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Philetta BD273U
#1
Hallo in die Runde Smile

Gestern brachte mir ein Bekannter zwei Radios vorbei. Eines davon ist eine BD273U Philetta.
Beide Geräte sind sehr verstaubt und dienten als Werkstattradios. Das Andere Gerät ist ein Graetz Comedia mit großflächiger Lackabblätterung, aber intaktem Furnier - soweit man das durch die Dreckschicht sehen kann.
Das Philetta möchte der Bekannte repariert/übholt haben, das Graetz soll ich behalten - sonst Tonne!

Nun zur Philetta.
Wie gesagt strotzt das Radio vor Dreck und Staub.
   
Das Philips-Emblem fehlt, aber sonst ist das Gerät vollständig.
   
Innen sieht es natürlich nicht besser aus...
   
Ein laues Lüftchen aus dem Kompressor verdunkelte die Werkstatt - erhellte die Philetta aber nachdrücklich...
   
unterm Chassis sieht es deutlich sauberer aus. In der linken Bildhälfte fällt ein gelber Kondensator auf, der vermutlich nicht original, aber sauber eingebaut ist...
   
Auch auf dem Übertrager sitzt ein "Austauschmodell"
   
Aber keine Sorge, es sind noch ein paar Backpflaumen und Ero-Kracher zum Austauschen vorhanden.
   

Ein erster Test an der Prüflampe lieferte keinen Grund zur Besorgnis. Damit stand einem Funktionstest nichts im Wege.
Ergebnis: Die Endstufe arbeitet ohne Brumm, Empfang auf allen Wellenbereichen, sogar hier unten im sonst so HF-dichten Keller konnten einige Sender aufgenommen werden. Empfangsseitig scheint also alles in Ordnung zu sein. Nur die Lautstärke ist zu gering - das kann an der Impedanz des Testlautsprechers liegen, wohl eher aber an müden Kondensatoren. Weiteres Problem, beim Drücken der "AUS"-Taste springt zwar die jeweils vorher gedrückte Taste raus, das Radio läuft aber stumm weiter...

Zunächst steht eine Grundreinigung des Chassis und der Austausch der üblichen Verdächtigen - den "Problemkondensatoren" an.

Fortsetzung folgt...
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#2
...weiter geht's

Eine leichte Fettschicht in Kombination mit dem Staub und Dreck aus der Werkstatt-Radio-Zeit konnte ich mittels Orangenölspray, einer Bremsenreinigerspülung und Pressluft größtenteils wieder beseitigen.
Grundgereinigt sind ebenfalls die restlichen Innereien.
   

Der Frontgrill und die Tasten weisen leider einige Krater auf, die sehr wahrscheinlich durch Funkenflug beim Flexen oder am Schleifbock entstanden sind.
   
Besonders im Bereich der Tasten und Knöpfe ist der Frontgrill, bzw. die Skala leider sehr verkratzt, und auch sonst ist das Material ziemlich stumpf.
   
Mit einer Wachsfreien Autopolitur habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht, die Krater und tiefen Kratzer sind zwar nicht ganz verschwunden, die matten Stellen und leichten Kampfspuren sieht man aber nicht mehr. Alles in Allem ist der Frontgrill wieder ganz ansehnlich geworden. Allerdings war dazu ein Polieren aller Gitterstäbe beidseitig, sowie von vorn und hinten nötig - keine Arbeit, die ich täglich machen möchte!
   

Das Bakelitgehäuse trägt ebenfalls deutlich sichtbar die Spuren des Alters und der Benutzung als Baustellen- und Werkstattradio.
Viele kleine Kratzer auf der Oberseite und stellenweise stumpfe Oberflächen. Auch hier half die Politur (auf dem großen Bildausschnitt sieht man deutlich die rechts bereits polierte Stelle), aber neuwertige Hochglanzoptik ist natürlich nicht mehr zu erreichen.
   

Nun wird die Technik im Mittelpunkt stehen...

Fortsetzung folgt...
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#3
Super, dieses Gehäuse ist mir am Liebsten.
Selber habe ich eine BD253U, die muß ich aber noch herrichten.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#4
Super Gerät,
Das Problem ist das die Leute die Radios vorbei bringen und dann doch die Schmuckstücken wieder haben wollen...... Nur das uninteressante kann man behalten. Hatte selber erst von einem Freund ein Radio da, in das ich mal rein sehen sollte, ob da noch was zu machen ist. Dazu bekam ich auch ein Gerät was ich mir behalten konnte weil's nicht so alt aussah.


Gruß Fritz
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#5
Die Philetta ist halt sowas wie der VW-Käfer unter den Radios - technisch robust, etwas altmodisch und - man möge mir den Ausdruck verzeihen - popelig, aber halt ein nettes, niedliches, goldiges Radio, was einen hohen WAF hat - daher der Hype um die Dinger und die teilweise hohen Preise.
Dazu kommt, das es sehr viele Varianten der Philetta gibt, dazu noch in mehreren Farben, die aber vom Gehäuse her auf den ersten Blick ähnlich aussehen.
Das und die geringe Größe sind der Anreiz für viele, sich eine Philetta-Sammlung aufzubauen.
Und weil die gute Philetta so "gehypet" wird und mir die Preise zu hoch sind, hab ich mich bisher auch nicht besonders dafür interessiert.
Aber gefallen tut sie mir schon Big Grin

Gruß,
Daniel
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#6
(22.05.2015, 14:55)Fritz schrieb: Nur das uninteressante kann man behalten.

Ja, das hast Du schon ganz richtig erkannt... Graetz Comedia spielt ganz weit oben mit in der Liga der Carmens, Operettes und wie sie alle heißen. Also der Geräte, von denen man sich mit 20€ Einsatz ein dutzend in die Sammlung stellen könnte Wink

Aber hier geht's ja um die arme Philetta und die wird offensichtlich wieder ein richtiges Schmuckstück! Tolle Arbeit, die eigentlich niemand bezahlen kann. GRUNDSÄTZLICH sollte man die Gehäuse vielleicht den Eigentümern überlassen - putzen kann jeder Wink
Gruß,
Uli
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#7
Ja Daniel, da hast du recht. Es geht nur ziemlich eng zu beim wechseln der Bauteile. Da muß man ein wenig Kreativ sein. Ich habe der ja auch schon viele gemacht. Wenn die wieder spielen sind es Geräte die spielen und spielen...
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#8
Die schwierigsten Brocken sind schon raus. So schlimm war's garnicht. Lediglich der dicke 100µF Elko unterm Chassis war etwas verbaut und ich musste erst drei Kondensatoren ausbauen um an den Elko vernünftig ranzukommen. Aber das war nun wirklich nicht soo schlimm.
Übrigens weichen alle bisher getauschten Kondensatoren deutlich ab.
Was ist eigentlich mit den geschirmten zu machen ? Ich war mal mutig und hab die neuen nicht geschirmt - sind auch viel kleiner und die Bauteilebeinchen sehr kurz...
Außerdem hab ich auch ein paar Wimas verbaut. Der Besitzer möchte einwandfreie Funktion und interessiert sich nicht so für die "inneren Werte".
Immer wieder erstaunt bin ich darüber, wie deutlich der Größenunterschied zwischen alt und neu ausfällt!
Nächste Woche geht's weiter. Das Gehäuse habe ich mit Autopolitur nochmals nachbearbeitet und stellenweise mit dem Dremel und einer Filzscheibe mit Politur vorsichtig nachgearbeitet.
Anschließend hab ich mal helles Hartöl aufgetragen und auspoliert - das hat wirklich was gebracht. Bilder folgen...

Schöne Pfingsten,
Daniel
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#9
Lass die Schirme weg.
Und WENN Du Störungen bekommst, dann kannst die immer noch mit Z.B. Abschirmung von nem Stück koax umhüllen + dieses auf Masse legen (einseitig). Oder mit nem masse-Draht ein paar Windungen darum sollte auch schon reichen. Aber wahrscheinlich passiert mit den ungeschirmten garnix weiter schlimmes.
Gruß,
Uli
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#10
Ist auch kein Problem die Kondensatoren mit Kupferfolie zu schirmen. Die gibt es als Klebeband von der Rolle, lässt sich einfach passend schneiden. Dann noch ein Drähtchen dran löten und wie Uli schon schreibt, auf Masse löten. Wenn man das Material einmal da hat, ist das eine Sache von 10 Minuten.

