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SABA Freiburg 6-3D mit Geschichte!
#1
Hallo!

ich möchte Euch hier mein absolutes Lieblingsradio vorstellen, den SABA Freiburg 6-3D.

   

OK, aber was soll nun der Titel?

Praktisch alle Radios die ich über die Jahre bekommen habe sind von Wohnungsauflösungen, Erbstücke, von Sammlern abgestoßen oder von Flohmärkten. Wirklich viel weiß man nicht über die Geräte, die Vorbesitzer kümmert es nicht sonderlich, auch wenn man nachfragt. Hier war es anders.

In den Kleinanzeigen fand ich damals ein Angebot für einen Freiburg 6-3D in der seltenen Schweizer Ausführung, grüne Skala helleres Holzgehäuse. Wenn ich es richtig weiß war es nur die 6er Serie die es in diesen zwei Ausführungen gab. (?) Mir haben es die grünen SABAs schon lange angetan, ich konnte bisher aber keines erwischen. (muss dazu sagen das mich nur Freiburgs interessieren) 
Das Gerät war an einer sehr schönen Stelle des Bodensees zu haben, die Vermutung lag nahe das es jemand aus der Schweiz zurück importiert hatte. 
Ich wurde mich mit dem Händler einig und fuhr mit meiner Freundin am Wochenende hin um das Gerät abzuholen. 

Begrüßt wurden wir von einer Dame und einem älteren Herrn, letzterer hielt sich erstmal im Hintergrund. Das Gerät wurde mir vorgeführt, mir viel sofort auf das die Automatic bzw. ganze Mechanik zu schwergängig ist und der Magnet der die Automaticwippe hält nicht mehr funktionierte. UKW Empfang war vorhanden, allerdings nicht so wie man es von einem Freiburg erwartet. Die EM71 war fast vollständig erloschen, sie ist die am meisten verbrauchteste in meiner Sammlung. Man kam ins Gespräch, die Frau fragte mich was ich denn, falls ich es kaufen würde, damit machen würde. Ich meinte das ich eine Leidenschaft für Freiburgs habe, das Gerät soll restauriert werden und nach Möglichkeit wieder so spielen wie einst Mitte der 50er. Es wurde neugierig immer weiter gefragt, wie viele Freiburgs ich habe, welches das beste wäre meiner Meinung nach etc. Der ältere Herr sprach mich irgendwann an, er hätte ein gutes Gefühl bei mir. Er wollte das das Gerät in die Hände eines Liebhabers kommt und nicht für Teile zerlegt wird, man merkte da hing Herzblut dran. Genau das habe ich Ihm versprochen, ich würde das Gerät radikal überholen aber wieder zusammenbauen und Bilder schicken. So war es dann meins.

Den Hintergrund des SABAs habe ich dabei auch gleich erfahren:
Der Verkäufer (älterer Herr) war der zweite Besitzer, das Gerät wurde nicht in der Schweiz verkauft sondern gehörte dem Leiter des Postamts in Stuttgart. Dieser hatte es, vermutlich in den 60er oder 70ern als die kleinen Geräte in mode kamen, dem Zweitbesitzer überlassen. Ich komme aus dem Raum Stuttgart, die beiden waren sichtlich angetan das das Gerät zurück in die Heimat darf. 

Es soll garnicht so sehr um die Restauration gehen, ich habe zwar über 200 Detailbilder gemacht aber die meisten davon sind sicherlich nicht von Interesse und dienten nur dem korrekten zusammenbau.
Der Zustand war gut, das Chassis hatte allerdings leichte Rostpickel, ein bekanntes SABA Problem. Zuerst wollte ich das Gerät zerlegen und das Chassis neu lackieren, habe mich dann aber entschieden den Zustand zu konservieren. Das Gerät wurde komplett zerlegt, zeitweise zierten nurnoch die Bandfilter die Oberseite des Chassis. Alles mechanische wurde mit Ultraschall gereinigt, die gesamte Skalenführung in Einzelteile zerlegt und neu aufgebaut. Freiburgs sind keine Anfänger Geräte, macht man das nicht läuft die Automatic nicht mehr so schön wie von SABA gedacht.
Sämtliche Teerkondensatoren und Elkos sind neu, alle Röhren wurden erneuert und das Gerät anschließend mit den Mitteln die mir zur verfügung stehen abgeglichen. Der Tastensatz wurde komplett zerlegt, vom Oxyd befreit und Konserviert. Der Magnet der Automatic war defekt, er wurde ersetzt durch einen aus dem FB125. Der Selengleichrichter war defekt, ich habe eine Ersatzschaltung gebaut und mit aus Pertinax gefertigten Teilen an den Netztrafo gehängt. Es sollte aussehen als hätte es SABA so gemacht haben können.

   

   

Das Gehäuse war ein Problem für sich. Ich bin kein Holzwurm, das Gehäuse sollte aber perfekt werden. Im SABA Forum gibt es jemanden der Gehäuse restauriert, er nahm sich schon meinem 3DS Gehäuse an. Ich war wirklich beeindruckt wie gut der originale Farbton getroffen wurde, das Gerät wurde mit "Candylack" gelblich gefärbt und anschließend mit Modernen Lacken lackiert, Furnier Fehlstellen wurden korrigiert. 
Die Zierleiste wurde an einem Abend auf Hochglanz poliert und mit Klebestreifen (Ebay) die Verzierungen um die Klangregler ergänzt. Die Drehknöpfe wurden Lackiert, Goldkappen vergoldet. 

Vorher:

   

Nachher:

   

   

Das letzte Bild sendete ich dem Vorbesitzer nach 2 Monaten arbeit am Gerät. (Parallel Renovierung unserer Wohnung) Die Antwort kam am selben Abend, man ist froh das das Gerät zu mir gekommen ist und ist sich sicher ich behandle es so wie es das verdient. Ja, mache ich, versprochen!

Der Grund warum es mein Favorit ist ist aber ein anderer, die Mühle klingt unanständig gut! Der 3DS Klingt eindrucksvoll, der W3 hat einen sehr warmen klang. (ich finde den Bodensee W3 dennoch vom Klang besser)
Mit meiner Musik ist der 6-3D aber der klare Favorit, er klingt ausgewogen hat aber Kraft ohne Ende. Der runde Hochtöner erreicht fast HiFi Qualität, der spätere ovale Hochtöner klingt mir zu garstig. Der Klang ist ähnlich wie beim Bodensee W3 allerdings mit Raumklang und deutlich mehr wumms, so wie man es von einer Gegentaktendstufe erwartet. Das Gerät läuft fast jeden Tag.

Gruß,
Jan
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#2
Danke, Jan,
Ein sehr interessanter Bericht, den ich sehr gern gelesen habe. Die Freiburgs sind kompliziert, aber haben guten Klang und durch die Automatik was besonderes. Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#3
Freut mich das es Dir gefallen hat  Thumbs_up

Finde es gerade deshalb Interessant weil man sonst so gut wie nicht weiß wo die Geräte mal standen. Es ist schade, gehört zur Geschichte der Empfänger dazu.

Gruß,
Jan
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#4
Hallo Jan,

das ist ein Bericht, ganz nach meinem Geschmack. Die Technik ist sehr
interessant, aber die Geschichte um das Radio ist das Salz in der Suppe.

Danke, es hat Spaß gemacht diesen Bericht zu lesen.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#5
Hallo Jan,
vielen Dank für Deinen sehr interessanten Beitrag. Ich bin zwar klanglich nie - trotz mehrerer Versuche mit diversen Freiburgs - mit den Sabas warm geworden (subjektive Meinung), doch die ganze Geschichte rund um Dein Gerät ist sehr interessant. 
Prima, dass es weiter in Ehren gehalten wird  Thumbs_up
---
Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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#6
Hallo Jan,

ein sehr schöner Bericht und Radio.

Ich habe zufällig genau das gleiche bei mir stehen und noch ein Freudenstadt 6-3D, Schwarzwald 6-3D, alle in der Schweizer Ausführung bzw. grüner Skalenscheibe.

Was mir aufgefallen ist das bei dem Freiburg der Bassregler bei meinem "falsch herum" Smiley26bzw. entgegen meiner anderen Sabas funktioniert, ist das bei deinem auch so ?

Grüße aus dem Münsterland

Christian

     
     
   
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#7
Das freut mich das es Euch gefallen hat  Smiley20

Christian, bei meinem wird der Bass bzw. Hochton stärker wenn man die Regler in Richtung der Seite des Gehäuses dreht. (Also Bass gegen den Uhrzeigersinn, Hochton mit)
Die sich bewegenden Blenden verschwinden dabei hinter der Skala, bei maximalem Bass und Hochton sind sie nicht zu sehen.

Gruß,
Jan
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