Hersteller: Philips
Typ: Aachen
Modell: 57 AU
Baujahr: 1937
Röhrenbestückung: AF3, AK2, AF3, ABC1, AM2, AZ7, AL4, AZ1
Stromversorgung:Nur Wechselspannung
Wellenbereiche:Kurz - Mittel - Langwelle
Bedienelemente:Monoknop
Gehäuse: Nussbaum
Besonderheiten:Klappskala
Hallo Freunde,
was macht man in Zeiten Corona's? Richtig man repariert und überholt seine alten Radios.
Heute geht es um einen Philips-Aachen 57 AU. Dieses ist ein tolles Gerät mit vielen Besonderheiten. Ich kenne diese Radios gut und bin immer wieder von deren Leistungsfähigkeit begeistert. Kein wunder, handelt sich doch hier um einen Vorstufensuper.
Aber Achtung, wem dieses Gerät gefällt. Die sind nicht so ganz einfach. Es gibt unzählige Kniffe, also Philipstypisch. Werden die nicht angewandt, dann besteht die Gefahr, dass man nicht viel Freude an seinem Gerät hat.
Ich hatte damals länger nach solch einem Gerät gesucht. An Bäumen wachsen die leider auch nicht mehr. Durch die seltene Einknopfbedienung sind diese Radios sehr begehrt.
Auch wird von vielen Sammlern die bewegliche Klappskala begehrt. Aber genug des Lobes. Auch bei diesen Geräten gibt es Schattenseiten. Einzelheiten dazu dann später.
Diese Radios besitzen Seilzüge, richtige Bowdenzüge. Zur Skala, zur Wellenbereichsanzeige, zum Tonregler und zum Lautstärkeregler. Wie beim auto sind diese Seilzüge schön verbaut und die innenliegenden Seile bewegen z. B. den Skalenzeiger. Wie aber nun solch ein Chassis ausbauen? Bloß niemals die Seilzüge aushängen und das Skalenseil lösen!!!! Ein alter Radio und Fernsehmeister erklärte mir damals, wenn man es weiß, ist es ganz einfach. Man schraubt den Skalenkopf von innen ab und nimmt ihn komplett heraus. Und tatsächlich. So ist die Demontage recht einfach.
Nachdem alles ausgebaut wurde, entnimmt man aus dem Skalenkopf die empfindliche Glasskala. Nun kommt eine weitere Schattenseite dieser schönen Radios zu Tage: Erschreckt Euch nicht, wenn ihr die Kabel seht. Um solch ein Radio technisch zu überholen muss man vor Beginn die sämtlichen Kabel ersetzen. Es sind gummikabel und nach über 80 Jahren müssen die erneuert werden. Es würde sonst gefährlich.
Auf den ersten Blick mag man denken, die sind ja alle gelb. Nein, sind sie nicht. die sind nur verblichen. So viele Kabel in unterschiedlichen Farben hat man ja kaum. Aber mir viel dazu etwas ein. Von meiner Autohaus-Zeit habe ich noch einen KFz-Kabelbaum liegen. Der entstammt damals einem Neuwagen, der massive Elektrikprobleme hatte. Schöne Begleiterscheinung: Bedingt durch das Alter waren die vielen bunten Kabel schon etwas blass. Aber sonst, genau das Richtige. Natürlich nur die dünnen Kabel!
Ich brauchte schon einige Stunden mit der Kabelgewinnung. Aber ich hatte viele bunte Kabel. So begann ich zunächst mal mit der Fehlerfeststellung. Mit einem guten Gefühl sah ich sofort, an diesem Gerät wurde professionell gearbeitet. Dies wohl in der ehemaligen DDR. Im Gerät befinden sich RFT-Teerkondensatoren (alle mit Datum 1950) und sogar einige von den guten tropenfesten Kondensatoren (die weißen).
Was mich positiv stimmt: In diesen Radios wurden die Potis für Klangfarbe und Lautstärke mit Seilzügen bedient. Bei allen Geräten dieser Ausführungen haben die inneren Schleifbahnen schlechten Kontakt mit den Reiben. Teilweise fällt durch Wackelkontakt der Ton komplett aus. Wie bei Philips üblich, sind die Pertinaxplatten mit den Gehäusen rundum verbörtelt. Diese Gehäuse zu öffnen und hinterher wieder zu verbörteln, das schaffen nur Experten. Entweder beschädigt man das Gehäuse oder man wird ärgerlich und reißt den gesamten Aufbau kaputt. An solche Poti's zu kommen ist fast unmöglich.
Aber nun kenne ich ja die Geschicklichkeit der DDR-Schaffenden. Man sieht es deutlich, beide Poti's wurden geöffnet und auch wieder sehr ordentlich verschlossen. Später beim Probelauf stellte ich zwar leichte Kontaktprobleme fest. Aber die waren mit Kontaktspray schnell zu beseitigen.
