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Sachsenwerk Rubens - Auferstanden aus Ruinen
#21
Hallo Michael,

ja das kenne ich alles noch. das war bei meinen Rembrandt's auch seinerzeit so. Da wurde wild gebastelt. Man weiß ja auch nicht, wer da alles schon dran war. Nun weiß man aber auch nicht, ob das nicht nachträgliche Änderungen durch die RAFENA-Werke waren. Also alles nicht so ganz einfach. Viel Spaß und viel Erfolge bei der weiteren Wiederherstellung. Wäre ja schön, wenn das Gerät wieder Bilder zeigt.

Du sprichst mir aus der Seele mit der Kamera. Ich habe sie ja auch immer neben mir liegen. Wenn ich richtig dabei bein, vergesse ich grundsätzlich auch das Knipsen. Es raubt auch etwas die Konzentration.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#22
Hallo Andreas,

Danke! Smile

Momentan kann ich nur soviel zum Vertikalgenerator und dessen Endstufe sagen:

- im vorliegenden Chassis fehlen dem Vertikalgenerator + Vertikalendstufe Bauelemente
- das im Reparaturheft zum FE855C gezeigte Bild der Verdrahtung und der veröffentlichte Schaltplan stimmen sehr wahrscheinlich mit der ehemaligen Verdrahtung des Chassis überein.

Das kann ich anhand der Lötungen sehen: Die waren damals mit einem roten/lilafarbenen Lackpunkt versehen und man erkennt gut, wo manipuliert wurde. Das ist für mich eine gute Orientierungshilfe, hier zum Rekonstruieren anzusetzen.

- zwei mir vorliegende Verdrahtungsfotos aus anderen - tatsächlich auch C-Rubens - zeigen eine ab Werk andere Verdrahtung mit zusätzlichen Bauelementen.

Das wiederum stimmt mit Hinweisen aus den RAFENA-Kundendienstheften von 1956 überein: Das Werk hat tatsächlich offenbar schon sehr zeitig (und nicht nur an der Verrtikalstufe) geändert. Das "Just In Time" war denen mit Sicheheit unbekannt, aber - es lief einfach! "Doof": Das Chassis, was mir vorliegt, ist mit Dezember 1955 gestempelt. Ein Foto mit einer bereits geänderten Verdrahtung, also nicht nur der Bauelemente der Vertikalstufe, sondern auch ganzer Drahtverbindungen (das kann kein Bastler gemacht haben, da bin ich mir inzwischen sicher!) zeigt jedoch deutlich ein viel früher gestempeltes Chassis vom März 1955! Hä?

Vorsicht, Glatteis! Es kann sein, dass das mit März 1955 bestempelte Chassis erst später als das mit Dezember 1955 bestempelte Chassis bestückt wurde! Smiley26

Der ziemlich neue Rubens, den ich kürzlich erwarb, hilft mir nicht weiter, denn das ist ein D1 von 1957. Der wiederum ist der "letzte Wurf" gewesen, d.h. hier sind alle Änderungen, die sich von 1955/56 bis 1957 (Eintrag in den RAFENA-Kundendienst-Informationen 1957: "Letzte Änderungen am Rubens") ergeben haben, Standard.

Wenn alles klappt, dann kann ich mir bald einen weiteren Rubens holen. Auch einen frühen FE855C, der auch noch die alten Knöpfe vorn dran hat. Ich hoffe sehr, dass der ebenso "alt" verdrahtet ist, wie mein vorliegender. Dann kann ich das alles augenscheinlich begutachten. Zwar habe ich keinen Platz mehr für die Glotzen, aber jetzt will ich es wissen! Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#23
Ja Michael,
Supereinstellung. Hut ab. Smiley20
LG aus Schwerin, Holger
Smiley47
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#24
Hallo Michael, aber warum kann man nicht das Gerät nach "Letzte Änderungen am Rubens" verdrahten? Die haben die Änderungen an der Serie doch sicher nicht umsonst gemacht?
Gruß aus Bremen

Enno
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#25
(21.07.2020, 14:19)Enno schrieb: Hallo Michael, aber warum kann man nicht das Gerät nach "Letzte Änderungen am Rubens" verdrahten? Die haben die Änderungen an der Serie doch sicher nicht umsonst gemacht?

