bewirken.
Also kam der Gedanke an eine Kaskade ins Spiel. Ich bevorzuge hier keine Brachiallösungen, sondern plädiere in meinen Geräten stets für einen Spannungsaufwuchs auf 350 bis max. 400 Volt, nicht zuletzt, um die Aussteuerfähigkeit des Auges zu erhalten.


Die Kaskade war schnell gebaut, allerdings waren an hochspannungsfesten Kondensatoren nur welche zu 0,1 uF zur Hand: platziert wurde die Kaskade am Gleichrichter, der zwischen Trafo und Skala sitzt. Das MA liegt leider diametral entgegengesetzt am anderen Ende der Schallwand.
Das Ergebnis war bei gemessenen ca. 355 Volt recht befriedigend, auch in puncto Aussteuerfähigkeit.
Hatte nur einen Haken: wenn der UKW - Sender scharf gestellt war, ergab sich Modulationsbrumm. Hörbar nur bei Sprachdarbietungen, falls der Sprecher mal eine kurze Pause machte.

Da muss ich nochmal ran, ggf. die Kaskade anders anders anschließen. Frage: sind die gewählten Kondensatoren kapazitätsmäßig zu klein?
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#27
(06.01.2020, 16:19)klausw schrieb:   Frage: sind die gewählten Kondensatoren kapazitätsmäßig zu klein?

Hallo Klaus,
empfehlen würde ich dir ~470nF, damit kommt man deutlich über 400V. Hinsichtlich des Brumm müsste man ausprobieren.
Beste Grüße
Klaus
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#28
Hallo Klaus.

die Höhe der Spannung ist nicht das Problem. Auch mit den *kleinen* komme ich sehr hoch.

Angewendet habe ich die Kaskadenschaltung, die unser Forenkollege Semir hier beschreibt:
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...ra+kaskade

Ich habe zwischenzeitlich weiter experimentiert und mich ein wenig in den Aufbau des Geräts vertieft: Schaut man sich an, welche Abschirmorgien Philips bei den auf dem Chassis verlegten Leitungen betrieben hat, die teilweise diagonal durchs Radio verlaufen (z.B. vom Netzschalter zum Trafo), so wird deutlich, dass die Konstruktion brummanfällig ist. Die Kaskade birgt hier auf Grund der langen Leitungsführung natürlich ein weiteres deutliches Brummpotential. Also habe ich die Leitung von der Trafosekundärwicklung zum MA geschirmt, und siehe da, der Brumm hat sich drastisch vermindert.
Ich habe in dieser Noch-Versuchskonstruktion absichtlich eine sehr verbrauchte EM34 genommen, so dass 450 Volt Schirmspannung nötig wurden.

Das Optimum der "Entbrummung" ist aber noch nicht gefunden, hier heißt es experimentieren (wozu ich heute aber keine Lust mehr habe).
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#29
Das Radio spielt nun seit geraumer Zeit zur größten Zufriedenheit, aber da war ja noch eine Altlast offen.
Genauer gesagt: Die Reparatur der ausgebauten defekten Bandfilter mit vermurksten Kernen, also der Ersatz der gebrochenen Spulenkerne.


Hier nun einige Informationen zur Reparatur dieser Philips Mikrobandfilter.

Die Spulenkerne laufen nicht in einem Gewinde des Spulenkörpers, wie man das gemeinhin kennt, sondern der Spulenkörper trägt seitlich einen kleinen Schlitz, in den eine dünne Kunststoffscheibe verklebt wurde.  Diese Kunststoffscheibe ist ringförmig gestaltet, mit einer kleinen inneren Nase, die das Gewinde darstellt.
Hier ein Foto, auf dem es deutlicher wird. Ich baue die weitere Erklärung darauf auf:

   

Man sieht rechts im Bild zwei dieser Ringe. Jede Spule trägt nur allerdings nur einen Ring. 
Vereinfacht beschrieben hat das Ganze Ähnlichkeit mit einem großen G. Ich nenne ihn daher nachfolgend den "G-Ring". Der Querstrich des G ragt ins Innere des Spulenkörpers und führt den Kern.


Nun zur Reparatur eines Bandilters mit zerbrochenem Kern.

1) Man benötigt natürlich einen intakten Kern, das muss aber kein Philips - Kern sein. Der Durchmesser muss stimmen, das Gewinde darf ruhig anders geformt sein.

2) Der G-Ring muss entfernt werden, sonst kommt der defekte Kern nicht frei. Er ist in der Regel allerdings so fest verklebt, dass er beim Ausbau vermutlich zerbricht. Das ist alles sehr fragil.

