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Sony TV 9-90UM mit 819 Zeilen
#1
Hallo Zusammen,

vor ein paar Jahren, als ich mich für historische Fernsehnormen zu interessieren begann habe ich auch einen Sony TV 9-90UM in Frankreich erstanden. Ein weiteres derartiges Gerät wurde mir noch von Daniel (Siemens98) geschenkt. Diese waren nun erst einmal eingelagert und warteten auf eine Gelegenheit in Betrieb genommen zu werden.

Ein vergleichbares Gerät für den Englischen Markt den Sony TV 9-90UB habe ich ja hier schon vorgestellt, davon besitze ich auch einige...

Das Gerät ist eines der wenigen die alle Französischen VHF Kanäle und auch alle Westeuropäischen VHF Kanäle abdeckt. Es besitzt zwei Normumschalter vorne. Einer wählt die Videopolarität und das Tonverfahren (AM/FM) und ist mi "CCIR -B/F" beschriftet. Der andere wählt die Zeilennorm an diesem steht "819 - 625".

Hier geht es um das Gerät aus Frankreich. Das kam gut verpackt mit einem Tragekoffer und der kompletten Bedienungsanleitung. Im Zuge meiner Experimente mit dem 819 Zeilensystem habe ich nun das Gerät überprüft. Schon als ich es erhielt war mir aufgefallen, dass das Bild sehr dunkel war und viel zu groß, was auf eine zu niedrige Hochspannung schließen ließ. Außerdem krachten sämtliche Potis und die Kanalwahl war sehr schwierig, da nur bei ganz bestimmten Stellungen ein Signal empfangen werden konnte. Aber das ist ja bei einem Gerät von 1969 nicht verwunderlich.

   
Zerlegtes Gerät

Ich reinigte das Gerät erst einmal gründlich. Innen waren ein Art Krümel die wohl durch die Lüftungsschlitze hineingefallen waren. Dann öffnete ich das Gerät und baute die Platinen aus. Das ist bei einem solchen verbauten Gerät ein Spießrutenlauf, war aber erforderlich um an den Tuner und die zwei Normumschalter zu kommen...

   
Tuner Reinigung


   
Norm Tasten nun sauber

Als erstes reinigte ich die Kontakte im Tuner der sehr filigran aufgebaut ist. Dazu verwende ich Kontaktspray, Q-Tips und etwas stärkeres Papier das ich mit Kontaktspray tränke und dann zwischen die Kontakte schiebe und hin und her bewege. Die Normumschalter habe ich auch mit Kontaktspray gereinigt genau wie sämtliche Potis.

Nun konnte ich das Gerät in Betrieb nehmen und leicht die Kanäle wählen. Das Bild war nach wie vor zu dunkel und zu groß. Mir fiel auf, dass der in einem Metallgehäuse verbaute Zeilentrafo warm wurde. Also öffnete ich das Gehäuse und sah sofort das Malheur. In diesem Gehäuse ist auch eine Kaskade verbaut die zum Glück aus diskreten Elementen besteht und nicht vergossen ist. Einer der Kondensatoren 500pF 7,5KV war am brutzeln und hatte schon einen Teil der Plastikisolierung darunter zum schmelzen gebracht.

   

   

Bilder der Kaskade mit defektem Kondensator

   

Defekter Kondensator

   

Mit provisorischem Kondensator

Nun ist solch ein Kondensator nicht gerade Standardware. Ich fand einen mit 560p und 1,5 KV den verbaute ich erst einmal um zu testen ob dann der Fehler behoben ist. Das mag gewagt erscheinen wegen der 1,5KV aber der Ersatzkondensator wird nicht warm und läuft seit stunden stabil. Wenn ich den defekten Kondensator so betrachte zweifele ich auch an der Angabe 7,5 KV bei der Größe ist das nicht sehr wahrscheinlich. Ich plane aber alle Kondensatoren in der Kaskade zu ersetzen mit solchen die deutlich belastbarer sind.

Zu meiner Freude erstrahlte ja man muss fast sagen blendete mich das Gerät nun geradezu in einer sehr hohen Helligkeit und Schärfe.

   
Wiedergabe eines 819 Zeilen Bildes (Hailee Steinfeld singt hier...)

Nun habe ich erst einmal einige 10KV und 20KV HV Kondensatoren in China bestellt...


Damit ist die Reparatur aber noch nicht abgeschlossen. Das Bild hat bei abrupten Helligkeitsübergängen ein Problem. Es gibt dann unschöne schwarze Fahnen nach unten und teilweise verliert es sogar die Synchronisation. Das deutet auf einen Fehler entweder bei den Koppelkondensatoren im Videosignalverlauf hin oder aber es ist ein Fehler in der AGC (Automatische Verstärkungsregelung) die gerade bei den Videosignalen mit Positivmodulation nicht so einfach geht wie bei den Negativ modulierten Signalen wo immer der Sync die höchste Amplitude hat.

Das Problem ist hier wieder die Enge im Gerät. man kommt im Betrieb nur sehr schlecht an die richtigen Stellen und diese sind noch mit Abschirmblechen unzugänglich. Ich werde erst einmal alle verdächtigen Elkos wechseln und dann das Gerät überprüfen... Dazu mehr im nächsten Bericht.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#2
Schön, Semir.

Schickt mal deine Adresse über PN an mich.
Dann bekommst du 2,2nF 10kV "SMD" Kondensator.
 Auch wenn 2,2nf  zuviel ist, sehe ich keine Problem da drin.

Grüss
Matt
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#3
Hallo,

sehr schön ! Aber ich denke schon, daß die Kondensatoren die 7,5kV Spannungsfestigkeit haben, die aber hier wohl nicht ausgeschöpft werden. Manchmal ist der Verguß auch eine Voraussetzung, daß sie die volle Spannung können, das ist bei Hochspannungsdioden (den kleinen weißen mit knapp 10mm Länge) zuweilen auch so.
Im Junost hatten die Kondensatoren in der luftisolierten Kaskade 100pF 10kV (bei 10kV Anodenspannung) und sahen auch nicht unbedingt danach aus... leideten auch oft an Kriechstromschäden.

Man kann es sich vielleicht überlegen, die Hochspannung beträgt an der BiRö ungefähr 10...12kV und es ist eine Kaskade mit 3 Stäben und 2 Kondensatoren, also ein "tripler" (Verdreifacher), annähernd mindestens 1/3 der 10kV müßten die Kondensatoren abkönnen, .... müßte man nochmal in den Grundlagen nachsehen ^^ meist sind das ja solche "in der Luft hängenden" Kaskaden ohne Massebezug der ersten Stufe, damit dürften beide C's als "Schubkondensatoren" agieren, die kaskade erzeugt dann eine 6,6kV Gleichspannung (2/3), auf die dann der nächste 3,3kV-Impuls (1/3) "aufsetzt" und die Bildröhrenkapazität auf 10kV auflädt. Bei 3kV^ ab Zeili sind 1,5kV-Kondensatoren also sportlich ^^

Gruß Ingo
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#4
Hallo Ingo,

Das mit den 1,5KV ist nur temporär. Matt will mir netterweise einige passende C's schicken. Die werden dann ausreichend hohe Spannungen können. Dann werde ich die Kaskade komplett "renovieren".

Das größere Problem das ich im Moment habe ist der AGC Fehler. Ich komme nach und nach zu dem Schluss, dass dieser TV nie wirklich gute AGC bei Positiv modulierten Signalen hatte. Ich habe 5 Geräte dieser Art und alle haben den Effekt, dass helle Bildstellen eine Art dunkles Nachziehen verursachen. Das gilt gleichermaßen für die Britische UB Variante und für die Französische UM Version. Ich habe die Schaltung noch nicht ganz verstanden, aber es handelt sich um einen Spitzenwertgleichrichter der auf die maximale Amplitude des Signals reagiert. das geht bei Negativmodulation recht gut aber natürlich nicht bei Positivmodulation. Trotzdem verhalten sich meine Geräte unterschiedlich und bei einigen ist der Effekt vertretbar bei anderen ganz furchtbar.

Alle Elkos die ich bis jetzt gemessen und ersetzt habe waren übrigens in einem exzellenten Zustand. Damals wurde anscheinend noch hochwertige Ware verbaut die gehalten hat.

