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OWIN-Radio L32W
#1
Hallo Freunde,

ich will euch heute mal ein neues Projekt vorstellen, dass wieder viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber ich verspreche euch jetzt schon, das wird interessant.

Als neulich im Oktober der Rolf bei uns war, brachte er mir 2 Radios mit. Ausdrücklich sollten die als Teileträger dienen. Ein 3. ist ja bereits in Arbeit.
Das Radio, welches ich euch hier vorstellen möchte, ist ein fast 90 Jahre alter OWIN L32W. Was ist besonders an dem Gerät? Es hat einen eingebauten Gerätelautsprecher. Das ist für Radios dieser Zeit äußerst selten. Dann ist es ein OWIN-Radio. Kommt also aus unserer Region. Es ist relativ schlicht gebaut. Aber ich meine, ein Restaurationsversuch lohnt.

Aber was wäre eine Restauration ohne nennenswerte Hindernisse? Die gibt es hier nämlich. Schon auf den 1. Blick stellt sich einem die Frage, was macht denn dort der Holzrahmen? Ich habe viel im Netz geschaut. Nein, der Rahmen wurde dort nachträglich verbaut. Es sieht sehr sauber aus. Aber was soll das für einen sinn haben. Schaut mal:

   

Meine Theorie ist, da sollte mal eine andere Skala verbaut werden. Also in neuerer Zeit.
Von hinten sieht man auch nicht auffälliges, was auf eine Bastelei hindeuten könnte. Nur der Lautsprecher fehlt.

   

Wenn wir jetzt noch mal auf die Front des Gehäuses sehen, dann sieht es doch so aus, als wenn dort in den Korpus geschnitten wurde, um einen viereckigen ausschnitt zu bekommen. Zur Hälfte sieht man die vorherige Aussparung für eine Skalenblende.

Im Innerden des Gerätes sieht man, es sind fast alle Teile vorhanden. Wichtig ist mir immer, dass die HF-Spulen da sind. Was fehlt, ist links der Sammelkondensator.

   

   

   

Das ist in diesem Fall eine Herausforderung. An dem Sammelblock befanden sich zahlreiche Widerstände, die die Röhrenkreise mit den entsprechenden Spannungen versorgen sollen. Weiter ist es schwierig, solch einen großen "Brummer" zu bekommen.

Beim suchen nach einem passenden Kondensatorblock stolperte ich über dieses Bandfiltergehäuse.

   

Das Ding hat fast die exakten Abmessungen wie der Kondensatorblock.

In mir reifte folgender Plan: Das Chassis muss zeigen, ob man damit noch empfangen kann, oder ob man die Teile nur "verwertet". Spielen natürlich nur nach entsprechender Arbeit. Es existiert kein schaltplan vom OWIN L32W. Wohl aber vom 42W. Die Schaltung ist identisch. Ich mußte also lt. Schaltbild die gesamten Widerstände zur Röhrenversorgung ergänzen. Ebenso die erforderlichen Kondensatoren, die ja nun auch fehlen. Aber im "fliegenden Aufbau" geht das nicht.
Ich habe also eine breitere Lötleiste zurecht geschnitten und provisorisch ins Chassis geschraubt. Bitte laßt Euch von diesen Bildern nicht erschrecken:

   

   

Alles sieht erst mal chaotisch aus. Wieviele fehler habe ich evtl. verbaut? Nach eingehender Spannungskontrolle war es dann soweit. Die Röhren sollten ins Gerät. Lautsprecher und ein provisorisches Netzkabel angeschlossen und - spielt!

   

Ich habe vom Rolf mal eine Röhre erhalten, die ich in einem anderen Radio verwenden möchte. Dazu bin ich noch nicht gekommen. Das Gerät soll eine RE304 erhalten. Die ist natürlich nicht vorhanden. Aber die Röhre vom Rolf entspricht dieser Röhre. Und das Gerät arbeitet wirklich sehr gut und lautstärk damit. Eine RE134 ist zu leise.

Das Gerät hat also wirklich eine Chance zu überleben. Das Gehäuse wird im Frühjahr wieder auf den originalen Stand gebracht. D. h. es wird das fehlende Holz eingeleimt. Dann erfolgt wieder der Ausschnitt für eine länger, originale Blende. Ich habe einen großen vorteil: Der Jupp besitzt ein Owin-Radio mit identischer Blende - ja und einen 3D Drucker. Natürlich muss die Ausbesserung des Holzes so erfolgen, dass auch das passende Furnier wieder an seinen Platz kommt.

Zum Kondensator-Sammelblock dachte ich mir das Folgende: Ich verwende das Bandfiltergehäuse. Kleide es von innen mit Sperrholz aus. Von außen spachtele ich die löcher mit ALU-Spachtel zu. Dann spritze ich ALu-Priemer über das Filtergehäuse und versehe es dann mit ALU-Zinkspray. So erhalte ich ein Kondensatorgehäuse. Ich schneide mir eine Pertinaxplatte zu. Versehe sie mit Lötösen. Daran kommen von innen die Kondensatoren und von außen die Widerstände.

