Instandsetzung Quelle Tonbandgerät
Hersteller: Unbekannt vertrieben durch Quelle Versandhaus
Typ: Tonbandgerät 2 Spur
Modell: Unbekannt
Baujahr: 1965/66
Röhrenbestückung: ECC83 EC92 ECL86 EL87
Stromversorgung: Wechselstrom 110/220 V
Bedienelemente: Ein Aus /Lautstärke, Tonblende/Stummschalter, Aufnahme, Geschwindigkeit, Rücklauf, Start, Vorlauf, Pausestift
Gehäuse: Holz mit Kunstleder überzogen
Besonderheiten: 3 Geschwindigkeiten 4,75, 9,5 und 19 cm/s, Zählwerk 3-stellig, Tragegriff
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Mikrofon, Radio, Phono, 2.Lautsprecher
Abmessungen: 400 x 210 x 335 mm
Gewicht: ca. 11kg
Lautsprecher: 1 ovaler Permanent Dynamische Lautsprecher
Neupreis: unbekannt
Einleitung, Gerätebeschreibung und erste Reparaturgeschichte:
Es gibt Geräte, die sind einfach schon immer da. Seit man sich erinnern kann. Und man kennt alles ganz genau. Das Klicken beim Einschalten, der kurze Brummton danach, die rote Lampe - und dann, wenn das magische Band erst ganz hell wurde, um einige Sekunden später dann abzudunkeln - endlich betriebsbereit. Ein solches Gerät möchte ich hier vorstellen - und auch die letzte Reparatur hier dokumentieren. Dieses Tonbandgerät hat mein Vater so um 1965/66 beim Versandhaus Quelle gekauft. Mehr wusste er nicht mehr als ich ihn dazu gefragt hatte, und daher habe ich das auch so übernommen. Weitere Unterlagen, auch im Netz, habe ich leider nicht gefunden. Hersteller und Typ sind also unbekannt. Auch im Gerät gibt es keinerlei Hinweise.
Je mehr ich mich mit Technik befasste, desto mehr wurde mir auch damals schon bewusst, dass dieses Gerät leider keine sehr hochwertige Ausführung ist, nein es ist zugegebenermaßen ein Billigprodukt. Hochwertige Geräte die im örtlichen Fachhandel zu kaufen waren sahen definitiv anders aus. Das war auch dann klar, als ich sah, dass innen teilweise rohes Holz verwendet wurde, das ganz grob in die passende Form gebracht wurde. Auch der dünne Kunstlederbezug war und ist nicht wirklich ein Highlight des Designs. Dann die Klappe aus 2 Lagen Kunstleder, die mit einer Pappe „verstärkt“ waren, die mit Druckknöpfen die Öffnung an der Rückseite für das Netzkabel und weiteres Zubehör verschloss. Maximal einfach gemacht. Überhaupt dominiert eine sehr einfache Gestaltung in Form und Farbe. Die klobigen Kipptasten für Vor- Rücklauf und Wiedergabe, die wie überdimensionale Kippschalter aussehen und auch so zu bedienen sind, weisen auf das einfache Konzept hin. Wie neidisch war ich auf das Saba TB Gerät (Typ weiß ich nicht mehr) in der Schule das so elegante Bedienelemente wie eine Stopptaste hatte. Zur Aufwertung habe ich dann 3 Buchstaben AEG angebracht, die natürlich heute auch noch drauf sind und die auch draufbleiben.
