Themabewertung:
  • 2 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
NORA S30G von 1931: ein harmloser Bursche?
#1
Heute habe ich mal wieder ein Gerät aus dem Regal geholt, das ich lange nicht in den Händen geschweige denn am Spielen hatte:

NORA S 30 G von 1931

   


In meinem Besitz seit Anfang der 90er, gekauft damals aus dem Fundus des sich auflösenden Deutschen Rundfunkmuseums in Berlin.

Steckbrief:

2-Kreiser
Röhren: 2x RENS 1820, RENS 1823d
Gleichstrom-Radio, von mir umgebaut auf Wechselstrom
Das Gerät gab's natürlich ab Werk auch als S30W.


Ein Problem tat sich heute im Betrieb alsbald mit dem Drehko (Quetscher) für die Lautstärke auf, der irgendeinen Wackler hatte.
Also ausgebaut, Fehler auch gefunden, oxydierte Lötstelle, Schxxxarbeit, da kein Rankommen, aber eigentlich geht es mir hier um was anderes.

Seht selbst:

a) das ausgebaute Chassis von hinten links fotografiert -> unauffällig

   


b) das ausgebaute Chassis von hinten rechts fotografiert: Hmmmmmm

   


Ja, da sitzt um den Vorwiderstand für die Heizung ein Blechgerüst, das an seinen Seiten mit einem Dämmmaterial verkleidet ist. Gegen die heftige Hitze, denn durch den Vorwiderstand fließt ein Heizstrom von 0,18 A.

Das beunruhigte mich irgendwie !


Hier ein Foto vom ausgebauten Teil, diesmal die andere Seite

   



Wir schreiben nicht das Jahr 2014, sondern das Jahr 1930.
Sieht irgendwie wie Asbest aus.
Anfang der 90er wusste ich wenig darüber und habe das ignoriert, heute wollte ich's nicht mehr drinlassen.

Also Radikalkur:
An die frische Luft gegangen, Maske auf, Zeug abgemacht.
Anschließend die 8 Nieten ausgebohrt und versuchsweise, zur Wärmeabschirmung außen, statt Asbest jeweils eine dünne Lage Pertinax aufgeschraubt.
Eigentlich ist daneben ja nichts, was durch die Aufheizung des ohnehin vorhandenen Blechs kokeln würde.
Muss ich testen, ob's funktioniert.

Und wenn's kein Asbest gewesen sein sollte: dann ist das Zeug halt trotzdem raus. Cool

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#2
Das ist mit Sicherheit Asbesthaltig. Ich hatte ein solches Material auch schon in verschiedenen Radios und habe es durch Pertinax ersetzt.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#3
Hallo Klaus,

wie Anton schon schreibt: Asbest. Auch ich hatte das in gewissen Radiogeräten. Habe es aber auch entfernt. Die Frage an Dich: Was ist das denn für ein Blechkasten? Ist das das Netzteil? Das würde mich sehr interessieren. Mein einziges Gleichstrom-Radio ist auch ein Schwede. Alle anderen Gleichströmer habe ich nach und nach gegen Wechselstromgeräte getauscht. Könntest Du mal schreiben, wie Du auf Wechselstrom umgerüstet hast? Das würde mich sehr interessieren.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#4
Andreas_P schrieb:Die Frage an Dich: Was ist das denn für ein Blechkasten? Ist das das Netzteil? Das würde mich sehr interessieren.



Hallo Andreas und andere Mitlesende,

in dem riesigen Blechkasten, der tatsächlich mit 13 Schrauben (!) verschlossen wird, befinden sich

- eine der RENS1820, und zwar querliegend -> wenn man sich mal mein 2. Foto ansieht (leider etwas unscharf), dann sieht man rechts unten neben der aufrechtstehenden silbernen RENS1820 noch einen graugespritzten Zipfel herauslugen: das ist sie.

