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Russischer UKW-Empfänger P-323
#1
Hallo liebe Leute,

Ich habe ihn zwar schon einige Jahre, aber heute möchte ich doch mal meinen russischen UKW-Empfänger "P-323" (Deutsch: R-323) vorstellen.
Es ist militärisches Gerät, oder zumindest ehemaliges militärisches Gerät, denn ich denke, das es nirgendwo mehr kommerziell benutzt wird.
Im Gegensatz zu vielen militärischen Funkgeräten, kann man mit diesem Gerät tatsächlich noch einiges anfangen, da es auch den UKW-Hörrundfunkbereich bis 100 MHz abdeckt.

Aber zuerst mal einige technische Daten:

Hersteller: Aleksandrov Radio Works (ARZ)
Modell: Tsifra P-323
Baujahr: ca. 1970
Röhrenbestückung: 28 (1Ж29Б 1Ж24Б)
Transistorbeastückung:  2 (П216Б)
Stromversorgung: 2,5 Volt
Wellenbereiche: "UKW" 20 - 100 MHz in vier Bereichen
Bedienelemente: Lautstärke, Abstimmung, Wellenbereichsumschaltung, Antennenanpassung, Betriebsart, Verstärkungsregelung, Skalenbeleuchtung, Eichtaste, Skalenkorrektur.
Gehäuse: Aluminiumguss
Besonderheiten: Spritzwassergeschützt.
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Stromversorgung 2,5 Volt, Kontrollinstrument Batteriespannung.
Abmessungen: 225 x 270 x 370 mm
Gewicht: 14,5 Kg

Es ist der "große Bruder" von meinem gleichartigen Kurzwellenempfänger R-326 und schließt sich nahtlos an dessen Frequenzbereich an.
Der 323 ist äußerlich baugleich mit dem 326, aber klar, die Frequenzen sind anders und die Bedienelemente teilweise auch.

Aber erstmal Fotos:

   
Äußerlich nicht so schön erhalten wie mein 326, aber man musste damals wie heute schon froh sein, ein komplettes Gerät zu erwischen. Meist fehlt die Frontabdeckung, auch Geräte ohne Akkufach wurden/werden angeboten.

   
So ist die Frontabdeckung und das Akkufach auch nicht farblich passend und die Beschreibung in der Abdeckung auch in (ich glaube) Ungarisch, aber naja wie gesagt, besser als nix.

   
Die Bedienelemente sind ganz links von oben nach unten: Schalter Beleuchtung Feinskala, darunter: Antennbuchse, darunter die hellere Schlitzschraube: Antennenanpassung,
darunter: Ausgangsbuchse 1. Zwischenfrequenz.
Oben Mitte: Feinskala, die Schlitzschrauben links und rechts davon ihre Korrektureinstellungen, einmal elektrisch, einmal mechanisch. Die schwarze Taste unter dem Typenschild: Eichtaste.
Mitte links die Grobskala mit dem legendäre NASTROIKA-Feintrieb zur Abstimmung, das hintere Handrad mit den groben Griffmulden ist zur Skala 2:1 übersetzt und das vordere fein geriffelte, ist mit 60:1 übersetzt. Somit ist eine sehr feinfühlige Abstimmung möglich.
Rechts daneben der Betriebsartenschalter, er stet im Moment auf F3 breit, dann im Uhrzeigersinn: F3 mittel, A3 mittel, A3 schmal, A1 mittel, A1 schmal, A1 schmal mit BFO, Eichen.
Rechts daneben der Schalter für die automatische Verstärkungstregelung: ein/aus.
Der große Knebel neben dem Notitzschildchen ist die Bereichsumschaltung der vier Empfangsbereiche: 20-38, 38-56, 56-84, 84-100 MHz.
Unten von links: NF-Leitungsausgang (oder zweiter Kopfhörer), Erdbuchse, Kopfhöhrer, Lautstärkeregler.