Öffnet man das Gerät oben sind einige Räder zu sehen, die die Spulenteller und die große Schwungscheibe antreiben. Drückt man dann auf Start setzt sich der Motor in Bewegung und beschleunigt das Räderwerk. Auch sieht man die Tonköpfe und den Capstan. Schraubt man noch die dunkelgraue Blende nach dem Entfernen der 4 Knöpfe ab, kommt man an die Potis und das Zählwerk, sowie an die Aussteuerungsanzeige EM87 hin. Ein wesentlicher konstruktiver Nachteil ist, dass das Band immer über die Tonköpfe läuft. Auch beim Umspulen. Das hat zur Folge, dass dann alles im Schnelldurchlauf hörbar ist. Über den Zugschalter an der Tonblende kann man den NF Verstärker vom Tonkopf trennen, dann ist Ruhe. Diesen Schalter mit den Kipptasten zu koppeln hat man sich gespart und überlässt es daher dem Bediener, ob er das Gejaule beim Vor- oder Rückwärtsspulen hören mag, oder auch nicht. Bei der Wiedergabe werden dann auch nur federgelagerte Filzwürfel an den Tonkopf gedrückt und damit auch das Band. Von einem definierten Bandzug ist man da natürlich ganz weit weg. Nicht viel besser sieht es unten aus: Ein einfaches Netzteil immerhin mit Selenbrückengleichrichter, eine Platine mit den 3 Röhren, den Motor, den Lautsprecher mit Ausgangstrafo, viele wirr verlegte Kabel, einige Hebel und Stangen und das war es dann auch schon.
Umso erstaunlicher ist aus meiner heutiger Sicht, dass es die vielen Jahre, bis heute, überlebt hat - die anfangs starke Nutzung durch meine Eltern, bis es nicht mehr gebraucht wurde, dann die Zeit, als mein Bruder und ich das Gerät gnadenlos hernahmen um Aufnahmen von allem möglichen zu machen - bis irgendwann nichts mehr ging. Eigentlich hätte zu der Zeit - Ende der 70er Anfang der 80er Jahre - dem Gerät dasselbe Schicksal blühen müssen wie damals meinem Saba Triberg 125, aus dem ich ein Coupé machte, und dann verschrottete, dem Wega Herold, der sein Lebensdauerende durch starke Rauchzeichen angekündigt hatte und den ich dann sofort durch eine Notschlachtung von seinem Leiden erlöste habe, und noch vielen weiteren Geräte, die meist dasselbe Schicksal ihrer Vorgänger teilten. Ja - die Älteren wissen sicher auch noch, dass damals der Nachschub an Geräten durch die halbjährlichen Sperrmülltermine gesichert war. Und so mancher „großartige“ Fang, der kurz zuvor noch halbwegs brauchbar war wurde dann so gut wie möglich verbessert - und landete trotzdem früher oder später, beim nächsten Termin wieder dort wo er herkam - beim Sperrmüll. Lagerhaltung im Kinderzimmer war damals natürlich streng verboten. Natürlich habe ich nicht alle Geräte entsorgt und geschlachtet, ein paar haben sogar überlebt, und sind heute Bestandteil in meiner Sammlung. Dieses Tonbandgerät hat sicher auch deshalb überlebt, weil wir ja ohne ein Tonbandgerät unsere Bänder nicht mehr hätten abspielen können. Sozusagen eine Sondersituation, denn TB Geräte landeten damals leider nie auf dem Sperrmüll, jedenfalls habe ich damals keines gefunden. Und da es keinen Nachfolger für das alte Gerät gab, musste ich mir zwangsweise wirklich echte lebensdauerverlängernde Maßnahmen ausdenken. Gar nicht so einfach, wenn man sonst aus dem Vollen schöpfen kann. Aber ich entdeckte zu der Zeit, dass die Stadtbibliothek Bücher von Werner Diefenbach und Heinz Richter führte, und so ganz langsam habe ich mir dann auch elektrische und mechanische Kenntnisse angeeignet, die zu einer naja sagen wir einigermaßen erfolgreichen dilettantischen Reparatur führten.
Reparaturen einst und jetzt.
