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Qi-Charger + Supercap als Knopfzellenersatz
#1
In den letzten Wochen habe ich mich mit der Technik zum Drahtlosladen angefreundet. Drahtlosladen kennen inzwischen sicher die meisten vom Smartphone, das man zum Laden einfach auf ein entsprechendes Lade-Pad legt. Diese praktische Technik hat neben der Nutzung bei Smartphones aber auch enormes Potenzial für den Bastler! Daher möchte ich das Konzept hier anhand eines ersten Beispielprojektes vorstellen.

Lademodule fürs Qi-Laden (gesprochen: "Tschi") gibt es aus China in verschiedensten Ausführungen. Dieses einfache Modul kann derzeit für etwa 4 EUR importiert werden:

.jpg   qi_module.jpg (Größe: 22,31 KB / Downloads: 278)

So ein Receiver-Modul besteht lediglich aus einer Spule und einer kleinen Platine (ca. 15mm x 10mm). Legt man die Spule auf ein Qi-Lade-Pad, so kümmert sich die Platine um die Kommunikation mit dem Sende-Modul und um die Spannungsaufbereitung. Saubere 5V kommen dann auf der anderen Seite an und können für eigene Zwecke genutzt werden.

Das Modul kann man dann zum Beispiel mit einem Superkondensator (auch "Supercap" oder "Gold-Cap") verbinden - und schon hat man einen einfachen Stromspeicher mit Drahtloslade-Funktion.

Mein konkretes Beispiel hier ist ein Gerät, das ich zur Justierung der Achsparallelität von Tefifonen nutze. Eigentlich ist es nichts anderes als ein Laserpointer, der auf eine Achse gesteckt wird, um dann die Verlängerung der Achse als Punkt an die Decke zu projizieren. Das Gerät habe ich samt Verwendungszweck bereits hier im Detail beschrieben. So sieht es aus:

.jpg   start.jpg (Größe: 79,39 KB / Downloads: 278)

Für die Erklärung des Drahtlosladens im Sinne dieses Beitrags kann man sich jetzt aber auch einfach vorstellen, dass es sich um einen selbstgebauten Laserpointer handelt.

In der bisherigen Ausführung hatte ich als Stromversorgung eine Knopfzelle verbaut. Wie man im Bild oben sieht war das nicht wirklich schön gelöst. Für einen richtig guten Knopfzellenhalter hatte ich nicht genug Platz, daher habe ich einfach einen Halter, der normalerweise für Platinen gedacht ist, in eine Aussparung im Gehäuse gestopft. Damit bin ich natürlich nicht zufrieden, und so habe ich den "Laserpointer" jetzt auf Drahtlosladen umgerüstet.

So sieht das Ergebnis der Operation aus:

.jpg   result.jpg (Größe: 111,4 KB / Downloads: 278)

An der blauen LED sieht man dass das Laden klappt. Am Gerät ist das Loch für die Knopfzelle weggefallen, aber ansonsten hat sich nicht viel verändert. Nur wenn man von unten auf das Gerät schaut, verrät sich die Spule für den Qi-Charger durch das transluzente Gehäuse hindurch:

.jpg   03_coil_bottom.jpg (Größe: 110,67 KB / Downloads: 278)

Man beachte, dass ich hier gar nicht die originale Spule des China-Moduls genutzt habe. Schließlich brauche ich ja das große Loch unten, um das Gerät auf die zu justierende Achse zu stecken. Stattdessen habe ich mir selbst eine Spule aus 18 Windungen 0,3mm dicken Kupferlackdraht gewickelt. Das hatte in etwa dieselbe Induktivität wie die Originalspule. Ich war positiv überrascht, dass es damit auch funktioniert. Der Einsatz selbst gewickelter Spulen erweitert die Einsatzmöglichkeiten für mich nochmal enorm!

Weil die Laserdiode doch ordentlich Strom zieht, verwende ich als Superkodensator ein etwas größeres Exemplar mit 4F:

.jpg   supercap.jpg (Größe: 43,53 KB / Downloads: 278)

Den Schaltplan meiner Lösung habe ich mal eben schnell gekritzelt:
   

Darin sind noch zwei Bauteile zu sehen, die ich noch nicht erwähnt habe:
  • Eine Diode 1N4148 sorgt dafür, dass sich der Kondensator nicht über das Lademodul entlädt. Leider verliere ich von den 5V an Ladespannung dadurch wieder ca. 0,7V. Falls hier jemand eine bessere Lösung kennt, möge er sie mir bitte mitteilen!
  • Ein Widerstand von 33 Ohm sorgt dafür, dass der entladene Kondensator kein Kurzschluss für das Lademodul ist. Ob er wirklich nötig ist, weiß ich nicht. Er schadet aber sicher nicht. Denn so richtig viel Ladung kann der Superkondensator nicht aufnehmen und der Verlust durch den Widerstand ist verschmerzbar.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dem Hobbybastler mit den Qi-Modulen und den Supercaps (oder diversen Akku-Lösungen) eine sehr praktische Alternative zu Knopfzellen und Co. zur Verfügung steht. Es gibt da sicher zahllose Einsatzmöglichkeiten. Zur Zeit arbeite ich noch an einem anderen Gerät, bei dem ich diese Technik einsetze. Darüber werde ich dann demnächst noch berichten.
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#2
Für all diejenigen, die sich auch noch für den genauen Aufbau des "Laserpointers" interessieren, hier noch ein paar weitere Bilder und Informationen.

Das sind alle Druckteile, aus denen das Gerät besteht:

.jpg   01_parts.jpg (Größe: 119,68 KB / Downloads: 118)

Ziemlich viele, aber durch den modularen Aufbau klappt der Druck besser und auch die Verdrahtung ist mit weniger Fummelei verbunden. (Habe ich schon mal erwähnt dass mein Schraubenkonsum durch die Anschaffung des 3D-Durckers explodiert ist?)

Die Spule wird um das Unterteil herum gewickelt, welches in einem senkrecht angeordneten Schlitz auch gleich noch die Platine des Lademoduls aufnimmt:

.jpg   02_coil.jpg (Größe: 70,74 KB / Downloads: 118)

Über das Unterteil wird eine Hülse gestülpt und verschraubt. Jetzt ist die Elektronik komplett versteckt und man sieht nur noch von unten die Spule durch den Boden schimmern:

.jpg   03_coil_bottom.jpg (Größe: 110,67 KB / Downloads: 118)

Der Boden ist übrigens nur 0,5mm dick, damit die Spule auch gut mit der Ladespule gekoppelt ist.

Der direkte Vergleich mit der Vorgängerversion des Laserpointers zeigt, dass lediglich der Außendurchmesser unten etwas gewachsen ist, was aber nicht weiter stört:

.jpg   04_compare.jpg (Größe: 71,71 KB / Downloads: 117)

Als nächstes wird ein Ring angeschraubt, der den Platz für den Superkondensator schafft:

.jpg   05_housing.jpg (Größe: 45,07 KB / Downloads: 117)

Der Kondensator ist hier samt Widerstand und Diode gut aufgehoben:

.jpg   06_supercap.jpg (Größe: 48,2 KB / Downloads: 117)

In der nächsten Ebene, die auch wieder mit drei Schrauben befestigt wird, kommt der Schalter unter:

.jpg   07_switch.jpg (Größe: 47,41 KB / Downloads: 117)

Den Abschluss bildet ein Ring, an dem drei M3-Schrauben zur Justierung des Lasers befestigt sind:

.jpg   08_top-ring.jpg (Größe: 50,29 KB / Downloads: 117)

Die Laserdiode wird an die Spannungsversorgung angelötet:

.jpg   09_lasermodule.jpg (Größe: 58,29 KB / Downloads: 117)

Jetzt muss der Laserstrahl noch durch Drehen an der Optik richtig fokussiert werden. Schließlich wird das Lasermodul formschlüssig in den Halter gesteckt und verschraubt:

.jpg   10_laser_housing.jpg (Größe: 67,46 KB / Downloads: 117)

Und schon ist das selbstgebastelte Präzisions-Gerät fertig:

.jpg   11_result.jpg (Größe: 67,38 KB / Downloads: 117)

Natürlich muss der Laser noch mithilfe der drei Schrauben bzw. den Muttern daran richtig justiert werden.

Als Lohn für die Mühe brauche ich jetzt zukünftig keine Knopfzellen mehr zu wechseln. Stattdessen wir das Gerät einfach ein paar Minuten auf ein Lade-Pad gestellt.

Schöne Grüße
Markus
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#3
Hallo Markus, da fällt mir spontan ein, Deine Ladelösung für eine Notbeleuchtung bzw. Notlicht in allen möglichen Bereichen zu verwenden.

Kann man auch mehrere Supercaps parallel schalten ?
Kann ein zu ladendes Licht bzw. z.B. Dein Gerät ständig auf der Ladespule verbleiben (auch wenn sie geladen sind)?
Können auch Akkus als zu ladende Spannungsquelle verwendet werden?
Wie würde sich das Modul bei Ladung eines Handys bzw. Akkus verhalten (Stromstärke)?

Vielleicht kannst Du das mal ein bisschen näher ausführen bzw. Tipps für andere, vielleicht leistungsstärkere Module geben.

