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Philips 122ABC
#1
Hallo zusammen,

in unserer “ Rate Ecke was ist das für ein Radio?“ hatte ich das Gerät schon einmal kurz vorgestellt,
den “Philips 122ABC -06“.

Ein Kofferradio aus dem Jahre 1940 und wahrscheinlich ein Exportgerät für den norwegischen Markt.
Ferner wurden diese Radios auch als Truppenbetreuungsempfänger verwendet.
Hier das Typenschild:
   


Als ich das Gerät vor etwa zwei Monaten erhielt, war auch der selten zu findende, originale Lederkoffer dabei
und dieser befand sich auch noch in einem recht guten Zustand.
   
   
   
   
   


Hier die hölzerne Rückwand:
   
   


Ein paar Daten zu dem Empfänger:

Hersteller: Niederlande Philips Eindhoven
Typ: 122ABC-06
Baujahr: 1940
Röhren: DK21, DF21, DAC21, DL21 und ein Selen-Gleichrichter
Wellenbereich: nur MW
Empfangsprinzip: Superhet
Spannungsversorgung: AC 110V-225V; DC 110V– 230V; Batterie 90V und  3 mal 4,5V Flachbatterie parallel
Lautsprecher: eingebaut, permanent-dynamisch
Abmessungen: 26cm x 29cm x 18cm
Gewicht: etwa 7Kg (ohne Lederkoffer)

Natürlich sollten dem Philips auch wieder Töne entlockt werden und so baute ich zunächst einmal das Chassis aus,
um mir einen Überblick zu verschaffen.
Beim Ausbau ist etwas Vorsicht geboten, da man die Rahmenantenne gleich mit ausbauen muss.
Hier ein paar Fotos vom ausgebauten Chassis:
   
   
   


…und ganz wichtig, der Schaltplan:
   

Auf den ersten Blick war zu sehen, dass der Selen-Gleichrichter ersatzlos ausgebaut worden war, aber dazu später.

Zunächst ersetzte ich die schwarzen “Bonbons“ durch neue schwarze Kondensatoren,
ferner musste ich noch den durchgebrannten 220 Ohm Widerstand (Heizkreis) austauschen.

Der 100µF Lade-Elko hatte nur noch wenige Picofarad und wurde neu befüllt.
Dies kann zu einer ziemlichen Sauerei werden, wenn man nicht aufpasst,
denn im Innern befand sich noch reichlich dünnflüssiges Elektrolyt.
   


Den zweiten Elko konnte ich formieren, danach hatte er wieder seine Soll-Kapazität
von ca. 96µF und wies so gut wie keinen Leckstrom auf.
Die beiden Heizkreis-Elkos 12,5µF und 100µF, wurden ebenfalls erneuert.

Hier noch ein Blick von oben und die Kondensatorbatterie.
Man achte auf den fipsigen Ausgangsübertrager, der ist echt klein
und nicht viel größer, als jene, die man in Transistor-Kofferradios vorfindet.
   


Leider bereiteten mir die Röhren etwas mehr Kopfzerbrechen:

Die erste Überprüfung des Röhrensatzes ergab, einen Heizfadenbruch bei der DL21.
Und anstelle der DAC21 war eine DBC21 eingebaut,
was aber nicht funktioniert, da die beiden Röhren unterschiedliche Heizströme aufweisen.
Die DF21 und die DK21 zeigten dagegen auf dem W19, noch sehr gute Werte.

Da ich keine 20er D-Röhren in meinem Fundus hatte,
mussten DAC21 und DL21 zunächst einmal bestellt werden,
leider bei unterschiedlichen Anbietern.

Schon nach wenigen Tagen hielt ich eine neue DL21 in Händen,
aber auf die DAC21 warte bis heute, sie scheint auf dem Postwege wohl verschütt- gegangen zu sein.
Na ja, vielleicht taucht sie ja irgendwann einmal auf.

Also bestellte ich bei einem anderen Anbieter eine weitere DAC21 und diese kam auch recht schnell an.

Endlich konnte der Empfänger auf Funktion getestet werden.
Nach dem Anlegen einer externen Spannung und einer Antenne (Heimsender),
konnte ich dem Lautsprecher aber nur ein leichtes Rauschen entlocken, mehr nicht.