Die ersten Eingriffe, von einer Reparatur möchte ich wie oben schon geschrieben, nicht wirklich reden, war vor etwa 40 Jahren fällig, weil das Gerät irgendwann einfach nicht mehr vorspulen konnte. Eigentlich ja nicht so tragisch, denn das Rückspulen funktionierte ja noch gut. Und wenn man die Bänder umdreht dann geht das ja auch. Auch ein Bleistift kann die Spulenteller andrehen denn die meisten Spulen haben in der Nähe des Drehpunktes ein Loch. Aber auch das Rückspulen ging irgendwann nicht mehr. Die Ursache war das Rad auf dem Motor. Der obere Teil des Rades, wegen den Geschwindigkeitsvariationen gestuft aus Metall gedreht, der untere Teil, der beim Vor- und Rückspulen das Drehmoment überträgt, bestand aus Gummi. Das Gummi war irgendwann völlig am Ende. Eine richtige Nut hatte das größere Zwischenrad eingegraben. Daher habe ich das Rad auf dem Motor demontiert und überlegt, wie ich den Gummi ersetzten konnte. Ich habe mehrere Versuche gemacht und festgestellt, dass Gummi aus Gummiringen, in die Nuten gefüllt, nicht als Ersatz dafür taugt. Dann habe ich auch den restlichen Gummi entfernt, weil ich mir dachte, dass ein breiter Gummiring die bessere Lösung wäre. Die einzigen breiten Gummiringe im Haushalt habe ich dann im Vorratskeller gefunden. Es waren die Dichtringe der Einweckgläser, die ich in mehreren Versuchsreihen dafür zweckentfremdet habe. Sehr zum Ärger meiner Mutter, die irgendwann den Verlust der Gummiringe beklagte verraten haben mich dann die zerschnittenen Gummireste. Leider hat sich der Einsatz nicht mal gelohnt. Denn die Verbindung des Gummis mit dem Rad hat einfach nicht gehalten. Zudem gab es immer eine Stufe, dort wo der Gummi endete. Auch die Fliehkräfte bewirkten, dass sich das Ende des Gummibandes immer wieder ablöste. Zumindest bei der Demontage des Rades war ich dann immer schneller. Eine Lösung, die dann erstaunlich lange gehalten hat, war der dünne Stoffstreifen aus Baumwolle, den ich unter Beachtung der Laufrichtung, auf das Rad wickelte. Jede Lage habe ich dann mit Pattex fixiert. Das war dann tatsächlich die erste dauerhafte „Reparatur“. Die rumpelnden Laufgeräusche beim Spulen haben mich nicht wirklich gestört. Ein weiterer Quell ständigen Ärgers war auch der zum Überhitzen neigende Motor. Der Hersteller hat dem Motor zwar ein Lüfterrad auf dem freien Motorende spendiert, aber das falsche Material dafür ausgewählt. Ein grauer Thermoplast.
Luefter_def.jpg (Größe: 31,09 KB / Downloads: 473)
Das führte dazu, dass das Lüfterrad bei längerer Benutzung weich wurde und nicht mehr mitgenommen wurde, wodurch der Motor noch heißer wurde. Tatsächlich hat der Motor seinen Zustand mehr als einmal durch Geruchsentwicklung signalisiert. In dem Fall habe ich dann abgestellt und nicht geschlachtet. Dann das Gerät unten aufgeschraubt und wieder mal versucht das weiche Rad dauerhafter als vorher auf der glatten und harten Motorwelle zu befestigen. Erst der Einsatz von 2-K Kleber war dann etwas dauerhafter.
Die Zeit vergeht und irgendwann waren dann viele andere Dinge wichtiger als das alte TB Gerät. Es wanderte in ein Lager, wo es dann für viele Jahre unbeachtet herumstand. So alle 2-3 Jahre durfte es mal wieder spielen, aber das war es dann auch. Irgendwann drehte sich gar nichts mehr, denn der Gummirand des Zwischenrads hatte sich in eine zähe, äußerst klebrige, plastische Masse umgewandelt, wodurch dann wirklich gar nichts mehr ging.
Im Jahr 2008 verfasste ich einen Bericht im RM.org. Dort beschreibe ich hier die ersten Reparaturen. Auch gibts noch einige Bilder des Gerätes zu sehen. Weil sich der Stofffetzen sich verabschiedet hatte waren die dort beschriebenen Eingriffe nötig. Danach wurde das Gerät wieder nur wenig genutzt. Auch weil das Laufwerk immer wieder Geräusche machte und somit den Gleichlauf empfindlich störte war das Hören kein wirklicher Genuss. Also wieder ins Lager zurück.