Worauf man noch achten sollte: Diese Geräte haben Flüssigelko's. Falls noch Flüssigkeit darin befindlich sein sollte, auslaufen lassen. Dieses Zeug versaut Chassis und Bauteile. Übrigens, wenn es darin plätschert, sind die Elko's sowieso defekt. Die zähe Flüssigkeit hat sich dann nämlich zersetzt.
In meinem Radio habe ich die abgehängt und durch Neuware unter dem Chassis ersetzt.
Nun sollten die Röhren geprüft werden. Sie kamen nach und nach ins RPG. Alle Röhren, obwohl teilweise noch original, hatte gute Werte. Leider die beiden zu DDR-Zeiten ersetzen AF3 und AF7 nicht. Komischer Weise hatte die Emissionen nahe der Null. Also völlig defekt. Naja und das mag. Auge ist schlapp. Ausgerechnet eine AM2. Diese Röhren sind sehr selten.
Nachdem die Röhren nur geprüft und deren Kontakte gereinigt wurden, sollte der Netztrafo geprüft werden. Auch hier waren die Zufuhrkabel alles andere als Vertrauen erweckend. Als Erschwernis kam hinzu: Es fehlt die Steckplatte und der Gerätestecker für den Netzanschluß. Unsere 3-D-Experten können viel, aber diese filigranen Stecker lassen sich mit Sicherheit nicht nachfertigen. Zu DDR-Zeiten wurde die Steckplatte umgearbeitet und das Radio bekam einen Direktanschluß. Auch davon dann mehr.
Was ich jetzt schildere, sollte man an sich nicht nachmachen. Das Gerät wurde ja mit Stand Anfang 50 nochmal spielklar gemacht. Elko's und die Rft-Teerkondensatoren haben es mit sicherheit hinter sich und dann die bösen Gummikabel. Ich bin ja eigentlich im technischen Bereich soweit firm, dass ich die Gummikabel sofort hätte ersetzen können. Aber setzt man ein Kabel falsch, schon ist die gesamte Funktion des Radios dahin. Ich ging also hin und öffnete die gesamten Kabelbäume. Die teilweise blank liegenden Drähte wurden entweder soweit getrennt, dass sie sich nicht berühren konnten. Unvermeidliche Stellen wurden isoliert.
Also nochmal: Hier äußerste Vorsicht!!!!!
Das Gerät summte zwar, aber an empfang war nicht zu denken. Na klar, der Wellenschalter mußte gereinigt werden. Nach einwirkzeit des Kontaktsprays dann eine "Schaltorgie" und - das Gerät spielte. Zwar mit einschränkungen, aber es spielte. Was kommt dann als Nächstes? Tausch der Kondensatoren oder erst die kabel?
Nein, erst die Kondensatoren. Es gab keinen Zweifel, die 50 er Jahre Teerkondensatoren von RFT haben es hinter sich. Ich verwendete sie größten Teil weiter, aber nur die Hüllen. Sie wurden mit neuen kondensatoren versehen und die Hüllen verschlossen. Noch ein Hinweis, die tropenfesten kondensatoren sind so hochwertig, die müssen nicht ersetzt werden. Allerdings sind sie mit seitlichen Metallplatten verschlossen, so dass man sehen muss, dass es bei der Enge keine Berührungen gibt. Oh, war das ein Hörgenuß nach dem Kondensatortausch! Das machte jetzt schon Spaß. Und schon müssen die Kabel ersetzt werden. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Ich begann am Netztrafound arbeitete mich in die Hf vor. Zum Schluß kam der Kabelbaum vom mag. Auge.
Diese Arbeiten dauerten am längsten. Aber auch diese Arbeit ist erledigt.
Leider muss bei der früheren Reparatur des Gerätes ein Mißgeschick passiert sein. So ist die Strebe des Skalengehäuse gebrochen. Ebenso fehlt der empfindliche Zeiger aus Glas. hier wurde ein Stück Draht als Zeiger verwendet. Ich hatte Glück, der Detlef (Radionar) hatte noch solch einen Zeiger im Original. Hier mal erste Bilder.
Hier das komplette Gerät - ja, viel Arbeit!
Nichts Neues, die brüchigen Gummikabel. Leider ein Philips-Problem.
Hier zu sehen, die Reparatur muss in der ehemaligen DDR erfolgt sein.
So ein Glück - überholte Poti's
Schade drum. 2 defekte Röhren vom Röhrenwerk Mühlhausen.
Der Zeigerersatz. Hier habe ich wieder einen originalen Glaszeiger. Danke Detlef.
