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Telefunken Nauen T330 WL, die "Schaubende Johanna"
#1
Hallo.

Na, durch den Titel neugierig geworden?

Hier möchte ich Euch ein Radio vorstellen, das in seiner Originalausführung bekannt und teilweise "berüchtigt" ist, den im Volksmund als 'Pfeifende Johanna' bezeichneten 4-Kreis-Super von Telefunken aus dem Jahrgang 1933/34.

Über das Gerät wurde schon viel geschrieben, insbesondere über die hier gezeigte Urversion T 330 und ihre ausgeprägte Pfeifneigung durch den seinerzeit in West- und Süddeutschland in den Mittelwellenbereich des Radios durchschlagenden Langwellensender Luxemburg. Die MW - ZF lag bei 230 kHz, und der Sender Luxemburg folgte seinerzeit nicht dem neu beschlossenen Wellenplan.

Auch galt das Radio als etwas 'zickig' in Bezug auf seine Röhren. Zeitgenössische Mitteilungen wiesen früh darauf hin, daß bei der Auswahl der im Radio befindlichen beiden RENS 1264 besondere Sorgfalt walten möge, Telefunken selbst verwies auf gewisse Serien der RENS 1264, die besonders geeignet wären.

Telefunken brachte alsbald mit dem T 331 ein modifiziertes Gerät auf den Markt, das die erkannten Mängel beheben sollte.

Das alles will ich hier nicht im Detail auswalzen, das Internet bietet genügend Stoff zum Nachlesen. Selbst der SPIEGEL ging im Jahre 2008 auf dieses Gerät ein und hob die Gehäusegestaltung hervor, die die Architektur des Gebäudes der damaligen Großfunkstelle Nauen perfekt aufnahm (im Beitrag etwas nach unten scrollen: https://www.spiegel.de/fotostrecke/histo...07717.html ).
Vielmehr will ich an dieser Stelle ein gut erhaltenes Exemplar dieser Baureihe vorstellen, das eine wie ich meine einzigartige Modifikation erhalten hat.


Daher:
"FSK 50".
Der nachfolgende mehrteilige Bericht enthält verstörende Informationen und Bilder und ist nur für erfahrene Radiosammler und -bastler geeignet, die über die notwendige langjährige, technisch fundierte Radiosammlererfahrung und -begeisterung verfügen. Sensible Gemüter könnten Schaden nehmen und sollten nicht weiterlesen.


Wink



Zur Einführung einige Fotos des Radios:


   

Das Gehäuse ist fehlerfrei erhalten, der Stoff ist zeitgenössisch, aber nicht mehr original. Der rechte Knopf ist leider nicht völlig original, da ihm die Werksprägung fehlt.


Die Rückwand ist ebenfalls sehr gut erhalten, sie weist die Ausführung "WL" aus, also die Wechselstromausführung mit MW und LW. Es fehlt der originale Netzanschlußstecker, was ich nicht als Verlust empfinde. Die im Original etwas schwer zu bedienende Rückkopplung ist per Achsstummel und Zusatzknopf verlängert und damit bedienfreundlicher gestaltet:

   
   



Die Skala ist gut erhalten:

   

Es handelt sich allerdings um eine Originalskala für ein zusätzlich mit Kurzwelle ausgestattetes Gerät dieser Baureihe, die ich vor vielen Jahren sehr günstig erwerben konnte. Die Originalskala für MW/LW ist vorhanden, aber stark vom Sonnenlicht verblasst, so daß ich diesem Exemplar den Vorzug gab. Zum Kurzwellenbereich später mehr.

Nun ein Blick ins Innere bei abgenommener Rückwand. Wir nähern uns dem eigentlichen Thema dieses Beitrags:


   


Trafo, Lautsprecher mit AÜ, Senderdrehko samt Antrieb, sowie alle Spulenbecher samt Inhalt sind original und an ihrem Platz.
An dieser Stelle sei verraten, daß die umfassende Modifizierung, die dieses Radio durchlief, nicht in den nachträglich neben der RGN 1064 angebrachten Hochvolt-Becherelkos besteht, auch nicht im Kurzwellenbereich.

Kenner der Materie werden aber auf Anhieb einen Unterschied feststellen.
Dazu mehr im nächsten Teil.