Motivation für weitere Reparaturen.
Weil wir 2018 nochmals umgezogen sind habe ich nun die Gelegenheit mir einen schönen großen Raum für meine Geräte einzurichten. Bei den Reparaturen möchte ich natürlich auch gerne Musik hören. Da kam mir das alte Gerät gerade recht. Also wenn nicht jetzt, wann dann, ist die Zeit gekommen die längst fälligen Arbeiten an dem Gerät abzuschließen.
Elektrisch habe ich bisher nie etwas an dem Gerät gemacht. Das habe ich nun nachgeholt, denn der Siebelko 50µF+50µF war oben ausgelaufen. Erstaunlicherweise sind sonst ordentliche Elkos und sonstige Cs verbaut worden. Weitere Eingriffe sind auch nach kritischer Prüfung nicht nötig gewesen.
Etwas aufwändiger ist die Reparatur des Lüfters. Ich habe mich entschlossen das Lüfterrad zu ersetzen. Da es ja heute 3D Drucker gibt ist das eine einfache Übung. Das Rad wurde konstruiert, und gedruckt.
Luefter.jpg (Größe: 29,05 KB / Downloads: 473)
Eine Nabe aus Alu, auf die das Rad nach der Montage des Rades aufgeschoben werden muss, stellt die Verbindung mit der Motorwelle her.
Mitnehmer.jpg (Größe: 10,04 KB / Downloads: 473)
Die Nabe enthält 2 Madenschrauben und kann so das Drehmoment sicher übertragen. Dabei ist die Passung zwischen Nabe und Lüfterrad als Presssitz ausgelegt.
Luefter montiert.jpg (Größe: 60,18 KB / Downloads: 471)
Einbaufertig.jpg (Größe: 54,03 KB / Downloads: 469)
Luefter dreht.jpg (Größe: 56,68 KB / Downloads: 468)
Zudem habe ich das Gerät erstmals wirklich zerlegt und gründlich gereinigt sowie die beweglichen Teile leicht geschmiert. Neue Bremsklötze aus Hartgummi angefertigt, die Bremsen eingestellt und die Spulenteller auf die richtige Höhe ausgerichtet. Die Röhren habe alle noch eine ordentliche Emission, so dass alle Röhren einschließlich der ECL86 weiter betrieben werden können. Nach dem Zusammenbau läuft das Gerät fast schon leise und mit sehr wenig Brumm. So ruhig ist es noch nie gelaufen und auch aus den Lüftungsgittern kommt Luft heraus, und zwar konstant, wenn der Motor läuft. Kritischer ist eigentlich die Einstellung der Tonköpfe. Weil ich schon früher immer wieder versucht habe die Position der Tonköpfe zu „optimieren“ sind viele Bänder in einer anderen Spurlage aufgenommen worden. Ich habe es so eingestellt, dass es bei den meisten Bändern einigermaßen gut klingt. Andere sind eher dumpf. Aber egal das wird nie ein REVOX werden. Ist halt wie Mittelwelle hören.
Für das Alter und die Auslegung als einfaches Gerät funktioniert es nun wieder ganz zufriedenstellend. Optisch ist es einfach nicht besser zu machen. Es ist sauber, sieht aber durch die Verfärbungen am Kunstleder und an den Kunststoffteilen immer noch irgendwie schmuddelig aus. Wobei mir macht das nichts aus das gehört einfach so. Zumindest kann ich die alten Bänder wieder abspielen und die Musik von damals genießen. Natürlich ist mir auch klar, dass diese Reparatur vom Aufwand her eigentlich jenseits von dem ist wo man sagen würde das lohnt sich jetzt aber wirklich. Trotzdem macht das Hören Spaß und es erinnert mich mit so mancher Aufnahme an früher, als ich bei denselben Darbietungen auch schon gebastelt habe.