Typ: Aachen
Modell: 57 AU
Baujahr: 1937
Röhrenbestückung: AF3, AK2, AF3, ABC1, AM2, AZ7, AL4, AZ1
Stromversorgung:Nur Wechselspannung
Wellenbereiche:Kurz - Mittel - Langwelle
Bedienelemente:Monoknop
Gehäuse: Nussbaum
Besonderheiten:Klappskala
Hallo Freunde,
was macht man in Zeiten Corona's? Richtig man repariert und überholt seine alten Radios.
Heute geht es um einen Philips-Aachen 57 AU. Dieses ist ein tolles Gerät mit vielen Besonderheiten. Ich kenne diese Radios gut und bin immer wieder von deren Leistungsfähigkeit begeistert. Kein wunder, handelt sich doch hier um einen Vorstufensuper.
Aber Achtung, wem dieses Gerät gefällt. Die sind nicht so ganz einfach. Es gibt unzählige Kniffe, also Philipstypisch. Werden die nicht angewandt, dann besteht die Gefahr, dass man nicht viel Freude an seinem Gerät hat.
Ich hatte damals länger nach solch einem Gerät gesucht. An Bäumen wachsen die leider auch nicht mehr. Durch die seltene Einknopfbedienung sind diese Radios sehr begehrt.
Auch wird von vielen Sammlern die bewegliche Klappskala begehrt. Aber genug des Lobes. Auch bei diesen Geräten gibt es Schattenseiten. Einzelheiten dazu dann später.
Diese Radios besitzen Seilzüge, richtige Bowdenzüge. Zur Skala, zur Wellenbereichsanzeige, zum Tonregler und zum Lautstärkeregler. Wie beim auto sind diese Seilzüge schön verbaut und die innenliegenden Seile bewegen z. B. den Skalenzeiger. Wie aber nun solch ein Chassis ausbauen? Bloß niemals die Seilzüge aushängen und das Skalenseil lösen!!!! Ein alter Radio und Fernsehmeister erklärte mir damals, wenn man es weiß, ist es ganz einfach. Man schraubt den Skalenkopf von innen ab und nimmt ihn komplett heraus. Und tatsächlich. So ist die Demontage recht einfach.
Nachdem alles ausgebaut wurde, entnimmt man aus dem Skalenkopf die empfindliche Glasskala. Nun kommt eine weitere Schattenseite dieser schönen Radios zu Tage: Erschreckt Euch nicht, wenn ihr die Kabel seht. Um solch ein Radio technisch zu überholen muss man vor Beginn die sämtlichen Kabel ersetzen. Es sind gummikabel und nach über 80 Jahren müssen die erneuert werden. Es würde sonst gefährlich.
Auf den ersten Blick mag man denken, die sind ja alle gelb. Nein, sind sie nicht. die sind nur verblichen. So viele Kabel in unterschiedlichen Farben hat man ja kaum. Aber mir viel dazu etwas ein. Von meiner Autohaus-Zeit habe ich noch einen KFz-Kabelbaum liegen. Der entstammt damals einem Neuwagen, der massive Elektrikprobleme hatte. Schöne Begleiterscheinung: Bedingt durch das Alter waren die vielen bunten Kabel schon etwas blass. Aber sonst, genau das Richtige. Natürlich nur die dünnen Kabel!
Ich brauchte schon einige Stunden mit der Kabelgewinnung. Aber ich hatte viele bunte Kabel. So begann ich zunächst mal mit der Fehlerfeststellung. Mit einem guten Gefühl sah ich sofort, an diesem Gerät wurde professionell gearbeitet. Dies wohl in der ehemaligen DDR. Im Gerät befinden sich RFT-Teerkondensatoren (alle mit Datum 1950) und sogar einige von den guten tropenfesten Kondensatoren (die weißen).
Was mich positiv stimmt: In diesen Radios wurden die Potis für Klangfarbe und Lautstärke mit Seilzügen bedient. Bei allen Geräten dieser Ausführungen haben die inneren Schleifbahnen schlechten Kontakt mit den Reiben. Teilweise fällt durch Wackelkontakt der Ton komplett aus. Wie bei Philips üblich, sind die Pertinaxplatten mit den Gehäusen rundum verbörtelt. Diese Gehäuse zu öffnen und hinterher wieder zu verbörteln, das schaffen nur Experten. Entweder beschädigt man das Gehäuse oder man wird ärgerlich und reißt den gesamten Aufbau kaputt. An solche Poti's zu kommen ist fast unmöglich.
Aber nun kenne ich ja die Geschicklichkeit der DDR-Schaffenden. Man sieht es deutlich, beide Poti's wurden geöffnet und auch wieder sehr ordentlich verschlossen. Später beim Probelauf stellte ich zwar leichte Kontaktprobleme fest. Aber die waren mit Kontaktspray schnell zu beseitigen.