(Fortsetzung folgt)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#2
OOOOhhhh Klaus, jetzt bin ich aber sowas von neugierig! Bitte, zeige mehr.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
Wo ist der ZF Filter, Klaus?
Gruß,
Ivan
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#4
Ivan, die Büchse hinter der mittleren Röhre!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Andreas, mir fehlt der Filter hinter der Gleichrichterröhre. Ah, Klaus hat es spannend gemacht.
Gruß,
Ivan
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#6
(15.11.2023, 13:00)navi schrieb: Wo ist der ZF Filter, Klaus?

Hallo Ivan. Der Chassisausbau folgt im nächsten Teil des Beitrags. Vorab zwei Fotos (minderer Qualität) vom noch eingebauten Chassis, man sieht die originalen Spulenbecher im Bildhintergrund:

   

   
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#7
irgendwas stimmt mit den Röhren nicht. Ist da eine ACH1 eingebaut?

Und das Schirmgitter der RENS1374d ist nicht angeklemmt.
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#8
(15.11.2023, 15:00)saarfranzose schrieb: ....Und das Schirmgitter der RENS1374d ist nicht angeklemmt......

Doch doch, Jupp, das Schirmgitter ist angeklemmt und die RENS 1374d komplett bestromt:


.jpg   Rückansicht_innen_1.jpg (Größe: 14,01 KB / Downloads: 312)

Der Schirmgitteranschluß ist hier werkseitig ein etwa 3 cm langes, umlaufendes Blech, das Teil der Röhrenfassung ist. Auf dem Foto erscheint es nur so, als sei es links abgeschnitten.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#9
Richtig, dann fehlt die Antennenspule und alles was in Becher hinten der Gleiichrichterröhre sich befinden sollte. Und die letzte Röhre Rechts hat tatsächlich etwas mehr Stifte, kann eine ACH1 sein.
Gruß,
Ivan
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#10
Hallo?
Ich hoffe es kommt zu keiner Anzeige.
Aber bei so einer Einleitung werde ich, in meinen jugendlichen Leichtsinn, die vorgegebene FSK ignorieren.
Ich werde, als unter 50, das Thema verfolgen und hoffen das keine bleibenden Schäden entstehen.
Grüße vom Marco aus Oberbayern.
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#11
Warum heißt der Titel „Schaubende“ Johanna? Tippfehler oder Hinweis?
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
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#12
Der Kasten hiess damals unter den Kunden "die pfeifende Johanna".
Wurde schon hier im Forum beschrieben warum. Wink
Das ist halt eine Erinnerung an den alte Namen.
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#13
Karli,

Das steht ja auch schon im Eingangsthread in der ersten Zeile.


Steffen,

Mich wundert der Titel auch etwas, unter „schnaubender Johanna“, oder „schnaufender Johanna“ könnte ich mir ja auch noch eine komische Wiedergabe vorstellen. Wink

Aber unter „Schaubender Johanna“ fällt mir höchstens ein, das da was von Schaub drin verbaut sein könnte… Huh


Viele Grüße,
Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#14
Teil 2 des Vorstellungsberichts


Ich freue mich über die Resonanz und muß sagen, daß einige Vermutungen in die richtige Richtung gehen.  Thumbs_up

In diesem Beitrag geht’s ans Chassis und wir wollen einmal gemeinsam vergleichen, was da alles umgesetzt wurde oder nicht. Doch zuvor einige Worte zum Projekt und dessen Entwicklung. Dies ist wichtig, um die Motivation und die Vorgehensweise zu verstehen.

Das hier gezeigte Gerät wurde irgendwann in den 1990ern erworben und mir von meiner Frau geschenkt (!); soweit ich mich erinnere, anlässlich eines Hochzeitstages, möglicherweise war es der zehnte.
Natürlich funktionierte das Radio nicht und zeigte sich auch nicht willens, dies zufriedenstellend jemals wieder zu tun, allen Bemühungen zum Trotz.
Es gab damals noch zahlreiche deutsche Mittelwellensender, auch mit ansprechendem Programm, und Radio Luxemburg funkte noch reichweitenstark auf Langwelle, wie eh und je.
Aber das Radio sollte, das war unser beider Sicht der Dinge, auf alle Fälle wohnzimmertauglich sein und gut spielen. Keinesfalls sollte es ein ‚Stehrümchen‘ werden, das in den Tiefen einer Sammlung zwar zu 100 % originalgetreu, aber stumm verstaubt.