- die Fassung der RENS1820 mit 2 Blockkondensatoren

- 1/2 Abstimmdrehko nebst seiner "Wippe" und Skalenwalze

- der Lautstärkequetscher

- weitere Spulen

- ein Teil des Wellenbereichsumschalters (Kreisschalter).

Im Grunde genommen ist da 1 komplette Empfangskreiseinheit untergebracht. Die zweite Einheit ist ungekapselt links auf dem Foto zu sehen.

Ich schrieb oben, die Beseitigung des eigentlichen Fehlers, weswegen das Gerät auf die Werkbank kam, nämlich des ungleichmäßig arbeitenden Lautstärkereglers, sei eine Schxxxarbeit gewesen.
Das war so, weil in diesem Kasten alles zwar optisch schön und sicherlich künstlerisch wertvoll aufgebaut ist, aber leider völlig reparaturunfreundlich.

Besagter LS-Regler sitzt, wenn Ihr von oben auf den Kasten schaut, ziemlich genau mittig (!) da drin, im Wege liegt dann noch die RENS1820, und oben drüber hängen Spulen. Selbst nach ziehen der Röhre kommt man nicht an den Quetscher (denn da war ja die kalte Lötstelle), sondern deren Fassung mit voluminösem Blechkragen ist im Weg.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#5
Hallo Klaus,

Also doch eine abgeschirmte Komponente. Das hat NORA gerne gemacht. Ich habe auch 2 Geräte aus dieser Zeit. Da wurden auch große Abschirmgehäuse verwendet.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#6
(07.08.2014, 19:10)Andreas_P schrieb: Könntest Du mal schreiben, wie Du auf Wechselstrom umgerüstet hast? Das würde mich sehr interessieren.

Teil 2 der Antwort:
Ich habe dazu unter dem Chassis eine kleine Gleichrichterkette untergebracht, d.h.
1 Siliziumdiode 1N4006 (oder 4007)
2 kleine Elkos, 4-8 µF
1 Widerstand mit in diesem Fall 1500 Ohm.

Der Heizkreis bleibt unverändert, es sollten ja die Originalröhren weiterverwendet werden. Die werden nun wechselstrommäßig geheizt.

Den Umbau habe ich vor über 20 Jahren gemacht und sicherlich irgendwo auch dokumentiert, nur finde ich das im Moment nicht mehr.

Ein interessantes Detail ist mir noch in Erinnerung, und gestern, als das Chassis draußen war, sah ich es auch wieder:
Die "elektrische Masse" des Geräts ist mittels eines 0,1µF Kondensators gegen den Blechrahmen des Geräts abgeblockt, der von außen (hinten) freiliegt. Die Rückwand ist ebenfalls aus Blech, also viel Berührfläche.
Nach dem Umbau musste dieser C durch ein Exemplar von rund 5nF ersetzt werden, da er doch einiges an Spannung auf das Chassis durchließ (das bitzelte so "schön", wenn man mit einer Erdleitung versehentlich ans Chassis kam.

Noch ein Hinweis: ich habe kein Schaltbild des Geräts gefuden. Im Netz ist oft ein nicht zutreffendes Schaltbild eines Einkreisers abgelegt, das statt der 2x RENS1820 die Bestückung 2x REN1821 ausweist.


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#7
Hallo,
das weiße ist nicht nur asbesthaltig, das IST Asbest, und zwar die weiche Sorte- die leicht zerfasert, vor allem bei mechanischer Belastung/Bewegung.
Da ist es wichtig, keinen Staub zu erzeugen, und vorhandenen Asbeststaub/-fasern komplett aufzunehmen und zu entfernen, und nicht aufwirbeln. Die Fasern (können mikroskopisch klein sein) sind hier das Gefärliche, einmal eingeatmet kann der Körper sie nicht mehr hinausbefördern (wie das bei z.B. Mineralwollefaserstaub klappt, hier ist man paar Tage am Räuspern und Husten, aber der Körper kann das wieder loswerden).
Vor dem Entfernen das Asbest komplett benässen, besser noch mit zähflüssigem Tapetenkleister vorsichtig komplett dick einstreichen, besonders die Ränder, dann ist die Faserstaubentwicklung beim Entfernen stark gehemmt. Gleich in eine feste Tüte und gut verschließen, und zur Asbestentsorgung geben.
So hab ich es bei meinem Philips A 54 http://www.radiomuseum.org/r/philips_a54...934_a.html gemacht, da waren zwei große Platten über den Gleichrichter- und den Endröhren.
Alle Teile mit weißem Staub hab ich dann feucht gewischt, bzw wenn möglich abgewaschen (er ist aber noch lange nicht komplett gereinigt und steht noch "in Quarantäne".).
Staubsaugen ist nicht ratsam, da der Filter nicht dicht genug für den Asbeststaub ist.