Worauf man noch achten sollte: Diese Geräte haben Flüssigelko's. Falls noch Flüssigkeit darin befindlich sein sollte, auslaufen lassen. Dieses Zeug versaut Chassis und Bauteile. Übrigens, wenn es darin plätschert, sind die Elko's sowieso defekt. Die zähe Flüssigkeit hat sich dann nämlich zersetzt.
In meinem Radio habe ich die abgehängt und durch Neuware unter dem Chassis ersetzt.
Nun sollten die Röhren geprüft werden. Sie kamen nach und nach ins RPG. Alle Röhren, obwohl teilweise noch original, hatte gute Werte. Leider die beiden zu DDR-Zeiten ersetzen AF3 und AF7 nicht. Komischer Weise hatte die Emissionen nahe der Null. Also völlig defekt. Naja und das mag. Auge ist schlapp. Ausgerechnet eine AM2. Diese Röhren sind sehr selten.
Nachdem die Röhren nur geprüft und deren Kontakte gereinigt wurden, sollte der Netztrafo geprüft werden. Auch hier waren die Zufuhrkabel alles andere als Vertrauen erweckend. Als Erschwernis kam hinzu: Es fehlt die Steckplatte und der Gerätestecker für den Netzanschluß. Unsere 3-D-Experten können viel, aber diese filigranen Stecker lassen sich mit Sicherheit nicht nachfertigen. Zu DDR-Zeiten wurde die Steckplatte umgearbeitet und das Radio bekam einen Direktanschluß. Auch davon dann mehr.
Was ich jetzt schildere, sollte man an sich nicht nachmachen. Das Gerät wurde ja mit Stand Anfang 50 nochmal spielklar gemacht. Elko's und die Rft-Teerkondensatoren haben es mit sicherheit hinter sich und dann die bösen Gummikabel. Ich bin ja eigentlich im technischen Bereich soweit firm, dass ich die Gummikabel sofort hätte ersetzen können. Aber setzt man ein Kabel falsch, schon ist die gesamte Funktion des Radios dahin. Ich ging also hin und öffnete die gesamten Kabelbäume. Die teilweise blank liegenden Drähte wurden entweder soweit getrennt, dass sie sich nicht berühren konnten. Unvermeidliche Stellen wurden isoliert.
Also nochmal: Hier äußerste Vorsicht!!!!!
Das Gerät summte zwar, aber an empfang war nicht zu denken. Na klar, der Wellenschalter mußte gereinigt werden. Nach einwirkzeit des Kontaktsprays dann eine "Schaltorgie" und - das Gerät spielte. Zwar mit einschränkungen, aber es spielte. Was kommt dann als Nächstes? Tausch der Kondensatoren oder erst die kabel?
Nein, erst die Kondensatoren. Es gab keinen Zweifel, die 50 er Jahre Teerkondensatoren von RFT haben es hinter sich. Ich verwendete sie größten Teil weiter, aber nur die Hüllen. Sie wurden mit neuen kondensatoren versehen und die Hüllen verschlossen. Noch ein Hinweis, die tropenfesten kondensatoren sind so hochwertig, die müssen nicht ersetzt werden. Allerdings sind sie mit seitlichen Metallplatten verschlossen, so dass man sehen muss, dass es bei der Enge keine Berührungen gibt. Oh, war das ein Hörgenuß nach dem Kondensatortausch! Das machte jetzt schon Spaß. Und schon müssen die Kabel ersetzt werden. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Ich begann am Netztrafound arbeitete mich in die Hf vor. Zum Schluß kam der Kabelbaum vom mag. Auge.
Diese Arbeiten dauerten am längsten. Aber auch diese Arbeit ist erledigt.
Leider muss bei der früheren Reparatur des Gerätes ein Mißgeschick passiert sein. So ist die Strebe des Skalengehäuse gebrochen. Ebenso fehlt der empfindliche Zeiger aus Glas. hier wurde ein Stück Draht als Zeiger verwendet. Ich hatte Glück, der Detlef (Radionar) hatte noch solch einen Zeiger im Original. Hier mal erste Bilder.
Hier das komplette Gerät - ja, viel Arbeit!
Nichts Neues, die brüchigen Gummikabel. Leider ein Philips-Problem.
Hier zu sehen, die Reparatur muss in der ehemaligen DDR erfolgt sein.
So ein Glück - überholte Poti's
Schade drum. 2 defekte Röhren vom Röhrenwerk Mühlhausen.
Der Zeigerersatz. Hier habe ich wieder einen originalen Glaszeiger. Danke Detlef.
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.