Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Plattenspieler der Fa. Perpetuum Ebner, Teil 8 - Musical 4 Sonderklasse
#1
Mit diesem Beitrag setze ich meine Reihe "Plattenspieler der Fa. Perpetuum Ebner fort. Um einen Überblick der bisher von mir veröffentlichten Beiträge der Reihe zu bekommen, verlinke ich diese hier zu Beginn:

Plattenspieler der Fa. Perpetuum Ebner - zum Aufrufen irgendwo auf die jeweilige, Fettschrift klicken:
- Teil 1 - PE-C 3311, Rex Standard, Rex A, /A4
- Teil 2 - PE-C 3311, Rex Standard, Rex A, /A4
- Teil 3 - Rex A, /A4
- Teil 4 - Rex A / Musical 5V
- Teil 5 - PE Rex A59 Stereo
- Teil 6 - PE Rex Deluxe
- Teil 7 - PE66

Ich habe einen Perpetuum Ebner Plattenspieler im Koffer ergattert, der in dieser Form nirgends gelistet, bzw. vollständig beschrieben ist. Zwar ist der Koffer als Musical 4 bekannt, aber meist mit dem PE Rex A Plattenwechsler Chassis in mono oder stereo. In meinem Koffer ist aber ein sehr seltenes Einfachspieler Chassis mit dem Magnetsystem PE 7000 und dem eingebauten Röhren-Vorverstärker PE TV5. Ebenso hat der Plattenspieler eine Wirbelstrombremse mit der die einzelnen Geschwindigkeitsstufen nochmal justiert (gepitcht) werden können. In der Tonarmstütze ist ein Lämpchen eingebaut, das auf den Plattenteller leuchtet. Dies soll die Justage erleichtern, wenn man eine Stroboskopscheibe auf den Plattenteller legt.

Das Gerät ist im Grunde der Nachfolger des Studioplattenspieler PE-C 3311 Sonderklasse, den ich im Teil 1 meiner PE Reihe bereits vorgestellt hatte und der wiederum eine Variante des C3310 ist.

   

   

Nur sind hier die Kunststoffteile nicht mehr in rot, sondern in weiß gehalten und vom Magnettonabnehmer PE 3000, gabs ein Upgrade auf den Magnettonabnehmer PE 7000. Der Filzbelag auf dem Teller wurde zum Gummibelag, mechanisch sind die beiden Modelle fast gleich. Elektrisch hat der C3311 noch einen eigenen Lautstärkeregler, der beim 3332/PE7000 entfällt und nur noch ein Netzschalter ist.

   

Hersteller: Perpetuum Ebner, St. Georgen im Schwarzwald
Typ: Einfachplattenspieler, Koffergerät
Modell: Musical 4 Sonderklasse - mit Chassis PE 3332/PE7000,
Baujahr: 1958
Laufgeschwindigkeiten:16, 33, 45 und 78 r. p. m., Feinjustierung über Wirbelstrombremse und einem zusätzlichen Hebel an der Geschwindigkgeitseinstellung
Tonabnehmer: Magnetsystem PE 700, 20-16000 Hz, drehbar mit je einer Nadel für Schellackplatten und Vinylplatten
Tonübertragung: Vorverstärkung des Tonsignals durch den eingebauten Röhren-Entzerrungsvorverstärker PE TV5 mit der Röhre EF40 mit einem Frequenzbereich 20···18000 Hz
Ohne Einbau-Endverstärker, Anschluss an externen Verstärker über Bananenstecker
Bedieneinheiten: Je ein 3-stufiger Drehschalter als Bassregler und Höhenregler und ein Netzschalter. Rasteinstellung für die Geschwindigkeiten und zusätzlich ein Hebelschalter zur Feinjustierung.
Abmessungen (BHT): 38,0 x 34,0 x 17,0 cm
Gewicht: 7 KG
Neupreis: 260 DM

Das war zu seiner Erscheinungszeit ein Koffergerät zum Preis von 260 DM für den größeren Geldbeutel, im Vergleich zum Musical 4 mit Rex A mit Kristallsystem zu 167 DM. Also knapp hundert Euro teurer! Schon damals sollte für den anspruchsvolleren Kunden ein Gerät zur Verfügung gestellt werden, dass keine Wünsche mehr offen ließ. Das Gerät war nicht als Partygerät für die Familienfeier gedacht, sondern eher für den Klassikliebhaber, der mit diesem Gerät seine wertvollen Klassik Schallplatten abspielen konnte und das immer noch sowohl Schellackplatten, als auch Vinylplatten.