Viele Grüße
Michael
Zitieren
#8
Hallo Klaus,

ja, genauso mache ich das mit den Gleichstrom-Umbauten auch. Den Heizkreis so lassen. Dann die besagten Bauteile. Ich habe deshalb gefragt, weil manchmal andere Wege beschritten werden. In einem Nachbarforum wurde über dieses Thema diskutiert. Da hatte ich unsere Variante auch zum Besten gegeben. Was wurde da alles vorgeschlagen: Großes Netzteil, über das auch die Heizfäden laufen. Dann gab es eine Computeranimation, dass der Spannungsverlauf entsprechend sein muss. Und man kann ja haben, dass das Chassis unter Spannung steht. Da wurde richtig Aufwand betrieben. Da muss man dann noch einen Riesenkasten mit in die Sammlung stellen, damit das Radio sein eigenes Kraftwerk hat.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#9
(09.08.2014, 10:52)Andreas_P schrieb: ....Da wurde richtig Aufwand betrieben. Da muss man dann noch einen Riesenkasten mit in die Sammlung stellen, damit das Radio sein eigenes Kraftwerk hat.

Hallo Andreas.

Ich habe nur 2 reine Gleichstrom-Radios in der Sammlung:
Besagten NORA sowie einen MENDE 148 G
http://www.radiomuseum.org/r/mende_148g.html

Bei beiden Geräten habe ich diesen Ansatz gewählt, wobei beim MENDE leicht verändert (Widerstand bereits vor der Diode). Auch ich habe ungezählte Lösungsvarianten "erfahren", bis hin zu dem Ansatz, doch einfach in den originalen Netzstecker 1 Diode zu setzen, dann funktioniere das schon.

Bisher habe ich, und da bestärkt mich nun auch Deine Sichtweise, den beschriebenen Ansatz aus Überzeugung gewählt, wenngleich auch ich schon mit dem Gedanken eines KLEINEN Universalvorschaltnetzgleichrichters gespielt hatte.

Andererseits: ich hatte nun wirklich mal in den letzten Tagen meines nun zu Ende gehenden Urlaubs viele Geräte aus dem Regal genommen, die ich jahrelang nicht mehr betrieben hatte, darunter auch die hier genannten MENDE 148 G und NORA S30G. Beide spielen auch heute noch perfekt, also scheint der gewählte Ansatz angesichts der mittlerweile mehr als 80 Jahre alten eingesetzten RENS18xx - Röhren doch erfolgreich gewesen zu sein
Smiley14

Bleibt noch die Frage: hat jemand einen gescheiten Schaltplan für mich?

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#10
Bitte schön

   
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
Zitieren
#11
Hallo Dietmar,

dankeschön für die prompte Reaktion, nur leider ist das genau der Plan, der nicht zum Radio passt. Den ich bei meiner Recherche auch zuhauf gefunden habe.
Mein NORA hat 2 Schirmgitter-Empfangsröhren, nämlich 2x die RENS 1820.
Das hier auf dem Plan ist, obgleich genauso bezeichnet, "nur" ein Einkreiser.