Die NF-Stufe funktionierte aber, was man ja durch eine “Brummprobe“ schnell herausbekommt.

Also mal den Oszillator überprüft, denn der soll ein Sorgenkind bei diesem Gerätetyp sein,
wie hier z.B. beschrieben:
https://nvhrbiblio.nl/schema/Philips_122ABC_rht.pdf

Und siehe da, dieser schwang nur auf den letzen 20% der Skala, zu den hohen Frequenzen hin.
Weiter runter wurde die Amplitude schnell immer kleiner und riss dann ab.

Auch eine leichte Erhöhung der Anodenspannung brachte keinen Erfolg,
ebenso wenig etwas mehr Heizspannung.

Da alle Bauteile im Oszillatorkreis in Ordnung waren, konnte es an sich nur an der Röhre liegen
und das, obwohl sie auf dem “W19“, als auch auf dem “Neuberger RP270“, als gut ausgegeben wurde.

Also wieder eine Röhrenbestellung aufgegeben und eine DK21 bestellt.
Auch diese Röhre wurde nach wenigen Tagen geliefert.

Dann die neue Röhre ins Gerät gesteckt und mal gemessen,
Bingo, jetzt hatte eine gleichmäßige Oszillatorschwingung über den gesamten Empfangsbereich.

Aber zu hören war immer noch nichts.
Ich dachte zunächst an die ZF-Stufe, aber beim Messen mit dem “Oskar“,
war der Fehler schnell eingegrenzt.
An der Diodenstrecke der “neuenDAC21 lag zwar modulierte HF an, aber gleichgerichtet wurde nichts.
Eine Überprüfung der DAC21 im “W19“ bestätigte dies leider,
bei der Prüfung der Diodenstrecke kam es zu keinem Zeigerausschlag.

Um dem Gerätchen dennoch ein paar Töne zu entlocken zu können,
baute ich für die HF-Gleichrichtung eine Germanium-Diode ein.
In meinem Fundus hatte ich nur die OA90, die AA113 und die AA143,
wobei die OA90 am besten funktionierte.
   

Damit ich das Radio nicht wieder demontieren muss, falls doch mal eine funktionierende DAC21 auftaucht,
habe ich die Diode an dem Röhrensockel befestigt:
   


Mal eine Frage in die Runde:
Ist vielleicht eine andere Diode besser zur Demodulation geeignet?
Ich möchte nicht schon wieder eine neue Röhre bestellen,
vielleicht trudelt die erstbestelle DAC21 ja noch ein.


Fortsetzung folgt…
Viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo Rolf
Tolles Radio und schon jetzt ein toller Bericht
Das Radio ist selten, aber dann auch noch mit der Tasche selten hoch 2
Liebe Grüße - Alfons
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#3
Hallo, Rolf,
Ein schönes Radio wieder! Ja, das der Oszillator wegen der Röhre nicht funktioniert habe ich leider auch paar mal erlebt - es war bei mir die EF3, die zwar gute Werte auf dem Prüfgerät hatte, aber doch nicht schwingen wollte.
Auch die Lösung mit der Diode gefällt mir gut. Das habe ich bisher noch nie ausprobiert. Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#4
(20.10.2022, 20:35)Bastelbube schrieb: [...]
Mal eine Frage in die Runde:
Ist vielleicht eine andere Diode besser zur Demodulation geeignet?
[...]

Hallo Rolf,

praktische Erfahrung zu Deiner Frage habe ich auch nicht. Zur Beurteilung, welche Germanin besser geeignet wäre, würde ich einen Kennlinienvergleich (Forward) heranziehen. Ich habe eine Kennlinienschar unter folgendem link gefunden: Dioden Kennlinien
Viele Grüße, Karl-Heinz
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#5
Hallo Karl-Heiz,

eine interessante Seite, danke,

viele Grüße,
Rolf
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#6
(20.10.2022, 20:35)Bastelbube schrieb: Um dem Gerätchen dennoch ein paar Töne zu entlocken zu können,
baute ich für die HF-Gleichrichtung eine Germanium-Diode ein.
In meinem Fundus hatte ich nur die OA90, die AA113 und die AA143,
wobei die OA90 am besten funktionierte.
Eigentlich sollte die Amplitude der ZF am Demodulator deutlich über 1V liegen, so dass der Diodentyp nicht so kritisch sein sollte. Germanium oder Schottky ist natürlich gegenüber Si-Dioden zu bevorzugen. Ich würde aber zunächst mal schauen, ob die Amplitude z.B. durch bessere ZF Abstimmung angehoben werden könnte.
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#7
Hallo Rolf,
interessanter Bericht, und das Radio ist noch in solch einem hervorragenden Zustand. Hoffentlich taucht die DAC 21 noch auf.
Thomas
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#8
Schnuckeliges Radio!