Als ich das Gerät bekam (ein Dachbodenfund des Vorbesitzers), war es ein nicht funktionstüchtiges Bastlergerät. Der Gummibelag auf dem Plattenteller war zuerst aufgeweicht, dann einseitig zusammengefallen (der Koffer hat wohl längere Zeit auf dem Dachboden aufrecht gestanden) und schließlich ausgehärtet, so dass nur noch eine bröckelige Masse auf dem Plattenteller lag. Diese habe ich größtenteils schon beseitigt und werde ihn mit einem Filzbelag ersetzen. Das ist nicht mehr Original, aber lässt sich auch so nicht mehr herstellen. Der Original Gummibelag ist wie bei den meisten Rex Modellen am Rand in eine Nut eingearbeitet und fest mit dem Plattenteller verklebt. Nun kann man den Teller auch nicht gegen einen besser erhältlichen Rex A Teller austauschen, da dieser einen Zahnkranz an der Unterseite hat, den der 3311 nicht hat, weil es kein Wechsler ist. Passt also nicht.

   

   

Gummireste mit Heissluftfön und Spachtel entfernt:

   

   

Über dem eigentlichen Einstellhebel für die Geschwindigkeiten sieht man den Einstellhebel für die Feinjustierung, der sich innerhalb der Breite des Stellknopfes nach rechts und links verschieben lässt, im Grunde so, wie bei den alten Grammophonen mit Feineinstellung der 78er Geschwindigkeit. Nur hier kann die Feineinstellung für jede, vorgewählte Geschwindigkeit justiert werden.

   

Der Motor saß fest und bewegte sich keinen mm, ebenso wie die magnetische Wirbelstrombremse. Die Teile konnten jedoch mit Wärme und frischem Öl wieder zum Arbeiten überredet werden und funktionieren inzwischen wieder tadellos. Auch die Motor Dämpfungsgummis sind einwandfrei.

Die Drehschalterkontakte für Bass und Höhen waren oxidiert und mussten zunächst mechanisch wieder blankgeputzt werden und bekamen ein bisschen Kontaktmittel, so dass sie auch wieder arbeiten.

Endabschaltung am Plattenende funktionierte gleich auf Anhieb und das Magnetsystem gibt auch den Ton wieder. Viel Mechanik ist an diesem Gerät nicht, da es ein Spieler ohne jegliche Automatik ist. Also Tonarm wird von Hand in die Einlaufrille gesetzt und am Plattenende wieder von Hand auf die Tonarmstütze gelegt.
Der Klang ist aber noch etwas verzerrt und deshalb muss ich mir den Entzerr-Vorverstärker noch vornehmen, denn ich hatte nicht den Eindruck, dass es das Magnetsystem selbst betrifft. Mit diesen Systemen von PE, hatte ich bislang keine Probleme. Im Vorverstärker sind einige Papierkondensatoren und mehrere Kleinelkos. Einer davon hat einen seltsamen, grauen Belag rundherum. Das war wohl vor langer Zeit ausgetretenes Elektrolyt, welches am Gehäuse des Elkos außen angetrocknet war und sich einfach abwischen ließ. Die Bauteile im VV müssen also noch überprüft-. und gegebenenfalls ersetzt werden. Keine große Sache.

   

   

Tonkopf mit Magnetsystem PE7000, je die Seite mit Mikrosaphir und mit Normalsaphir

   

   

   

Auszug aus der Bedienungsanleitung:

   

   

Die runden Papierschildchen, die unter den Bedienschaltern liegen, waren bei diesem Gerät noch komplett erhalten und in einem sehr guten Zustand. Diese Schildchen aus dünnem, nicht versiegeltem Papier, fehlten bei diesen Geräten oft, oder sind völlig abgegriffen. Hier konnte ich die Original abnehmen, einscannen und so auch als Ersatz für andere Besitzer solcher Geräte, reproduzierbar machen. Ich habe die originalen Schildchen gut verpackt und bewahre sie auf. Auf dem Gerät sind nun kopierte Schildchen, die ich zunächst einlaminiert- und dann mit einer Nagelschere ausgeschnitten habe. Diese sind jetzt stabil und lange haltbar. Da kann man auch mal feucht über das Chassis wischen, ohne dass es den Schildchen etwas anhaben kann.

Nachstehend die Scans zum Abspeichern und bei Bedarf zum ausdrucken. Sie haben im Original einen Durchmesser von 3,7 cm.