Ich bin im rm.org nicht Mitglied, aber soweit ich das erkennen kann, passen hier
http://www.radiomuseum.org/r/nora_s30g.html
das beschriebene Modell (-> Röhren) und der abgebildete Plan auch nicht zusammen.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#12
Ja dann ist dein Gerät nicht mehr Original??

Diese Pläne stehen bei Elektro Tanya zur Auswahl

   

wobei der erste Eintrag S30G das Bild vom Gerät ist, der zweite der obige Plan.
Der W30 hat ren904 Röhren kommt also nicht in Betracht.

Ich habe den Plan von Org geschaut, der ist Identisch mit oben dem. Also keine RENS1820

Das einzige Gerät mit zwei 1820 ist der S30GL
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
Zitieren
#13
(10.08.2014, 16:34)Dietmar schrieb: Ja dann ist dein Gerät nicht mehr Original??
....
Ich habe den Plan von Org geschaut, der ist Identisch mit oben dem. Also keine RENS1820

Doch, Dietmar, das Gerät ist absolut original.
Und genau da liegt der Hund begraben, deswegen verwies ich in meinem letzten post darauf, dass rm.org dort anscheinend die Fehler der anderen übernommen hat.
->
Schau' mal die Seite des NORA S30G bei rm.org an: da siehst Du in der Gerätebeschreibung als Röhrenbestückung RENS 1820, RENS 1820 und RENS 1823d. Das Gerät ist ja auch ein 2-Kreiser.
http://www.radiomuseum.org/r/nora_s30g.html

Wenn also rm.org (und ich betone: bin dort kein Mitglied) den Plan mit 2x REN1821 zu diesem Gerät hinterlegt hat, dann hat man den gleichen Fehler wie das aufgelöste Deutsche Rundfunkmuseum in Berlin gemacht:
selbiges hat in seinem Katalogblatt das Gerät richtig beschrieben, auf die Rückseite des Katalogblatts den falschen Plan gedruckt.
Der hinterlegte Schaltplan zeigt einen 1-Kreiser, der auch von NORA gebaut wurde, wahrscheinlich den hier:
http://www.radiomuseum.org/r/nora_g30.html

S30G und G30 lässt sich schonmal verwechseln, zumal sich die Geräte auf den 1. Blick ähneln.

Mit manchen Datenblättern schreibt anscheinend einer vom anderen ab. Huh

Mein S30G ist als solcher auch im Radio-Prohaska-Katalog von 1931/32 abgebildet und beschrieben. Es gab ihn auch als "W"-Version. Rm.org nimmt auf diesen Katalog, der mir auch vorliegt, ja Bezug.

Gekostet hat der Bursche damals 170 RM plus 57 RM für den Röhrensatz plus 5 RM für die "stärkere Endröhre RENS 1823d".

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#14
(10.08.2014, 16:34)Dietmar schrieb: Ich habe den Plan von Org geschaut, der ist Identisch mit oben dem. Also keine RENS1820

Das einzige Gerät mit zwei 1820 ist der S30GL

Hallo Dietmar und ander Mitlesende.

Nach meinem vorangegangenen länglichen Beitrag und einiger Recherche in meinen Radiokatalogen, noch folgender Nachtrag:

ich denke, der Plan vom NORA S30GL wird's treffen, sofern er 2x RENS1820 besitzt. Der einzige schaltungstechnische Unterschied sollte darin liegen, dass der "L" einen eingebauten Lautsprecher hat.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#15
==================================================================================


TEIL 2    "Der Ausbau des LS-Drehkos"




Hallo in die Runde !


Nach gut 6 Jahren ist das Radio jetzt erneut auf dem Werktisch gelandet. Der einst gewählte Titel passt nach wie vor, wenngleich das Thema Asbest natürlich abgehakt ist. Das Radio hat's aber auch in anderer Hinsicht 'in sich'.
Dazu mehr.