Hersteller: Unbekannt vertrieben durch Quelle Versandhaus
Typ: Tonbandgerät 2 Spur
Modell: Unbekannt
Baujahr: 1965/66
Röhrenbestückung: ECC83 EC92 ECL86 EL87
Stromversorgung: Wechselstrom 110/220 V
Bedienelemente: Ein Aus /Lautstärke, Tonblende/Stummschalter, Aufnahme, Geschwindigkeit, Rücklauf, Start, Vorlauf, Pausestift
Gehäuse: Holz mit Kunstleder überzogen
Besonderheiten: 3 Geschwindigkeiten 4,75, 9,5 und 19 cm/s, Zählwerk 3-stellig, Tragegriff
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Mikrofon, Radio, Phono, 2.Lautsprecher
Abmessungen: 400 x 210 x 335 mm
Gewicht: ca. 11kg
Lautsprecher: 1 ovaler Permanent Dynamische Lautsprecher
Neupreis: unbekannt
Einleitung, Gerätebeschreibung und erste Reparaturgeschichte:
Es gibt Geräte, die sind einfach schon immer da. Seit man sich erinnern kann. Und man kennt alles ganz genau. Das Klicken beim Einschalten, der kurze Brummton danach, die rote Lampe - und dann, wenn das magische Band erst ganz hell wurde, um einige Sekunden später dann abzudunkeln - endlich betriebsbereit. Ein solches Gerät möchte ich hier vorstellen - und auch die letzte Reparatur hier dokumentieren. Dieses Tonbandgerät hat mein Vater so um 1965/66 beim Versandhaus Quelle gekauft. Mehr wusste er nicht mehr als ich ihn dazu gefragt hatte, und daher habe ich das auch so übernommen. Weitere Unterlagen, auch im Netz, habe ich leider nicht gefunden. Hersteller und Typ sind also unbekannt. Auch im Gerät gibt es keinerlei Hinweise.
Je mehr ich mich mit Technik befasste, desto mehr wurde mir auch damals schon bewusst, dass dieses Gerät leider keine sehr hochwertige Ausführung ist, nein es ist zugegebenermaßen ein Billigprodukt. Hochwertige Geräte die im örtlichen Fachhandel zu kaufen waren sahen definitiv anders aus. Das war auch dann klar, als ich sah, dass innen teilweise rohes Holz verwendet wurde, das ganz grob in die passende Form gebracht wurde. Auch der dünne Kunstlederbezug war und ist nicht wirklich ein Highlight des Designs. Dann die Klappe aus 2 Lagen Kunstleder, die mit einer Pappe „verstärkt“ waren, die mit Druckknöpfen die Öffnung an der Rückseite für das Netzkabel und weiteres Zubehör verschloss. Maximal einfach gemacht. Überhaupt dominiert eine sehr einfache Gestaltung in Form und Farbe. Die klobigen Kipptasten für Vor- Rücklauf und Wiedergabe, die wie überdimensionale Kippschalter aussehen und auch so zu bedienen sind, weisen auf das einfache Konzept hin. Wie neidisch war ich auf das Saba TB Gerät (Typ weiß ich nicht mehr) in der Schule das so elegante Bedienelemente wie eine Stopptaste hatte. Zur Aufwertung habe ich dann 3 Buchstaben AEG angebracht, die natürlich heute auch noch drauf sind und die auch draufbleiben.
