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Restaurierung auf die Schnelle: Saba Lindau 18
#1
Ein Freund und früherer Arbeitskollege gab mir vor längerer Zeit sein Saba Lindau 18 mit. Eigentlich würde es problemlos funktionieren - bis auf den Umstand, dass er den Sender beim Einschalten nachjustieren, und nach ein paar Minuten die Abstimmung wieder zurück drehen müsse.
   
Nach meiner Erfahrung ist dafür meist die "UKW-Röhre" ECC85 verantwortlich, wenn diese schon viele Betriebsstunden runter hat.

Mein Kollege meinte noch, ich könne mir ruhig Zeit lassen und bei Gelegenheit mal nachsehen. Das war vor über einem Jahr.
Da wir uns nur selten sehen (2-3 mal im Jahr) und am Wochenende wieder mal ein Treffen ansteht, fiel der Entschluss das Radio endlich zu "bearbeiten".

Ein Testlauf bestätigte, dass die UKW-Abstimmun nach ein paar Minuten etwas wegläuft, sich dann aber stabilisiert. Außerdem trug das ganze Gerät den Schmutz und Nikotinfilm der letzten Jahre (mein Freund ist übrigens Nichtraucher).

Aber zum Saba:
Der Lindau 18 kommt mit fünf Röhren aus: ECC85 ECH81 EBF89 ECL86 EM84
Glücklicherweise ist hier die berüchtigte ECL86 in Ordnung.
Des Weiteren ist er noch mit drei Halbleiterdiodentypen bestückt.
Der UKW-Teil ist - sabatypisch - mit Variometerabstimmung versehen. Das Fett des Abstimmstabes war absolut in Ordnung - hier war nichts zu tun.

Optisch entspricht das Modell dem damals modernen "nordischen Design" mit schlichten Gehäusen, geraden Linien und schnörkelloser Gestaltung.
Hier gilt eher "Form folgt Funktion". Viele empfinden die Radios dieser Zeit als langweilig und seelenlos, darüber kann man natürlich streiten. Tatsache ist, dass dieses Design gleichzeitig mit dem Ende des Röhrenzeitalters, sowie der beginnenden Qualitäts- und Wertigkeitsminderung in der Unterhaltungsindustrie einzug hielt.
Ich frage mich, was war zuerst? Die im Vergleich zu den älteren Geräten minderwertige Anmutung, oder die niederpreisigen, ab den 70er Jahren gut bis sehr gut verarbeiteten Geräte aus Fernost ? Wollte oder musste man damals schon billig - manchmal schon zu billig - produzieren?

Gebaut wurde das Modell im Jahr 1966/67 und gehört damit schon zu den späten Röhrenradios. Das übernächste Modell, nicht Lindau 20, sonder jetzt Lindau E genannt sieht dem 18er noch sehr ähnlich und ist das letzte Lindau mit Röhrenbestückung. 1970 kam der völlig neu entwickelte, röhrenlose Lindau F auf den Markt, der mit Silizium- und Germanium-Transistoren bestückt ist.
Die Spätepoche der Röhrenradios macht die Restaurierung des Lindau 18 sehr einfach. Das Radio ist sehr übersichtlich aufgebaut - auffälligste Eigenschaft für Röhrenradiofans ist die Platinenbauweise, die hier schon sehr an die Platinengestaltung SABAs der 70er Jahre erinnert.
Ein Blick auf die Kondensatoren erfreut den Restaurator: WIMA MKS und ein paar Elkos, da gibt's nicht viel zu tauschen.

Die Staubschicht im Innern entfernte ich mit feinen Pinseln und vorsichtigem Einsatz von Pressluft.
   
   

Da das Gerät all die Jahre regelmäßig ein paar mal im Monat in betrieb war und sonst einwandfrei funktionierte, beließ ich die Elkos im Radio und ersetzte nur den Doppel-Elko der Siebkette. Ein Nachmessen ergab, das ein 50µF 50,5µF und einen ESR von guten 1,2 hatte, der andere Kondensator hatte keine messbare Kapazität und lieferte auch sonst keine Messwerte.
Schnell konnte so zur Reinigung des Chassis und Gehäuses übergegangen werden.
   