Erstaunlich das die Kabelage unterm Chassis philipstypisch nicht völlig bröselig ist.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#9
Hallo Rolf,

ja ich habe bei dem Radioquiz schon das ABC-Radio erkannt. Dachte aber, laß die anderen mal raten. Jetzt muss ich dir aber noch mal eine Frage zum Elko stellen. Du machst das genauso wie ich, nämlich das Gehäuse aufsägen. Ich bringe mir da eine Markierung an, damit die entsprechenden Stellen wieder aufeinander kommen. Später dann verklebe ich mit 2 K-Kleber. Trotzdem habe ich manchmal, dass ich unbedacht zufasse und schon habe ich den Deckel in der Hand. Wie fixierst du die beiden Teile?
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Hallo Andreas,

genauso wie Du mache ich es auch, incl. der Markierungen.
Der Kleber ist ein 2K-Kleber, der schon nach 5 Minuten fest ist.
Zum Fixieren hatte ich eine Zimmermannszwinge benutzt, natürlich ganz vorsichtig,
hat aber funktioniert...

Viele Grüße,
Rolf
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#11
Hallo Rolf.

Die Sache mit den Röhren ist wirklich ärgerlich, da nicht zuletzt ja auch kostspielig. Gibt es da keine "Ersatzmänner" (z.B. amerikanischer Herkunft), die man übergangsweise heranziehen könnte? Wie auch immer: Ein sehr interessantes Radio, danke für den Reparaturbericht.

Als philipsabgeneigter Reparateur, der ich bin, sehe ich auf Deinen Fotos auch die berüchtigten gelben Gummileitungen. Wenn die noch fit / nicht bröselig sein sollten, so spart dies einiges an Arbeit.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#12
Hallo,

ja, diese Gummileitungen sind ein Problem bei Philips

und so ganz taufrisch sind die Leitungen in diesem Radio auch nicht mehr,

aber nur partiell.

Hier auf dem Foto, kann man schon leichte "Anfangsbrüche" erkennen:
   


Viele Grüße,
Rolf
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#13
(22.10.2022, 14:01)klausw schrieb: Die Sache mit den Röhren ist wirklich ärgerlich, da nicht zuletzt ja auch kostspielig. Gibt es da keine "Ersatzmänner" (z.B. amerikanischer Herkunft), die man übergangsweise heranziehen könnte?

Hallo Klaus,

die DAC21 kostet bei BTB doch bloß 7,80€ inkl. Mwst. Da würde ich immer zum Original greifen.

Es ist ja keine VF14 Big Grin

Direkten Ersatz gibt es lt. RTT keinen.

Gruss
Debo
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#14
@Rolf:

Was für Isolationswerte haben denn noch die schwarzen "Teeries". Ich habe mal gehört daß diese Schwarzen der Enddreißiger recht stabil sein sollen und keine Feuchtigkeit ziehen?

Gruss
Debo
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#15
Hallo Debo,

ja, ich habe mit diesen Kondensatoren bisher auch nur gute Erfahrungen gemacht,
aber die, in diesem Gerät, hatten alle Risse im Gehäuse und wurden deshalb getauscht.
Ich habe vorhin mal die Leckströme gemessen, bis auf einen, lagen die Werte über 1mA...

Viele Grüße,
Rolf
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#16
Hallo zusammen,


die stark “verbeulte“ Rahmen-Antenne hatte ich so gut es ging, wieder
hergerichtet. Ihre Induktivität beträgt etwa 170µH.
   