Fehlersymptom war der Lautstärkeregler des Radio, hier als Papierdrehko ausgeführt ("Quetscher"). Mal gab's Aussetzer, nach vielfachem Drehen über den gesamten Verstellbereich war dann wieder alles in Ordnung, dann war wieder der Fehler da....sprich - so konnte es nicht bleiben.
Erschwerend wirkt zunächst, dass es nach wie vor keinen Schaltplan zum Gerät gibt. Zum hier im Forum ebenfalls vorgestellten Schwestergerät S 30 W
https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=5293
gibt es einen Plan, der als Anhalt dienen konnte. Dieser wies den besagten Papierdrehko als Differentialdrehko aus, von hoher Kapazität. Keine guten Voraussetzungen für einen möglicherweise erforderlichen Tausch.


Es folgt nun ein Drama - man kann es auch Beschäftigungstherapie für Radiobastler nennen. Vorweg, diese Gerätebaureihe von NORA kann nur wie folgt entstanden sein, eine andere Möglichkeit schließe ich kategorisch aus:

Die Jungs von der Geräteentwicklung hatten Langeweile, bis einer meinte, "Lass' uns mal was ganz Neues probieren: Ich habe hier einen Papierdrehko, wie wär's wenn wir darum ein komplettes Radio bauen?" Smiley34 

Gesagt getan, das Ergebnis steht nun auf meiner Werkbank. Der Ausbau des Drehkos soll hier gezeigt werden, und ich sage vorweg: Einfach mal die SCHRAUBEN zählen, die gedreht werden mussten !



Wir beginnen mit der Abnahme der Rückwand. Das ist einfach, sie ist unten mit 3 Laschen gesteckt und oben durch nur 2 Schrauben gehalten.

   


Danach wird das Chassis von unten gelöst. Es finden sich 4 Schrauben, hier nicht gesondert fotografiert.
Danach geht's an die Knöpfe. Der fehlerhafte Regler wird vom linken großen Knopf bedient.

   

   


Die großen Knöpfe werden von je 2 Schrauben gehalten, die kleinen von je 1 Schraube. Macht insgesamt 6 Schrauben. Das Chassis lässt sich nun aus dem Gehäuse ziehen.
Zunächst ein Blick auf die Rückwand von innen, denn dort hat NORA zu dieser Zeit üblicherweise Hinweise zum Gerät (Bedienung etc.) angebracht. Man sieht    ---   nichts, leider nicht mehr vorhanden.

   


Dafür wird nun klarer, wo sich der LS-Drehko versteckt, nämlich in der großen Blechbox.

   

   



Die hat 13 (!) Schrauben, die entfernt werden dürfen, dann hat man -schwups-  hoffentlich den schadhaften Regler vor sich.

Zuvor noch einige Impressionen von innen. Man sieht die Endröhre RENS 1823d und eine der beiden RENS 1820. Die zweite RENS1820 seht Ihr rechts unten neben ihrer Schwesterröhre, größtenteils verborgen durch den Blechkasten.

Davor zur Gehäusewand hin der Hauptblockkondensator, etwas angerostet.

   

Ich habe, das kann an dieser Stelle Erwähnung finden, alle Blockkondensatoren im Originalzustand im Gerät belassen, daher der sichtbare Flugrost. Keiner ist bis heute geplatzt, allerdings sind sie alle abgetrennt, d.h. unter dem Chassis werkeln für jeden von ihnen Neukondensatoren. Der im Bild sichtbare Hauptblockkondensator verrät uns noch nicht das Alter des Radios, also doch ein Blick auf 2 weitere Blöcke:   Oktober 1931

   

Hilft aber alles nichts, hier soll ja keine Ahnenforschung betrieben werden, sondern ein Drehko gefunden und dingfest gemacht werden. Dazu geht's im nächsten Beitrag weiter.

p.s.: bis jetzt sind es 25 Schrauben. Smiley61
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#16
Weiter geht's.