   

   

   

Die Halteklammer für den Tonarm in Ruhestellung, bzw. beim Transport, fehlte. Ich habe mir aus einem starken Draht eine neue Halteklammer geboten und mit PVC Schlauch überschrumpft und mit einer Stahlfeder an der dafür vorgesehenen Öse am Chassis befestigt (wie im Original):

   

   

   

Weiter mussten nur noch die Kontakte der kleinen Glühbirne in der Tonarmstütze gesäubert werden und dann leuchtete auch die Lampe wieder fröhlich vor sich hin.

Außer dem gründlichen Putzen des Koffers und des Chassis war weiter nichts zu tun. Der Plattenspieler läuft wie neu. Leider hat der Koffer ein paar kleine Blessuren an der Bespannung mit Kunstleder, aber das ist auch nicht so schlimm, dass es sehr störend wäre. Von innen ist der Koffer noch sehr gut und auch die Messingbeschläge, wie das abschließbare Schnappschloss, sind noch sehr schön.

   

   

   

   

Stempel im Kofferboden:

   

Ich freue mich sehr, dass ich dieses, seltene Exemplar bekommen habe und das auch noch zu einem Preis, der nicht der Rede wert ist. Der Koffer hat mit Versand 20 Euro gekostet... über Kleinanzeigen.

Hier ist noch der Schaltplan der Röhren-Entzerr-Vorverstärkers:

   
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#2
Hallo Anton,
Danke für diesen ausführlichen Bericht. Schönes Gerät, einfach in der Handhabung, da kann auch nicht soviel kaputt gehen.
Viel Freude mit dem Dreher,
Thomas
Zitieren
#3
Ein Traumhaftes Gerät ,da warst du schneller und ich freue mich das er bei dir in den besten Händen ist  Smile
Er sieht ja wieder aus wie neu und diese frühen Magnetsysteme sind sehr interessant!
Information ist Energie. Bei jeder Weitergabe verliert sie etwas davon...

Wer Zeit nutzt , hat Zeit gewonnen  Clock
Zitieren
#4
Jetzt hat der Plattenteller auch einen neuen Belag aus Filzstoff bekommen und sieht schon gleich viel wertiger aus:

   

   
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#5
Bitte löschen
Zitieren
#6
Wertiger?!

Wenn man es nicht besser wüsste würde man sagen das ist original so gut wie dir das gelungen ist.

Sieht sehr stimmig aus!

Der Rex Standard hatte ja noch so einen Filzbezug und somit eine sehr harmonische und sehr gelungene Umsetzung!!!
Information ist Energie. Bei jeder Weitergabe verliert sie etwas davon...

Wer Zeit nutzt , hat Zeit gewonnen  Clock
Zitieren
#7
Ich hatte der Verkäuferin dieses PE (Kleinanzeigen), Fotos nach Restaurierung geschickt und sie war ganz angetan, dass man ein solches Gerät wieder reparieren und auch optisch in einen so guten Zustand Rückversetzen kann. Dabei stellte sich heraus: Der PE wohnte einst in Berlin, die inzwischen nach Hildesheim umgezogene Tochter, musste kürzlich den Haushalt der Eltern in Berlin auflösen. Da nahm sie den Koffer mit nach Hildesheim, in der Hoffnung, jemand könnte noch Teile davon gebrauchen und setzte ein Inserat in die Kleinanzeigen. Dort fand ich den Dreher und nach kurzem Mailaustausch, war es Meiner. Nun ist er wieder in seiner alten Heimat gelandet :-)
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#8
Nun sind auch die kopierten, laminierten Papieraufleger der Bedieneinheiten angebracht und die Stützen im Kofferdeckel,zur Chassis-Transporthalterung, sind mit neuen Schaumstoffbelägen versehen.

Damit ist das schöne Gerät nun fertig.

   

   
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Perpetuum Ebner Rex A Robertone 2 211 01.04.2024, 11:06
Letzter Beitrag: Robertone
  Perpetuum Ebner Rex A: Tonarm fährt nach Start nicht zur Platte Franz Bernhard 23 1.498 10.10.2023, 15:24
Letzter Beitrag: Franz Bernhard
  Wieder eine Perpetuum Ebner REXtauration GM-FILM 119 12.365 19.09.2023, 22:28
Letzter Beitrag: GM-FILM
  Perpetuum Ebner musical 22 ton leise und verzerrt Triode84 13 967 11.09.2023, 23:43
Letzter Beitrag: Radiobastler
  Perpetuum Ebner Rex A Burgauer 39 2.805 03.09.2023, 08:11
Letzter Beitrag: Burgauer

Gehe zu: