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Reparatur WEGA 211
#1
Hersteller: WEGA Stuttgart Fellbach
Typ: 211
Modell:  
Baujahr: 1959
Röhrenbestückung: ECC85 ECH81 EF89 EABC80 EL84 EZ80
Stromversorgung: Wechselstrom 110 125 150 220 240V
Wellenbereiche: L - M - Uk
Bedienelemente: Lautstärke Tonblende AM FM über getrennte Drehknöpfe
Gehäuse: Bakelit und Kunstoffblende
Besonderheiten: Einweggleichrichtung, Antenne in der Netzzuleitung
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne, Tonabnehmer, 2.Lautsprecher
Abmessungen: 440 x 300 x 240 mm
Gewicht: ca. 7,5kg
Lautsprecher: Permanent Dynamisch
Neupreis: 199,-DM
 

.jpg   01_Total.jpg (Größe: 37,31 KB / Downloads: 225)

Wie schon im Thread zum Umbau Einweggleichrichter geschrieben, kommt ein Reparaturbericht des Wega 211. Ein Gerät der unteren Mittelklasse, ohne getrennte Bass- und Höhenregelung, ohne ein Magisches Band, dafür mit je einem Antrieb für AM (nur Lang-, und Mittelwelle) und FM Sendereinstellung. Aber ohne Schwungmassen. Auch ist keine Ferritantenne vorhanden. Die UKW-Box ist ein TFK Zukaufteil. Dafür gibt’s aber ein dreiaderiges Netzkabel, das zwischen den stromführenden Leitern eine dritte Leitung mitführt, die als Antenne wirkt. Aber bitte nicht mit den Netzantennen verwechseln, die mit Cs abgeblockt einen der stromführenden Leiter im Netzkabel nutzt.


.jpg   06_Antenne.jpg (Größe: 54,62 KB / Downloads: 226)

Das Gerät gehört einer befreundeten Familie die es für den täglichen Gebrauch im Esszimmer nutzen möchte.
Der jetzige Besitzer hat das Gerät vor einigen Monaten für 25€ gekauft und auch schon eine Weile in Betrieb. Ein Netzbrummen war schon immer da und der stört doch beim Radiohören. Auch ist das Poti zur Klangeinstellung fest und eine Skalenbeleuchtung flackert. Der Ton ist etwas flach, ohne eine gute Bass-, und Tiefenwiedergabe.
Sonst ist das Gerät auf den ersten Blick in Ordnung. Praktisch ist, dass die Rückwand und die Bodenplatte aus einem Stück bestehen und nach dem Lösen der 4 Schrauben alle wichtigen Bauteile zugänglich sind.


.jpg   02_Rück.jpg (Größe: 58,56 KB / Downloads: 225)

Beim Zerlegen war schnell klar, dass der erste Besitzer nur den sichtbaren Bereich des Chassis gereinigt hatte. Kaum hatte ich das Chassis ausgebaut, war die Werkbank voll mit feinem Staub, fast wie, wenn man einen Staubsaugerbeutel ausgeleert hätte. Alle 4 Knöpfe abschrauben und noch 2 Schrauben weiter ist auch die Skala abgeschraubt. Der Skalenhintergrund aus Pappe hing nur noch lasch in seinen Gummiseilen. Also war in dem Zustand erst mal Staubsaugen angesagt. Die Skala gehört zu der weniger empfindlichen Ausführung, die sich gut, auch auf der bedruckten Seite, reinigen lässt. Das Gehäuse wurde poliert, der Kunststoffrahmen gewaschen die Schallwand abgesaugt. Die Reinigungsarbeiten am zerlegten Gehäuse überließ ich dem Besitzer. (Aus Datenschutzgründen zeige hier meine Radiomieze)


.jpg   07_Besucher.jpg (Größe: 66,76 KB / Downloads: 224)

Nach dem Saugen erwies sich das Chassis, dessen Röhren auffällig schön in einer Reihe stehen, schön sauber und auch rostfrei. Und unter dem Chassis sah es aus wie neu. Vor allem konnte ich nur einen WIMA Kondensator finden alle anderen Cs sind von der Fa Elkonda.