Hat man die Abdeckung abgeschraubt hat, so bietet sich folgender Anblick:

   


Unten liegend die RENS 1820, darüber befindlich innen und außen der Blechwand die beiden Kreisschalter zur Umschaltung MW - TA - LW (mittels Zugknopf, das ist der unterste kleine Knopf an der Gerätefront). Am Fuß der RENS 1820 sind 2 Blockkondensatoren zu sehen; wie oben beschrieben original und nicht geplatzt, aber abgeklemmt, daher die bunten Kondensatoren im Bild.
Darüber sieht man den zweiten Spulensatz, ein recht komplexes Gebilde aus Waben- und Rundspulen

Im Hintergrund links die Walzenskala, rechts daneben das zweite Paket des Abstimmdrehkos, welches zusätzlich noch über ein weiteres Plattenpaket verfügt, das zur Senderfeinabstimmung teilweise über die Platten des Drehkos geschoben werden kann. Hier im Detail:

   


So sieht das Ganze von oben aus:

   



Und der gesuchte LS-Papierdrehko?
Hier isser:

   


Gefunden? Richtig, unterhalb vom Abstimmdrehko, im Bild zwischen Abstimmdrehko und Spulensatz zu sehen.
Nun wird sicherlich deutlich, was ich meinte, als ich oben schrieb, das gesamte Radio sei wohl um diesen Kondensator drumherum gebaut worden.
Also muss der gesamte Spulensatz 'raus, um dort 'ran zu kommen. Da geht nichts ohne Fotos und Kabelmarkierungen, denn die Zuleitungskabel zu den Spulen kommen aus allen Richtungen.

   


Ablöten geht immer nur stückweise, alles wirkt verbaut und man muss dem Spulenaggregat Platz verschaffen, um an einen unten gelegenen Lötpunkt zu gelangen. Schon jetzt fällt auf, dass sich Lötstellen ab Werk in sehr unterschiedlicher Lötqualität finden. Teilweise (wohl je nach Lötkraft) finden sich stark oxydierte, verwittert wirkende Lötstellen, was auf die Verwendung von zuviel Lötmittel schließen lässt. Manches abgelötete Kabel musste ich ebenso wie die zugehörige Lötöse erst intensiv sauberkratzen und neu verzinnen, um es später wieder vernünftig anlöten zu können. Keine guten Begleitumstände.

Wie wird nun das Spulenaggregat ausgebaut? Natürlich muss geschraubt werden. Ein Blick auf die rechte Seitenwand der Blechbox, also den Bereich hinter dem Heizwiderstand des Radios:

   

Man sieht mittig des Fotos eine Gewindestange mit aufgeschraubter Mutter. Diese Gewindestange trägt den gesamten Spulenkörper. Die Mutter muss runter, was nicht einfach ist, denn ab Wek wurden alle Schraubenköpfe und alle Muttern mit einem zähen Sicherungslack festgesetzt, und der haftet in den Gewindengängen dieser Gewindestange auch nach fast 90 Jahren noch sehr fest.  Öl verwenden !
Hier ebenfalls im Bild der Netzschalter des Geräts und die Netzeingangsdrossel.
Die bunten Kabelfarben rühren daher, dass ich über ein neuzeitliches schwarzes Netzkabel ausgangs des Radios die schwarze Stoffummantelung eines alten Kabels gezogen habe. Man sieht also nur in dieser Perspektive, dass ein neues Kabel verwendet wurde.

Das ist aber nur eine Seite der Befestigung des Spulenaggregats; es wird auch noch durch eine am Chassis verschraubte Stütze getragen. Es finden sich 2 Schrauben unterhalb des Chassis. In der Summe sind wir nun bei 28 Schraubverbindungen auf unserem Weg zum LS-Drehko.

   

Jetzt muss man das Spulenaggregat nach links schieben, wobei sich die ab Werk viel zu lang belassene Gewindestange als Hindernis erweist:


.jpg   10a_Spulen Gewindestange gelöst.jpg (Größe: 38,94 KB / Downloads: 180)

Mit einigem vorsichtigen Schieben, Drehen und Ziehen hat man das Spulenaggregat schließlich draußen.
Auf diesem Foto seht Ihr übrigens sehr schön eine dieser stark oxdierten Lötverbindungen.


(Weiter geht's im nächsten Teil)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#17
Hallo, Klaus,
ein Radio genau nach meinem Geschmack. Ich lese gern wie es weiter geht.
Gruß,
Ivan
Zitieren
#18
Hallo Klaus,

Respekt, das ist eine Arbeit für Mutige mit Durchhaltevermögen !
Bei den HF-Litzen musst Du aufpassen. Ich hatte mal eine Spule mit
grüner HF-Litze, diese ließ sich nach über 80 Jahren nicht mehr löten,
die Drähtchen sind eher abgebrochen als das sie Zinn annahmen, letzt-
endlich musste die Spule neu gewickelt werden.
Hartpapier als Asbestersatz... ich habe da meine Bedenken, wenn das
Material sehr warm wird. Dann müffelt das Phenolharz in der Platte aus.

Berichte mal was daraus geworden ist !

Drücke Dir die Daumen,
Gruß,
RE 084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
Zitieren
#19
(24.10.2020, 10:45)RE 084 schrieb: ...Hartpapier als Asbestersatz... ich habe da meine Bedenken, wenn das
Material sehr warm wird. Dann müffelt das Phenolharz in der Platte aus.
Berichte mal was daraus geworden ist !


Das Hartpapier hat sich an dieser Stelle bewährt. Ich hatte das Radio in den zurückliegenden Wochen über mehrere Stunden täglich eingeschaltet, verdächtige Gerüche waren nicht wahrzunehmen. Letztlich leitet das darunterliegende Blech bereits an seinen unverkleideten Seiten einiges an Hitze an die Umgebungsluft ab.

Was die Spulen betrifft, so haben diese gottlob Lötösen auf ihrem Tragkörper, so dass man nicht unmittelbar an den Spulendrähten löten muss.

@Ivan: Das Radio ist vom Baujahr her eng bei Deinem Arcolette 31 GA, hat allerdings schon die neu auf den Markt gekommenen Gleichstromröhren der 18er Serie (20 Volt Heizung, 0,18A Heizstrom). Insofern ist die Spannungsbereitstellung hier simpler zu vollziehen.


Das Radio läuft mit ausgebautem Chassis derzeit Probe auf der Werkbank. Da ist noch irgendwo ein Wurm drin, denn eben wurde plötzlich die Lautstärke deutlich höher. Das kann ein schadhafter Steckwiderstand sein, aber auch ein Röhrenfehler oder eben eine oxydierte Lötverbindung irgendwo im Gerät. Schwierig zu finden, da der Fehler schwer reproduzierbar ist. Ich werde zunächst nacheinander die Röhren tauschen und feststellen, ob der Fehler bleibt.

Aber: der oben begonnene Reparaturbericht zum LS-Drehko wird natürlich fortgesetzt !
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#20
Asbestdämmplatten in den "Radiogrößen" kann man Problemlos mit Auspuffsprühlack dick einkleistern.
Dieser ist meist bis 600 oder 800°C stabil und bindet die Fasern, so dass sie sich auch durch Thermik nicht mehr lösen können.
Bei meinen Tests im Museum mit einem Fasermessgerät für die Luft waren auch bei längerem Betrieb eines Heizlüfters mit eingelacktem Asbest keine Fasern mehr messbar.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  OWIN E31W (1931/32) instandsetzen audion 29 1.638 08.02.2024, 20:31
Letzter Beitrag: Andreas_P
  Nora W500 Mario_nks 32 2.460 28.11.2023, 21:16
Letzter Beitrag: radioandi
  NORA L 10 Trichter, 1927 klausw 17 2.105 02.10.2023, 12:39
Letzter Beitrag: anton
  Nora 3Wf navi 50 6.842 08.03.2022, 19:00
Letzter Beitrag: HoWo41
  NORA-Elektra 67 W Andreas_P 23 6.071 05.06.2021, 05:18
Letzter Beitrag: Gasherbrum

Gehe zu: