13.02.2020, 13:05
Hallo Freunde,
am 13. Mai dieses Jahres wird auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen an die Wiederinbetriebnahme des Senders Tegel vor 75 Jahren gedacht. Für manch einen von Euch ein wahrscheinlich unbekannter Sender und ein nicht so interessantes Datum. Daher möchte ich Euch diesen Sender hier mal näher vorstellen.
Vorab noch: Dieser Sender befindet sich in fast noch originalem Zustand im Senderhaus 2 in Königs Wusterhausen. Leider hatten vor Jahre mal Kupferdiebe wertvolle Senderteile entwendet.
Die Geschichte des Senders beginnt im Jahr 1933. Der Sender wurde als Ersatz für den am Funkturm gebauten Sender in Betrieb genommen. 1933 übertrug der Sender Tegel noch das Programm der Berliner Funkstunde AG. Ab 1934 wurde es dann der Reichssender Berlin. Später wurden alle deutschen Sender zum Großdeutschen Rundfunk vereinigt.
Die Programme wurden dem Sender Tegel über das Verstärkeramt vom "Haus des Rundfunks" zugeführt. https://www.visitberlin.de/de/haus-des-rundfunks
Dieses Gebäude steht ja noch heute in Berlin in der Masurenallee. Ein sehr imposanter Bau. Es ist ein sog. Poelzig-Bau. Dieses Gebäude wurde 1931 fertig gestellt und seiner Bestimmung übergeben. Es übertrug viele Jahre die Sendungen des SFB, danach kam es zum Zusammenschluss mit dem ORB in Brandenburg. Heute heißt die Anstalt bekanntlich RBB.
Auf dem Gelände des Haus des Rundfunks befand sich später dann noch ein Hochbunker. Von hier erfolgte bei Luftalarm der weitere Sendebetrieb. Er wurde dann ab 1944 ausschließlich über diesen Bunker bestritten.
In den letzten Apriltagen verstummte der Reichssender Berlin. Sowjettruppen besetzten den Sender Tegel. Das Funkhaus in der Masurenallee war äußerlich kaum beschädigt. Allerdings wurde die technische Inneneinrichtung durch abziehende Truppen der SS stark beschädigt. Die Übertragungswagen wurden für die Flucht der SS-Truppen kurzerhand beschlagnahmt. Das Senderkabel zum Sender Tegel war mehrfach stark beschädigt. Am 2. Mai besetzten dann Sowjetische Truppen das Funkhaus. Es sollte so schnell wie möglich wieder ein Sendebetrieb aufgenommen werden.
Deutsche Techniker, die sich noch im Funkhaus und im Hochbunker befanden sollten mit russischen Ingenieuren dafür sorgen. Was nun tun, alles war zerstört und somit unbrauchbar? Es wurde zunächst ein ehemaliger Übertragungswagen technisch wieder hergestellt. Er fuhr durch das zerstörte Berlin auf Umwegen (zerstörte Brücken) zum Sender Tegel. Das Programm wurde auf direktem Wege vom Ü-Wagen dem Sender zugespielt. Dazu schirmten sowjetische Soldaten das Areal um den Ü-Wagen ab, damit kein Krach in den Ü-Wagen gelangte, der noch nicht einmal mehr Glasscheiben besaß.
So konnte der Sender Tegel am 13. Mai wieder seinen Sendebetrieb aufnehmen. Die Sendung dauerte eine halbe Stunde und befaßte sich "mit der Befreiung vom Faschismus".
Mittlerweile gelang es dann sowjetischen Pionieren und deutschen Technikern wieder eine provisorische Kabelverbindung zum Sender Tegel herzustellen. So gelang es schließlich am 18. Mai ein öffentliches Konzert zu übertragen. Dies war wie ein Befreiungsschlag für die berliner Bevölkerung nach den schweren überstandenen Bombennächten. Allerdings kam es immer wieder zu Ausfällen, da das "Modulationskabel" immer wieder zerstört wurde. Entstörtrupps waren im Dauereinsatz, um das Kabel wieder zu reparieren.
Aber man wollte nun auch wieder Außenreportagen senden. Viele dieser erforderlichen Geräte waren verschollen oder zerstört. Man bediente sich zunächst der übrig gebliebenen Wehrmachtsfunkgeräte. Im Funkhaus selber wurden dann schon wieder Bandmaschinen zum Einsatz gebracht. Die in dieser Zeit sehr wertvollen Flaschenmikrofone (Neumann-Flasche) wurden nach Sendeschluß sorgsam verschlossen.