A propos „originalgetreu“. Dies war das Radio in Gänze natürlich nicht mehr, als es erworben wurde. Unter dem Chassis war in den zurückliegenden Jahrzehnten einiges repariert und zum Teil umgebaut worden, u. a. waren die beiden großen Blockkondensatoren nicht mehr vorhanden; dies nur am Rande.
Immerhin war dieser NAUEN nicht zum Einkreiser umgebaut worden, wie es vielen seiner Artgenossen widerfuhr, um der dauernden Pfeifneigung Herr zu werden.


Ich kontaktierte damals, also vor rund 25 Jahren, einen meiner Familie wohlbekannten und geschätzten ehemaligen Radiohändler, der sein technisches Handwerk in den 1930er Jahren erlernte und bis ca. Ende der 1960er ein eigenes Radio- und Elektrogeschäft betrieb. Der Mann war zwar längst im Ruhestand, aber immer noch mehr als sachkundig. Aber auch er wollte sich der technischen Instandsetzung dieses Radios nicht wirklich annehmen und bot mir ebenfalls einen Umbau auf ‚Einkreiser‘ an, den durchzuführen er gegen entsprechende Bezahlung bereit wäre.

Dieser technische Weg war natürlich inakzeptabel, aber nun war guter Rat teuer. Das Internet steckte in den Kinderschuhen und Radioforen oder Radiodatenbanken im heutigen Sinne gab es erst recht noch nicht.



Doch nun genug der Vorrede und hin zur Wiederinbetriebnahme samt Umbau.

Dazu das Lastenheft, das ich mir zu Beginn der damaligen Arbeiten auferlegte:

• Keine Veränderung an Gehäuse, Skala, Skalenantrieb, Skalenbeleuchtung, Lautsprecher und Rückwand.

• Weitestmögliche Belassung aller noch vorhandenen Originalbaugruppen an Ort und Stelle.

• Betrieb des Radios mit zeitgenössischen Original-Röhren, Spannungsversorgung über den Originaltrafo.

• Beibehaltung des Prinzips 4-Kreis-Super mit „Rückkopplung“.

• Beibehaltung der bedienbaren Rückkopplung / Empfindlichkeitsregelung an der Rückseite des Chassis.

• Beibehaltung der Wellenbereiche MW, LW sowie „TA“. Kurzwelle optional, aber nicht als Bedingung. Kein Umbau auf    UKW. Kein Einbau von modernen, gedruckten Platinen aus Kofferradios o.ä.

• Weitestmögliche Vermeidung des Bohrens von Löchern in die Originalsubstanz.

• Bestmöglicher optischer Originalitätseindruck bei Abnahme der Rückwand.

• Alltagstauglichkeit auf allen Wellenbereichen, schwerpunktlich auf MW, bezogen auf die seinerzeitige Senderlandschaft. Kein ‚Durchheulen‘ von Radio Luxemburg oder anderer Langwellensender.

• Vordere Bedienelemente funktional wie beim Original, d.h. links Lautstärkeregelung, mittlerer Knopf Sendereinstellung, rechts Wellenbereichsumschaltung.



An dieser Stelle noch einmal der Warnhinweis für sensible Radiosammler und Verteidiger des unberührten Originalzustandes, das Lesen hier einzustellen, auch wenn die Modifikation schon rund 25 Jahre zurück liegt !  Big Grin
Der Gesamtbeitrag ist auch nicht verfasst, um wegweisende technische Innovationen aufzuzeigen oder Lob einzuheimsen, sondern um in unterhaltsamer Weise über den seinerzeit eingeschlagenen unkonventionellen Weg zu berichten, das Radio im Sinne seiner heutigen Besitzer wieder in einen dauerhaft funktionstüchtigen Zustand zu versetzen, und zwar mittels Röhren der 1930er Jahre.
Der Wert des Radios bemisst sich für seine Besitzer nicht in heutigen ebay-Preisen für unberührte Geräte, sondern in einer Alltagstauglichkeit, die das Radio ab Werk so nie besaß. Wir entsinnen uns: Es war ein Hochzeitstaggeschenk.
Und der Apparat spielt heutzutage wirklich gut.