Um Skala und Lautsprecher vom Staub befreien zu können,
schraubte ich sie von der Frontblende ab:
   

und hier die Glas-Skala:
   


hier ist die Frontblende wieder komplett
   


Zum Schluss reinigte ich noch das Leergehäuse  :
   


Danach stellte sich mir die Frage, wie gestalte ich die Spannungsversorgung,
was mache ich mit dem Netzteil?

Den Selen-Gleichrichter hatte ja ein Vorbesitzer schon ersatzlos entfernt.
Ich könnte einen anderen Gleichrichter einbauen, aber den Heizkreis muss ich dann auf jeden Fall anpassen.
Dies schon alleine, weil die heutige Netzspannung höher ist.

Ich könnte das Gerät auch nur, wie original vorgesehen, mit Batterien betreiben.
Dadurch würde das Netzteil in seinem originalen Zustand gelassen, natürlich bis auf den fehlenden Gleichrichter, der dann die Trennung vom Netz bewirkt.

Aber, da der Empfänger bestimmt die meiste Zeit sein Dasein im Regal verbringen wird, ist dies auch keine Lösung. Mit Sicherheit sind die Batterien immer leer,
wenn man das Radio mal vorführen möchte.

So entschied ich mich für ein kleines Netzteilchen, das anstelle der Batterien auch im Gerät verweilen sollte.
Dadurch musste ich keine Änderungen an der Verschaltung vornehmen,
bis auf die vier Steckverbindungen zum Ersatz-Netzteil.
Diese Maßnahme kann aber schnell wieder rückgängig gemacht werden.

Dieses Netzteil muss nicht allzu viel können:

4,5V für die Heizung, bei einem Dauerstrom von ca. 55mA
und etwa 100V Anodenspannung, bei einem Strom von etwa 12mA.

Die Bauteile dazu, sollten alle aus der “Grabbelkiste“ kommen
und da gab es schon das erste Problem, ich fand keinen passenden Trafo.

Deshalb habe ich dem Trafo für die Heizspannung (ca. 7V~) einen zweiten nachgeschaltet, der die passende Anodenspannung liefern konnte.

Hier der Schaltplan des Netzteiles, wobei die passende Heizspannung von einem
einstellbaren Standard-LM317-Modul generiert wird:
   


…die Verdrahtung erfolgte auf einer Lochrasterplatine
   


all das wird in einem Alu-Druckgussgehäuse gut verstaut.
   


Natürlich wurde dem Deckel noch ein passendes Label verpasst
   


Damit funktioniert der Empfänger einwandfrei,
die Leistungsaufnahme beträgt bei 230V~ etwa 5,3W.


Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#17
Hallo zusammen,

…danach konnte die Frontblende wieder mit dem Chassis verschraubt werden:
   
   


Anschließend baute ich das fertige Chassis wieder ins Gehäuse ein,
dabei muss man höllisch aufpassen, dass man die Rahmenantenne nicht beschädigt.
Hinzu kam noch das neue Netzteil, das ja die Heiz- und Anodenbatterie ersetzen soll.
   


Hier noch die finale Vorderansicht des Kofferradios:
   


und hier der Philips mit montierter Rückwand:
   


Wie sind nun die Empfangseigenschaften dieses Kofferradios?

Nun ja, da es sich um eine recht einfache Superhet-Schaltung handelt,
darf man nicht zu viel erwarten.
Dennoch kann man zur vorgerückten Abendstunde und nur mit der eingebauten Rahmenantenne, etliche Sender empfangen.
Um einiges besser wird es natürlich, wenn man eine externe Antenne anschließt.
Die Lautstärkenreserven könnten etwas höher sein,
aber das Gerät ist halt auf Sparsamkeit getrimmt.
Versorgt man den Empfänger direkt mit einer Gleichspannung, so verschlingt er gerade mal 3,2 W.
Also z. B., kein Vergleich zum “Nora K69“, in dem immerhin eine Gegentakt-Endstufe werkelt.

Viele Grüße,
Rolf
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#18
Hallo Rolf
Tolles Radio....
toller Bericht......Danke
Nette Grüße - Alfons
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#19
Danke, Rolf,
Sehr schönes Projekt, sehr gut realisiert! Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#20
Sehr schön geworden.
Wobei mich sogar am meisten noch die neuzeitliche Spannungsversorgung fasziniert.
Well done.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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