Öffnet man das Gerät oben sind einige Räder zu sehen, die die Spulenteller und die große Schwungscheibe antreiben. Drückt man dann auf Start setzt sich der Motor in Bewegung und beschleunigt das Räderwerk. Auch sieht man die Tonköpfe und den Capstan. Schraubt man noch die dunkelgraue Blende nach dem Entfernen der 4 Knöpfe ab, kommt man an die Potis und das Zählwerk, sowie an die Aussteuerungsanzeige EM87 hin. Ein wesentlicher konstruktiver Nachteil ist, dass das Band immer über die Tonköpfe läuft. Auch beim Umspulen. Das hat zur Folge, dass dann alles im Schnelldurchlauf hörbar ist. Über den Zugschalter an der Tonblende kann man den NF Verstärker vom Tonkopf trennen, dann ist Ruhe. Diesen Schalter mit den Kipptasten zu koppeln hat man sich gespart und überlässt es daher dem Bediener, ob er das Gejaule beim Vor- oder Rückwärtsspulen hören mag, oder auch nicht. Bei der Wiedergabe werden dann auch nur federgelagerte Filzwürfel an den Tonkopf gedrückt und damit auch das Band. Von einem definierten Bandzug ist man da natürlich ganz weit weg. Nicht viel besser sieht es unten aus: Ein einfaches Netzteil immerhin mit Selenbrückengleichrichter, eine Platine mit den 3 Röhren, den Motor, den Lautsprecher mit Ausgangstrafo, viele wirr verlegte Kabel, einige Hebel und Stangen und das war es dann auch schon.
Umso erstaunlicher ist aus meiner heutiger Sicht, dass es die vielen Jahre, bis heute, überlebt hat - die anfangs starke Nutzung durch meine Eltern, bis es nicht mehr gebraucht wurde, dann die Zeit, als mein Bruder und ich das Gerät gnadenlos hernahmen um Aufnahmen von allem möglichen zu machen - bis irgendwann nichts mehr ging. Eigentlich hätte zu der Zeit - Ende der 70er Anfang der 80er Jahre - dem Gerät dasselbe Schicksal blühen müssen wie damals meinem Saba Triberg 125, aus dem ich ein Coupé machte, und dann verschrottete, dem Wega Herold, der sein Lebensdauerende durch starke Rauchzeichen angekündigt hatte und den ich dann sofort durch eine Notschlachtung von seinem Leiden erlöste habe, und noch vielen weiteren Geräte, die meist dasselbe Schicksal ihrer Vorgänger teilten. Ja - die Älteren wissen sicher auch noch, dass damals der Nachschub an Geräten durch die halbjährlichen Sperrmülltermine gesichert war. Und so mancher „großartige“ Fang, der kurz zuvor noch halbwegs brauchbar war wurde dann so gut wie möglich verbessert - und landete trotzdem früher oder später, beim nächsten Termin wieder dort wo er herkam - beim Sperrmüll. Lagerhaltung im Kinderzimmer war damals natürlich streng verboten. Natürlich habe ich nicht alle Geräte entsorgt und geschlachtet, ein paar haben sogar überlebt, und sind heute Bestandteil in meiner Sammlung. Dieses Tonbandgerät hat sicher auch deshalb überlebt, weil wir ja ohne ein Tonbandgerät unsere Bänder nicht mehr hätten abspielen können. Sozusagen eine Sondersituation, denn TB Geräte landeten damals leider nie auf dem Sperrmüll, jedenfalls habe ich damals keines gefunden. Und da es keinen Nachfolger für das alte Gerät gab, musste ich mir zwangsweise wirklich echte lebensdauerverlängernde Maßnahmen ausdenken. Gar nicht so einfach, wenn man sonst aus dem Vollen schöpfen kann. Aber ich entdeckte zu der Zeit, dass die Stadtbibliothek Bücher von Werner Diefenbach und Heinz Richter führte, und so ganz langsam habe ich mir dann auch elektrische und mechanische Kenntnisse angeeignet, die zu einer naja sagen wir einigermaßen erfolgreichen dilettantischen Reparatur führten.
Reparaturen einst und jetzt.