Hallo Enno,

die Frage ist völlig berechtigt. Vermutlich wurden die Änderungen getätigt, um den Vertikalgenerator; sprich: "das Bild" stabiler hinzubekommen. Sobald ich den nächsten Rubens habe (was geplant allerdings erst gegen Ende August der Fall sein wird), möchte ich das auch anhand von Fotos dokumentieren.

Nun kommt allerdings eines bei mir hinzu - nämlich "mein Vogel"... Big Grin 

Ich möchte das Ding im Urzustand haben, um es zu studieren. Wenn es erst einmal läuft, dann kann man es immer auf Änderungen upgraden, um mal diesen neudeutschen Ausdruck zu gebrauchen. Und - ich wage es kaum zu schreiben, denn man wird mich für völlig blöd erklären - ich gehe noch einen Schritt in Richung Urzustand zurück, denn die Kiste bekommt hier auch ihre fehlenden alten Kondensatoren zurück, die schwarzen Dinger. Davon liegen in irgendeinem Karton noch genügend herum.

Wenn dann die Schaltung somit komplett sein sollte, möchte ich sie Schritt für Schritt in Betrieb nehmen, möchte sehen, was geht und was dann sehr wahrscheinlich zwingend an Ko's getauscht werden muss. Ich möchte erst einmal NICHT die stets und ständig gepredigte "Kondensatorkur" machen, sondern mir das Ganze schrittweise anschauen.

Verrückt, wa? Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#26
... mich verblüfft immer wieder wie beharrlich so ein Dino restauriert wird.


Zu den Bauteilen, wie die Lötleisten, erzählte mir mal in der Lehrzeit ein Kunde, dass er solche zusammen lötete.

Er war von der JVA irgendwie in Radeberg zum Arbeiten gekommen und

wusste noch genau, dass seine Teile vom oder für den Cranach waren.


Gruß werner
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#27
Hallo Werner,

Du beschreibst genau das, was man auch so beschreiben könnte: "Wenn so ein Gerät bloß erzählen könnte".   Smile

Aber das können sie eben nicht. Und wenn man diese - ich schreibe jetzt mal - "nicht in aller Gänze dokumentierten Einzelheiten" findet und dann das noch in den zugehörigen zeitlichen Kontext einordnet, der ja gewissermaßen keine Insel war, sondern Politik, Leben, Hirn und Hände Arbeit derjenigen Menschen, die diese Geräte entwickelt und dann geschaffen haben, quasi vom Reißbrett über Löterin / Löter bis hin zum Endkunden - das ist eine schöne und spannende Sache, das irgendwie noch einmal nachzuvollziehen, "mitzuerleben".

Finde ich jedenfalls.

Klar, man kann sich auch zwangsläufig mit ganz anderen Dingen beschäftigen: Ich habe ein neues Mobiltelefon und warte auf die SIM-Card, wo der Provider offenbar Wochen braucht, um so ein dämliches Stück Chip in etwas dünner Plastik verpackt, zu konfigurieren und zu versenden...  Smiley26

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#28
Hallo zusammen,

herzliches Dankeschön an alle für Eure Zuschriften! Smile

In den vergangenen Tagen fand ich wenig Zeit für den Fernseher, war aber nicht ganz untätig. Bis Ende August wollte ich nun doch nicht warten und so knüpfe in dieser Folge an das an, was ich in #22 schrieb.

Mich trieb ja die Aufgabe um, die ich bereits äußerte, nämlich die Wiederherstellung des Vertikalgenerators mit seinen Originalbauelementen. Verflixt: Einige der Widerstände am Sperrschwingertrafo haben andere Werte, als im Schaltplan vermerkt. Vermutlich wurden sie durch Abgleich mit den geänderten Werten verbaut - hoffe ich jedenfalls. Wieder der Gedanke: Hersteller oder Bastler? Wieviele und welche Bauelemente fehlen???

(21.07.2020, 14:19)Enno schrieb: Hallo Michael, aber warum kann man nicht das Gerät nach "Letzte Änderungen am Rubens" verdrahten? Die haben die Änderungen an der Serie doch sicher nicht umsonst gemacht?

Das möchte ich gern in dieser Folge aufdröseln und beantworten.

Zunächst zeige ich den markierten leeren Platz des Vertikalgenerators (mit Endstufe, ich spreche aber der Vereinfachung wegen nur vom Vertikalgenerator). Da müssen die fehlenden Bauelemente rein.

   

Die Kundendienstanleitung zeigt ein nicht ganz so aussagekräftiges Foto des verbauten Platzes, so dass ich schon mal davon ausgehen konnte, dass mein Rubens so wieder bestückt werden muss. Gut zu erkennen, quasi als "Wegweiser", ist dabei der Kondensator C50, der unten quer auf dem Trafo der Vertikalendstufe zu sehen ist.

   

Was mich wundert: Hier stimmt was nicht. Vor mir steht ein FE855C. Der in der Kundendienstanleitung liegende Schaltplan des FE855C zeigt aber irgendwie mehr Bauelemente, als auf dem Foto zu sehen ist. Mehr dazu unten.

OK, dann schaue ich doch gleich einmal in zwei weitere Rubens rein, wie es dort aussieht. Der erste ist der mit der Stempelung auf dem Chassis vom März 1955, dessen Kondensatoren getauscht wurden:

   

Dieser Rubens hier ist der FE855D1 von 1957, der letzte große Wurf des Herstellers. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese Schaltung des Vertikalgenerators praktisch den Endzustand zeigt:

   

Beide Chassis zeigen beim Vertikalgenerator eine mehr oder weniger identische Bestückung (Lage der Bauelemente), aber es sind viel mehr, als auf meinem Rubens-Chassis vom Dezember 1955. Auch die Lötösenanordnung ist anders - siehe weiße Markierungen. In den beiden unteren Fotos sind es welche mit vier Lötösen, während mein obiger Rubens nur eine mit zwei Lötösen hat. Dann sieht man deutlich, dass bei den beiden unteren Fotos auf dem Sperrschwingertrafo eine Schraube mit Lötöse plus Bauelemente sitzt - im oberen Foto ist da nichts. Und mein "Wegweiser-Kondensator" C50 ist nicht entsprechend des Fotos in der Kundendienstanleitung querliegend. Gut ist auch zu erkennen, dass hier viele Verdrahtungen ganz anders ausgeführt wurden, als in meinem "Ur-Rubens". Dieser hat noch einen mehr oder weniger ordentlich ausgeführten Kabelbaum (siehe rote, ovale Markierung), während die beiden übrigen Geräte hier viele zusätzliche Drähte zeigen, die ich mit Pfeilen markiert habe, um die Unterschiede anzudeuten.

So. Ich muss also davon ausgehen, dass mein "Ur-Rubens"

a) anders verdrahtet ist und
b) eine andere Beschaltung des Vertikalgenerators hat.

Und das, obwohl das mit März 1955 gestempelte Chassis bereits eine andere Verdrahtung zeigt - ein Indiz für mich, dass die Stempelung auf dem Chassis nicht zwangsläufig darauf hindeuten kann, dass es sich vergleichsweise zu meinem mit Dezember 1955 gestempelten Gerät um einen früher gefertigten Rubens handelt. Der Beweis ist ganz einfach (wen wundert's): Das Typenschild auf der Chassis-Rückseite gibt Auskunft. Es zeigt nämlich, dass das mit März 1955 gestempelte Chassis erst in einem Rubens von 1956 verbaut wurde:


.jpg   DSC07818.jpg (Größe: 191,36 KB / Downloads: 657)

während hingegen mein mit Dezember 1955 gestempelter Rubens tatsächlich 1955 auf dem Typenschild hat (Typen schwarz nachgestaltet, sonst wären sie nicht zu sehen, da sie im Original farblos eingestanzt sind):


.jpg   DSC07820.JPG (Größe: 187,13 KB / Downloads: 660)

Vor mir steht tatsächlich ein sehr früher Rubens! Smile

Daher, Enno, kann und will ich diesen Rubens nicht einfach so nach "letzte Änderungen" komplettieren. Er wäre nicht mehr im Originalzustand und es würde überdies sehr wahrscheinlich zu Fehlern führen, weil die Verdrahtungen schlicht nicht zueinander passen. Der Hersteller hat hier kräftig geändert!

Natürlich: Die Änderungen wurden alle aus dem einzigen Grund getätigt, um das Betriebsverhalten zu verbessern. Da sind wir uns wohl alle einig. Darum geht es mir aber hier bei diesem Rubens nicht. Der soll in seinen Originalzustand zurückversetzt werden. Weil „modernere“ Rubens mit allen ab Werk durchgeführten Änderungen habe ich ja schon.

Wie aber sah die Originalschaltung aus???

Hierzu war Recherche angesagt und ich wurde fündig in den „Informationen für den Fernseh-Kundendienst“, VEB Sachsenwerk Radeberg, Nr. 1, Mai 1956, Seite 4.  Smiley14

Daraufhin musste ich etwas nachdenken und habe diese Schaltungen zu Papier gebracht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

   

Das Studium der Unterlage ließ nur den Schluß zu, den Ihr auf dem Bild seht: Die Schaltung links ist die Schaltung, wie sie auch im Schaltplan der Kundendienstanleitung des FE855C zu finden ist - hier der Auszug daraus:

   

So wurde sie auch in vereinfachter Form  in anderen zeitgenössischen Büchern veröffentlicht. Die Kundendienstanleitung ist 1956 gedruckt und hier sind alle bereits durchgeführten Änderungen erfaßt. Nimmt man nun alle getätigten Änderungen zurück, so muss die Schaltung meines "Ur-Rubens" so aussehen, wie auf dem Bild rechts gezeigt! Dazu gibt es meines Wissens nach aber kein veröffentlichtes Schaltbild!

Nun habe ich somit die Vorlage für die noch fehlenden Bauelemente, die ich hier rot eingezeichnet habe:

   

Und jetzt passt das auch zum Foto des Vertikalgenerators in der Kundendienstanleitung, aber eben nicht zum darin veröffentlichten Schaltplan. Der ist geändert, das Foto wurde aber seinerzeit nicht erneuert!

Die fehlenden Bauelemente fanden sich im Fundus; unabhängig vom Zustand der Kondensatoren (!):

   

und so sieht nun der fertig verdrahtete Vertikalgenerator im Urzustand aus:

   

Der im obigen Foto unter den Kondensatoren liegende 500-Ohm-Widerstand hatte einen Kappenfehler. Somit habe ich ihn nicht ausgetauscht und somit ist noch der etwas angekokelte 500-Ohm-Widerstand drin (Pfeil), dessen Wert aber noch in Ordnung ist.

Aufgabe erfüllt! Smile

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#29
Hallo zusammen,

in #1 schrieb ich:

(25.06.2020, 18:31)MichaelM schrieb: Sowohl die C- als auch C1-Geräte empfingen nach der OIR-Norm im Parallelton-Verfahren mit dem gesendeten Bild-Tonabstand von 6,5 MHz. Dementsprechend waren in den Tunern ab Werk die farbig gestempelten Kanalwählersegmente zu finden:

Penthode-Tuner: rot  = OIR, gelb = CCIR
               
Kaskode-Tuner:  grün = OIR, weiß  = CCIR

Hier nun möchte ich auf meinen Neuerwerb hinweisen, von dem ich schon in #22 schrieb, dass ich ihn gegen Ende August bekomme:

(21.07.2020, 12:24)MichaelM schrieb: Wenn alles klappt, dann kann ich mir bald einen weiteren Rubens holen. Auch einen frühen FE855C, der auch noch die alten Knöpfe vorn dran hat. Ich hoffe sehr, dass der ebenso "alt" verdrahtet ist, wie mein vorliegender. Dann kann ich das alles augenscheinlich begutachten...

Das ist er:

   

Wie ich mit einen Lachen und einem Weinen feststellen kann, handelt es sich um einen FE855C1 von 1956. Der Rubens hat noch die alten Drehknöpfe, das ist richtig. Ich hätte allerdings bei der "56" auf dem Typenschild stutzig werden müssen, denn er ist eben schon keiner mehr von 1955. Egal, ich freue mich trotzdem. Um so mehr, denn was weder der Verkäufer noch ich nicht gesehen haben, ist die ins Schwarze eingestanzte "1" hinter dem "C", siehe Pfeil:


.jpg   DSC07862.JPG (Größe: 276,92 KB / Downloads: 585)

Das Lachen: Er passt somit haargenau auf meine Kundendienstanleitung (Serviceheft), die ich nun auch endlich mal vorstellen möchte:

   

Und wie zum Beweis meines eingangs zu dieser Serie geschriebenen Satzes hat er in seinem Kaskode-Kanalwähler komplett die grün gestempelten Segmente drin (ist grün, auch wenn es vom Weißabgleich eher blau aussieht):

   

Es passt also alles wie der berühmte A***h auf den Eimer.  Smile

Das "Weinen": Da es sich um einen C1-Rubens handelt, ist die originale Verdrahtung des Bildgenerators bereits die verbesserte. Das heißt, sie entspricht nicht mehr der meines "Ur-Rubens" von 1955, sondern sie entspricht sinnigerweise zu 100% der Verdrahtung, wie sie im Schaltplan des Serviceheftes veröffentlicht ist. Das ist unschwer zu erkennen (vergleiche auch Folge zuvor mit der Verdrahtung des FE855D1):