Jüngere Instandsetzungsberichte zur originalgetreuen Reparatur eines T 330 WL finden sich für den interessierten Leser an anderer Stelle hier im rbf.



Zunächst erste Fotos vom ausgebauten Chassis:

Chassis von vorne:

   
   



Chassis von oben, senkrecht fotografiert:

   

Dazu im Vergleich ein historisches Werksfoto:

   


Natürlich sind die Spulenbecher noch mit den Originalspulen "gefüllt", Trafo und Senderdrehko sind angeschlossen.
Ich denke, da hat sich nicht viel verändert, wenn man mal von den Hochvoltelkos und der "Röhre mit Haube" absieht.
Nun wird auch etwas deutlicher, was bereits angedeutet wurde. Das Radio verfügt über folgende Röhren, die bestromt und vollständig in die Schaltung eingebunden sind:

RGN 1064, RENS 1374d, RENS 1264, ACH 1.

Und wie Steffen und Axel bereits anmerkten, der Titel des Beitrags ist ein Wortspiel, das vorwegnimmt, was hier seinerzeit gebaut wurde. Dazu mehr im nächsten Beitrag.


(Fortsetzung folgt)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#15
Teil 3 des Vorstellungsberichts


Blicken wir nun dagegen unter das Chassis, so bietet sich ein gänzlich anderes Bild und das Ausmaß des Umbaus wird deutlich:

   

Funktional, aber nicht schön. Da schlummern sicher noch optische Potentiale, indem man beispielsweise Kabel optisch verfeinert (Stoffummantelung), Bauteile historisch verkleidet (Kondensatoren etc.). Das stand seinerzeit nicht im Vordergrund und hätte den Projektrahmen gesprengt. Immerhin funktioniert das Radio hervorragend, obgleich die heimischen MW-Sender leider ausgegangen sind.
Auf den ersten Blick erkennbar sind ein Bandfilterturm sowie ein LMK-Spulensatz, die dort nicht hingehören.
Sie stammen von SCHAUB (bzw. LORENZ, die vielfach technisch baugleiche Chassis produzierten).


Aber der Reihe nach.


Damals war kein nahtlos ins Gehäuse passendes Schlachtchassis eines NAUEN (bzw. baugleiches Chassis von  AEG / Siemens) aufzutreiben, das der zweiten Serie entstammte und damit über konstruktive Verbesserungen verfügte (andere ZF, andere HF-Röhrenbestückung…).
Betrachtete man dagegen das Angebot an röhrenbetriebenen Vierkreisern, alleine aus westlicher Nachkriegsproduktion, so fielen die Radios von SCHAUB bzw. LORENZ aus der frühen Nachkriegsära ins Auge. Vierkreis-AM-Super mit außenliegender Rückkopplungsregelung, drei Hauptbedienelementen und zudem in kompakter Bauform.

In der eigenen Sammlung waren zwei dieser Radios vorhanden und konnten als Anschauungsobjekt dienen. Deren Schaltpläne waren ebenfalls verfügbar (es gab ja noch kein flächendeckendes Internet).

Es reifte also ein entsprechender Plan. Tatsächlich konnte nach überschaubarer Zeit auf einer Radiobörse für kleines Geld ein solcher Vierkreiser von SCHAUB aufgetrieben werden, ohne Rückwand, ohne Röhren und mit schadhaftem Bakelitgehäuse. Aber das Chassis war komplett und gut, einstige Röhrenbestückung UEL 71 und UCH 71. 
Das schien der perfekte Bauteilespender, denn benötigt wurden im Grunde nur dessen

• Bandfilter, sowie die
• Wellenbereichsspulen samt Drehumschaltung (Nockenwelle)

Dessen Senderdrehko hatte ziemlich genau die gleiche Kapazität je Plattenpaket, wie der des NAUEN, so daß bei Verwendung des Spulensatzes ein Gleichlauf über die Skala mittels des Original-NAUEN-Drehkos, der ja im Radio verblieb und weiter genutzt werden sollte, erzielt werden konnte.

Nun wird auch die Anspielung im Titel dieses Forenbeitrags deutlich, die „Schaubende Johanna“.