Die ersten Eingriffe, von einer Reparatur möchte ich wie oben schon geschrieben, nicht wirklich reden, war vor etwa 40 Jahren fällig, weil das Gerät irgendwann einfach nicht mehr vorspulen konnte. Eigentlich ja nicht so tragisch, denn das Rückspulen funktionierte ja noch gut. Und wenn man die Bänder umdreht dann geht das ja auch. Auch ein Bleistift kann die Spulenteller andrehen denn die meisten Spulen haben in der Nähe des Drehpunktes ein Loch. Aber auch das Rückspulen ging irgendwann nicht mehr. Die Ursache war das Rad auf dem Motor. Der obere Teil des Rades, wegen den Geschwindigkeitsvariationen gestuft aus Metall gedreht, der untere Teil, der beim Vor- und Rückspulen das Drehmoment überträgt, bestand aus Gummi. Das Gummi war irgendwann völlig am Ende. Eine richtige Nut hatte das größere Zwischenrad eingegraben. Daher habe ich das Rad auf dem Motor demontiert und überlegt, wie ich den Gummi ersetzten konnte. Ich habe mehrere Versuche gemacht und festgestellt, dass Gummi aus Gummiringen, in die Nuten gefüllt, nicht als Ersatz dafür taugt. Dann habe ich auch den restlichen Gummi entfernt, weil ich mir dachte, dass ein breiter Gummiring die bessere Lösung wäre. Die einzigen breiten Gummiringe im Haushalt habe ich dann im Vorratskeller gefunden. Es waren die Dichtringe der Einweckgläser, die ich in mehreren Versuchsreihen dafür zweckentfremdet habe. Sehr zum Ärger meiner Mutter, die irgendwann den Verlust der Gummiringe beklagte verraten haben mich dann die zerschnittenen Gummireste. Leider hat sich der Einsatz nicht mal gelohnt. Denn die Verbindung des Gummis mit dem Rad hat einfach nicht gehalten. Zudem gab es immer eine Stufe, dort wo der Gummi endete. Auch die Fliehkräfte bewirkten, dass sich das Ende des Gummibandes immer wieder ablöste. Zumindest bei der Demontage des Rades war ich dann immer schneller. Eine Lösung, die dann erstaunlich lange gehalten hat, war der dünne Stoffstreifen aus Baumwolle, den ich unter Beachtung der Laufrichtung, auf das Rad wickelte. Jede Lage habe ich dann mit Pattex fixiert. Das war dann tatsächlich die erste dauerhafte „Reparatur“. Die rumpelnden Laufgeräusche beim Spulen haben mich nicht wirklich gestört. Ein weiterer Quell ständigen Ärgers war auch der zum Überhitzen neigende Motor. Der Hersteller hat dem Motor zwar ein Lüfterrad auf dem freien Motorende spendiert, aber das falsche Material dafür ausgewählt. Ein grauer Thermoplast.
Luefter_def.jpg (Größe: 31,09 KB / Downloads: 473)
Das führte dazu, dass das Lüfterrad bei längerer Benutzung weich wurde und nicht mehr mitgenommen wurde, wodurch der Motor noch heißer wurde. Tatsächlich hat der Motor seinen Zustand mehr als einmal durch Geruchsentwicklung signalisiert. In dem Fall habe ich dann abgestellt und nicht geschlachtet. Dann das Gerät unten aufgeschraubt und wieder mal versucht das weiche Rad dauerhafter als vorher auf der glatten und harten Motorwelle zu befestigen. Erst der Einsatz von 2-K Kleber war dann etwas dauerhafter.
Die Zeit vergeht und irgendwann waren dann viele andere Dinge wichtiger als das alte TB Gerät. Es wanderte in ein Lager, wo es dann für viele Jahre unbeachtet herumstand. So alle 2-3 Jahre durfte es mal wieder spielen, aber das war es dann auch. Irgendwann drehte sich gar nichts mehr, denn der Gummirand des Zwischenrads hatte sich in eine zähe, äußerst klebrige, plastische Masse umgewandelt, wodurch dann wirklich gar nichts mehr ging.
Im Jahr 2008 verfasste ich einen Bericht im RM.org. Dort beschreibe ich hier die ersten Reparaturen. Auch gibts noch einige Bilder des Gerätes zu sehen. Weil sich der Stofffetzen sich verabschiedet hatte waren die dort beschriebenen Eingriffe nötig. Danach wurde das Gerät wieder nur wenig genutzt. Auch weil das Laufwerk immer wieder Geräusche machte und somit den Gleichlauf empfindlich störte war das Hören kein wirklicher Genuss. Also wieder ins Lager zurück.
Motivation für weitere Reparaturen.
Weil wir 2018 nochmals umgezogen sind habe ich nun die Gelegenheit mir einen schönen großen Raum für meine Geräte einzurichten. Bei den Reparaturen möchte ich natürlich auch gerne Musik hören. Da kam mir das alte Gerät gerade recht. Also wenn nicht jetzt, wann dann, ist die Zeit gekommen die längst fälligen Arbeiten an dem Gerät abzuschließen.
Elektrisch habe ich bisher nie etwas an dem Gerät gemacht. Das habe ich nun nachgeholt, denn der Siebelko 50µF+50µF war oben ausgelaufen. Erstaunlicherweise sind sonst ordentliche Elkos und sonstige Cs verbaut worden. Weitere Eingriffe sind auch nach kritischer Prüfung nicht nötig gewesen.
Etwas aufwändiger ist die Reparatur des Lüfters. Ich habe mich entschlossen das Lüfterrad zu ersetzen. Da es ja heute 3D Drucker gibt ist das eine einfache Übung. Das Rad wurde konstruiert, und gedruckt.
Luefter.jpg (Größe: 29,05 KB / Downloads: 473)
Eine Nabe aus Alu, auf die das Rad nach der Montage des Rades aufgeschoben werden muss, stellt die Verbindung mit der Motorwelle her.
Mitnehmer.jpg (Größe: 10,04 KB / Downloads: 473)
Die Nabe enthält 2 Madenschrauben und kann so das Drehmoment sicher übertragen. Dabei ist die Passung zwischen Nabe und Lüfterrad als Presssitz ausgelegt.
Luefter montiert.jpg (Größe: 60,18 KB / Downloads: 471)
Einbaufertig.jpg (Größe: 54,03 KB / Downloads: 469)
Luefter dreht.jpg (Größe: 56,68 KB / Downloads: 468)
Zudem habe ich das Gerät erstmals wirklich zerlegt und gründlich gereinigt sowie die beweglichen Teile leicht geschmiert. Neue Bremsklötze aus Hartgummi angefertigt, die Bremsen eingestellt und die Spulenteller auf die richtige Höhe ausgerichtet. Die Röhren habe alle noch eine ordentliche Emission, so dass alle Röhren einschließlich der ECL86 weiter betrieben werden können. Nach dem Zusammenbau läuft das Gerät fast schon leise und mit sehr wenig Brumm. So ruhig ist es noch nie gelaufen und auch aus den Lüftungsgittern kommt Luft heraus, und zwar konstant, wenn der Motor läuft. Kritischer ist eigentlich die Einstellung der Tonköpfe. Weil ich schon früher immer wieder versucht habe die Position der Tonköpfe zu „optimieren“ sind viele Bänder in einer anderen Spurlage aufgenommen worden. Ich habe es so eingestellt, dass es bei den meisten Bändern einigermaßen gut klingt. Andere sind eher dumpf. Aber egal das wird nie ein REVOX werden. Ist halt wie Mittelwelle hören.
Für das Alter und die Auslegung als einfaches Gerät funktioniert es nun wieder ganz zufriedenstellend. Optisch ist es einfach nicht besser zu machen. Es ist sauber, sieht aber durch die Verfärbungen am Kunstleder und an den Kunststoffteilen immer noch irgendwie schmuddelig aus. Wobei mir macht das nichts aus das gehört einfach so. Zumindest kann ich die alten Bänder wieder abspielen und die Musik von damals genießen. Natürlich ist mir auch klar, dass diese Reparatur vom Aufwand her eigentlich jenseits von dem ist wo man sagen würde das lohnt sich jetzt aber wirklich. Trotzdem macht das Hören Spaß und es erinnert mich mit so mancher Aufnahme an früher, als ich bei denselben Darbietungen auch schon gebastelt habe.
Beste Grüße
Aller
Auch mit einem rechteckigen Radio kann man Rundfunk hören
Aller
Auch mit einem rechteckigen Radio kann man Rundfunk hören