.jpg   03_unten.jpg (Größe: 62,2 KB / Downloads: 223)

So hübsch, mit roter Banderole, machen die optisch und auch elektrisch noch einen guten Eindruck. Im Netzteil fand sich ein teergefüllter Doppelentstörkondensator den ich dann aber erstmal ersatzlos ausgebaut habe. Alles in allem ist die Ausführung wertig und auch elektrisch sauber aufgebaut. Die gute Wahl der Bauteile und der vorteilhaft elektrische Aufbau mit einer langen Lötleiste unter dem Chassis sieht man dem Gerät natürlich gar nicht an. Auffällig und auch besonders sind die für den AM und FM getrennten Bandfilter. Das erhöht den Material-, Schaltungs-, und Verdrahtungsaufwand. Also von dem Aufwand war ich positiv überrascht.
Instandsetzung
Im Schaltplan ist die EZ80 als Einweggleichrichter mit parallel geschalteten Anoden hinter einer vollständigen Netzgetrennten Sekundärwicklung eingebaut. Das haben wir ja ausgiebig hier diskutiert und mit 2 Dioden 1N5404 habe ich die EZ80 zur zweiten Halbbrücke aufgewertet.


.jpg   04_GLR.jpg (Größe: 75,03 KB / Downloads: 224)

Die Röhrenprüfung ergab bist auf die etwas schwächliche EABC80 durchweg gute Werte. Der Röhrensatz stammt bis auf die ECC85 (Tfk) von Lorenz. Also Gerät und Röhren aus Baden-Württemberg.
Mit fast 100% auf beiden Systemen war die ECC85 sogar sehr gut. Einzig die AM Demodulatordiode der EABC80 ist, wie die Triode in der Röhre, etwas schwach. Aber da messe ich dann mal nach, wenn das Gerät wieder in Betrieb ist.
Das Doppelpoti wurde ausgebaut, mit dem Fön erwärmt und konnte dann wieder gedreht werden. Mit Bremsenreiniger wurden die alten Fettreste herausgespült. Danach war alles gangbar und nach feiner Schmierung mit Ballistol wurde das Poti nach erfolgreicher elektrischer Prüfung wieder eingebaut. Auch die Gummis für den Skalenhintergrund wurden ersetzt und der alte Hintergrund konnte weiterverwendet werden.
Wo möglich habe ich die ElKODA Cs auch getestet und die sind alle ganz einwandfrei. Sowohl von den Kapazitätswerten, wie auch von der Isolation. Geprüft mit der Glimmlampe bei 230V und dem Kapazitätsmessgerät.
Da hat WEGA wirklich gute Cs eingebaut. Obgleich ich nicht weiß, ob und wie viel diese Kondensatoren teurer waren, als die WIMAS. Auch der 3-fach Siebelko ist noch einwandfrei. Erstaunlicherweise war nur ein WIMA enthalten, aber der war hinüber und wurde ersetzt. Auch der Kathodenelko der EL84 war schlecht und wurde ebenfalls ersetzt. Der Ratioelko obgleich identischer Bauart war aber noch einwandfrei. Also den habe ich dann auch nicht ersetzt.

Ein kurzer Test mit 220V am Netzeingang ergab eine zu hohe Spannung nach dem Gleichrichter. 40Volt zu viel. Schön ist bei der Nutzung der EZ80, dass der Anodenstrom erst dann fließt, wenn auch die restlichen Röhren warm geworden sind, so bleibt die Spannung am Siebelko immer unter 300V. Ein 220Ohm Widerstand nach dem Gleichrichter reduzierte die Spannung um 20 Volt. Das ist dann akzeptabel, denn auf 240V umgestellt an ca 230 Volt Netzspannung waren es dann noch 15 Volt zu viel. Heizung liegt bei 6,1Volt auch das ist ok.


.jpg   09_Glüh.jpg (Größe: 25,75 KB / Downloads: 224)

Vor dem 220 Ohm Widerstand habe ich später noch einen weiteren 47µF Siebkondensator eingebaut, und nun ist das Brummen wirklich weg. Auch ohne den zusätzlichen Kondensator war der Brumm schon ok, mich hat es auch interessiert, ob sich da noch eine hörbare Verbesserung ergibt. Den direkten Vergleich mit und ohne zusätzliche Kapazität habe über eine provisorische Leitung gemacht. Auch die EABC80 habe ich im Gerät belassen. Im Betrieb stimmen die Spannungen an der Triode, obwohl die laut RPG etwas schwach ist. Und ich habe das mit einem alten 333Ω/V Voltmeter gemessen.
Im Dauertest über mehrere Stunden ergaben sich keine Probleme. Der Netztrafo wird gerade mal handwarm. Da gibt’s auch andere Geräte, die in Ordnung sind, aber deren Netztrafo geschätzt bis zu 80° warm werden. Der Klang lässt sich einstellen und auch die Wiedergabe ist viel besser als vorher. Ein gutes Klangbild erfreut nun das Ohr.
Jetzt kann das Radio seinen Besitzer wieder durch eine gute Wiedergabe erfreuen.
 

.jpg   08_Ende.jpg (Größe: 52,19 KB / Downloads: 225)


Angehängte Dateien
.jpg   05_Besucher.jpg (Größe: 16,96 KB / Downloads: 219)
Beste Grüße

Aller

Auch mit einem rechteckigen Radio kann man Rundfunk hören
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#2
.....tolle "Mietze" leider schlecht erkennbar in dunkler Umgebung.
M.f.G.
harry


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Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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#3
Ja Harry,
die Mietze hat das Gehäuse nach Vorschrift abgenommen.  Smiley59 Scheint Alles i. O zu sein. Deshalb geht sie jetzt andren Dingen nach.
LG aus Schwerin, Holger
Smiley47
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#4
Diese jungen Katzen halten ja auch keinen Moment still, bis ich dann das Handy bereithabe sind die schon wieder weg.
Beste Grüße

Aller

Auch mit einem rechteckigen Radio kann man Rundfunk hören
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#5
Hallo, Aler,
Ein sehr schöner Bericht über eine sachlich durchgeführte Reparatur. Habe ich gern gelesen.
Ich mag WEGA.
WEGA Radios nach dem WW2 gebaut haben in meinen Augen immer ein ansprechendes Design, ein Schritt voraus der restlichen Garde Deutschen Radios aus der Zeit. Natürlich diese Meinung müssen nicht alle teilen.
Gruß,
Ivan
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#6
Hi zusammen,
ich lese diese Beiträge auch immer wieder gern. Hab vor knapp 50 Jahren mal mit Röhre angefangen. Bin aber dann doch auf Transistor und später auf IC gekommen aber noch ne Weile mit Röhre repariert. Ehrlich zugegeben, habe ich auf Gehäuse nicht großartig geachtet. Die Geräte sollten ja laufen. Gerade, wenn die Feiertage kamen, gingen Fernseher udgl. kaputt Zeilentrafo; PL500/ 504; Py 88 PCL85/ 86/ Booster-C...…). Da war guter Rat teuer (Werkstätten hatten meist zu, und wenn nicht hat die Reparatur Wochen oder Monate gedauert). Da haben wir in der Weststadt einen Röhreningeneur gehabt. Bei dem konnte man geprüfte Röhren für 75% vom Neupreis kaufen (PL504 kam 28OM>>Neupreis). Und das sogar an Feiertagen.  Zur Reparatur haben sich dann auch die Haustiere gesellt und haben zugesehen. Katzen oder Hunde haben ihre Schnuten weit fern gehalten, aber Vögel waren noch interessierter. Es ist immer wieder schön, daß ein Radio usw. in den originalen Zustand versetzt werden. Das macht das Thema ja gerade so interessant. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt (hoff mal, daß ich dafür noch genügend Zeit habe, das zu sehen). 
So, nun ists genug. Macht alle weiter so. Smiley20
LG aus Schwerin, Holger
Smiley47
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