   
Hier mal ein Foto der Skalen im Betrieb, 100%ig kriege ich die Feinskala nicht korrigiert, mein "Haussender NDR2" mit 98,5 MHz, liegt knapp daneben. Ich könnte das irgendwie ändern, aber mir reicht das eigentlich so.

   
Da das Gerät russische Antennbuchsen hat und nicht wie viele andere auf PL-Buchsen umgebaut wurde, ist nützliches Antennenzubehör natürlich von Vorteil.
Dieser Adapter stellt die Verbindung von der Antennenbuchse zu den diversen verfügbaren Antennen her.

   
So wird er mit dem Empfänger verbunden, dann lassen sich alle originalen russischen Antennen anschließen. In meinem Fundes befinden sich auch alle vorgesehenen Antennen, angefangen von der 1,5-Meter Kulikov, 4-Meter Stabantenne und 15 Meter Langdraht. Auch ein 10 Meter HTM-10 Teleskopmast mit aufgesetzter "Sputnik"-Antenne ist in meinem Besitz und wird auch gelegentlich benutzt.

   
Hier mal als Beispiel mit der legendären Kulikov-Antenne.

   
Diese Antenne lässt sich platzsparend aufwickeln, indem ein innerer Spanndraht entlastet wird.
Die Antenne passt an alle möglichen russischen Geräte und Fahrzeuge.

Einige Bilder vom inneren Aufbau, im Prinzip ähnlich zum 326, aber wie oben schon geschrieben hat der 323 sage und schreibe 28 Röhren, da ist dann doch einiges anders.

   
Einige Röhren... Wink

   
Trommelkanalwähler mit weiteren Röhren...

   
Kontaktsatz, sogar mit Röhre durch die Abschirmwand...

   
Heckbereich mit weiteren Röhren...

Unlängst konne ich nach längerer Suche noch das originale stabilisierte Netzgerät für den 323 und 326 aus der Kleinanzeigenbucht fischen.
Diese Netzteile sind seltener als die Empfänger selbst und dementsprechend teuer. Somit habe ich mich mich sehr gefreut, eins für unter 50 Euro ergattern zu können. Nicht im allerbesten optischen Zustand, aber voll funktionsfähig und mit heilem 2,5 Volt Stecker, der auch meist kaputt ist.

   
Oben in der Mitte auf dem schwarzen Kühlkörper der Längsregeltransistor, er wird im Betrieb auch merklich warm, obwol die 323 und 326 nur etwa 1,4 Ampere ziehen.

   
Es scheint eine für die NVA (Nationmale Volks Armee) angepasste oder umgebaute Varinte mit deutscher Beschriftung zu sein, die rein russischen sehen anders aus, haben aufgenietete Schildchen und andere Beschriftung und durchaus auch eine andere Anordnung auf der Frontplatte mit anderer Erdbuchse.

Hier noch ein Bild beider Geräte in trautem Einklang wubsmiley .
   

Die Empfangsleistung des R-323 ist hervorragend, nicht mit einem "normalen Radio" zu vergleichen. UKW-DX ist mit einer normalen Teleskopantenne kein Problem. Kommerzielle Gerätschaft halt.
Die Audioqualität ist natürlich nicht berauschend, aber dafür ist das Gerät ja auch nicht gemacht.


Viele Grüße und sorry wegen dem "Roman",

Axel  Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#2
Danke fürs zeigen. Wusste gar nicht, dass es diese Ausführung für sage und schreibe 20...100MHz gab. Ist bekannt, wofür die genau eingesetzt wurden (Truppenteil)?
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#3
Hallo Axel,
vielen Dank für den interessanten Beitrag  Smiley32
---
Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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#4
Das R323 wurde u.a. zur Funkaufklärung eingesetzt.
Truppenteile waren z.B. die FuFuTak`s der Aufklärungsbataillone innerhalb der NVA.