Abgesehen von Empfangs-Störungen durch Haushaltsgeräte, wie sie früher oft vorkamen, ist es heute eher ein Brumm, der vom Gerät selbst über den Kondensator (oft am Lautstärkeregler) eingefangen wird und dann nervig ist. Daher schirme ich diese Teile auch immer wieder ab, wenn sie es vorher auch waren.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#11
Mittlerweile ist die Philetta wieder fertig.

Die Chassis-Kur war etwas aufwändiger als bei anderen Geräten - die Bauteile sind doch sehr dicht gedrängt. Entsprechend Chaotisch sieht das Ganze dann auch leider aus.
   
Am linken Rand fällt ein 4,7kOhm Widerstand auf. Offensichtlich wurde der 1k, der im Plan eingezeichnet ist, durch diesen hier ersetzt. Alle Spannungen im Bereich der Siebung und der Endstufen stimmen aber bis auf +-2V genau. Vermutlich hatte der Reparateur diesen Widerstand auf die höhere Netzspannung angepasst.
Die beiden Sieb-Elkos sehen auf den Fotos wesentlich schlimmer platziert aus, als in Wirklichkeit. Ich hatte sie aber auch nach Anfertigen der Fotos nochmals etwas nachgerichtet.
Wirklich schön sieht natürlich anders aus. Unterm Chassis ist doch schon ein gewaltiger Verhau. Aber das ist nur eine Frage der Ästhetik, denn der Funktionssicherheit.
Da sieht's oben auf dem Chassis doch deutlich besser aus...
   
Über die Auswahl der Kondensatoren kann man natürlich auch streiten. Der Eigentümer möchte aber ein Radio zum von-außen-Anschauen und zum Radiohören.
Mit dem Zustand des Gehäuses bin ich sehr zufrieden, wenn man den Ausgangszustand bedenkt...
   
Ein vorsichtiges Nacharbeiten von Fehlerstellen mittels feiner Stahlwolle und das Nachpolieren und anschließende Abpolieren mit Hartöl erwiesen sich als durchaus brauchbare Vorgehensweise.
   

Hier noch ein kleiner Vorher-Nachher-Vergleich
   

Der Eigentümer hat sich sehr über das Radio gefreut und war vom jetzigen Zustand - so unbescheiden drücke ich das jetzt mal aus - begeistert.

Nicht weniger bin ich begeistert von der gut verlaufenden Überholung und freue mich sehr, dass ein weiteres Radio den Einsatz als Werkstattradio nicht im Schrottcontainer, sondern auf einem neuen Ehrenplatz im Wohnzimmer erhalten wird Big Grin

Gruß,
Daniel
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#12
Was für ein schönes Radio ! Ich nehm dann mal die rechte Hälfte.
Echter Hingucker - einwandreies Ergebnis !
( und unten noch den Philetta - Schriftzug - dann wäre es museumsreif ! )
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#13
Klasse geworden, wie neu, Respekt.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#14
(28.05.2015, 19:39)Karl-Heinz schrieb: ( und unten noch den Philetta - Schriftzug - dann wäre es museumsreif ! )

Die hab ich übrigens schon nachgefertigt in ebay gesehen für gar nicht mal so großes Geld...
Gruß,
Uli
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#15
Respekt für die Restaurierung!

Das Typenschild kann man sich auch ausdrucken, mit Selbstklebefolie überziehen und fertig.


.jpg   Logo_1.jpg (Größe: 29,21 KB / Downloads: 171)
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#16
Klasse Daniel, find ich toll, Deine Restauration, und das Radio sieht ja prima aus.
Umso besser, daß es nun auch gut spielt. Wie die Kondis aussehen, find ich weniger
wichtig, solange die technische Funktion gut ist.

Respekt & herzlichen Glückwunsch, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#17
Vielen Dank für die netten Kommentare. Aber auch für Konstruktive Kritik bin ich jederzeit empfänglich Smile

Um den Schriftzug werde ich mich nochmal kümmern. Aber dem Eigentümer wäre das nicht so wichtig.
Die Freude ist natürlich umso größer, wenn es dem Auftraggeber gut gefällt und dieser sich drüber freut.

Gruß,
Daniel
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#18
Hallo Daniel,
das oben gezeigte PHILETTA-Schild hatte ich schon einmal ausgedruckt.
Kannst Du es noch gebrauchen, dann würde ich es Dir zuschicken.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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