   
   
       
Ein Schaumreiniger, mit dem ich schon beim Imperial 6048 erfolgreich Nikotinschichten entfernte kam auch hier zum Einsatz. Zwei Durchgänge Gehäuse war erkennbar sauber - die Lappen dagegen ocker-braun! Das gleiche wiederfuhr den Knöpfen und Anschlusskabeln.
   
Auch die Skalenscheibe ließ sich nach entfernen der Spannklammern gut säubern und so fand alles relativ schnell wieder an seinen Platz
   
       
       
       
       


Es ist immer wieder erstaunlich, was für einen Effekt eine anständige Reinigung mit einfachen Mitteln erzielt!

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden - ich hoffe dem Eigentümer wird's genauso gefallen!
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#2
Hallo - ich weiß nicht - aber mir gefällt diese "Nordische Linie" - ich habe zufällig den SABA Mainau in weiß Schleiflack - total unproblematische schicke Radios !
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#3
Diese Geräte haben was, wahrscheinlich wird man das erst in 20- oder 50 Jahren schätzen...
Was ist denn aus dem weglaufenden Sender geworden, war es die ECC85?
Wie sind die Klangeigenschaften des Gerätes?
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#4
Ich würde noch den Enstörkondensator kritisch prüfen oder gleich tauschen. Das sollte so ein Wima Durolit sein, die können auch mal ärger machen.
Grüße
Christoph
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#5
Sehr schöner Bericht, danke Smiley32 .
Was mir ein bißchen zu kurz kam, war die technische Komponente: was musste denn alles repariert / getauscht werden?

Zum Radio: über das Design lässt sich wahrlich streiten, aber: wenigstens hat dieses Gerät der "nordischen Linie" noch einen gescheiten Lautsprecher. Den vermisse ich bei vielen anderen Marken.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#6
Ich habe von dem 18er den Stereo in der Küche stehen, absolut zuverlassiges Radio. Morgens wird es angemacht und Abends aus. Bis vor einer Woche. Ich drückte die Ein-Taste und merkte schon beim Schalten das der kleine Seilzug riss. Seitdem ist es Stumm Huh. Jetzt such ich einen der mal dabei gucken kann Smiley18. Am Tisch habe ich den Meteor von Martin, am zweiten Basteltisch einen Plattendreher. Kein Platz mehr Smiley64.
Ja Daniel, prima Geräte die man sehr gerne mal durchcheckt. Leider sind die silbernen Leisten unter den Tasten und Knöpfen sehr oft weg oder beschädigt. Auch Putzen kann man sie nicht da ist direkt die Beschriftung ab. Ich wollte ja mal so Leisten nachbauen, ist im Sande verlaufen.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#7
(03.06.2015, 07:50)Dietmar schrieb: Ich habe von dem 18er den Stereo in der Küche stehen, absolut zuverlassiges Radio. Morgens wird es angemacht und Abends aus. Bis vor einer Woche. Ich drückte die Ein-Taste und merkte schon beim Schalten das der kleine Seilzug riss. Seitdem ist es Stumm Huh. Jetzt such ich einen der mal dabei gucken kann Smiley18. Am Tisch habe ich den Meteor von Martin, am zweiten Basteltisch einen Plattendreher. Kein Platz mehr Smiley64.
Ja Daniel, prima Geräte die man sehr gerne mal durchcheckt. Leider sind die silbernen Leisten unter den Tasten und Knöpfen sehr oft weg oder beschädigt. Auch Putzen kann man sie nicht da ist direkt die Beschriftung ab. Ich wollte ja mal so Leisten nachbauen, ist im Sande verlaufen.

So ist das Dietmar. Da macht man ständig Geräte für Andere und kommt nicht mehr zu den eigenen Baustellen. Wenn ich Alles machen würde, was ich mal vorhatte, müsste ich wahrscheinlich 120 Jahre werden, um das zu schaffen Wink
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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