3) Ist der G-Ring draußen, wird der Kern nur noch durch verklebtes Wachs gehalten. Man muss ihn also von unten nach oben ausschieben. Dazu den Kondensator des Bandilters nach unten wegklappen. Unterhalb des Kerns ist ein winziges Loch, durch das sich nun eine größere Nadel (Nähnadel  / Sicherheitsnadel) führen lässt, damit schiebt man den Kern nach oben.

   

Philips hat in puncto Reparaturfreundlichkeit nicht für Radiobastler gebaut, die sowas 66 Jahre später ersetzen wollen. Der defekte Kern hat gegenüberliegend also keinen Schlitz, so dass man ihn nur umzudrehen bräuchte. Daher wird ein Ersatzkern benötigt. Auf dem leider etwas unscharfen Foto seht Ihr den Schlitz im Spulenkörper und das Malheur, das passiert, wenn der Originalring sich nicht lösen lässt: er reißt ein Stück Plastik mit, so dass der Schlitz zu breit wird !  Dann muss aufgefüttert werden, also so geduldig und sorgsam wie nur möglich arbeiten !

4) Die ausgebauten G-Ringe sind, so nicht ohnehin beim Ausbau zerbrochen, morsch. Es empfiehlt sich eine Neuanfertigung. Das ist Fieselarbeit, für die man eine kleine Laubsäge mit scharfem Blatt braucht. Meist klappt es nicht beim ersten Mal.
Als Material bietet sich ein einigermaßen festes Weichplastik an. Die Dicke ist entscheidend, denn der Querstrich des "G" muss mit einigermaßen Druck in den seitlichen Schlitz des Spulenkörpers eingeführt werden und spielfrei sitzen. Ich habe dazu den Deckel einer Sprühdose als Material genommen und das G ausgesägt.

5) Nun wird der neue Kern eingeführt und probiert, ob geschraubt werden kann. Ggf. muss der G-Ring etwas fester gegen das Gewinde des Kerns gedrückt werden, oder, falls der Kern aufsitzt, so muss der G-Ring minimal aus dem Spulenkörper gezogen werden, damit das Gewinde in den G-Ring eingreifen kann.

6) Nun einige Male den Kern hoch und runter schrauben. Klappt's nicht, so hat man unpräzise gearbeitet und muss einen besseren G-Ring fertigen. Nichts für Radiobastler mit wenig Geduld. Läuft der Kern dagegen, so verklebt man den G-Ring leicht mit dem Spulenkörper, damit er nicht mehr wandern kann. Ich habe handelsüblichen Holzweißleim genommen.
Schaut nach oben auf das erste Foto, so seht Ihr links im Bild den Spulenkörper mit dem Ersatzkonstrukt.

7) Nun wieder den Kondensator des Filters in seine ursprüngliche Position zurückbiegen. Dann prüfen, ob der selbstgebaute G-Ring nicht zu breit wurde, also ggf. etwas zur Seite hin einkürzen, damit alles wieder ins Alugehäuse passt.


Das ganze war 2x zu erledigen, der zweite Spulenkörper ist auf dem obigen ersten Foto bereits im Alugehäuse verbaut.
Nun sollte das Filter wieder intakt und damit abgleichbar sein.

Da ich im Saturn 54 ein Ersatzbandfilter verbaut hatte, ging es hier um die Prüfung des Machbaren. Das gezeigte reparierte Filter wandert in einem Tütchen ins Gerät, damit bei Bedarf Ersatz unmittelbar verfügbar ist.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#30
Glückwunsch zum Ergebnis Deiner Fleißarbeit! Getestet hast den Filter aber nicht?

(13.03.2020, 19:29)klausw schrieb: Philips hat in puncto Reparaturfreundlichkeit nicht für Radiobastler gebaut, die sowas 66 Jahre später ersetzen wollen. Der defekte Kern hat gegenüberliegend also keinen Schlitz, so dass man ihn nur umzudrehen bräuchte. Daher wird ein Ersatzkern benötigt.

Kann man nicht auf den alten Kern, wenn man ihn schon am Stück heraus bekommt, einen neuen Schlitz aus 2k-Kleber o.ä. modellieren?
Gruß,
Uli
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#31
Hallo Uli.

Getestet habe ich das Filter (noch) nicht. Mir würden auch die Laboreinrichtungen fehlen, um die Filtergüte in Bezug auf das verwendete Kernmaterial vergleichen zu können. Wichtig war mir, wieder ein durchgängig abgleichbares Filter zu bekommen.