Am 5. Juni 1945 zogen die westlichen Alliierten in Berlin ein. Jetzt wurde der sowjetische Sendebetrieb zunehmend schwieriger. Berlin wurde 4 Sektorenstadt. Das Funkhaus lag nun im britischen Sektor. Der Sender Tegel stand im französischen Sektor und das zuständige Verstärkeramt lag im amerikanischen Sektor.
Es kam zu ersten richtigen Spannungen zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetischen Besatzungsmacht. Die französische Besatzungsmacht monierte, dass der Sender Tegel mit seinem hohen Sendemast den Flugbetrieb beeinträchtigt. So kam es, dass am 16.12.1948 der hölzerne Sendemast und der im Bau befindliche Stahrohrmast gesprengt wurden. Nun plötzlich war der ostdeutsche Berliner Rundfunk ohne Sender.
Sowjetische Techniker bauten dann den Sender Tegel ab. Seitdem befindet sich dieser Sender im Sendehaus 2 in Königs Wusterhausen.
Dieser 100 KW-Sender trägt den Namen "Sender21"
Wie ging es weiter mit dem Funkhaus in der Masurenallee? Die Lage für die Rundfunkmitarbeiter wurde zunehmend schwieriger. Um ihre Arbeit aufzunehmen mußten sie vor Dienstantritt im britischen Sektor zum Funkhaus und nach Dienstschluss wieder in den russischen Sektor. Die Spannungennahmen zur Berlin-Blockade zu. Die Briten riegelten das Funkhaus ab. Es kam kein Mitarbeiter mehr ins und auch kein Mitarbeiter mehr aus dem Funkhaus.
Mittlerweile wurde aber das Funkhaus für den Ost-Rundfunk in der Nalepastraße bezugsfertig, so dass die Sendungen dann von dort aus vorgenommen wurden. Das Funkhaus in der Masurenalle wurde dann von den Sowjets offiziell an die 3 westlichen Besatzungsmächte übergeben. Wieder war das Funkhaus stark verwüstet.
Aber das ist nun eine andere Geschichte.
am 13. Mai dieses Jahres wird auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen an die Wiederinbetriebnahme des Senders Tegel vor 75 Jahren gedacht. Für manch einen von Euch ein wahrscheinlich unbekannter Sender und ein nicht so interessantes Datum. Daher möchte ich Euch diesen Sender hier mal näher vorstellen.
Vorab noch: Dieser Sender befindet sich in fast noch originalem Zustand im Senderhaus 2 in Königs Wusterhausen. Leider hatten vor Jahre mal Kupferdiebe wertvolle Senderteile entwendet.
Die Geschichte des Senders beginnt im Jahr 1933. Der Sender wurde als Ersatz für den am Funkturm gebauten Sender in Betrieb genommen. 1933 übertrug der Sender Tegel noch das Programm der Berliner Funkstunde AG. Ab 1934 wurde es dann der Reichssender Berlin. Später wurden alle deutschen Sender zum Großdeutschen Rundfunk vereinigt.
Die Programme wurden dem Sender Tegel über das Verstärkeramt vom "Haus des Rundfunks" zugeführt. https://www.visitberlin.de/de/haus-des-rundfunks
Dieses Gebäude steht ja noch heute in Berlin in der Masurenallee. Ein sehr imposanter Bau. Es ist ein sog. Poelzig-Bau. Dieses Gebäude wurde 1931 fertig gestellt und seiner Bestimmung übergeben. Es übertrug viele Jahre die Sendungen des SFB, danach kam es zum Zusammenschluss mit dem ORB in Brandenburg. Heute heißt die Anstalt bekanntlich RBB.
Auf dem Gelände des Haus des Rundfunks befand sich später dann noch ein Hochbunker. Von hier erfolgte bei Luftalarm der weitere Sendebetrieb. Er wurde dann ab 1944 ausschließlich über diesen Bunker bestritten.
In den letzten Apriltagen verstummte der Reichssender Berlin. Sowjettruppen besetzten den Sender Tegel. Das Funkhaus in der Masurenallee war äußerlich kaum beschädigt. Allerdings wurde die technische Inneneinrichtung durch abziehende Truppen der SS stark beschädigt. Die Übertragungswagen wurden für die Flucht der SS-Truppen kurzerhand beschlagnahmt. Das Senderkabel zum Sender Tegel war mehrfach stark beschädigt. Am 2. Mai besetzten dann Sowjetische Truppen das Funkhaus. Es sollte so schnell wie möglich wieder ein Sendebetrieb aufgenommen werden.
Deutsche Techniker, die sich noch im Funkhaus und im Hochbunker befanden sollten mit russischen Ingenieuren dafür sorgen. Was nun tun, alles war zerstört und somit unbrauchbar? Es wurde zunächst ein ehemaliger Übertragungswagen technisch wieder hergestellt. Er fuhr durch das zerstörte Berlin auf Umwegen (zerstörte Brücken) zum Sender Tegel. Das Programm wurde auf direktem Wege vom Ü-Wagen dem Sender zugespielt. Dazu schirmten sowjetische Soldaten das Areal um den Ü-Wagen ab, damit kein Krach in den Ü-Wagen gelangte, der noch nicht einmal mehr Glasscheiben besaß.
So konnte der Sender Tegel am 13. Mai wieder seinen Sendebetrieb aufnehmen. Die Sendung dauerte eine halbe Stunde und befaßte sich "mit der Befreiung vom Faschismus".
Mittlerweile gelang es dann sowjetischen Pionieren und deutschen Technikern wieder eine provisorische Kabelverbindung zum Sender Tegel herzustellen. So gelang es schließlich am 18. Mai ein öffentliches Konzert zu übertragen. Dies war wie ein Befreiungsschlag für die berliner Bevölkerung nach den schweren überstandenen Bombennächten. Allerdings kam es immer wieder zu Ausfällen, da das "Modulationskabel" immer wieder zerstört wurde. Entstörtrupps waren im Dauereinsatz, um das Kabel wieder zu reparieren.
Aber man wollte nun auch wieder Außenreportagen senden. Viele dieser erforderlichen Geräte waren verschollen oder zerstört. Man bediente sich zunächst der übrig gebliebenen Wehrmachtsfunkgeräte. Im Funkhaus selber wurden dann schon wieder Bandmaschinen zum Einsatz gebracht. Die in dieser Zeit sehr wertvollen Flaschenmikrofone (Neumann-Flasche) wurden nach Sendeschluß sorgsam verschlossen.
Am 5. Juni 1945 zogen die westlichen Alliierten in Berlin ein. Jetzt wurde der sowjetische Sendebetrieb zunehmend schwieriger. Berlin wurde 4 Sektorenstadt. Das Funkhaus lag nun im britischen Sektor. Der Sender Tegel stand im französischen Sektor und das zuständige Verstärkeramt lag im amerikanischen Sektor.
Es kam zu ersten richtigen Spannungen zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetischen Besatzungsmacht. Die französische Besatzungsmacht monierte, dass der Sender Tegel mit seinem hohen Sendemast den Flugbetrieb beeinträchtigt. So kam es, dass am 16.12.1948 der hölzerne Sendemast und der im Bau befindliche Stahrohrmast gesprengt wurden. Nun plötzlich war der ostdeutsche Berliner Rundfunk ohne Sender.
Sowjetische Techniker bauten dann den Sender Tegel ab. Seitdem befindet sich dieser Sender im Sendehaus 2 in Königs Wusterhausen.
Dieser 100 KW-Sender trägt den Namen "Sender21"
Wie ging es weiter mit dem Funkhaus in der Masurenallee? Die Lage für die Rundfunkmitarbeiter wurde zunehmend schwieriger. Um ihre Arbeit aufzunehmen mußten sie vor Dienstantritt im britischen Sektor zum Funkhaus und nach Dienstschluss wieder in den russischen Sektor. Die Spannungennahmen zur Berlin-Blockade zu. Die Briten riegelten das Funkhaus ab. Es kam kein Mitarbeiter mehr ins und auch kein Mitarbeiter mehr aus dem Funkhaus.
Mittlerweile wurde aber das Funkhaus für den Ost-Rundfunk in der Nalepastraße bezugsfertig, so dass die Sendungen dann von dort aus vorgenommen wurden. Das Funkhaus in der Masurenalle wurde dann von den Sowjets offiziell an die 3 westlichen Besatzungsmächte übergeben. Wieder war das Funkhaus stark verwüstet.
Aber das ist nun eine andere Geschichte.
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.