Gruß
Mario
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#5
Danke, das erklärt dann auch den Frequenzbereich und warum ich den R-323 nicht kannte.
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#6
Hallo, nur mal ne neugierige Frage,

bei Hoffmanns Trachtentruppe war ich Funker.
Die meisten Kisten arbeiteten mit Schmalband-FM.

War das beim R 323 auch so? Ich frage deswegen, weil das Teil ja bis 100MHz laufen soll.

Dann kann man ja spassenshalber ausprobieren, wie ein FM-Radio mit NBFM und ein Schmalbandreceiver mit Breitband-FM umgeht. VG Micha
Viele Grüsse, Micha

Ich wohne am deutschen Elbkilometer 358 westelbisch ... und genieße die Natur ... die Röhrentechnik zeigt, dass sich der Strom nur von Minus nach Plus bewegt ... und damit die echte technische Stromrichtung erkennbar macht ... dem Praktiker sind jedoch die irren Halbleiterstrompfeile egal








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#7
Hallo zusammen,

Erstmal vielen Dank für die weiterführenden Infos. Ich wusste auch nicht wo die Geräte Verwendung fanden, aber Funkaufklärung macht wohl Sinn.
Ich hatte mal irgendwo gelesen, das die 326 und 323 lange Zeit als geheim eingestuft waren. Aber ob es stimmt?


@Micha:

Also ich habe eine funktionierende R-105 (30-46 MHz) und eine R-109 (21-28 MHz) in meinem Besitz. Theoretisch könnte ich also irgendwo in der Botanik ausprobieren, wie die Geräte sich vertragen. Ich werde aber mit den Geräten lieber nicht senden...

Aber warum sollte das nicht funktionieren? Warum sollte ein breitbandiger Empfänger einen schmalbandigen Sender nicht empfangen können?


Viele Grüße,

Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#8
Axel, mach nicht solch Aufwand, so wichtig ist es nicht, dass Du dir die Finger mit Senden verbrennst. Den R105, 123 und 126 hatten wir damals beim Wickel, alles NBFM und alles unterhalb von Band II. War nur ne Frage, es lohnen jedoch keine Experimente, wo Du plötzlich Besuch mit antennenbestückten Lieferwagen kriegst.

Anscheinend gabs damals im Zoniland pauschale Genehmigungen, im Rahmen von paramilitärischer Ausbildung oder als Wehrdienstpflichtiger auch als Ottonormalbürger mal straflos auf die Sendetaste drücken zu dürfen.

Leider ist es mir nicht gelungen, eine Kulikowantenne hochzuziehen, sehr ärgerlich.

VG Micha
Viele Grüsse, Micha

Ich wohne am deutschen Elbkilometer 358 westelbisch ... und genieße die Natur ... die Röhrentechnik zeigt, dass sich der Strom nur von Minus nach Plus bewegt ... und damit die echte technische Stromrichtung erkennbar macht ... dem Praktiker sind jedoch die irren Halbleiterstrompfeile egal








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#9
Hallo Axel, solides Gerät und technischer Zeitzeuge. Ist unbedingt erhaltenswert.
Empfangsversuche kann man im CB-Funk-Bereich mit einem CB-Funk-Gerät als Sender machen ohne illegal zu werden.
Wenn ich die Frequenzmodulation richtig verinnerlicht habe so sind Frequenzhub (Bandbreite) und Lautstärke voneinander abhängig.
So sollte ein Breitbandempfänger einen Schmalbandsender nur sehr leise wiedergeben trotz ausreichender
Empfangs-Feldstärke.
Ist also einen Versuch wert dies zu überprüfen.