Schlitz modellieren: ja, das halte ich für möglich, deswegen werde ich die defekten Originalkerne auch verwahren.

Ziel der Übung war, die mechanische Funktionsweise eines dieser sehr verbreiteten Philips-Filter mal näher zu beleuchten, ein solches Filter wieder gangbar zu machen und dies hier zu dokumentieren, damit andere Sammler im Problemfall einen Lösungsansatz nachlesen können. Es kann altersbedingt nämlich durchaus passieren, dass man beim Abgleich zwar nicht den Kern zerbricht, aber den Kern durchstößt, weil der G-Ring versprödet ist. Ich meine, bei rm.org von einem solchen Fall gelesen zu haben.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#32
Sehr schön Klaus, ein hervorragender Beitrag. Und das über ein übles Thema: um die Philips-Mikrobandfilter macht jeder Reparateur einen weiten Bogen. Die Filter waren damals kein Problem, da Einwegware, nicht zur Reparatur vorgesehen. Dafür waren sie billig, gerade mal nachgeschaut, AM- wie FM-Filter kosteten 1965 als Ersatzteile je schlappe 2,70 DM. Also nichtmal die Hälfte einer EF 89. (Allerdings ging der Befstigungsbügel extra, für 30 Pfennige, eigentlich unverhältnismäßig teuer für ein Stück Federdraht...)

Nach deinen Beschreibungen wird so Mancher sich näher mit der Sache befassen, große Klasse.

"Mal sehen, ob das Spenderorgan vom Radio angenommen wird. " Coole Formulierung, muss ich mir merken!

VG Stefan
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#33
Danke Klaus,

danke für diesen ausführlichen Bericht, besonders zu den Instandsetzungsmöglichkeiten der Philips- Filter.


Ich habe hier noch einen Saturn von Philips mit 2 davon. Auf UKW ist die Empfindlichkeit mau, da werde
ich vielleicht doch mal an die Filter rangehen, angefangen beim unkomplizierteren Ratiofilter.

Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#34
Servus Hans,
Bei Philips Filtern sollte man nicht an den Filtern drehen. Die Spulenkörper sind i.d.R. nur auf dem inneren Sockel aufgeklebt. Es besteht die Gefahr das man beim drehen an den Kernen diese Spulen verdreht aber nicht den Kern. Dabei reissen dann die Wicklungsanschlüsse ab. Diese Philips Filter waren nicht für Neuabgleich bzw. Reparaturen vorgesehen, werksmässig eingestellt, erfüllten sie ihre Funktion. Bei Fehlern wurden sie damals aufgrund des geringen Preises durch Neue ausgetauscht. Ich habe gerade eine solche Aktion hinter mir. Bei einem Philips Stereo-UKW Chassis musste ich das Ratio Filter gegen ein Baugleiches austauschen (die Filter sind zum Glück alle gleich bei den Stereo Chassis). Bei einem versuchten Abgleich riss der Spulenkörper im Filter ab. Feierabend. Der Einbau eines Ersatzfilter aus einem Schrottchassis löste das Problem. Also aufpassen!
Gruss, Volker
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#35
"Diese Philips Filter waren nicht für Neuabgleich bzw. Reparaturen vorgesehen, werksmässig eingestellt, erfüllten sie ihre Funktion."

Sorry Volker, das ist völliger Unsinn. Selbstverständlich wurden die Philips-Filter in der Reparaturwerkstat abgeglichen, wie alle anderen Fabrikate auch. Sowohl in Radio- wie auch in Fernsehgeräten. Damals waren sie nur eben nicht 60 Jahre alt und fielen eben beim Abgleich nicht gleich auseinander. Bei Defekt wurden sie natürlich ausgewechselt, ebenfalls wie alle anderen Fabrikate auch.

Was glaubst du übrigens, warum Philips Abgleichanleitungen in die Servicepapiere gedruckt hat? Aus Langeweile?