Ich überlege im Moment für diese schöne Geräte eine kleine Hilfsplatine zu entwerfen mir einem getasteten Gleichrichter der die hintere Schwarzschulter misst. So wurde das bei späteren Geräten wie dem Radiola gemacht. Die Schwarzschulter ist ja bei Positivmodulation die Einzige Referenz die immer konstant ist unabhängig vom Bildinhalt. Natürlich wäre das eine "Überreparatur" des Gerätes, da es ja Original nicht so konzipiert war. Auch hat es von Haus aus keine Schwarzwertklemmung was den aufwand für eine AGC fraglich erscheinen lässt.

Auf jeden Fall habe ich viel gelernt im Zuge meiner Messungen. Einen Teil der ZF Stufe habe ich noch nicht verstanden. Ich Poste mal den Plan hier vielleicht hat jemand eine Idee was die zwei C318 und C319  Elkos in der letzten ZF Stufe tun sollen:

   

Fakt ist, dass die Signale auch wenn ich die AGC deaktiviere am Ausgang eine unsaubere Form haben und je nach Bildinhalt getaucht sind. Die zwei erwähnten Elkos haben diesen Effekt. Die habe ich natürlich erneuert genau wie den 200µF Elko für die Zeitkonstante. waren aber alle noch gut und deshalb gab es keine Verbesserung. Was kritisch zu sein scheint ist der Arbeitspunkt der Schaltung. Es gibt hier einen Widerstand der optional 100~300kΩ angegeben wird und parallel zu R321 (22kΩ) liegt. wenn hier ein paar mV schon so wichtig sind werde ich hier mal ansetzen und schauen. Einen Anhaltspunkt habe ich und das ist der Videopegel. Am Ausgang des Videodemodulators sollten 1Vss liegen. da ist aber im Moment wesentlich mehr zu messen ich werde das mal mit Testbildern ausmessen...
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#5
(31.05.2020, 14:05)Semir schrieb: Ich Poste mal den Plan hier vielleicht hat jemand eine Idee was die zwei C318 und C319  Elkos in der letzten ZF Stufe tun sollen:

Sieht für mich nach einer Kompensation der Betriebsspannungsrestbrummspannung am kalten Ende der Basisvorspannung durch Gegenkopplung zum Emitter aus.
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#6
Nabend,

... ja, ist mir schon klar, daß das erstmal ne schnelle Lösung ist, aber 1,5kV-Kondi statt 3 kV ^^ erstaunlich, daß der das mitmacht! 

Die Sache mit der AGC ist mir noch nicht ganz klar, da spielen wahrscheinlich mehrere Faktoren rein... mit Multinormgeräten hab ich keinerlei Erfahrung... Normalerweise funktioniert nur eine "getastete Regelung" im TV vernünftig, ich würde sagen, egal, ob positiv oder Negativmodulation ... wobei bei Negativmodulation es aus meiner Sicht noch wichtiger ist.

[Der Grund für die Verwendung der "getasteten Regelung" ist die Tatsache, daß bei einem Fernsehsignal der quadratische Mittelwert des AM-Signals sich auch sehr niederfrequent mit dem Bildinhalt verändern kann, weil sehr niederfrequente "NF" zu übertragen ist, das würde sehr lange Regelzeitkonstanten erfordern. Zusammen mit eventuellen Störimpulsen kann das schnell zum "Zustopfen" des Verstärkers führen.
Bei einem Audio-AM-Signal ist das anders, hier ergibt die gleichgerichtete Trägeramplitude hinter einer rel. kleinen Zeitkonstante eine ausreichend repräsentative Gleichspannung]

...so mein Stand dazu, wir haben das so "gelernt", daß es beim TV-Signal nicht mit normaler Regelspannungserzeugung geht, das stimmt wohl nicht so ganz, obwohl ich auch bei einfachsten Koffer-TV-Schaltungen, auch ohne Schwarzwertklemmung, nur getastete Regelungen gesehen hab.

ich würde die Schwarzwertklemmung für die Bildansteuerung auch von der AGC-Problematik trennen... oder ich hab den Zusammenhang noch nicht verstanden, bisher war mir eine Kopplung der beiden Probleme nicht bekannt, das kann aber mit den "idealisierten" Konzepten zu tun haben, mit denen ich "aufgewachsen" bin.