Die Geräte R105-M oder R109 haben ein stämmiges Gewicht.
14 kg ist beachtlich. Da weiß man wie schwer funken ist.
Bei 1 Watt Sendeleistung ist das Gerät nur als taktisches Funkgerät geeignet, besonders bei der Verwendung der Kulikowantenne. Das war zu meiner Zeit eine Menge Aluminiumrollen, hohl ausgebohrt und auf ein Stahlseil gefädelt.
Eine Feder und ein Spanner und es wurde aus dem Schweineschwanz eine flexible Antenne. Die hatte dann eine Länge von ca. 1,7 m. Damit konnte man vom Kopf einer Fahrzeugkolonne mit dem Schlussfahrzeug Kontakt halten, mehr nicht.
Die im Begleitpapier genannte Reichweite von 30 bis 40 km war nur mit einer längeren Antenne, gesondert abgestimmt und auf erhöhtem Standort platziert, zu erreichen.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#10
Photo 
Hallo Manfred,

Genauso sieht es aus. Smile
Die R-105 ist mir mal recht billig untergekommen und sollte zur Deko in meinem UAZ dabei sein.
Da man damit aber nicht so Recht was anfangen kann, hatte ich mich dann später um die 109 bemüht, weil sie ja CB kann.

Probiert hatte ich das damals auch mit einem CB Funkgerät, aber nur allein in der Wohnung.
Wie laut oder leise es war, weis ich nicht mehr, aber es ging definitiv recht gut.
Aber Spaß macht das auf jeden Fall, ich muss mal schauen wann mal wieder ein Treffen ist, wo kein Fahrgelände ist. Dann baue ich das mal auf mit dem CB-Gerät als Sender auf. Viele Besucher sind immer sehr interessiert schon allein wenn zwei Feldtelefone in Aktion sind.

Kulikovantenben habe ich mehrere, es gibt auch Verlängerungsstäbe dafür.
Es gibt auch Dienstvorschriften, bei welcher Frequenz wieviel Stäbe hinzuzufügen sind.
Aber in Bewegung war wohl immer nur die Kulikov allein vorgesehen.

Ist schon ein imposanter Anblick mit dem aufgebauten HTM-10 am UAZ. Mir wird beim Ausfahren des Mastes mit der Sputnik-Antenne schon immer recht mulmig.
Im Vordergrund eine Mini-Whip am 4-Meter Mast, hinten eine Kulikov. Die ist "Pflicht" zur Deko an unseren Fahrzeugen... Wink
   


Viele Grüße,

Axel  Smile
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#11
Hallo, Axel,
Es ist erstaunlich was für interessante Geräte du findest. Ich kenne mich zwar mit Militärgeräte nicht aus,aber ich finde das Aussehen sehr faszinierend. ...und lese gern weier.
Gruß,
Ivan
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#12
(11.04.2020, 22:13)hardware.bas schrieb: Anscheinend gabs damals im Zoniland pauschale Genehmigungen, im Rahmen von paramilitärischer Ausbildung oder als Wehrdienstpflichtiger auch als Ottonormalbürger mal straflos auf die Sendetaste drücken zu dürfen.
Dazu  meine ich: Die ZF der  SW-Fernsehgeräte liegt zwischen 32 und 38 MHz. 
Wenn sich  Otto Normal über Empfangsstörungen, besonders russische Sprachfetzen beschwert hat, dann hatte es keinen Sinn dem nachzugehen. Betrachtet doch mal den R 105  und seinen Frequenzbereich.
Eine  Kaserne in der Nähe? Eine Fahrzeugkontrolle im Vorbeimarsch? Wo  will man anfangen und wo aufhören?
Im Nordosten, Pasewalk/ Ückermünde wurde Fernsehen im Band  1, also bei 50 MHz, empfangen. 
Ist heute zugelassen für den Afu-Bereich. 
Der Funkmessdienst hatte seine Berechtigung  beim Aufspüren von dauerhaften Störern. 
Motoren ohne Entstördrosseln/Kondensatoren oder Eigenbauten von  Radio- und Fernseh-Empfangsteilen wo die  Oszillatorfrequenz wegen fehlender Vorstufe frei abgestrahlt wurde.

Dem R 323 eine passende Antenne gegönnt, richtig abgestimmt,  und der macht dann spitze  Ohren. Dafür war der gedacht.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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