VG Stefan
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#36
Servus,
Da die Filter nicht viel kosteten, wurden sie häufig ausgewechselt, auch deswegen weil neue Filter garantiert abgleichbar waren, während bereits Eingebaute  oftmals zu Schwierigkeiten führten. Das war auch eine Risikoabschätzung für dien Reparaturservice, ging der Abgleich des Eingebauten daneben, die Filter waren sehr empfindlich, hattest du die Schuld und musstest dann auf eigene Kosten ein Neues einbauen und hattest damit die doppelte bis dreifache Arbeitszeit, die dir niemand bezahlte. Der Reparaturservice wurde ökonomisch geführt und nicht mit Bastlermentalität, dazu gab es dann die Abgleichanleitungen, die garantierten, das diese neuen Ersatzteile ruckzuck  und mit grösster Sicherheit fein justiert werden konnten. Hier förderte Philips Monza diesen straff organisierten Reparaturservice nach dem Motto du bringst das Radio heute und kannst es morgen wieder abholen, diesen Service gibt es hier zumindest teilweise bis heute noch, wie es auch diesen Konzern noch gibt, die Anderen sind verschwunden. Was wohl auch daran lag, das Philips in jeder Hinsicht schon damals mit jedem halben Cent rechnete und Reparaturservice als reinen Verdrängungswettbewerb ansah. In deren Servicestützpunkten wurden auch andere Marken repariert, dauerte nur etwas länger und teurer, da ggf. "artfremde" Ersatzteile beschafft werden mussten. Der Reparaturservice war immer auf dem neusten Stand der Technik ausgerüstet, dafür sorgte die Mutter schon, auch die Mitarbeiter gingen regelmässig zur Schulung nach Monza, wobei aber auch kaufmännisches Verhalten auf dem Schulplan stand: Zeit ist Geld! Das galt damals wie heute und die weitgehend standardisierten Philips Filter in Grossserien produziert kosteten nicht einmal einen halben Appel geschweige den noch ein Ei dazu. Das waren Centartikel für den "Global Player" und Effizienz stand ganz oben. Ich habe selbst für diese Bude gearbeitet und kann ein Lied davon singen wie rigoros schon damals die Kostenbewertungen jedes einzelnen Service Mitarbeiters waren. Da wurde in Minuten abgerechnet und bewertet. Ein neues Filter war so schnell eingelötet und nachgeglichen, da hattest du bei dem Alten noch nicht einmal den roten Sicherungslack auf den Kernen sauber abgekratzt.
Wie gesagt, einer der vielen Gründe, warum es Philips heute noch gibt, die anderen Hersteller haben dicht gemacht.

Addendum, vielleicht interessant für Manche:
Ich habe selbst einmal damals in Holland  die Firma besichtigt in der das Vorprodukt (Filtergehäuse) herstellt wurde.
Das waren Alu Strangprofile, die kopfseitig in einer Stauchform gepresst wurden und gleichzeitig geschnitten wurden, das ging klack-sssing-klack und fertig war das Gehäuse, kopfseitig gestaucht und der Innenstempel hatte das Loch bzw die Löcher für die Spulen bereits sauberst vorbereitet. Das ganze ging quasi im Sekundentakt. Bei Philips hätte man einen Konstrukteur der ein schraubbares Blechgehäuse für Filter entworfen hätte, sofort in die Produktion geschickt um zu lernen. Die kleinen Filter wurden von oben gesteckt und mit einer Blechklammer gehalten und fertig war der Einbau. Die Montage der Spulen in die Gehäuse ging ebenso schnell, diie fertig gewickelten Pappspulen waren bereits auf dem Halter verklebt (Zulieferteil auch das), wurden in das Gehäuse gesteckt und punktmässig gebördelt, danach wurden die vorabgeglichen (das waren alles Frauenarbeitsplätze, die im Akkord arbeiteten) und kamen danach in die Verpackungshalle oder in die Produktion. Alles  mit genau festgelegter Zeit pro Stück.

   

Hier sieht man ein solches typisches Filterchen mit Strangprofil hergestellt von Philips, es ist ein defektes Ratiofilter, Spulenkörper sind auf dem Halter verklebt.
Gruss, Volker
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#37
(16.03.2020, 00:05)radio-volker schrieb: Servus Hans,
Bei Philips Filtern sollte man nicht an den Filtern drehen. Die Spulenkörper sind i.d.R. nur auf dem inneren Sockel aufgeklebt. Es besteht die Gefahr das man beim drehen an den Kernen diese Spulen verdreht aber nicht den Kern. Dabei reissen dann die Wicklungsanschlüsse ab. ...

Ich muss dies, nicht zuletzt da wir hier im "SATURN 54-Thema" sind, ergänzen.
Volker schreibt richtigerweise "i.d.R."
Die Filter des Saturn 54, deren Reparatur ich hier vorgestellt habe, sind NICHT in dieser Weise gefertigt, d.h. ihr Spulenkörper ist nicht auf den Sockel aufgeklebt, sondern der Kunststoffspulenkörper ist durchgängig gegossen.

Wann Philips dies über den Produktionszeitraum dieser Filter umstellte, ist mir nicht bekannt.
_____________

Gruß
klaus


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Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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