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Alles "Quetscher" oder was ...
#1
In meiner Schulzeit war ich in der Arbeitsgemeinschaft Funktechnik, die von unserem Physiklehrer geleitet wurde.
Als Materiallieferanten für unsere Elektronik-Bastelarbeiten dienten unter Anderem Volkesempfänger, DKe-s und andere Radiogeräte, die damals auf wilden Müllkippen in kriegsbedingten Gebäudelücken herumlagen.
Dort fanden sich auch diese flachen Pertinax-Drehkos mit ebenfalls Pertinax/Hartpapier-Dielektrikum.
Unser Physiklehrer bezeichnete sie als "Quetscher", was uns auf Grund der flachen Bauform auch logisch erschien.
Dieser Begriff verfolgt einen bis heute, in Sammlerkreisen, Internet-Foren, wie Radiomuseum.org und auch im RBF.
Vor Jahren gab es auf einem der Foren heftige Diskussionen über diesen Begriff, weil es sich bei diesen Teilen tatsächlich nicht um "Quetscher" handelt.
Sucht man z.B. in Katalogen der 20er/30er Jahre, ist dort von "Flachkondensatoren" oder "Drehkondensatoren mit festem Dielektrikum" die Rede.

Was ist aber nun der "wahre" Quetscher?

Weshalb komme ich gerade jetzt auf dieses Thema?

Vor einiger Zeit wurde im Internet-Auktionshaus ein Detektor in einer Holzschatulle angeboten. Auf den Auktionsfotos war ein runder, sehr flacher, in Zinkblech gekapselter Drehkondensator zu sehen. Die Skale reichte statt der üblichen 180° bis 300°. Meine Neugierde war geweckt und "Willhabenmuss" hat gesiegt.

   

Nach dem Abnehmen der Kappe aus dünnem Zinkblech kam eine interessante Technik zum Vorschein.

   

Der Drehkondensator besteht aus einem festen und einem federnden Bronzering mit einer Glimmerscheibe als Dielektrikum. Der untere Bronzering (Stator) ist auf Filz weich gelagert. Drei Schleifer werden beim Drehen der Achse durch Mitnehmer in Winkelabständen von je 120° mitgenommen und sorgen für den flächigen Druck auf Dielektrikum und Statorplatte. Der Einstellbereich reicht von 0 bis 300°, die Endkapazität beträgt 1000 cm.

   

   

Es handelt sich also um einen echten "Quetscher", bei dem beide Platten kontinuierlich aufeinander gequetscht und die Kapazität vergrößert wird.

Basierend auf diesem Prinzip existieren sehr unterschiedliche praktische Ausführungen und Patentschriften aus den 20er Jahren zeigen die Vielfalt an Ideen zu diesem Thema.

Patentskizze  DE000000399963A


.jpg   DE000000399963A_Skizze.jpg (Größe: 46,08 KB / Downloads: 526)

Patentzkizze  DE000000404707A


.jpg   DE000000404707A_Skizze.jpg (Größe: 42,95 KB / Downloads: 525)


Vielleicht hat ja der oder die Eine oder Andere Unterlagen oder echte Quetscher und kann sie hier ergänzen.

Kurz noch etwas zum Hersteller des vorgestellten Detektors. Die Firma "Rowiro Gesellschaft Rompe & Co. m.b.H." war eine Metallwarenfirma in Berlin, die in den 20er Jahren Rasierklingen und Rasierzubehör herstellte und lediglich im Jahr 1924 Radios baute.


Angehängte Dateien
.pdf   DE000000399963A.pdf (Größe: 119,69 KB / Downloads: 12)
.pdf   DE000000404707A.pdf (Größe: 131,2 KB / Downloads: 7)
Gruß Gerald
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#2
Guten Abend Gerald

So einen "Quetscher" habe ich zufälligerweise auch.
Die Marke lautet: CYLDON, Made in England.
   
   
Es ist mehr ein Trimmer, der eine maximale Kapazität von 2500 pF erreicht.
Das wird mit 8 dünnen Messingscheiben gemacht, wo jedesmal dazwischen eine Glimmerscheibe als Isolation eingefügt ist.
Die Stellschraube quetscht die Scheiben mehr oder weniger dicht zusammen.

Die Besonderheit: Jede Scheibe hat einen getrennt herausgeführten Anschluss. Somit kann man auch eine kleinere Kapazität wählen.

Gruß, Wolfgang
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#3
Ja in den 1960er Jahren, als wir als Jugendliche noch selbst Detektorempfänger bastelten, benutzten wir
noch die preisgünstigen "Quetscher-Drehkos" zur Abstimmung. Ging ganz famos. Erst als mir durch einen 
Verwandten, der im RFT Handel arbeitete, ein Luftdrehko ( 2x 500 pF) geschenkt wurde,
wurde der Unterschied in in der Senderselektion sicht- (hör-) bar. Im Volksempfänger VE 301z. B. 
ist der Rückkopplungsdrehko zu sehen, wie in etwa so ein "Quetscher" aussah.

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#4
Echte Quetscher findet man häufig in Sperrkreisen und als parallele Trimmer zu Drehkondensatoren (abgleichen der oberen Frequenz).
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#5
Danke für den Hinweis mit dem Sperrkreis.

Dieser Quetscher stammt wahrscheinlich daraus.
Aufbau von unten nach oben:
feste Platte - Glimmerscheibe - gewelltes Federblech - Glimmerscheibe - bewegliche Platte
Feste und bewegliche Platte sind verbunden und bilden den Außenbelag, das Federblech den Innenbelag.

Links großer Abstand - kleine Kapazität / Rechts kleiner Abstand - große Kapazität

   
Gruß Gerald
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#6
Hallo Heiner  (segula)


Zitat:Im Volksempfänger VE 301z. B. ist der Rückkopplungsdrehko zu sehen, wie in etwa so ein "Quetscher" aussah.


Das ist nicht ganz richtig.
Im VE gab es nie einen Quetscher, wo die Kapazitätsänderung durch Quetschen von Metallflächen (wie oben gezeigt) gemacht wird.

Es waren sogenannte "Hartpapierdrehkos". Die Funktion ist gleich dem Luftdrehko, nur das die Isolation von schlechterer Qualität ist. Daher wurden diese für die Rückkopplungseinstellung gebraucht, wo das weniger wichtig ist. Auch die Herstellungskosten waren geringer.....

Gruß, Wolfgang
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#7
Zählen diese hier auch zu den Quetschern? Hier allerdings als Trimmer ausgelegt.
Unten eine Cu Platte, dann Glimmerscheibe und oben dann das Messingblech, welches mittels Schraubgewinde entsprechend an das Cu Blech " Gequetscht" wird.

   
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#8
Ja Frank, das ist doch genau dieses Prinzip der Einstellung der Kapazität durch Änderung des Plattenabstandes.
In dem Deinem vorgestellten Anwendungsfall geschieht das mittels einer Schlitzschraube, da könnte aber auch eine längere Schraube mit Drehknopf verwendet werden.
Gruß Gerald
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#9
(06.03.2023, 14:01)HoWo41 schrieb: Hallo Heiner  (segula)


Zitat:Im Volksempfänger VE 301z. B. ist der Rückkopplungsdrehko zu sehen, wie in etwa so ein "Quetscher" aussah.


Das ist nicht ganz richtig.
Im VE gab es nie einen Quetscher, wo die Kapazitätsänderung durch Quetschen von Metallflächen (wie oben gezeigt) gemacht wird.

Es waren sogenannte "Hartpapierdrehkos". Die Funktion ist gleich dem Luftdrehko, nur das die Isolation von schlechterer Qualität ist. Daher wurden diese für die Rückkopplungseinstellung gebraucht, wo das weniger wichtig ist. Auch die Herstellungskosten waren geringer.....

Gruß, Wolfgang

Stimmt, Wolfgang. In den 1960er Jahren bezeichneten wir jungen Bastler die Hartpapierdrehkos fälschlicherweise 
als Quetscher.

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#10
Hallo Heiner

Ich kenne Leute,
die nennen ihren Bleistift : "Bleistift", obwohl da überhaupt kein Blei drin ist! Die Miene ist aus Grafit......

Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich sage nein.

L.G. Wolfgang
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#11
Es gibt auch Leute, die nennen ihren Zollstock: „Zollstock“, obwohl es ein „Gliedermaßstab“ ist…
Sch…egal, ich kenne diese Hartpapier Drehkos auch nur als Quetscher und bin zufrieden damit. Smiley14

Viele Grüße,
Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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