19.01.2015, 03:41
Liebe Radiofreunde,
vor ein paar Wochen hatte ich bei unserem Mitglied "Joba" einige Radios erstanden unter anderem auch einen Mende 225W Super. Schon oft hatte ich mir gewünscht einmal ein Gerät mit A-Röhren zu restaurieren. Das Alter dieser Radios und die Form der Röhren sind für mich etwas besonderes. Deshalb freute ich mich auf diese Aufgabe besonders. Bisher hatte ich nur Geräte mit E Röhren überarbeitet.
Meine Mende auf der Werkbank. Knöpfe sind schon ab
Das Gerät war noch total unverbastelt und hatte sogar noch die original "Schnur" mit Netzstecker. Leider war diese so brüching, dass ich Sie ersetzen muss. Äußerlich ist das Gerät noch recht gut erhalten wenn es auch aufgrund des Alters einige Kratzer hat. Auch innen war der Zustand recht ordentlich wenn man bedenkt, dass das Gerät ca. 76 jahre alt ist und einen Weltkrieg erlebt hat. Der Aufruck auf dem Netztrafo "11 Okt. 1938" zeigt das Alter des Geräts.
Innenansicht und Datierung
Als erstes baute ich das Chassis aus und entfernte die Skalenscheibe und die dahinter befindliche gewölbte Pappe. Die Scheibe sollte erst einmal an einem sicheren Ort gelagert werden damit Sie im Eifer des Gefechts nicht kaputt geht. Dabei viel mir auf, dass der Zeiger scheinbar verbogen war - ein tragischer Irrtum, denn beim Versuch diesen "gerade" zu biegen zerbrach er. Was ich nicht wusste war, dass der Zeiger aus Glas ist und vom Werk aus diese Form hat! Aufgrund des Schmutzes war das auch so nicht zu erkennen und ich hatte bisher nur gerade Zeiger aus Metall oder Plastik kennengelernt. Ich schreibe hier über diese unrühmliche Episode um andere vor dem gleichen Fehler zu bewahren. den Zeiger werde ich mit einem kleinen Gasbrenner wieder zusammenkleben. die ersten 2 Teile von 3 habe ich schon wieder zusammen. Zum Glück liegen die Bruchstellen außerhalb des auf der Skala sichtbaren Bereichs. Als erstes reinigte ich das Chassis mit Druckluft, Glasrein und Q-Tips. Ich bin kein Sauberkeitsfanatiker und mache die Geräte nur soweit sauber, dass man damit gut arbeiten kann. Blitzblank müssen Sie zumindest innen nicht sein. Als erstes klebte ich die AZ1 mit schwarzem Heisskleber wieder in ihrem Sockel fest.
AZ1 verklebt
Nun ging es ans Messen der üblichen Verdächtigen. Beim Doppestock-Netzelko waren beide Kondensatoren ausgetrocknet und hatten 0,0µF. Ich öffente ihn und ersetzte die Innereien des oberen 6µF Elkos durch 2x 10µF. Da der Originalelko nur eine Lötfahne hatte entfernte ich diese und zog durch das Loch zwei Drähte die ich mit einer Kontaktleiste verband um dort dann die Kabel zur Feldspule wieder anzulöten. Die Masseverbindung innerhalb des Elkos stellte ich mit einer Lötfahne her die ich innen annietete. Dann kam der Elko wieder an seinen Platz.
Elko Reperatur
Als nächsten tauschte ich den 10µF Elko im Kathodenzweig der ABC1 und den 40µF Elko bei der Katode der AL4.
Neue Bauteile
Dann "entkernte" ich den Blockkondensator "0,5-0,5-2" und ersetzte die Innereien mit modernen Kondensatoren mit 0.47µF-0.47µF-2µF.
Blockkondi Reperatur
Alles andere beließ ich erst einmal im Originalzustand und wagte nun einen ersten Testlauf mit in Serie geschalteter 60W Gühlampe. Das Gerät zog nach einer Aufwärmphase ca. 34W und die 60W Lampe leuchtete mäßig hell. Nun gab ich die Volle Netzspannung auf das Gerät und hörte eine leises Brummen aus den Lausprecher wenn ich an den "TA" Eingang fasste. Super! die AL4 ABC1 und AZ1 scheinen also schon mal zu funktionieren. Interessanterweise war das Brummen erst laut und verebbte dann langsam. nach einer kleinen Pause war es wieder laut und verebbte dann wieder. Ich schloss daraus, dass irgendwo ein Kondensator war der sich ent-/auflud und dadurch dieser "Fading" Effekt zustande kam. Es stellte sich heraus, dass es der Elko im Kathodenzweig der AL4 war. Die Spannung dort stieg bei jedem "brummtest" auf ca. 40V. Der Kordelwiderstand 150 Ohm war offen, nachdem ich diesen durch ein reguläres Exemplar ersetzt hatte brummte es dauerhaft laut und die Spannungen an der AL4 waren auch im Rahmen.
Mein emotionaler Höhenflug ob diesem ersten Erfolg wurde jedoch kurz darauf abrupt beendet durch einen Knall und Teergeruch aus der Ecke der AZ1! Der 10nF Doppelkondensator hatte sich aufgelöst...Ich ersetzte diesen durch zwei Einzelexemplare mit ausreichender Spannungsfestigkeit. Dann ging es weiter. Misstrauisch geworden ersetzte ich nun auch den Koppelkondensator an der Anode der Triode der ABC1 zur AL4 hin und diverse andere suspekte Kondensatoren.
Dann probierte ich den Empfang auf Mittelwelle und konnte meinen "Haussender" leise auf 1512khz hören - Freude! Sonst war aber "tote Hose" d.h. die Empfindlichkeit des Geräts war sehr gering. Nun hatte ich zum Glück in diesem tollen Forum den Reperaturthread über das gleiche Gerät von "Mirag" gelesen und wusste dadurch schon wo ich suchen musste. Als erstes ersetzte ich alle runden "Hescho" Kondensatoren im ZF Teil. Das brachte nach einem Abgleich der ZF Spulen schon eine deutliche Verbesserung. Nun ging es an die "Kiste" mit den Oszillator- und Eingangskreisen. Nachdem ich den Deckel entfernt hatte verdächtigte ich die Trimmer, aber es stellte sich heraus, dass diese in Ordnung waren. Natürlich schaffte ich es beim Durchmessen der Trimer einen der filigranen Drähte an der Mittelwellenoszillatorspule abzureißen... Also Spule Ausbauen und flicken, zum Glück war noch ein rest Draht vorhanden, so das ich hier eine Verlängerung anlöten konnte. Da auch die Kontakte des Wellenbereichsumschalters nicht besonders gut funktionierten und krachten entschied ich mich das Komplette Teil auszubauen um die Kontakte zu reinigen. Nun sah ich weitere "Hescho" Kondensatoren im Inneren der "Kiste" und tauschte diese enbenso wie den 275pF Kondensator der zum G1 der AK2 geht. All "Heschos" hatten übrigens nur noch die Hälfte oder weniger der aufgedruckten Kapazität.
Spulenkiste vorher
Nach dem Wiedereinbau der "Spulenkiste" unter viel gefluche kam der nächste Probelauf und siehe da nach einer längeren "Abgleicharie" funktionierte nun MW und LW sehr gut. Nur KW ging nur am unteren Bandende. Im oberen Freuqenzbereich pfiff und blubberte es nur. Ich stellte mit Hilfe des Oszis fest, dass der Oszillator der AK2 pulsartig am schwingen war und nicht kontinuierlich wie bei MW und LW. Nach etwas Suche fand ich den (meinen) Fehler. Ich hatte beim Wiedereinbau der "Spulenkiste" versehentlich die Zwischenanodenversorgung der AK2 vor- und nicht nach den 10k Widerstand in der Stromversorgung gelegt. durch die höhere Spannung kam es zu den besagten Effekten. Nachdem ich das korrigiert hatte funktionierte nun auch KW recht gut.
Reparierte Spule
Spulekiste wieder drinnen Puh!
Es bleibt nun noch der Mechanische Zusammenbau des Skalenbereichs, das zusammenkleben des Zeigers und der Einbau ins gereingte Gehäuse. Ich werde darüber in diesem Thread berichten.
Nun habe ich noch eine Bitte. Ich möchte mir einen Satz Röhren für das Gerät kaufen um im "Notfall" Ersatz für dieses schöne Gerät zu haben. Wer hat folgende A-Röhren und ist bereit Sie mir zu einem "humanen" Preis anzubieten:
AZ1, ABC1, AL4, AK2, AF3
Gerne auch per PN, danke schon mal
Viele Grüße
Semir
vor ein paar Wochen hatte ich bei unserem Mitglied "Joba" einige Radios erstanden unter anderem auch einen Mende 225W Super. Schon oft hatte ich mir gewünscht einmal ein Gerät mit A-Röhren zu restaurieren. Das Alter dieser Radios und die Form der Röhren sind für mich etwas besonderes. Deshalb freute ich mich auf diese Aufgabe besonders. Bisher hatte ich nur Geräte mit E Röhren überarbeitet.
Meine Mende auf der Werkbank. Knöpfe sind schon ab
Das Gerät war noch total unverbastelt und hatte sogar noch die original "Schnur" mit Netzstecker. Leider war diese so brüching, dass ich Sie ersetzen muss. Äußerlich ist das Gerät noch recht gut erhalten wenn es auch aufgrund des Alters einige Kratzer hat. Auch innen war der Zustand recht ordentlich wenn man bedenkt, dass das Gerät ca. 76 jahre alt ist und einen Weltkrieg erlebt hat. Der Aufruck auf dem Netztrafo "11 Okt. 1938" zeigt das Alter des Geräts.
Innenansicht und Datierung
Als erstes baute ich das Chassis aus und entfernte die Skalenscheibe und die dahinter befindliche gewölbte Pappe. Die Scheibe sollte erst einmal an einem sicheren Ort gelagert werden damit Sie im Eifer des Gefechts nicht kaputt geht. Dabei viel mir auf, dass der Zeiger scheinbar verbogen war - ein tragischer Irrtum, denn beim Versuch diesen "gerade" zu biegen zerbrach er. Was ich nicht wusste war, dass der Zeiger aus Glas ist und vom Werk aus diese Form hat! Aufgrund des Schmutzes war das auch so nicht zu erkennen und ich hatte bisher nur gerade Zeiger aus Metall oder Plastik kennengelernt. Ich schreibe hier über diese unrühmliche Episode um andere vor dem gleichen Fehler zu bewahren. den Zeiger werde ich mit einem kleinen Gasbrenner wieder zusammenkleben. die ersten 2 Teile von 3 habe ich schon wieder zusammen. Zum Glück liegen die Bruchstellen außerhalb des auf der Skala sichtbaren Bereichs. Als erstes reinigte ich das Chassis mit Druckluft, Glasrein und Q-Tips. Ich bin kein Sauberkeitsfanatiker und mache die Geräte nur soweit sauber, dass man damit gut arbeiten kann. Blitzblank müssen Sie zumindest innen nicht sein. Als erstes klebte ich die AZ1 mit schwarzem Heisskleber wieder in ihrem Sockel fest.
AZ1 verklebt
Nun ging es ans Messen der üblichen Verdächtigen. Beim Doppestock-Netzelko waren beide Kondensatoren ausgetrocknet und hatten 0,0µF. Ich öffente ihn und ersetzte die Innereien des oberen 6µF Elkos durch 2x 10µF. Da der Originalelko nur eine Lötfahne hatte entfernte ich diese und zog durch das Loch zwei Drähte die ich mit einer Kontaktleiste verband um dort dann die Kabel zur Feldspule wieder anzulöten. Die Masseverbindung innerhalb des Elkos stellte ich mit einer Lötfahne her die ich innen annietete. Dann kam der Elko wieder an seinen Platz.
Elko Reperatur
Als nächsten tauschte ich den 10µF Elko im Kathodenzweig der ABC1 und den 40µF Elko bei der Katode der AL4.
Neue Bauteile
Dann "entkernte" ich den Blockkondensator "0,5-0,5-2" und ersetzte die Innereien mit modernen Kondensatoren mit 0.47µF-0.47µF-2µF.
Blockkondi Reperatur
Alles andere beließ ich erst einmal im Originalzustand und wagte nun einen ersten Testlauf mit in Serie geschalteter 60W Gühlampe. Das Gerät zog nach einer Aufwärmphase ca. 34W und die 60W Lampe leuchtete mäßig hell. Nun gab ich die Volle Netzspannung auf das Gerät und hörte eine leises Brummen aus den Lausprecher wenn ich an den "TA" Eingang fasste. Super! die AL4 ABC1 und AZ1 scheinen also schon mal zu funktionieren. Interessanterweise war das Brummen erst laut und verebbte dann langsam. nach einer kleinen Pause war es wieder laut und verebbte dann wieder. Ich schloss daraus, dass irgendwo ein Kondensator war der sich ent-/auflud und dadurch dieser "Fading" Effekt zustande kam. Es stellte sich heraus, dass es der Elko im Kathodenzweig der AL4 war. Die Spannung dort stieg bei jedem "brummtest" auf ca. 40V. Der Kordelwiderstand 150 Ohm war offen, nachdem ich diesen durch ein reguläres Exemplar ersetzt hatte brummte es dauerhaft laut und die Spannungen an der AL4 waren auch im Rahmen.
Mein emotionaler Höhenflug ob diesem ersten Erfolg wurde jedoch kurz darauf abrupt beendet durch einen Knall und Teergeruch aus der Ecke der AZ1! Der 10nF Doppelkondensator hatte sich aufgelöst...Ich ersetzte diesen durch zwei Einzelexemplare mit ausreichender Spannungsfestigkeit. Dann ging es weiter. Misstrauisch geworden ersetzte ich nun auch den Koppelkondensator an der Anode der Triode der ABC1 zur AL4 hin und diverse andere suspekte Kondensatoren.
Dann probierte ich den Empfang auf Mittelwelle und konnte meinen "Haussender" leise auf 1512khz hören - Freude! Sonst war aber "tote Hose" d.h. die Empfindlichkeit des Geräts war sehr gering. Nun hatte ich zum Glück in diesem tollen Forum den Reperaturthread über das gleiche Gerät von "Mirag" gelesen und wusste dadurch schon wo ich suchen musste. Als erstes ersetzte ich alle runden "Hescho" Kondensatoren im ZF Teil. Das brachte nach einem Abgleich der ZF Spulen schon eine deutliche Verbesserung. Nun ging es an die "Kiste" mit den Oszillator- und Eingangskreisen. Nachdem ich den Deckel entfernt hatte verdächtigte ich die Trimmer, aber es stellte sich heraus, dass diese in Ordnung waren. Natürlich schaffte ich es beim Durchmessen der Trimer einen der filigranen Drähte an der Mittelwellenoszillatorspule abzureißen... Also Spule Ausbauen und flicken, zum Glück war noch ein rest Draht vorhanden, so das ich hier eine Verlängerung anlöten konnte. Da auch die Kontakte des Wellenbereichsumschalters nicht besonders gut funktionierten und krachten entschied ich mich das Komplette Teil auszubauen um die Kontakte zu reinigen. Nun sah ich weitere "Hescho" Kondensatoren im Inneren der "Kiste" und tauschte diese enbenso wie den 275pF Kondensator der zum G1 der AK2 geht. All "Heschos" hatten übrigens nur noch die Hälfte oder weniger der aufgedruckten Kapazität.
Spulenkiste vorher
Nach dem Wiedereinbau der "Spulenkiste" unter viel gefluche kam der nächste Probelauf und siehe da nach einer längeren "Abgleicharie" funktionierte nun MW und LW sehr gut. Nur KW ging nur am unteren Bandende. Im oberen Freuqenzbereich pfiff und blubberte es nur. Ich stellte mit Hilfe des Oszis fest, dass der Oszillator der AK2 pulsartig am schwingen war und nicht kontinuierlich wie bei MW und LW. Nach etwas Suche fand ich den (meinen) Fehler. Ich hatte beim Wiedereinbau der "Spulenkiste" versehentlich die Zwischenanodenversorgung der AK2 vor- und nicht nach den 10k Widerstand in der Stromversorgung gelegt. durch die höhere Spannung kam es zu den besagten Effekten. Nachdem ich das korrigiert hatte funktionierte nun auch KW recht gut.
Reparierte Spule
Spulekiste wieder drinnen Puh!
Es bleibt nun noch der Mechanische Zusammenbau des Skalenbereichs, das zusammenkleben des Zeigers und der Einbau ins gereingte Gehäuse. Ich werde darüber in diesem Thread berichten.
Nun habe ich noch eine Bitte. Ich möchte mir einen Satz Röhren für das Gerät kaufen um im "Notfall" Ersatz für dieses schöne Gerät zu haben. Wer hat folgende A-Röhren und ist bereit Sie mir zu einem "humanen" Preis anzubieten:
AZ1, ABC1, AL4, AK2, AF3
Gerne auch per PN, danke schon mal
Viele Grüße
Semir