Der Umbau im Einzelnen

Einiges an Gehirnschmalz war notwendig, um die beiden Radios so zu verschmelzen, daß künftig vier alte 4 Volt-Stiftröhren die Funktion der früheren UEL 71 / UCH 71 übernahmen. Damit war klar, daß eine der beiden originalen RENS 1264 weichen mußte und durch eine „.CH-Type“ ersetzt wurde, eben eine ACH 1. Die kam optisch sehr nahe und fand sich u.a. im Telefunken MEISTERSUPER, einem Nachfolger des NAUEN. Daher hat die im Foto gezeigte rechte Röhre diese hässliche Blechhaube:

   


Dort sehe ich  -heute-  noch etwas optischen Optimierungsbedarf und werde dies mal angehen.

Die zweite RENS 1264 sollte die Rolle der UEL 71 übernehmen, die originale RENS 1374d die Aufgabe der Endpentode UEL.  Beide Röhren blieben folglich am angestammten Ort im Radio, ebenso richtet die RGN 1064 auch heute noch gleich, so daß drei der ursprünglichen Röhren arbeiten.


Einschub in eigener Sache
Ich bin kein ausgebildeter Radiotechniker und habe auch keine artverwandte Ausbildung. Bin allerdings seit nunmehr über 40 Jahren begeisterter Radiosammler und Autodidakt, wobei letzteres in den vergangenen Jahren dank Internet und Radioforen wie diesem hier bedeutend leichter wurde. Zum damaligen Zeitpunkt war die technische Verschmelzung dieser beiden doch recht verschiedenen Radios eine wirkliche Herausforderung und der Erfolg des Projekts unter den selbst definierten Maßgaben ungewiß, zumal angesichts der im NAUEN herrschenden, aberwitzig hohen Anodenbetriebsspannung (440 Volt am Ladeelko, 300 Volt an der Anode der RENS 1374d)



Schauen wir uns einmal die Schaltungen der beiden Radios an:

Schaltplan NAUEN

   


Schaltplan SCHAUB (bzw. LORENZ 4-Kreiser)


.png   Lorenz_Hamburg Schaltung.png (Größe: 182,4 KB / Downloads: 113)




Nun ging es also zur Sache. Die Unterseite des Chassis wurde leergeräumt, d.h.

• Kondensatoren und Widerstände sowie Zuleitungen entfernt, einiges davon ohnehin bereits nicht mehr original.

• Das Potentiometer des NAUEN war bereits einmal ersetzt worden und zudem schadhaft, es wurde ebenfalls entfernt. An seine Stelle rückte ein 10k - Poti mit einpoligem EIN-AUS-Schalter am Bürzel. Der Netzschalter mußte an diese Stelle verlegt werden, da er künftig  mit der Wellenbereichsumschaltung des neuen Spulensatzes nicht mehr harmonierte. Flache Bauweise war vonnöten, denn dort ist wenig Raumtiefe. Eine dünne Pertinaxplatte isoliert die Lötösen des Netzschalters gegen das Chassis, oberhalb im Bild eine originale Seilrolle des heute noch in Betrieb befindlichen Zeigerantriebs:

   



• Die originale Bedienachse des NAUEN für EIN/AUS sowie Wellenbereichsumschaltung wurde entfernt und verwahrt. Die Platine mit den originalen Netzschaltkontakten verblieb am Ort und wurde stillgelegt. Man sieht im Bild das Ende einer kleinen Glasrohrsicherung hervorlugen. Sie befindet sich in der Leitung der Netzantenne, denn natürlich wurde auch diese über Einsteckschaltkontakt noch vorhandene Funktionalität des NAUEN wieder hergestellt. Diesmal mit zusätzlicher Sicherung ('flink').

   


Ebenso blieben die Umschaltkontakte der originalen NAUEN - Spulenbecher erhalten, wenngleich heute ebenfalls ohne Funktion:

   




• Der Bandfilterturm des Spenderradios wurde unterhalb des Chassis verbaut und mit nur 1 Schraube verschraubt. Hierzu mußte leider ein M4 - Loch gebohrt werden. Er ist im Bedarfsfall um 45 Grad schwenkbar, damit wird der Abgleich leichter:

   



• Der LMK-Spulensatz des Spenderradios samt Umschaltmechanismus (Nockenwelle) wurde verbaut und angeschlossen. Zu seiner Befestigung mußten nun tatsächlich 2 Löcher für M3-Schrauben ins Chassis gebohrt werden; die obenauf liegenden Muttern befinden sich neben dem Drehko bzw. hinter dem Trafo und fallen nicht auf.
Seine Nockenwellenachse wurde verlängert, so daß auch weiterhin die Bedienung am vorderen rechten Knopf des Geräts erfolgt. Es stehen nun die Bereiche LW, MW, KW und TA zur Verfügung, dazu muß jeweils eine Viertelumdrehung des Knopfes stattfinden:

   



• Der Rückkopplungskleindrehko des NAUEN („Entdämpfung“ genannt) war schadhaft und „vernudelt“, der des Spendergeräts war zwar intakt, jedoch nur schwierig zu integrieren. Er besaß eine etwa 10-Centstückgroße Kunststoffschraube mit sehr kurzem Gewinde. Damit hätte man bei aufgesetzter Rückwand des NAUEN nicht arbeiten können. Es wurde ein Pertinaxdrehko kleiner Kapazität, aber leider großer Dimension verbaut, der in der Schaltung gut funktioniert. Er gefällt mir aber nicht und ich denke, hier arbeite ich irgendwann mal eine optisch gelungenere Lösung aus:

   




Zu den nun verbauten Röhren

Mein Fundus gibt dazu einiges her, so daß man unter verschiedenen Exemplaren unterschiedlicher ‚Laufzeit‘ und damit Leistung / Empfindlichkeit wählen und auf diese Weise die Leistung des Radios optimieren konnte. So konnten für die noch verbaute RENS 1264 natürlich auch RENS 1284 oder sogar RENS 1204 getestet werden.

Dennoch mußte unlängst die schon erwähnte hohe Anodenspannung des NAUEN etwas gebändigt werden, denn selbst die 240 Volt-Stellung des Originaltrafos liefert bei heutiger Netzspannung noch „hochspannendes“. Über 300 Volt Anodenspannung an RENS 1374d und ACH 1 waren mir dann doch des Guten zu viel.
Dies geschah durch verschiedene Spannungsteiler, die so ausgelegt sind, daß die ACH1 vernünftig arbeitet und sich die RENS1374d im Bedarfsfall durch eine umgesockelte PL 95 ersetzen läßt, die hier ebenfalls gut funktioniert:

   

Es sind aber noch genügend Originalröhren im Fundus vorhanden.




Abschließend

Natürlich habe ich keinen eigenen Schaltplan gezeichnet, das wäre ja viel zu einfach  Tongue .

Ich bin in dieser Hinsicht, auch bei anderen Radios, leider etwas ‚bequem‘ und male lieber im oben gezeigten LORENZ - Schaltplan herum bzw. versehe diesen mit Notizen.
Dieses Manko des hier erfolgten Vorstellungsberichts möge mir der geneigte Leser, der den Bericht bis hierher tapfer durchgestanden hat, nachsehen.


So, nun fällt mir nichts mehr ein, das ich hier noch berichten könnte. Fragen?




p.s.: Der Wellenbereichsumschaltknopf des gezeigten NAUEN besitzt eine von mir aufgebrachte Kennzeichnung der Wellenbereiche. Im Original trug der Knopf eingravierte Bezeichnungen  0 - I - II - II.
Einen solchen Knopf suche ich noch, vielleicht kann ein hilfsbereiter Leser, dem der Bericht gefiel, hier helfen.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#16
Hallo,

Also ich finde das Radio nach wie vor als absoluten Hingucker.
Auch in einer modern eingerichteten Wohnung macht es was her.
Das es wegen der Anschaffungsgeschichte vernünftig spielbereit sein sollte, ist doch völlig legitim und rechtfertigt den Umbau.
Wenn ich das in die heutige Zeit adaptiere, hätte ich keinerlei Schmerz, dort irgendwie UKW zum laufen zu bringen.


Viele Grüße,
Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#17
Hallo, Klaus,
Mutig und Erfolgreich. Dieser Umbau schätze ich mehr als jede Reparatur. Würde trotzdem zu dem Gerät einen Plan anhängen. Stelle es dir vor, wenn so ein Gerät bei dir landet.
Respekt nochmal für die geleistete Arbeit und danke für den spannenden Bericht!
Gruß,
Ivan
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