Vorteil bei diesem Projekt, man kann sich die Arbeit (oder das Elend) immer mal wieder auf den Tisch stellen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Das ist mal wieder ein echtes "Andreas-Kunststück". Einen sichtbar maroden Teilespender
wieder in den originalen Zustand zu versetzen. Es gibt mit Sicherheit nur sehr Wenige, die
derartiges vollbringen können.

Ich bin gespannt, wie's weiter geht.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#3
Hallo Andreas,
da bin ich aber platt, dass nach so kurzer Zeit, wieder erste Töne aus dem Owin kommen.
Ich drücke Dir beide Daumen, dass Dir alles gelingt, was Du mit der Kiste noch vor hast,
aber wenn das einer schafft, dann nur unser Andreas...

Viele Grüße,
Rolf
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#4
Hallo Andreas,

diese französische Seite habe ich gerade gefunden,
ein kompletter Bericht über eine Restauration:

http://www.cfp-radio.com/restaurations/o...in-01.html

Der Link, um auf die nächste Seite zu kommen, ist ganz unten....

Viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo, Andreas,
eine schöne Baustelle hat dir Rolf beschert. Ein Oskar Winter aus Hannover. Aber es wird schon. In deinen Händen so wie so. Da zweifele ich überhaupt nicht.
@Rolf, diese Internetseite ist etwas besonderes. Ich habe dort schon viele super Restaurationen gelesen. Die wird auch Andreas sehr behilflich sein, bin ich mir sicher.
Gruß,
Ivan
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#6
(19.11.2020, 20:17)Bastelbube schrieb: diese französische Seite habe ich gerade gefunden,
ein kompletter Bericht über eine Restauration:

http://www.cfp-radio.com/restaurations/o...in-01.html

Ein erstklassiger Bericht, sogar mit Spulenkonfiguration und selbst erstelltem Schaltbild. Lediglich die verwendete 5Y3 mit ihren immerhin 2 Ampere Heizstrom hat mich ein wenig verwundert; im Original dürfte dort eine RGN504 gesessen haben.
Dennoch ist dieser Bericht eine solide Blaupause für die Wiederherstellung des hier von Andreas vorgestellten OWIN.
Spannend wird werden, den Skalenumbau rückgängig zu machen.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#7
Hallo Freunde,

ich freue mich sehr über Eure positiven Zusprüche, was die Restauration des Gerätes betrifft. Ich hatte ja geschrieben, es wird spannend. Schade, dass es jetzt erst mal die nächsten Monate so kalt ist. Sonst könnte man das Gehäuse parallel bearbeiten. Aber so hat man den Vorteil, sich Gedanken über die weitere Vorgehensweise zu machen.
Genau, die französische Seite hatte ich auch entdeckt. Daas ist eine Dokumentation vom Feinsten. Danach will ich mir ja auch einen Sammelkondensator basteln. Ich bin ehrlich. Zu Anfang dachte ich mir, da stülpst Du das Blechgehäuse über die Schaltung. Dann ist das ja unsichbar. Tja und von unten sieht man die häßliche, moderne Lötleiste. Nein, das will ich so nicht machen. Wenn, dann soll das richtig aussehen.

Ich will im Übrigen sehen, ob ich mit dem Franzosen über das Übersetzungsportal Verbindung bekomme. Sicherlich hat er den Entwurf seines Skalenbandes im PC gespeichert. Vielleicht kann ich so eine Skala schnorren. Aber da muss ich dann schon wieder intensiv werden. In dem Antrieb befindet sich keine Trommel oder so etwas. Wie gut, dass der Jupp ein ähnliches Radio hat.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
Ja, eindeutig, an meinem Radio fehlt nur die Trommel, die das Skalenband aufnimmt. Wenn man diese Trommel, oder so etwas ähnliches verwendet, ist das Thema Skalentrieb schon völlig entspannt. Der Skalenantrieb funktioniert tadellos. Lediglich eine Aufnahme muß dort auf die Achse. Dann wäre alles gut. Auch beim Kondensator Sammelblock sieht man, wie die Belegung der Anschlüsse sein muss. Gegenüber der Kondensatoren sind einfache Lötstüützpunkte für die fehlenden Widerstände. Wenn man das so nachbaut, dann entfällt jegliches Chaos beim wiederherstellen der übrigen Schaltung.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#9
"diese französische Seite habe ich gerade gefunden,"

Rolf, das ist eine sehr interessante Seite. Danke für den Link!

Man hat sich ja eine fast unheimliche Mühe damit gemacht, den Owin L32W wieder zu restaurieren. Wie viele Stunden Arbeit das wohl waren?

Interessant ist auch, daß in Frankreich anscheinend ein größerer Bedarf an Ersatz-Lösungen für alte Röhren besteht.

Gruß,
Dietmar
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#10
(20.11.2020, 10:31)Andreas_P schrieb: ..Ja, eindeutig, an meinem Radio fehlt nur die Trommel, die das Skalenband aufnimmt. Wenn man diese Trommel, oder so etwas ähnliches verwendet, ist das Thema Skalentrieb schon völlig entspannt..

ich werde am Wochenende meinen Owin öffnen und mir die Teile anschauen. Das Skalenband auf dem link sieht aus wie ein herkömmliches Massband??
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#11
(20.11.2020, 12:10)saarfranzose schrieb: .... Das Skalenband auf dem link sieht aus wie ein herkömmliches Massband??

Glaube ich eher weniger, Jupp, dazu stimmt die Unterteilung zu wenig.

Der Originaltext sagt:
"Puis, j'ai réalisé sur ordinateur l'échelle graduée. Elle fait 153 mm de long (entre le 0 et le 100), et j'avais compté 100 graduations sur ce qui restait du cadran..."

Ich übersetze dies so, dass er das Tabellenband auf dem Rechner/Computer erstellt hat.
(mein Französisch ist allerdings etwas eingerostet)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#12
DeepL übersetzt das so:

Dann habe ich die Skala auf dem Computer erstellt. Sie ist 153 mm lang (zwischen 0 und 100), und ich hatte auf dem, was vom Zifferblatt übrig geblieben war, 100 Teilstriche gezählt...

Gruß, Dietmar
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#13
Hallo Andreas.

Danke, dass Du uns an diesem interessanten Projekt mit einem so schönen Radio teilhaben lässt! Smile
Auf den weiteren Werdegang bin ich schon sehr gespannt!

Gruß,
Daniel
Smiley47
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#14
Hallo Freunde,

Jupp, bitte noch keine Umstände!! So etwas passiert wirklich nur äußert selten... Gestern schrieb mich unser Chris über PN an: "Schau mal in die ebay Kleinanzeigen, da verkauft einer ein Owin-Chassis als Teileträger". Na, dachte ich, schaust Du mal. Leute, ich war wie vom Donner gerührt. Das fast identische Chassis wurde da angeboten. Zwar im schlechten Zustand. Aber es ist alles da, um mein Chassis zu vervollständigen. Der große Kondensator-Sammelblock, Der Skalenantrieb. Die Skala drum herum. Die Skalenbeleuchtung. So bekomme ich sicherlich auch noch die fehlenden Originalwiderstände. Sofort nahm ich mit dem Verkäufer Kontakt auf. Ich habe heute Vormittag sofort mit dem netten Verkäufer abgerechnet. Das Angebot wurde bei ebay bereits gelöscht. Ich zeige Euch nächste Woche dann wie es weiter geht. Heute kann man schon sagen, alles für das Radio wird gut. Ich freue mich sehr. Lieber Chris, Dir nochmal vielen Dank für Deinen Tip. Das wird mir sehr helfen.

Ja, Daniel, es wird eine spannende Geschichte mit dem Radio. Ich konnte das einfach nicht schrotten.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
(20.11.2020, 13:14)DiRu schrieb: DeepL übersetzt das so:

Dann habe ich die Skala auf dem Computer erstellt. Sie ist 153 mm lang (zwischen 0 und 100), und ich hatte auf dem, was vom Zifferblatt übrig geblieben war, 100 Teilstriche gezählt...

Gruß, Dietmar

das kann ich mittlerweile bestätigen :-)
Gruß,
Jupp
-----------------------------

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(@beetlebum)
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#16
hier mal meine Bilder. Am Nachbau der Blende wäre ich gescheitert. Hätte sie bestenfalls jemandem schicken können der es besser kann als Muster.

   

   

   

   
Gruß,
Jupp
-----------------------------

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(@beetlebum)
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#17
Hallo Jupp,

ja... die Blende. Ich bekomme ja nur das Chassis. Nicht aber das Gehäuse oder Teile dazu. Ob ich da vielleicht noch mal den Frank (Tubefan) frage? Würdest Du ihm - falls er hilft - die Blende schicken?
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Andreas_P schrieb:..Würdest Du ihm - falls er hilft - die Blende schicken?..

keine Frage, Andreas!
Gruß,
Jupp
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(@beetlebum)
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#19
So Andreas,

hier mein erster Druckversuch von der Blende, sieht schon vielversprechend aus.

Vielleicht für unsere Druckexperten hier interessant.
Die Blende habe ich leicht schräg aufgebaut um ein möglichst glatte Oberfläche zu bekommen. Schichtstärke 0.15, Material ABS.
Bis 50-60° Überhang gehts meist ohne Stützgeometrie. Die paar Stützen baue ich dann händisch mit der Drucksoftware ein. Die
Stützstrukturautomatik funktioniert zwar gut aber nicht immer perfekt.

       

       

Einen Versuch mache ich noch, vielleicht geht noch was zu optimieren. Die Farbe passt natürlich nicht besonders.
Etwas Schleifen, ein paar Schichten Presto Spritzfüller und dann endlackieren sollte passen. Die Daten kann ich bei Bedarf gerne
zur Verfügung stellen.

Gruß Frank
sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit
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#20
Smiley32
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