   

Daher kann ich nicht mit einem Foto einer Originalverdrahtung des Bildgenerators von 1955 dienen. Zur Erinnerung zusammengefasst (siehe auch Folge zuvor):

Das Serviceheft beinhaltet den Schaltplan mit der verbesserten Schaltung des Vertikalgenerators von 1956, jedoch dazu das veraltete Foto des Verdrahtung des Vertikalgenerators mit der Schaltung von 1955.

So. Wie geht es nun weiter?

Langsam sollte ich nun mal die Kiste in Betrieb nehmen. Aber welche?

Zugegebenermaßen habe ich mich jetzt in eine Situation hinein manövriert, die eine Entscheidung verlangt: Welchen der beiden Rubens???  Huh

Den FE855C von 1955, meinen wiederverdrahteten "Ur-Rubens"? Könnte es sein, daß dessen durchgebrannte Ablenkspule etwa von der "Urschaltung" des Vertikalgenerators herrührt und man deswegen die Schaltung sehr schnell werksseitig angepasst hat? Der Rubens hat jetzt wieder eine intakte Ablenkeinheit drin, aber ich möchte es nicht riskieren, dass sie gegebenfalls auch durchgeht... Oder ist dieser Gedanke gar nicht nötig? Die Originalschaltung des Vertikalgenerators möchte ich nicht verändern, der Rubens soll diese 1955er "Ur-Schaltung" behalten. Hinzu kommt: Sehr wahrscheinlich komme ich um einen Austausch diverser Kondensatoren nicht drumherum. Dann müsste ich aber an die Originalität ran. Eigentlich möchte ich das nun gar nicht mehr, denn wer weiß, ob es so einen frühen Rubens noch gibt und würde ich ihn dann mit neuen Kondensatoren nicht verbasteln?

Nehme ich also stattdessen den gerade erstandenen 1956er FE855C1, der die geänderte Schaltung des Vertikalgenerators hat (und der inhaltlich zu 100% mit dem Serviceheft übereinstimmt)? Von diesen Rubens gibt es sicherlich genug auf dem Markt und hier wäre ein Kondensatortausch vielleicht nicht so problematisch hinsichtlich der Originalität? Und studieren, testen und threadgemäß in Wort und Bild wieder zum Leben erwecken kann ich auch diesen Fernseher?

Kalkuliert habe ich einiges, aber damit habe ich zum Anfang dieser Serie nicht gerechnet: Ich muss über die eben beschriebene Entscheidung nachdenken.

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#30
Hallo Michael,

zuerst mal große Anerkennung zu Deiner Arbeit und Recherche  Smiley20


Es kommt halt drauf an, was Du mit den den Geräten machen möchtest.

Wenn Dein Ur- Rubens tatsächlich wieder Bilder bringen soll, kommst Du um einen Kondensatortausch nicht herum, aber das weist Du ja sicherlich auch von Deinem Rembrandt etc...


Neben normaler Alterung haben diese originalen schwarzen Kondensatoren haben leider einen großen Nachteil:
Die Kupferstreifen, die im Kondensator die Aluminiumfolie mit den Anschlußdrähten verbinden, sind sind nicht durch schweißen o.ä. mit der Aluminiumfolie verbunden, sondern nur daneben (darauf) gelegt. Somit ist es schon erstaunlich, daß dies überhaupt guten Kontakt hatte und daß die Kondensatoren so lange funktioniert haben.


Ich habe dieses festgestellt, als ich bei meinem Rembrandt die alten Kondensatoren auf der Drehbank aufgebohrt habe, um diese mit neuen Kondensatoren zu befüllen.
Dabei habe ich den einen oder anderen mal komplett abgewickelt:
Man findet in den Wickeln dann auch noch kleine Zettel mit Chargen- Nummern o.ä. :-)


Man merkt es auch beim Kapazitätstest:
Ich hatte einige Kondensatoren herausgekniffen, damit ich ich nicht soviel im Rembrandt herumbraten musste.
Wenn man so einen Kondensator dann direkt ans Kapazitätsmessgerät hält, zeigt es bei einem 100nF Kondensator z.B. 120nF.
Wenn man nun die Anschlußdrähte neu verzinnt weil man meint, der Kondensator sei doch noch nicht so schlecht und man möchte ihn vllt. doch weiter verwenden, zeigt das Kapazitätsmeßgerät auf einmal z.B. 160nF.
Dieses gilt auch für die Kondensatoren aus Deiner Bastelkiste, mit denen Du den Vertikalgenerator wieder komplettiert hast.


Ich kann nur raten: Raus mit den alten Papierkondensatoren, wenn man mit dem Gerät halbwegs etwas anfangen können will.


Wenn es authentisch aussehen soll, die alten Hüllen aufbohren, was relativ einfach geht, wenn man entsprechendes Werkzeug zur Hand hat, den alten Wickel entnehmen und mit neuen Kondensatoren befüllen.
Anschließend die Hüllen mit schwarzem Epoxy oder schwarzem Heißkleber wieder vergießen.


Aber Vorsicht bei Heißkleber: Hier nur in Etappen vergießen, und ggfs. Hohlräume wg. nun kleinerer Bauform mit Pappe oder Schaumstoff etc. auffüllen, damit man nicht soviel Heißkleber braucht.
Diese alten Hüllen mögen keine große Hitze ;-)


Hab nun durch Zufall gesehen, daß Jan Wüsten axiale Folien Kondensatoren in schwarz im Programm hat.




Weiterhin viel Spaß beim Basteln wünscht,


Christian
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#31
Hallo Christian,

herzlichen Dank für Deine Tipps zu den Kondensatoren! Smile  Thumbs_up

Ich habe ja schon einiges geschrieben. Worüber ich aber noch nichts geschrieben habe, sind die Gedanken, die mir schon längst durch den Kopf gehen, nämlich genau zu den Kondensatoren.

In #28 schrieb ich:

(01.08.2020, 12:03)MichaelM schrieb: Die fehlenden Bauelemente fanden sich im Fundus; unabhängig vom Zustand der Kondensatoren (!):

   

Schon hier habe ich leider völlig richtig beim Wiederbeschalten des Vertikalgenerators die schlechte Qualität der Kondensatoren beim Durchmessen festellen müssen.

Du führst meine Entscheidung in die richtige Richtung, denn ich weiß: Schon seit Jahren lese ich bezüglich der Restauration von Rembrandt oder Rubens von der schlechten Qualität der Originalkondensatoren. "Teerdinger", "Teerbomben" und was man dazu alles liest...

=> Ja, partieller Tausch und schauen, was passiert, wie ich eingangs schrieb, ist Quark: die Dinger müssen allesamt raus. Sonst tue ich mir keinen Gefallen.

Einfach nur irgendwelche neuen, modern aussehende Kondensatoren einbauen, finde ich unpassend.

Momentan bin ich mir unschlüssig, welche Variante die geeignetere ist: Aufsägen und neu befüllen wäre eine gute Idee. Vergußmasse habe ich keine, die lässt sich jedoch auftreiben. Andererseits habe ich noch viele große Kondensatoren vom Kondensatorenwerk Görlitz aus einer damaligen Sammelbestellung. Die sind weiß und gelb, aber schön groß, dass man sie mit einer eigenen Papierhülle umwickeln könnte - die Hülle könnte ich mir im Layout passend gestalten.

Eine andere Alternative wären die Kondensatoren vom atr-shop, die ich bislang immer verwende. Allerdings sind sie sehr klein in ihren Bauformen: eigens kreierte Hülle scheidet hier aus, dafür schreien aber diese Kondensatoren förmlich nach der Bestückung in den schwarzen Originalhüllen.

Aufbohren oder Aufschneiden der Originalhüllen: Was ist sinnvoller bzw. wie? Wie machst Du das? Dremel zum Auftrennen habe ich. Schwarzer Heißkleber ist eine sehr gute Idee, Heißklebepistole habe ich.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#32
Hi,

sind die alten Kondensatoren mit Teer verschlossen? Dann bekommt man die mit Wärme auseinander. Ich habe mir mal einen alten Toaster dafür umgebaut. Das dauert 2 Minuten, dann kann man das Innenleben heraus schieben.
Auf gute Belüftung achten (-;.
Verschliessen mit Heißklebe finde ich gut - das bekommt man wieder auseinander im Gegensatz zu Epoxy.
Gruß
Oliver

Hier sieht man den Toaster (ca. bei Minute 30).
Telefunken 8772WK - Teil2
Nette Grüße aus dem Ruhrgebiet
(ollisTubes)
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#33
Hallo Michael,

wenn Du keine Drehbank in Reichweite hast, geht auch ein Dreibackenfutter unter einer Ständerbohrmaschine.
Einmal gut eingerichtet, kann man dann alle Kondensatoren Stück für Stück, der Reihe nach ausbauen, aufbohren, neu befüllen, vergießen und wieder einbauen.
Somit sollten sich auch keine Fehler in der Verdrahtung einschleichen.

Ich hab diese angespritze "Teertülle" mit dem Anschlußdraht mit einem scharfen Elektronik Seitenschneider bündig am Kondensatorgehäuse abgeschnitten, damit man eine plane Fläche zum Bohren hat.

Evtl. kann man auch einfach einen Kegelbohrer nehmen, den Kondensator in einen Schraubstock einspannen und dann frei Hand mit einer Bohrmaschine oder Akkuschrauber den Kondensator von der Seite aufbohren.


Alternativ könnte man die Kondensatoren auch entlang der sichtbaren Nahtstelle mit einer Puk- oder Laub- Säge (ganz dünnes Blatt) durchsägen.

Vllt. bringt es dann etwas, die Anschlußdrähte noch nicht abzuschneiden sondern vor dem herausziehen der jeweiligen Kondensatorhälfte, mit dem Lötkolben noch einmal richtig heiß zu machen, damit der Anschlußdraht aus der Tülle schmilzt.

Einfach mal mit einem mittelgroßen Exemplar probieren...
Die Aussenhülle besteht aus 2 Teilen, die in der Mitte zusammen geteckt und verklebt wurden. (Nahtstelle)
Innen befindet sich der Kondensatorwickel. Teilweise ist sogar noch richtig Platz darin, da diese Aussenhüllen
nur in ein paar Abstufungen wie unterschiedliche Gehäuse gefertigt wurden.

Somit eignen ich diese Kondensatoren eigentlich ganz gut zum neu befüllen.

Einen Dremel würde ich zu schneiden nicht verwenden.
Höchstens mit einem 1 - 2mm Bohrer oder dünnem Kunststoffräser wieder von der Stirnseite arbeiten. (Loch an Loch)


Wie geschrieben, mögen diese Plaste- Hüllen keinne zu große Hitze.
Darum würde ich sie nicht in einen Toaster stecken.
Das könnte ich mir eher bei Kondensatoren mit Glashülle vorstellen.

Ich hab meine Kondensatoren von Tubetown und die sind von Vishay Roederstein Serie 1813 MKT

Viel Spaß beim Basteln wünscht

Christian
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#34
Die Kondensatorhülle läßt sich mit einer Rasierklinge an der Naht in der Mitte trennen und auseinander ziehen - Drähte mit dem Lötkolben etwas erwärmen. Das sind zwei Kunststoffhälften.

Viele Grüße
Bernd
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#35
Hallo zusammen,

mit bestem Dank für Eure Anregungen.

(30.08.2020, 16:44)4malEL34 schrieb: Einfach mal mit einem mittelgroßen Exemplar probieren...

jo, habe ich gemacht:

   

Dremel mit Trennscheibe und das Ding einfach mal an der Naht aufgeschnitten. Mittels Rasierklinge? Kann ich mir nicht vorstellen, dass das geht, denn selbst mit einem Skalpell ging es nicht - zumindest nicht ohne Erwärmen.

Die Trennscheibe ließ die Geruchsbelästigung im Bereich des Erträglichen.

Mit Teer vergossen ist der Kondensator nicht. Man sieht auf dem Foto unten eine Art Kunststoff- oder Pappstreifen, der den darüberliegenden Wickel in seiner etwas klebrigen Pampe (fühlt sich fast wie ein Fliegenfänger an) im Gehäuse mittig fixierte.

Völlig verständlich: Ein Dreibackenfutter ist des Kondensatorwiederladers Traum. Aber erst mal haben ein Gewehr... Undecided

Das seitliche Aufschneiden mittes Dremel von Hand ist wegen unsauberer Schnittkanten irgendwie doof. Oder man müsste sich so eine Art "Kondensatoröffner" basteln, der sowohl den Dremel als auch den sich dann beim Aufschneiden drehenden Kondensator fixiert... Sauber und am bequemsten ginge das wohl wirklich nur mit mittigem Aufbohren. Ich habe einen Senker, der würde vermutlich auch gut gehen. Säulenbohrmaschine ist da.

Christian, Du hast Deine Kondensatoren von Tube-Town? Dirk ist seit vielen Jahren mein Hauptlieferant für alle Bauelemente, die ich für Ampreparaturen benötige. Nimmst Du die Roederstein wegen der Baugröße? Die Tubular Polyester Kondensatoren sind doch deutlich günstiger im Preis?

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#36
Hallo Michael,

klar, es gibt auch günstigere Alternativen. Vielleicht sind die Tubular Polyester Caps genauso gut.

Viele Hersteller machen ja auch garkeine Folien Axialtypen mehr.
Die Roederstein hab ich genommen, weil das für mich immer noch ein Name ist und ich hoffe, daß ich mich darauf verlassen kann,
wenn man sich schon die Arbeit des Wiederbefüllens macht.

Ist schon toll, was Dirk alles im Programm hat.


Ich hab mich im Datenblatt informiert, wie die Abmessungen sind und dann so bestellt, daß die Kondensatoren in die Hüllen passen.
Teilweise auch nur die 250V oder 400V Typen, wenn es anders nicht gepasst hätte und die zu erwartenden Spannungen
in der Schaltung dies erlaubt haben.

Hab Teilweise die Anschlußdrähte mit dickem Silberdraht ersetzt, wenn die bei den neuen Kondensatoren zu fein oder zu kurz waren.


Ja genau, wegen den unsauberen Schnittkanten, hatte ich vom Dremel abgeraten.

Ich würde es wie geschrieben, vllt. mit einer Laubsäge mit ganz dünnem Blatt versuchen. Und dann den Kondensator durchsägen.

Ein (Stufen) Kegelbohrer könnte die Arbeit auch gut erledigen, wenn man nur einen normalen Schraubstock hat und frei Hand arbeitet.
Dabei evtl. vorbohren. Dann bleibt die Beschriftung völlig erhalten und man sieht nur von der Seite etwas neue Vergussmasse.
Der alte Wickel geht dabei zwar drauf, aber den braucht man ja nicht mehr.
Das würde ich vorziehen.

Gruß,

Christian
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#37
(31.08.2020, 17:46)MichaelM schrieb: Hallo zusammen,

mit bestem Dank für Eure Anregungen.

Mittels Rasierklinge? Kann ich mir nicht vorstellen, dass das geht,  ......

Gruß Michael

Nun für deine Vorstellungskraft kann ich natürlich nichts.
Ich habe jedenfalls diese Kondensatoren so restauriert.

Wer es nicht glaubt, läßt es eben sein.
Für solche Leute ist es wohl zu schade eigene Erfahrungen mitzuteilen - Beratungsresistenz.

Aber Andere haben vielleicht Interesse an wertvollen Tips.

Viele Grüße
Bernd
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#38
(31.08.2020, 21:13)MB-RADIO schrieb: Nun für deine Vorstellungskraft kann ich natürlich nichts.

Wer es nicht glaubt, läßt es eben sein.
Für solche Leute ist es wohl zu schade eigene Erfahrungen mitzuteilen - Beratungsresistenz.

Aber Andere haben vielleicht Interesse an wertvollen Tips.

Hallo Bernd,

vielleicht hast Du das ja nicht gelesen, denn ich schrieb dazu: " Zumindest nicht ohne Erwärmen".
Ohne Erwärmen ging es nicht mal mit einem relativ soliden Skalpell. Da kann ich es mir mit einer Rasierklinge beim besten Willen nicht vorstellen.
Mit Erwärmen habe ich es noch nicht getestet, dazu komme ich erst in den nächsten Tagen.

Deine Reaktion finde ich unangemessen.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#39
Ich habe es auch probiert, mit Rasierklinge ging es bei mir auch nicht. dann habe ich ein Cuttermesser genommen, das ging schon, aber die Schnittkante ist auch etwas lädiert.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#40
Ich habe die kalt geöffnet. Die Klinge habe ich halbiert in einen Minifeilkloben eingespannt - nur etwa 2...3mm herausragend an der Naht angesetzt und einen leichten Schlag mit einen kleinen Hammer draufgegeben. Einige gehen gleich auseinander, Andere muß man weiter drehen und nochmal....
Da nicht gesägt wird ist der Riß sehr sauber.

Ich habe meinen Rubens so gemacht.

Viele Grüße
Bernd
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