Leider kann ich die fragliche Kondensatoranordnung auch nicht klären, mit AGC kann es eher weniger zu tun haben, weil über den Elko ja keine Gleichspannung bestehenbleiben kann, wie das bei AGC erforderlich ist... ich dachte erst noch an Neutralisation o.ä., aber dafür müssen hochfrequente Signalanteile mit bestimmter phase zurückgekoppelt werden, über dem Emitterelko liegen aber keine ZF-frequenten HF-Signale mehr vor. Vielleicht entsteht über die Kondensatoranordnung eine dynamische Unterstützung der klassischen (ungetasteten) AGC hinsichtlich der dort erforderlichen Zeitkonstante ? Vielleicht haben besagte stark niederfrequente Bildanteile (die anderenfalls eine sehr hohe AGC-Zeitkonstante erfordern würden!) eine gewisse Rest-Wechsel-Spannung am Emitter zur Folge, die dann auf die Basis zurückgekoppelt wird und dort eine gewisse dynamische Aufwärtsregelung macht ? und zwar nur bei den infrage kommenden Frequenzen, die Gleichspannungs-AGC entsteht dann hinten ? (Aufwärtsregelung: Durch Erhöhen der Regelspannung und damit des Kollektorstromes wird die Verstärkung verringert) Die eigentliche statische, ungetastete AGC kann dann für kürzere Zeitkonstanten gebaut werden, als ohne diese Kunstschaltung... (wie gesagt, alles mit "???")

Ich würde auf jeden Fall versuchen, eine getastete Regelung nachzurüsten, ist ja eine schöne Bastelaufgabe, wobei das für beide Modulationsarten bestimmt nicht so einfach zu bewältigen ist wie für einen normalen CCIR-Empfänger.

Auf jeden Fall alles sehr interessant !

Gruß Ingo
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#7
Hallo Zusammen,

Danke für die Ausführungen und Gedanken zu diesem Thema. Ich habe bei solchen Problemen immer mehrere Aspekte und Fragen im Hinterkopf:

- War das Gerät vielleicht nie besser?
- Inwieweit soll der Originalzustand erhalten bleiben?
- Welcher Aufwand lohnt um ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten?
- Können Veränderungen am Gerät leicht rückgängig gemacht werden?

Für mich war die Lösung nun pragmatisch dafür zu sorgen, dass der TV ein gutes Bild liefert und die Regelung halbwegs funktioniert. Ich habe nun folgendes gemacht. Die zwei Elkos entfernt, damit ist nun die Schräglage bei abrupten Luminanzpegel wechseln beseitigt. Die Zeitkonstante der Regelung habe ich um den Faktor 15 verlangsamt indem ich den Elko C330 (200µF) durch einen mechanisch gleich großen mit 3300µF ersetzt habe. Hier ein Bild des AGC Blocks ohne die C's:

   

Und hier ist das Board wieder drinnen...Puh

   

Nicht die feine Englische Art aber mit diesen Maßnahmen konnte ich mit wenig Zeitaufwand ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Die Bilder sind nun vermutlich besser als Sie es waren als der TV neu war:

   

   

Den Zusammenhang mit der Schwarzwertklemmung habe ich deshalb getroffen weil bei Positiv Modulation und der hier verwendeten Regelung folgendes passiert:

Bei dunklen Bildinhalten erhöht die AGC die Verstärkung, da sie ja "denkt" es ist wenig Signal da, bei viel hellen Stellen verringert die AGC aber den Pegel aus dem gleichen Grund. Geräte ohne Schwarzwertklemmung neigen aber dazu bei kontrastreichen Bildern dunkle Partien zu dunkel darzustellen und kontrastarme zu hell. Die Regelung wirkt diesem Phänomen etwas entgegen. Deshalb habe ich auch die Lösung oben gewählt.

Nun ist das Gerät in meine 819er Sammlung eingezogen (und der 1,5KV Kondensator geht immer noch Wink  Wird aber noch ausgetauscht):

   

Damt ist dieses Projekt für mich abgeschlossen.
Viele Grüße
Semir
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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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