Werner
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#4
Servus,
Ich habe hier seit Jahren eine Braun Zahnbuerste, deren Akku induktiv geladen wird. Genau so, wie oben beschrieben.
Der Akku scheint unendlich zu halten, ich habe mal gerade nachgeguckt in den alten Unterlagen, der Akku nebst Zahnbuerste ist 7 Jahre alt und funktioniert wie neu.
Gruss, Volker
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#5
Hallo Markus. 
Das hast Du gut gemacht :-)
Ich kenne das von Zahnbürsten. 
Taschenlampen gehen auch.

Mit freundlichem Gruß,Heiko
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#6
Oh, viele Fragen tun sich da auf!

Supercaps parallel zu schalten ist kein Problem. Sie verhalten sich ja wie andere Kondensatoren auch. Es gibt aber auch noch wesentlich stärkere Exemplare in anderen Bauformen. Lediglich bei diesen flachen Ausführungen scheint bei 4F Schluss zu sein. 

Und wenn ein Supercap nicht mehr ausreicht, nimmt man einfach einen Akku samt entsprechender Ladebeschaltung (bei LiPos zwingend erforderlich!). Für LiPo-Akkus sollte es solche Lademodule für 5V-Versorgung auch zuhauf geben, da ja jedes Akku-betriebene Gerät mit USB-Ladekabel heutzutage damit aufgebaut ist.

Was man halt bei Supercaps beachten muss: Bei meiner simplen Lösung hat der Supercap in vollem Zustand etwa 4,3V. Beim Entladen hat er natürlich die von Kondensatoren bekannte Entladungskennlinie. Die Spannung wird also schnell kleiner und je nach Anforderungen des Verbrauchers kann man nur einen Teil der Kapazität nutzen. Bei meiner Laserdiode ist das ok: Die will eigentlich 5V für maximale Helligkeit, zaubert aber auch bei unter 3V einen noch genügend hellen Leuchtpunkt an die Decke, so dass ich damit arbeiten kann. Hat man hingegen Verbraucher mit gesteigerten Anforderungen an die Betriebsspannung, so muss man entweder gleich einen Akku nehmen, der dann ja eine flachere Entladekurve aufweist, oder man schaltet halt einen Boost-Converter nach.

Zum Thema Notbeleuchtung: Da würde sich mir die Frage aufdrängen, warum man die nicht gleich mit einem Kabel fest an eine Steckdose, ein Netzteil o.ä. anschließt. Die Drahtlos-Strecke bringt ja nur dann Vorteile, wenn man den Verbraucher schnurlos bewegen will - und wenn man gleichzeitig auch keine Lust auf das Anstöpseln an ein Kabel hat. Oder wenn man keine Buchse am Gerät anbringen will.

Was ich im Vergleich zum Laden per USB-Kabel noch sagen muss, ist dass ich da ja nach dem Prinzip Hoffnung vorgehe. Ich hoffe dass der Qi-Ladestandard wesentlich länger kompatibel ist, als das Wirrwarr aus Mini-/Mikro-USB, USB-C und sonstigen Ladekabelsteckern. Was mich auch positiv stimmt, ist dass ohne Ladebuchse auch kein mechanisches Teil mehr mit im Spiel ist, das Verschleiß aufweisen kann. Mir sind schon an mehreren Smartphones die Ladebuchsen gestorben wegen zu häufiger Kontaktierung…

Was die Ladeleistung anbelangt: Die kleinen Module können vermutlich 5W nominal. Ob das wirklich ankommt, habe ich nicht gemessen. Der Supercap hat so wenig Kapazität, dass er auch bei weniger Leistung schnell genug voll wird. Ich habe aber auch schon Module gesehen, die mit 10W oder 15W beworben wurden. Auch da ist die Frage, was Netto wirklich ankommt, und mit welchem Lade-Pad das dann auch wirklich klappt. Ich denke man muss das praktisch ausprobieren.

Ich habe übrigens auch schon erste Erfahrungen mit der andere Seite von Qi: Ein Sende-Modul habe ich in einen 3D-gedruckten Smartphone-Halter fürs Auto eingebaut. Das hat auch gut geklappt. Es lassen sich also sowohl die Empfänger als auch die Sender durch die gute Verfügbarkeit der Module an den verschiedensten Stellen einbauen. Der Fantasie kann man da als Bastler freien Lauf lassen.

Schöne Grüße
Markus
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#7
Ach ja: Natürlich kann man den Qi-Empfänger beliebig lange auf dem Lade-Pad liegen lassen. Verbraucht halt etwas Strom dabei, aber sonst passiert nichts.
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